Geschrieben von Dienstag, 19 Juni 2007 11:22

Octavia Sperati - Interview mit Sängerin Silje Wergeland


silje

Link: http://www.octavia-sperati.com
http://www,myspace,com/octaviasperati

 
Zur Veröffentlichung des neuen OCTAVIA SPERATI-Albums "Grace Submerged" bekam BurnYourEars die Gelegenheit, der Band ein paar Fragen über den Datenhighway zu schicken. Sängerin Silje Wergeland nahm sich die Zeit und antwortete. Lest im Folgenden, was die Band bewegt und wie ihre nähere Zukunft aussieht.

Hallo Silje - und
Glückwunsch zu „Grace Submerged“!
Oh, vielen Dank!

Wie denkst du persönlich über euer neues Album?

Ich bin wirklich zufrieden mit dem Album und froh darüber, dass es endlich in den Läden steht. Außerdem können wir die Songs jetzt live spielen und die Zuschauer haben die Chance, die Songs bereits vorher zu hören. Ich brauche immer eine gewisse Zeit, um Abstand von dem ganzen Studiokrempel zu gewinnen, denn man denkt immer, das eine oder andere hätte man besser machen können. Aber man kann ja nicht ewig im Studio verbringen. Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen.
Wie war denn das Feedback von Seiten der Presse?
Wirklich gut. Weil die Reviews zu „Winter Enclosure“ schon sehr gut ausgefallen waren, spekulierte auf einmal alle Welt darüber, wie schwer die zweite Platte werden würde. Uns war allerdings von Anfang an klar, dass „Grace Submerged“ besser werden würde, aber was die Band denkt, deckt sich manchmal nicht wirklich mit den Gedanken der anderen Leute.
Wie läuft das Songwriting bei euch ab, und wie lange wart ihr im Studio?

Eigentlich arbeiten wir alle zusammen an den Songs. Einer kommt mit einem Riff oder einer Melodie an. Dann arbeitet jeder aus, was er dazu spielen möchte und dann arrangieren wir die Songs zusammen. Insgesamt haben wir zwei Jahre gebraucht um das Album zu schreiben und haben dann, mit der einen oder anderen Unterbrechung, zwei Monate im Studio verbracht. Unsere Keyboarderin Tone hat ihre Parts im MOF-Studio in Sandefjord, wo ich mit ihr auch zusammen an „Don’t Believe A Word“ gearbeitet habe, aufgenommen.
Gibt es ein Konzept hinter euren Texten?

Wir sind keine politische Band, aber ich finde es doch ziemlich schwer, nicht von allem, was man in den Nachrichten liest und hört, beeinflusst zu werden. Hauptsächlich motivieren mich die Kämpfe der armen Länder, seien sie religiöser, politischer oder kultureller Natur, meine Stimme zu erheben. Aber auf der anderen Seite ist die Redefreiheit in Gefahr. All das läuft auf Menschen zurück, die einerseits arm und unglücklich sind und andererseits gar nicht wissen, was sie eigentlich bekämpfen. Auf dem Cover sieht man einen Planeten, der „untergeht“. Mit diesem Symbol wollen wir den Menschen einen Spiegel vorhalten und ihnen zeigen, wie fähig wir sind, die Schönheit um uns herum zu zerstören. Das mag klischeehaft klingen, aber mir ist das sehr wichtig. Zwei Songs auf „Grace Submerged“ erschienen schon einmal auf unserer EP „Guilty“. Während dieser Zeit machte ich, auf Grund des Todes einer nahestenden Person, eine schwere Zeit durch, und die Lyrics auf „Guilty“ haben mir damals sehr geholfen, das Geschehene zu verarbeiten. Generell kann man also sagen, dass die Lyrics auf „Grace Submerged“ alles andere als fröhlich sind.
Wer schreibt die Texte bei euch?

Das bin ich.
Wie lief die Arbeit mit den Produzenten ab?

