Wenn wir hier in der Redaktion Hardcore-Alben zugeschickt bekommen, ist das Bandfoto oftmals wie folgt: fünf tattoowierte Typen, die die Arme verschränkt haben und böse gucken. So nach dem Motto „Wir sind noch böser als unsere Musik!". Bei STEVE FROM ENGLAND ist das anders: die Jungs aus Hannover spielen melodischen Hardcore mit jeder Menge Drive und gehen eher mit einer „Hey, wir haben Spaß – ihr auch?" Attitüde an die Sache heran. Dass man zwar seine Musik, aber sich selber nicht zu ernst nehmen sollte, merkt man dem Quintett auch im Interview an, bei dem es eben nicht versucht, die Welt davon zu überzeugen, die härteste Band unter der Sonne zu sein. Manege frei für Baake von STEVE FROM ENGLAND.
Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.
Hallo, ich bin Baake, Bassist, Freizeit-Engländer und nur mal ganz nebenbei bemerkt Niedersachsenmeister im Brustschwimmen 1988. Unsere kleine, melodische HC/Punk-Kapelle aus dem gemütlichen Hannover existiert seit 2008 und besteht neben mir aus Martin (Gesang), Maik (Gitarre), Felix (Gitarre) und Alex (Schlagzeug)! Nach unserem Debüt-Album „ Serenity Is Just A Relic" aus dem Jahr 2010 haben wir nun im August eine neue EP mit dem Namen „Rooney!" herausgebracht. Bei all unseren musikalischen Machenschaften verstecken wir uns hinter dem Namen STEVE FROM ENGLAND!
Erzähl uns mal kurz die Geschichte von STEVE FROM ENGLAND.
Die Geschichte von STEVE FROM ENGLAND ist eine Geschichte voller Missverständnisse! Und noch heute ist STEVE FROM ENGLAND für viele Jungen und Mädchen ein Tabu ...! Wer dieses brechen möchte, kann sich natürlich gerne auf unserer Internetseite – z.B. über unsere Biographie – über unser Treiben informieren.
Habt ihr eure Platte wieder selbst aufgenommen (wie eure letzte)? Was sind die Vor- und Nachteile der Eigenproduktion?
Wie bereits „Serenity Is Just A Relic" haben wir auch „Rooney!" im „Tiny-Pond-Studio" unseres Schlagzeugers Alex aufgenommen. Das hat für uns natürlich den Vorteil, dass wir uns weder einem großen zeitlichen, noch dem damit verbundenen erheblichen finanziellen Druck aussetzen mussten. Alex hat wieder einmal unheimlich viel Zeit und Arbeit investiert und es bleibt festzuhalten, dass beide Platten wahrscheinlich nicht halb so gut klingen würden, hätten wir diese anderweitig, in begrenzter Zeit, aufgenommen. Als Nachteil würde mir ausschließlich einfallen, dass es manch einmal vielleicht gar nicht so verkehrt ist, jemand Externen zu integrieren, der nicht unbedingt bereits bei der Songentstehung und allem Weiteren dabei war. Allerdings waren wir uns bereits vorher recht einig, wo der Weg vom Sound her dieses Mal hingehen soll und daher nehmen wir diesen vermeintlichen Nachteil natürlich gerne in Kauf.
Während alle anderen auf dicke Hose machen, bezeichnet ihr euch als Amateur-Hardcore und habt eine Bio online stehen, die eher lustig als tough klingt. Keine Lust auf Hardcore-Klischees?
"Keinen Bock, krampfhaft etwas darzustellen was wir nicht sind" würde es wohl am Ehesten treffen. Das hat für uns auch nichts mit Tiefstapeln oder ähnlichem zu tun. Letztendlich machen wir das alles aus Spaß und warum sollte man diesen also nicht nach außen kehren?! Deswegen muss man ja noch lange keine „Blumenkohl-am-Pillermann-Fun-Punk-Texte" haben. Letztlich denke ich, sind wir recht authentisch und alles andere würde wahrscheinlich eher lächerlich rüber kommen. Und das überlassen wir dann doch gerne lieber anderen.
