Geschrieben von Donnerstag, 24 April 2008 11:46

Mercenary - Interview mit Bassist René Pedersen


rene-mercenary
Link:

http://www.mercenary.dk
http://www.myspace.com/mercenarydenmark

 

 
Mit MERCENARY geht es steil bergauf. Über die letzten Jahre hat die Truppe sich beachtlich entwickelt und einen Platz in der oberen Liga der skandinavischen Melodic-Death Bands erarbeitet. Wohl verdient, wohlgemerkt. In Essen trafen wir Bassist René Pedersen zum Plausch. Wie die Band die letzten Monate erlebt hat, lest Ihr in den folgenden Zeilen.

Hi René,
wie geht es dir heute?
Oh, ich fühle mich jetzt gerade etwas kränklich, aber ich bin auch sehr sicher, dass heute abend eine der besten Shows auf dieser Tour stattfinden wird. Ich weiß, dass der Vorverkauf sehr gut gelaufen ist und die Veranstalter hoffen, dass der Laden heute Abend ausverkauft sein wird. Es wird also ein Chaos voller fröhlicher, deutscher Metalheads sein und von vier Bands, die sich schon richtig darauf gefreut haben, wieder zurück nach Deutschland zu kommen. (lacht) Es wird heute abend einfach großartig werden!
Wie läuft denn die Tour bis jetzt?
Bis jetzt läuft es wirklich gut. Die Bedingungen für uns als Band auf dieser Tour sind einfach genial. Wir hatten ein paar Shows, bei denen die Konzertsäle kleiner waren als wir gedacht hatten, aber das mögen wir. Für uns ist es eine sehr intensive Erfahrung, weil wir die Fans quasi direkt vor der Nase haben. In den großen Hallen gibt es dann immer noch eine gewisse Distanz zwischen den Zuschauern und der Band. Unmittelbar vor den Leuten zu stehen erzeugt eine unheimliche Energie, von der beide Seiten profitieren. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen: Ja – es läuft bis jetzt wirklich gut! (lacht)
Denkst Du, dass diese Tour für Euch als Band ein Schritt nach vorne ist?
Definitiv. Wenn wir früher auf Support-Touren gegangen sind, waren wir es, die den Stein dafür ins Rollen gebracht hatten. Dieses Mal war es anders rum. Man trat an uns heran und bot uns diese Tour an. Dieses Mal wollte man uns. Das ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, man spielt in einer Band, die von anderen Bands als Tourbegleitung gewünscht wird, weil wir etwas anzubieten haben. Dass wir einen großen Schritt nach vorne gemacht haben, sehen wir auch an der Anzahl der Fans, die unsere Konzerte als Supportband begleiten. Bei manchen Shows mussten wir erst mal vier Songs spielen, bis man auf uns überhaupt reagierte, bei anderen Shows hatten wir sofort die Fans auf unserer Seite. Aber in beiden Fällen waren die Reaktionen überwältigend und ich denke, dass wir an jedem Abend ein paar neue Fans hinzu gewonnen haben. MERCENARY bringt diese Tour auf jeden Fall sehr weit nach vorne.
Dieses Mal reist ihr im Nightliner.
Ja, zum Glück ... (Seufzt es mehr, als dass er es sagt)
Mit wem „wohnt“ ihr zusammen?

Wir teilen diesen Bus zusammen mit DEMOLITION und EXTREMA. EXTREMA ist eine italienische Band, und DEMOLITION kommen aus Österreich. Wirklich coole Leute, und wir kommen super miteinander klar. Das ist auch wirklich wichtig, denn der Bus ist doch ziemlich klein, wenn man 20 Leute „reinquetscht“. Einige von den Jungs sind doch recht groß, und somit kann es manchmal etwas schwierig sein, sich hier drin zu bewegen. Aber sonst gibt es keinerlei Probleme und die Jungs sind einfach cool drauf.
Dieses Mal seid Ihr mit neuem Material, „The Architect Of Lies“, unterwegs. Wie waren die Reaktionen des Publikums darauf bis jetzt?