Wir haben mit Herbrand Larsen und Arve Isdal jetzt auf zwei Alben zusammen gearbeitet, und das war wirklich großartig. Wir arbeiten unsere Songs bis in letzte Detail aus, bevor wir ins Studio gehen. Herbrand und Arve haben aber manchmal wirklich gute Ideen, wenn es um Riffs oder eine zweite Stimme geht. Letzten Endes entscheidet aber die Band.
Was bedeutet euer Bandname?

Der Name ist auf dem Mist von Trine, unserer Bassistin, gewachsen. Octavia war die geliebte Schwester des Kaisers Augustus im Imperium Romanum. Sie war weise, schön und stark. Gemäß ihres Bruders eine „Perle unter den Frauen“. Sie war eine Rivalin für Cleopatra, denn sie war mindestens genau so schön und die Geschichte erzählt, dass sie ebenso clever wie ihr berühmter Bruder war. Des weiteren war sie im ganzen römischen Imperium beliebt und bewundert. Uns gefiel der Gedanke, den Namen einer Frau zu verwenden, der Stärke, Integrität und die Zeit, deren Teil sie war, verbindet. Dann fanden wir heraus, dass es bereits eine Band gibt, die sich OCTAVIA nennt. Somit ergänzten wir den Vornamen mit dem Nachnamen einer weiteren Octavia. Sie war eine Schauspielerin im hiesigen Theater und spukt nun an diesem Platz.Normalerweise benutzen wir nur die Kurzfassung unseres Namens, aber offiziell heißen wir OCTAVIA SPERATI.
Erzähle mir doch bitte etwas über die Geschichte der Band.

Wir haben uns ihm Jahr 2000 in Bergen gegründet. Die Gründung der Band war das Resultat von Freundschaft und gemeinsamer musikalischer Präferenzen. Wir trafen uns in der Bergener Metal-Szene, und da wir uns untereinander gut verstanden, riefen wir OCTAVIA ins Leben. Das erste Line-Up sah folgendermaßen aus: Da war ich, Silje Wergeland (Gesang und Synthie), Trine C. Johansen am Bass, Bodil Myklebust und Gyri Losnegaard an den Gitarren. Nachdem Silje Røyseth 2001 an den Drums eingestiegen war, traf ich Tone Midtgaard, die mich an den Keyboards ablöste und so unser Line-Up vervollständigte. Bis auf die Tatsache, dass wir in den letzten Jahren vier Drummer „verschlissen“ haben, ist das Line-Up konstant geblieben. Ivar Alver ist jetzt seit einem Jahr bei uns hinter den Fellen dabei. Supportet haben wir bis jetzt PARADISE LOST, CATHEDRAL, AMON AMARTH, FINNTROLL, CRADLE OF FILTH und FIELDS OF THE NEPHILIM.

Wer sind denn eure Haupteinflüsse?

Da wir eine sechsköpfige Band sind, und jeder bei unseren Songs gleichberechtigt ist, haben wir natürlich ein breites „Einflussspektrum“. Generell denke ich, unsere Haupteinflüsse sind unter anderem BLACK SABBATH, METALLICA, SLAYER, CLUTCH, PANTERA, TYPE O NEGATIVE und PINK FLOYD. Aber durch unser musikalisches Erbe verarbeiten wir auch einige Einflüsse des norwegischen Folks. Ich persönlich höre auch unheimlich gerne atmosphärischen Jazz (JAN GARBAREK) oder KATE BUSH.
Erzähle mir bitte etwas über die Zeit zwischen „Winter Enclosure“ und „Grace Submerged“.

