Der Release des Albums "Fatal Design" brachte BurnYourEars.de auf die Idee, den Finnen von Entwine ein paar Fragen über die Datenautobahn zu jagen. Gitarrist Jaani nahm sich die Zeit und antwortete.
Mit Fatal Design habt ihr wieder ein sehr gutes Album auf den Markt gebracht. Herzlichen Glückwunsch dazu.
Vielen Dank. Wir sind selbst auch sehr glücklich darüber.
Wie waren die Kritiken diesbezüglich? Gab es Unterschiede zwischen den finnischen und den übrigen europäischen Magazinen?
Allgemein waren die Reaktionen bis jetzt wirklich gut. Ich habe eigentlich kein schlechtes Review über „Fatal Design“ gelesen, und in Finnland und dem restlichen Europa gab es nicht wirklich Unterschiede. Allerdings scheinen die finnischen Schreiberlinge uns mit Bands zu vergleichen, die sonst recht unbekannt sind.
Wie siehst du das Album selber - stärker als "DieVersity" oder gleich stark? Gibt es irgendwelche Unterschiede oder Entwicklungen, die Du selbst besonders hervorheben würdest?
Meiner Meinung nach ist es, zumindest in manchen Punkten, besser als „DiEversity". Dieses Mal haben wir mit einem neuen Produzenten, Janne Joutsenniemi, zusammen gearbeitet und er hat definitiv gute Arbeit geleistet, indem er das Beste aus allen heraus geholt hat. Vor allem sind die Gesangsparts von Mika genau so, wie wir sie wollten, wirklich hart und trotzdem voller Gefühl. Im „Cutting Room“ in Stockholm ist alles noch perfektioniert worden.
Was habt ihr so in der Zwischenzeit gemacht?
Letztes Jahr haben wir eine EP – „Silver“ heraus gebracht. Zwei neue Songs, eine Coverversion und zwei Live-Tracks. Danach sind wir ein wenig getourt und anschließend haben wir angefangen, die Songs für die neue CD zu schreiben. Damit waren wir dann von Ende 2005 bis Anfang 2006 beschäftigt.
Ich selber finde, daß ihr auf "Fatal Design" härter und eingängiger klingt und euch nicht davor scheut, alternativere Klänge einzubauen. Wie lief das Songwriting und der gesamte Aufnahmeprozess dieses mal ab? Und wie lange habt ihr euch im Studio verschanzt?
Der Songwriting-Prozess lief ungefähr genau so ab wie bei „DiEversiy“. Mittlerweile konzentrieren wir uns mehr aufs Spielen und alles ist sehr entspannt. Normalerweise fangen wir an, auf Grund einiger Keyboard-Parts oder Gitarrenriffs, die Tom gerade eingefallen sind, zu jammen. Dann geben wir alle unseren Senf dazu, und bald darauf haben wir das Songgerüst zusammen. Manchmal dauert es etwas länger, manchmal nicht. Manchmal kriegt Mika dann die instrumentelle Verson des Demos, und er fängt dann an, die Gesangparts auszuarbeiten.
Wie schauen eure Pläne aus, jetzt wo "Fatal Design" seinen Weg in die Regale der Plattenläden gefunden hat? Gibt es schon konkrete Vorstellungen bezüglich einer Europatournee?
Wir haben mittlerweile einige Gigs in Finnland gespielt, und Ende Oktober / Anfang November war die Europatour mit ZERAFINE, die ich wirklich sehr schätze.
Und wie schaut es mit den deutschen Festivalbühnen aus? Wo kann man euch erwarten, wenn es nach Euren Vorstellungen geht?
Es gibt schon einige Metalfestivals in Europa, auf denen wir gerne spielen würden. Aber so einfach ist das nicht. Für uns ist der ganze Spaß sehr kostenintensiv, weil wir einfach von Finnland aus mehr als z. B. deutsche Bands reisen müssen. Aber ich denke schon, dass wir nächsten Sommer auf einigen Festivals in Mitteleuropa zu sehen sein werden. Mir persönlich hat das Roskilde Festival immer sehr gut gefallen, aber es ist wirklich schwer, dafür gebucht zu werden. In Deutschland ist mein Favorit das Summer Breeze.
Mittlerweile habt ihr ja als Band schon einige Jahre auf dem Buckel. Wie viele, um genau zu sein?
Wir haben uns in 1997 formiert, nicht in 1995, wie es in der Biographie steht. Also: Nächstes Jahr feiern wir unser 10-jähriges Bestehen. Seitdem haben wir einige Wechsel im Line-Up hinter uns. Seit 2001 spielen wir in der aktuellen Formation zusammen und kommen wirklich gut klar. Sicherlich gab es hier und da die eine oder andere Ungereimtheit, aber heutzutage können wir unsere Probleme auf dem kleinen Dienstweg lösen. Wir hängen auch nicht die ganze Zeit zusammen. So ist es doch einfacher. Und es ist so immer wieder schön, für eine Tour oder auch nur einen Gig zusammen zu kommen, wenn man den einen oder anderen einige Tage nicht gesehen hat.