Unsere „alten“ Songs sind immer noch richtig populär. Somit kamen nach den Shows einige Leute auf uns zu und fragten uns: „Warum habt Ihr „Firesoul“ oder „World Hate Center“ nicht gespielt?“…
Werdet Ihr „Firesoul“ denn heute abend spielen?

Äh… Wir würden immer gerne die „alten“ Songs spielen. Aber wenn wir eine Supportshow spielen und nur begrenzt Zeit auf der Bühne haben, geht es doch primär darum, das neue Material vorzustellen. Wir haben einige bekannte Sachen gespielt, „Firesoul“ war aber bis jetzt nicht dabei. Aber die Reaktionen auf das neue Material waren ebenfalls sehr gut. Die Songs auf „Architect Of Lies“ eignen sich, meiner Meinung nach, mehr für die Bühne. Dieses Mal haben wir versucht, das Gefühl, das wir live haben, in das Songwriting mit einzubringen. Das gibt den Fans die Möglichkeit, wenn sie unsere Konzerte besuchen, ein ähnliches Gefühl zu haben, wie wenn sie die CD hören. Dieses Mal ist der Unterschied zwischen „Live“ und „Konserve“ nicht so groß.
Ihr habt letztes Jahr in so ziemlich jeder Ecke Deutschlands gespielt. Wie haben die zahlreichen Gigs das Songwriting bei „Architect Of Lies“ beeinflusst?
Wir haben auch jede Menge Gigs in Dänemark gespielt, während wir die Songs schrieben und das Album aufnahmen. Die ganzen Eindrücke, die die Jungs und ich während der Shows sammeln, haben wir in die Songs eingebracht. Und wenn man viel live spielt, dann merkt man, worauf die Menschen besonders positiv reagieren oder welche Nummern besonders gut ankommen. „11 Dreams“ ist ein riesiger Hit, der wirklich immer gut ankommt. Wir haben aber auch gemerkt, dass das Raue und Direkte live sehr gut ankommt, und das macht die Liveshows und auch die neue Platte zu etwas ganz Besonderem.
Ich merke schon, Ihr seid mit der neuen CD sehr zufrieden.
Wie nimmst Du sie denn im Vergleich zu „The Hours That Remain“ wahr? Du warst während der Aufnahmen zu diesem Album zwar noch nicht in der Band, hast die Songs aber ebenfalls schon sehr oft gespielt.
Nun ja, ich finde, auf CD kommt „The Hours That Remain“ reiner und polierter daher als „Architect Of Lies“, weil die harten, tiefen Vocals dort nicht so dominant sind. Das kam aber daher, weil Mikkel damals als Sänger allein dastand. Live haben die Songs von „THTR“ aber mehr Ecken und Kanten. „Architect Of Lies“ hat aggressivere Riffs und Gesangslinien. Es geht mehr auf das eigentliche Konzept von MERCENARY zurück. Zwei Sänger, aggressive Shouts kombiniert mit Mikkels melodischem Gesang. Das wollten wir wieder machen. Zwar nicht so wie bei „11 Dreams“, aber wir haben dieses Element doch in die Songs zurück gebracht. „Architect Of Lies“ präsentiert die neuen MERCENARY – MERCENARY anno 2008 – hehe.
Wie war es denn für dich, am Songwriting und an den Aufnahmen zu “Architect Of Lies” mitzuwirken?
Nun ja, ich habe zwar auch andere Band,s und ich war auch schon mal vorher im Studio, aber ich habe bis jetzt noch kein wirklich komplettes Album aufgenommen. Und es war das erste Mal, dass ich mit Jacob Hansen zusammen gearbeitet habe. Die Vocals aber wurden bei Skafte Productions in Dänemark aufgenommen. Mit Casper Skafte habe ich mit meiner anderen Band TRANSPARENT schon öfter zusammen gearbeitet. Die ganzen Songs zu schreiben war irgendwie super, weil wir als Band absolut demokratisch an die ganze Prozedur heran gehen. Sie waren mir und meinen Ideen gegenüber wirklich aufgeschlossen. Auch Mikkel war gegenüber meinen