„Winter Enclosure“ haben wir im Mai 2005 herausgebracht und dann zwei fantastische Touren mit CRADLE OF FILTH und PARADISE LOST absolviert. Dann folgte unsere erste Headliner-Tour außerhalb Norwegens. Kurz bevor wir „Winter“ herausbrachten, stieg unser Drummer aus. Wir fanden in Kikken schnell einen Ersatz; leider nur für ein Jahr. Als wir also Anfang 2006 anfingen, „Grace Submerged“ zu schreiben, stieg Kikken aus und wir mussten eine Pause einlegen, um einen neuen Drummer zu finden. Wir wollten jemanden, der wirklich gut ist, und dazu auch noch genau so gut zu unserer Musik und zu unseren Persönlichkeiten passt. Außerdem wollten wir jemanden aus Bergen, damit wir mit einem „richtigen“ Drummer und nicht mit einer Aufnahme proben konnten. So schloss sich uns Ivar Alvar im Mai letzen Jahres an. Zwei von uns haben ihre Diplom-Arbeiten beendet, eine ist immer noch damit zu Gange, und ich habe mich mit ein paar Projekten beschäftigt. Beispielsweise habe ich die Gast-Vocals auf den aktuellen Platten von ARCTURUS und SYRACH beigesteuert. Mit ein paar Gigs in Norwegen haben wir unsere Teamfähigkeit weiter trainert.
Was sind eure weiteren Pläne?

Wir haben eine kleine Tour im Vereinigten Königreich gespielt und fangen jetzt an, unsere Pläne für den Herbst auf die Kette zu kriegen. Hauptsächlich sind Norwegen und der Rest von Europa auf unserem Plan.
Mit welcher Band würdet Ihr gerne auf Tour gehen?

Oh, da gibt es so viele. Um nur ein paar zu nennen: TYPE O NEGATIVE, CELTIC FROST und OPETH, weil ich deren Musik einfach ohne Ende schätze.
Wie schaut es mit den Festivals in diesem Sommer aus?

Weil einige unserer Mitglieder einfach mal Ferien brauchen, werden wir dieses Jahr keine Festivals spielen. Aber wir werden in dieser Pause auf jeden Fall an unseren Plänen für eine Tour im Herbst arbeiten.
Konzentriert ihr euch zu 100 Prozent auf OCTAVIA oder habt ihr noch Nebenprojekte?

Ich selber habe einige Nebenprojekte neben OCTAVIA, aber diese sind akustischer Natur. Ich gebe mein Bestes, diese Projekte aus dem Dunstkreis von OCTAVIA fern zu halten.
Wie sieht es mit der Metalszene in Bergen aus? Denkst du, es gibt junge Bands, auf die man in der Zukunft achten sollte?

In Bergen gibt es eine großartige Musikszene, sowohl im Metal als auch in anderen Genres. Im Metalbereich haben „wir“ eine Menge junger, hoffnungsvoller Bands zu bieten, die teilweise schon ihren Durchbruch geschafft haben, andere arbeiten noch daran. Da wären unter Anderen SAGH, SULPHUR, SYRACH, GRIMFIST, MALSAIN. Wenn man auf die frühen 1990er zurückblickt, waren da auch eine Menge norwegischer Metalbands, die es schafften, sich in der internationalen Metalszene zu etablieren und sich einen Namen zu machen, ohne Kirchen anzuzünden oder andere Leute umzubringen. Hehe. Ich finde persönlich, dass es verdammt schwer ist, wettbewerbsfähig zu diesen großen Namen wie zum Beispiel DIMMU BORGIR, ENSLAVED, MAYHEM, GORGOROTH zu sein, da sie sich schon für Jahre auf der Bildfläche halten. Ich finde, ein Wandel muss vollzogen werden. Man kann einfach nicht die neuen MAYHEM oder GORGOROTH sein. Wie bitte soll man diese Bands musikalisch oder in ihrem Auftreten auf- oder abseits der Bühnen toppen? Die Metalszene in Bergen ist zwar noch von Black-Metal Bands dominiert, aber ich denke, dass ein paar Bands sich auch an anderen Stilen versuchen  und der Szene ein breiteres Spektrum verpassen werden.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen und auf meine Fragen geantwortet hast. Last Words?

STAY METAL!