Geschrieben von Mittwoch, 26 September 2012 20:06

Fortid – Interview zu „Pagan Prophecies“ mit Einar “Eldur” Thorberg


Fortid Band

FORTID heißt die Band eines Isländers, der in Norwegen lebt und sich Eldur nennt. Das vierte Album „Pagan Prophecies" hat sich mit vielfältigem Folk-Black-Metal einige gute Noten verdient. Warum Eldur nach Norwegen umgezogen ist, warum spanische Akustikgitarren auch in Metalsongs vorkommen können und ob es Elfen gibt, erklärte uns der Hauptakteur im Interview.

Hallo Eldur. Wie geht's dir im Moment und nach der neuen Veröffentlichung?

Hallo zurück. Ich bin zurzeit in Oslo. Ich komme gerade zurück von einem kurzen Trip nach Island. Seit der Veröffentlichung gab es ein Desaster nach dem anderen in meinem persönlichen Leben, aber darüber möchte ich in der Öffentlichkeit nicht sprechen. Leider haben diese Dinge unter anderem auch unsere Chance auf eine Release-Show vermasselt. Aber alles geht weiter und wir nehmen die Fahrt wieder auf. Die Reaktionen und Feedbacks zu unserem Album waren meistens großartig und wir sind selbst wirklich zufrieden mit unserem neuen Output.

Zunächst war FORTID nur ein Solo-Projekt von dir, jetzt ist es eine Band. Wer sind die anderen und wie hat sich das entwickelt?

Wir haben einen Bassisten namens Rikard Jonsson, als Gitarristen Øystein Hansen und den Drummer Daniel Theobald. Ich habe diese Jungs alle getroffen, als ich in Oslo Party gemacht habe. Wir alle teilen die Leidenschaft für Alkohol und Musik. Als ich eine Band formieren wollte und Ausschau nach Bandkollegen hielt, war es nicht schwierig die drei zu überzeugen, nachdem sie das Material von „Völuspá" gehört hatten (die letzte Alben-Trilogie von FORTID, Anm.d.R.). Gaute Refsnes von WINDIR bzw. COR SCORPII war übrigens am Anfang auch noch in der Band dabei. Er hat die Band zwar später verlassen, aber wir trennten uns im Guten und sind bis heute noch eng befreundet.

Du kommst ursprünglich aus Island. Warum bist du vor ein paar Jahren nach Norwegen umgesiedelt?

Nachdem ich jahrelang vergeblich in Island versucht habe, ein stabiles Lineup für FORTID aufzubauen, wollte ich die Umgebung wechseln. Ich habe mit den tollsten Isländischen Musikern zusammen gearbeitet, aber es hat jedes Mal nicht länger als ein Jahr gehalten.
Ich habe gehört, dass es in Island Elfen gibt. Glaubst du, dass sie existieren – oder dass es vielleicht andere „unsichtbare Lebewesen" gibt?
Ja, ich glaube definitiv an solche „unsichtbaren Lebewesen", wie du sie nennst. Ich habe keine speziellen Erfahrungen mit Elfen gemacht, aber ich gewähre ihnen den Nutzen des Zweifels, einfach zum Wohle unserer herrlichen Natur, Mythologie und Kultur.

Seit einigen Jahren hast du nun drei Musiker um dich herum – im Gegensatz zu der Zeit, in der du alleine komponiert hast. Wie war dieses Mal der Prozess, als ihr „Pagan Prophecies" geschrieben habt?

Die Musik habe ich zunächst zu Hause geschrieben und als Vorproduktion der Band vorgestellt, die dann später ihre Gedanken und Ideen in die Gleichung eingefügt haben. Außer bei dem Song „Electric Horizon", bei dem der andere Gitarrist Øystein Hansen Co-Schreiber war. Er hat auch im Titeltrack ein Riff geschrieben und einige Soli zu dem Album beigesteuert. Rikard Jonsson hat mehr oder weniger freie Hand bei seinen Basslinien, so wie Daniel Theobald bei den Drums, außer dass er dem Drumcomputer in der Vorproduktion ein bisschen folgen soll.
Das ist aber eigentlich nicht unser idealer Weg ein Album zu komponieren, nächstes Mal wollen wir insgesamt mehr im Proberaum arbeiten. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Ergebnis.

Lasst Ihr Euch von etwas inspirieren, wenn ihr Musik schreibt – zum Beispiel für die Gitarren in "Spirit Of The North", die wie spanische Tanzmusik klingen?

Wir alle lassen uns von verschiedensten Musikgenres inspirieren. Die Akustik-Gitarre, die du meinst, tauchte spontan in meinen Gedanken als natürliche Zutat auf, die ich zu den schon bestehenden Hintergrund-Elementen hinzufügen wollte. Ich kann nicht beschreiben, wie solche Dinge passieren. Sie passieren eben.

Speziell der letzte Track, der ungefähr achtzehn Minuten Regen und Donner enthält, wirft in einigen Reviews Fragen auf. Was ist der Sinn dieses Teils des Albums?

Dieser Teil hat nicht nur Fragen aufgeworfen. Er hat uns sogar einige Punkte in Reviews gekostet und wurde von manchen ziemlich hart kritisiert. Wir sehen da kein Problem, weil doch jeder einen sch*** Stopp-Knopf am CD-Player hat. Das Konzept des ganzen Albums ist Ragnarök. Diejenigen, die die Prophezeiungen von Ragnarök kennen, wissen, dass die Welt im Meer versinkt. Dies ist unsere Darstellung und ja – Ragnarök wird lange Zeit dauern.

Die ersten drei Alben waren Teil einer Trilogie. Ist „Pagan Prophecies" auch Teil eines neuen Konzepts, das längere Zeit dauern wird?

„Pagan Prophecies" ist ein Konzept-Album für sich selbst und inspiriert von den Völuspá-Prophezeiungen. Das nächste Album ist nicht zwingend daran gebunden, aber es ist noch zu früh, um jetzt schon irgendwelche Entscheidungen oder Ankündigungen loszulassen.

Hast du musikalische Idole, die du mal auf der Bühne treffen willst?

Als ich jung war, musste ich natürlich Idole haben. Jetzt weiß ich es aber besser, um keinen anderen Menschen mehr als Idol zu sehen.
Aber um deiner Frage nicht unfair aus dem Weg zu gehen – es gibt viele Musiker da draußen, vor denen ich Respekt habe und bei denen es mir eine Ehre wäre, mit ihnen die Bühne zu teilen. Da gibt es jetzt niemanden bestimmten, aber ich denke am passendsten für FORTID und am liebsten wäre mir, als Support für ENSLAVED zu spielen.

Die Sommer-Festivals sind jetzt vorbei. Habt ihr Pläne für eine Tour mit den neuen Songs oder hat ein neues Album höchste Priorität?

Im Vergleich dazu, wie unbekannt die Band FORTID eigentlich ist, sind wir relativ anspruchsvoll, was Live-Shows angeht. In dieser Phase spielen wir lieber ausgewählte aber wichtige Shows, als überall herumzutouren und pleite nach Hause zu kommen.
Für diejenigen, die es nicht wissen: Es ist ziemlich teuer für eine Untergrund-Band, auf Tour zu gehen. Wir arbeiten allerdings natürlich an einigen Möglichkeiten hier und da. Wir haben aber auch bereits angefangen, an dem ersten Song für ein neues Album zu schreiben.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute!

Vielen Dank auch! Skál!
Manuel

"Größtenteils harmlos."