Live geht ihr allerdings ganz gut ab und passt dann doch noch wunderbar in die Hardcore-Schublade. Wie bringt ihr euch in die Stimmung dafür, eine halbe Stunde am Stück über die Bühne zu springen und Vollgas zu geben?
Energiegeladene Musik sollte man vielleicht nicht unbedingt auf dem Barhocker sitzend darbieten. Und da die Bühnengröße in Vergangenheit selten dazu gereicht hat, sie mit einem Moped zu befahren, große Trapezaction zu zeigen und die Musik auch nicht zwangsläufig zu einstudierten Tanzchoreographien taugt, beschränken wir uns halt auf die typischen Möglichkeiten, die einem dabei gegeben sind. Um mental als auch körperlich für einen Auftritt auf den Punkt fit zu sein, haben wir in jahrelanger Zusammenarbeit mit der Universität Hannover ein speziell auf uns abgestimmtes Programm entwickelt. Manchmal gehen wir vorher aber auch nur kacken und/oder trinken ein Bier.
Ihr scheint so etwas wie die deutschen COMEBACK KID zu sein. Nervt der Vergleich schon?
Ich glaube, COMEBACK KID würde es um einiges mehr nerven, wenn man sie ständig mit STEVE FROM ENGLAND vergleichen würde! Sicher gibt es da auch ein paar Parallelen (für den Sound nutzen wir z.B. ebenfalls verzerrte Stromgitarren) und wenn die Leute einen Vergleich nennen, um uns zu beschreiben, ist dieser sicher ok. Allerdings möchte ich betonen, dass kein Mensch eine schlechte Kopie einer bereits existierenden Band braucht und ich denke, dass da bei uns noch einiges mehr zu finden ist, was uns hoffentlich zu einer eigenständigen Band macht.
Wie kommt man auf diesen Bandnamen?
In dem man, wie in unserem Fall, fünf Leute in einen großen Sack steckt und solange mit einem Knüppel auf sie einschlägt, bis sie sich auf einen Namen geeinigt haben! Oder wie haben das deine Eltern bei deiner Namensgebung gemacht!?
Ihr haut eure EP für umme raus. Ist das die einzige Methode, heute überhaupt noch Hörer zu finden? Ist die Konkurrenz nicht mittlerweile riesig?
Es bleibt festzuhalten, dass STEVE FROM ENGLAND kein kommerzielles Produkt ist, nie so geplant war und so auch nicht funktionieren würde. Wir machen das, was wir tun, auch nicht wirklich abhängig davon, wie es bei anderen ankommt. Wir teilen das aber natürlich gerne mit Leuten, die halt einfach Bock darauf haben. Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Musik sicherlich nur einen begrenzten Teil der heutigen Hardcore-Gemeinde ansprechen und entgegen anderer Behauptungen zwingen wir niemanden dazu, sich unsere Platten herunterzuladen. Dennoch erreichen wir Downloadzahlen, über die wir uns durchaus freuen können und die man vor allem realistisch niemals mit Plattenverkäufen erreichen würden. Da wir keinerlei Grund sehen, uns mit anderen Bands zu vergleichen oder gar zu messen, gibt es für uns auch keinerlei Konkurrenzdenken. Wir sind hier schließlich nicht bei „DSD(HC)S"!
Was sind eure Pläne für das nächste Jahr?
Nach zwei Platten wird es wohl eindeutig langsam mal Zeit für eine „Best of" und ein Live-Album, einer damit verbundenen Abschiedstour, der anschließenden Reunion und schließlich einer neuen Platte, wo es dann zu jedem Song ein eigenes Shirt geben wird. So läuft das doch, oder? Des weiteren gibt es Gespräche für einen Gastauftritt bei GZSZ. Außerdem haben wir gehört, dass man als Coverband um einiges mehr an Gage bekommt. Daher besteht die Überlegung, nächstes Jahr einfach ein paar Songs von STEVE FROM ENGLAND zu covern und damit nen richtigen Reibach zu machen. So oder so, ich kann Euch versprechen, das wird größer als PINK FLOYD!
Famous Last Words?
Wenn man den Film „Der weiße Hai" rückwärts anschaut, handelt er von einem Hai, der so lange Menschen ausspuckt, bis sie eine Strandbar eröffnen.
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