Geschrieben von Sonntag, 26 November 2006 20:50

The Gathering - Interview mit Drummer Hans Rutten


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Das Konzert in Strasbourg gab BurnYourEars.de die Möglichkeit, Drummer Hans Rutten in Vertretung von THE GATHERING ein bißchen auf den Zahn zu fühlen und ihn über das neue Album und die Tour auszuquetschen. 
"Home" ist mittlerweile in den Plattenläden und in den Mailorderkatalogen zu finden. Wie denkst du selber über dieses Album?

Wie denke ich selber darüber? Es war dieses Mal nicht wirklich schwer, diese CD zu „machen“. Es hat wirklich Spaß gemacht, unser Studio in einer Kirche aufzubauen. Na gut, wir haben mittlerweile acht Studioalben aufgenommen, also die wirklich große Sensation ist es nicht. Aber auf jeden Fall ist es immer noch etwas Besonderes. Es wird immer etwas Besonderes sein. Im April wurde es veröffentlicht, was wirklich gut ist. Aber wir müssen es „promoten“ und das ist das, womit wir im Moment beschäftigt sind. 

Wie waren die Reaktionen von Seiten der Presse? Habt ihr Fan-Mails bekommen?

Auf jeden Fall. Wir bekommen immer jede Menge Reaktionen zu unserer Arbeit von Seiten der Presse. Auch die Fans sind sehr fleissig: Mails, Guestbooks, Foren. Sicherlich haben manche Leute „Schwierigkeiten“ mit „Home“, aber im Allgemeinen wird es sehr, sehr gut angenommen. Und das ist gut so, denn es steckt eine Menge Arbeit dahinter. Es braucht sicherlich einige Durchläufe, um diese CD genau zu verstehen und ein Ohr dafür zu finden. Aber vielleicht auch nicht. Es ist einfach Geschmackssache. Wir haben getan, was wir konnten. 
Wie läuft die Tour bis jetzt?

Wirklich gut! Wir sind bis jetzt in der Schweiz und in Frankreich gewesen. Natürlich haben wir eine Menge Festivals in diesem Sommer gespielt, und jetzt haben wir die Clubtour begonnen. Dieses Mal haben wir wirklich gute Reaktionen bei der Tour.
Welche Festivals habt ihr in diesem Sommer besucht?
Eine Menge: Ein Rock-Festival in Finnland, Metal-Festivals in Spanien und in der Tschechischen Republik, eins in Italien, das „Het Graspop“ in Belgien und das M’era Luna in Deutschland.
Gerade hast du mir erzählt, dass euer neues Album in einer Kirche aufgenommen wurde. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Nun ja, wir haben nicht direkt nach einer Kirche gesucht, sondern nach einer inspirierenden Umgebung. So haben wir gesucht und gesucht, und dann haben wir diese Kirche in einem kleinen verschlafenen Nest mit Namen Maurik, etwa 90 Minuten Fahrzeit von Nijmegen, gefunden. Es fühlte sich gleich gut und inspirierend an. Es war auf jeden Fall eine sehr gute Idee für dieses Album.
Wie liefen das Songwriting und der Aufnahmeprozess ab? Sitzt ihr alle zusammen und arbeitet konzentriert an euren Songs, oder entwickeln sich die Songs spontan durch „Trial and Error“?
„Trial and Error“ sicherlich, aber über die Grundidee waren wir uns im Vorfeld einig: Wie wollten akustische Gitarren, ein bißchen Keyboard mit einigen Klavierklängen. Dann haben wir angefangen, die Songs „aufzubauen“, und zwar von einem akustischen Standpunkt aus, ohne schwere Gitarren. Dann hatten wir das Gefühl und das Arrangement, und dann haben wir angefangen, alles aufzunehmen. Wie in einer Jamsession. Ein bißchen Copy and Paste, Trial and Error, so lief es dieses mal ab.
Nachdem ihr euren Vertrag mit Century Media aufgelöst habt, seid ihr jetzt bei Santuary Records untergekommen. Wie läuft es?
Wir sind definitv sehr zufrieden. Aber Santuary ist nicht unsere Plattenfirma im eigentlichen Sinne, wir haben bei ihnen lediglich einen Lizenzvertrag unterzeichnet. Wir haben immer noch unser eigenes Label, Psychonaut Records, welches der Inhaber der Rechte ist.
Persönlich habe ich euch das letzte Mal vor acht Jahren live gesehen. Damals war eure Musik noch im Gothic Metal Bereich angesiedelt. Mittlerweile gehen die Beschreibungen über THE GATHERING von Ambient über Trip-Hop bis hin zu Prog. Wie würdest du denn selber eure Musik beschreiben?
Nun ja. Prog… Wir sind auf keinen Fall in der Prog-Szene. Unsere Musik ist zwar progressiv, gehört aber nicht in die Progrock-Szene, die meiner Meinung nach alles andere als progressiv ist. In unserer Musik sind ein paar wirklich klassische Elemente und ich denke, dass wir mittlerweile sehr britisch klingen, wenn man zum Beispiel an ein paar Trip-Hop Bands aus der Bristol-Szene denkt. MASSIVE ATTACK oder PORTISHEAD kombiniert mit RADIOHEAD-Einflüssen. Aber über allem steht doch die Melancholie von THE GATHERING. Aber ich finde, wir hatten immer einen recht britischen Sound. Schon zu der Zeit von „Mandylion“ haben wir recht wenig Metal gehört, aber was rauskam war Metal. Wir haben uns auch in unserem Musikgeschmack weiter entwickelt und Post Rock entdeckt, der wirklich aufregend ist. Wir versuchen, diese ganzen Elemente in unserer eigenen Musik zu verbinden. Wir denken nicht wirklich darüber nach, „was“ es ist. Man kann es nicht in eine Schublade stecken, wir haben einfach keinen bestimmten Stil. Das ist manchmal wirklich nett, aber manchmal auch eine Art Handicap.
Gerade für die Presse. Einige finden, es wäre Psychodelic, und für mich ist es alles andere als das. Wir haben einen sehr breiten Horizont – wir hören so viele verschiedene Arten von Musik, und das macht THE GATHERING aus.
Ich würde gerne aufs Touren zurück kommen. Im Laufe der letzten Jahre seid ihr viel herum gekommen. Gigs in Europa, Israel und den USA. Inwiefern hat sich das Publikum in den verschiedenen Ländern unterschieden?
Die Umstände unterscheiden sich immens, aber das Publikum ist in Nordamerika und Europa eigentlich ziemlich ähnlich. Es war immer sehr gut, wir hatten noch nie einen Grund, uns zu beschweren.
Südamerika hingegen ist eine andere Geschichte. Die Leute dort sind so ambitioniert, sie drehen wirklich am Rad und das ist herrlich anzuschauen. Aber das ist die 
südamerikanische Ausdrucksweise. Sehr herzlich in allem, was sie tun. 