Ihr habt euch während dieser Zeit stetig weiter entwickelt. Habt ihr schon eine vage Vorstellung davon, wo euch die Zukunft in Sachen Musik hinführt?
Ich habe nicht die leiseste Ahnung! Aber ernsthaft: Ich denke schon, dass die harten Gitarren und das Keyboard weiterhin eine Rolle spielen werden, wie es seit der Gründung von ENTWINE der Fall ist. Und meine Hoffnung ist ganz einfach, dass wir uns weiterhin entwickeln, stetig etwas Neues mit unserer Musik kreieren und nicht in einem bestimmten Genre hängen bleiben.
Wie siehst du selber den Gothic Metal im allgemeinen?
Ich denke, zur Zeit läuft es in diesem Bereich wirklich gut. Vielleicht zu gut. Gothic Metal scheint zur Zeit „trendy“ zu sein, und was man über Trends sagt, ist bekannt. Meiner Meinung nach sind wir nicht mehr so „Gothic“. Ich finde dieses ganze „Nur-Schwarz-Gothic-Zeugs“ irgendwie langweilig.
Uns selber gefallen noch die selben Gothic Bands wie damals, aber das ist einfach nicht mehr das, was wir machen möchten. Sicher, diese Einflüsse werden bestehen bleiben, aber es gibt auch so viele andere Musikstile, die wir entdecken möchten, und das wird uns auch in Zukunft bestimmt mehr beeinflussen.
Denkst du, dass es irgendwas Spezielles im finnischen Metal gibt, was ihn so beliebt macht?
Die Finnen an sich sind von Anfang an reichlich depressiv – sie saugen es quasi mit der Muttermilch auf. So klingt die Musik auch ganz natürlich überzeugend schwermütig. Keine Heuchelei, und das kann man hören.
Spielt ihr alle Vollzeit bei ENTWINE oder habt ihr noch „Sideprojects? Gibt es junge hoffnungsvolle Metalbands in Finnland - und wen sollte man, deiner Meinung nach, in Zukunft im Auge behalten?
Die Meisten von uns haben nebenher noch Projekte, aber im Augenblick konzentrieren wir uns zu hundert Prozent auf ENTWINE. Nächstes Jahr haben wir vielleicht etwas mehr Zeit für unsere Projekte. Wenn Ihr interessiert seit, dann könnt ihr Bans wie SHAM RAIN oder TUONI austesten.
Wenn ich nach guten Newcomer Bands gefragt werde, dann denke ich immer an Bands wie KILL THE ROMANCE oder PROFANE OMEN. KAMEL ist ein wirklicher Tip, wenn es um Stoner Rock geht.
Euer Produzent ist gleichzeitig euer Drummer. Denkst du, dass das für eure CDs einen Vorteil hat? Ich denke, er weiß schon während des gesamten Songwritings Bescheid, wie das Album später klingen soll. Wie siehst du das?
Aksu ist nur der Co-Produzent. Wir haben immer mit „auswärtigen“ Produzenten zusammen gearbeitet, weil es einfach gut ist, jemanden zu haben, der selber nicht in der Band ist. So können wir uns auf das Wichtigste konzentrieren – so gut wie möglich zu spielen.
Aksu selber produziert andere Bands und das ist für uns wirklich ein Vorteil. Er arbeitet mit unserem Produzenten zusammen und erledigt die Technik für die Sessions.
Auch ist es doch sehr beruhigend, wenn ein Bandmitglied mit dem Produzenten zusammen arbeitet. So ist man vor unangenehmen Überraschungen gefeit.
Hast du irgendwelche bandbezogenen Wünsche für die Zukunft?
Nun ja, wir haben gerade das Video zu unserer ersten Single „Surrender“ gedreht, und so hoffe ich natürlich, dass es zumindest in Europa häufig gespielt wird. In ein paar Wochen kommt unsere zweite Single „Chameleon Halo“ heraus. Wir haben darüber nachgedacht, Anfang 2007 eine Headliner Tour in Europa zu starten. Touren, Touren, Touren und ich denke, dass wir ziemlich bald wieder anfangen werden, neue Songs zu schreiben.
Zum Schluß würde ich noch gerne auf eure Texte eingehen. Worum geht es hauptsächlich bei Euren Texten? Wer ist federführend?
Mika schreibt die meisten Texte und Tom schreibt pro Album etwa einen oder zwei Texte. Bei Mika geht es meinstens um das wirkliche Leben und sehr oft auch um seine vergangenen und gegenwärtigen Beziehungen zu anderen Menschen. Der Titeltrack zu „Fatal Design“ geht mehr in die politische Richtung. Ich denke, in Zukunft wird es bei uns mehrere verschieden Themen geben.
Gibt es etwas, das du unseren Lesern sagen möchtest?
Wenn ihr riffigen, melancholischen und emotionalen Gothic Rock mögt, dann solltet ihr definitiv unser neues Album „Fatal Design“ anhören. Falls ihr das schon gemacht habt, solltet ihr unsere Konzerte besuchen, wann immer das möglich ist.
Ich bedanke mich vielmals dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Last words?
Vielen Dank!