In eurer Anfangszeit habt ihr Konzerte mit „großen Namen“ aus der Metalszene gespielt. MORBID ANGEL, DEATH, SAMAEL. Jetzt seid ihr selber sehr gefragt. Gibt es noch „große Bands“ mit denen ihr gerne Konzerte geben oder auf Tour gehen würdet? Oder vielleicht Newcomer-Bands?

Sicherlich. Wir wollen in erster Linie mit guten Bands zusammen auftreten. Zum Beispiel MOGWAI, die ich wirklich bewundere. Oder RADIOHEAD, die eine wirklich kreative Band sind. Eigentlich alle kreativen Bands.
Du hast bereits die Festivals, auf denen ihr dieses Jahr gespielt habt, erwähnt. Gibt es schon Pläne für das nächste Jahr?
Nein, wirklich nicht.
Wie verbringt ihr einen freien Tag auf einer Tour?
Einen freien Tag verbringen wir meistens mit Reisen, oder wir schauen uns ein bißchen die Stadt an. Aber nur dann, wenn es eine schöne Stadt ist (grinst).
Gibt es Städte, die euch besonders gefallen?
Es gibt so viele nette Städte. Jede Stadt, in der wir spielen, hat etwas Besonderes. Lyon gefällt mir persönlich sehr gut. In Holland kennen wir uns aus, dort wissen wir, wo wir hin gehen müssen, um eine gute Zeit zu haben. In Deutschland mag ich Berlin und Hamburg. Dort sind wir sehr gerne, wobei ich doch sagen muss, dass Hamburg wirklich eine teure Stadt ist.
Wie würdest du die Rock-Szene in eurer Heimat beschreiben. Ist es dort schwer für junge Bands, Auftrittsmöglichkeiten zu finden?
Definitiv, aber das ist es wohl überall. Ich muss aber auch ehrlich gestehen, dass ich das Ganze nicht mehr so sehr verfolge. Ich denke nicht, dass es eine große niederländische Szene gibt. Es gibt schon, gerade in der Metal-Szene, einige bekannte Bands.
Wen würdest du als eure Haupteinflüsse benennen. Habt ihr „Alltime Faves“?
Eigentlich haben wir diese Band als eine Art „Projekt“ begonnen, und wir wollten wie CELTIC FROST klingen! DEAD CAN DANCE war auch ein großer Einfluss für uns in den Anfangszeiten.
Letztes Jahr ist Anneke Mutter geworden. Wie verbindet sie Familie und Karriere?
Es ist schwierig zu händeln. Aber wir haben alle Familie, und ich bin auch gerade Vater eines Sohnes geworden. In Zukunft wird es also definitiv noch schwerer werden, auf Tour zu gehen. Wir werden, denke ich mal, weniger touren, denn immerhin hat man ein Kind, das man aufziehen muss. Also werden wir uns wohl mehr auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren und vielleicht mal für eine Woche oder so auf Tour gehen.
Habt ihr vielleicht noch andere Pläne für die Zukunft? Christopher Johnson von THERION hat damals sein eigenes Oratorium geschrieben. Habt ihr etwas Spezielles vor; Filmmusik vielleicht?
Wir haben viele, viele Ideen, aber jetzt müssen wir erst einmal abwarten, wie sich die Dinge in der Zukunft entwickeln. Vielleicht ein Projekt abseits von THE GATHERING, aber jetzt heißt es erstmal abwarten. Es hängt alles von so vielen Faktoren ab.
Eine letzte Frage, Stichwort Allstar-Band. Wer wäre dabei und wie würde sie klingen?
Puh… Allstar-Band? Für mich ist eine Band mit einem konstanten Line-Up bereits eine Allstar-Band, denn zwischen den Mitgliedern gibt es eine Chemie. Wenn man den Gitarristen der einen Band und den Bassisten der anderen Band nimmt, heißt das nicht, dass man dadurch dann eine gute Band bekommt. Für mich ist PINK FLOYD eine Allstar-Band, denn die Mitglieder ergänzen einander so gut. Für mich dreht sich alles um die Chemie zwischen den Menschen und nicht um die Person selber in einer Band. Die Band selber sollte im Vordergrund stehen, auch wenn es immer nett ist, einen besonders guten Sänger oder Drummer zu haben. Denn das Wichtige ist das Gefühl, das die Band selber schafft.
Vielen Dank, Hans. Hast du vielleicht noch ein paar „letzte Worte“ für unsere Leser?
Ja, gerne geschehen. Also ich hoffe, dass wir doch etwas öfter in Deutschland spielen werden, denn wir suchen immer nach einer guten Promotion für unser Material.