Ansichten nicht uninteressiert eingestellt. Ich meine, wenn man als Sänger einer Band, der gerade ein komplettes Album (Texte und Melodien) alleine geschrieben hat, möchte man doch in gewisser Weise seinen Stil „beschützen“. Aber er war sehr zufrieden mit der Tatsache, dass auf diesem Album wieder zwei Lead-Sänger am Werke sein werden und ich mich am Songwriting beteilige. Wenn wir schon zu zweit singen, sollten auch zwei Leute die Lyrics und Melodien schreiben. Wir hatten darüber keine großen Diskussionen, sondern haben die Sache einfach in Angriff genommen. Ich habe die Songs geschrieben, die zu mir am besten passten, er machte es in seinem Fall genau so. „Isolation (The Loneliness In December)" beispielsweise ist Mikkels Werk, und „The Endless Fall“ habe ich geschrieben. Andere Songs haben wir, teilweise auch mit Morten, zusammen geschrieben. Der ganze Prozess war eine großartige Erfahrung, denn bei MERCENARY haben wir diesbezüglich etwas Einzigartiges in der Band. Jeder steuert auf seine Weise etwas zum Gelingen der Songs bei. Martin und Jakob schreiben die ganzen Riffs zusammen, Mike stellt die Songs zusammen, wir hören uns das Endresultat an. Dann steuert jeder von uns noch weitere Ideen bei, und so entwickeln 
unsere Songs langsam aber sicher ihre Identität.
Stand es jemals in Frage, dass Jacob Hansen der CD den letzten Schliff verpassen würde?
Nun ja. Am Anfang haben wir schon überlegt, ob es MERCENARY einen neuen Touch geben könnte, wenn wir einen neuen Produzenten engagieren würden, aber dann haben wir einstimmig gesagt: „Nein, auf gar keinen Fall“. Er ist schon fast das siebte Bandmitglied. Daher haben wir uns wieder entschlossen, mit Jacob zusammen zu arbeiten, haben ihm aber dieses Mal ganz genau gesagt, wie das Album im Endeffekt klingen soll. Wir wollten schon eine klare Produktion, die aber nicht zu poliert daher kommen sollte. Es kann sonst schnell passieren, dass ein Metal-Album ohne Dynamik dabei heraus kommt. Manche Bands sind poliert bis zum Geht-nicht-mehr, und wir wollten einfach noch mehr Ecken und Kanten als vorher auf diesem Album haben. Und Jacob hat wirklich gute Arbeit geleistet. Er hat es geschafft, dem MERCENARY-Sound einen neuen Touch zu verpassen und ihn noch aggressiver als vorher klingen zu lassen. Ich denke, nächstes Mal nehmen wir ihn wieder. (lacht herzhaft)
„Architect Of Lies“ ist in die Top 40 der dänischen Charts eingestiegen. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Oh, danke schön.
Wie fühlt sich das für euch als Band an?

Ich für meinen Teil war wirklich stolz, als wir diese Nachricht bekamen. Sowas hat bis jetzt, außer VOLBEAT, noch keine Metal-Band in Dänemark geschafft. Ich habe keine Ahnung, wie lange sich die Jungs an Nr. 1 gehalten haben, aber es war schon eine lange Zeit. Dänemark wird immer mehr zu einer Rock-Nation. Heute haben wir auch die Nachricht bekommen, dass unser Video zu „Isolation“ in die dänischen Video-Charts eingestiegen ist. Und zwar auf Position 13. Die dänischen Video-Charts sind so eine Art „Hotline-Charts“, bei denen die Leute, die unser Video sehen, für uns stimmen und uns so weiter nach oben „katapultieren“ können. Wir haben jetzt ordentlich Stimmung für unser Video in Dänemark gemacht und die Kids ermutigt, für uns abzustimmen. Vielleicht läuft ja alles super und wir landen in den Top Ten. (schmunzelt)
Da drück ich Euch doch mal die Daumen!
Wie waren denn bis jetzt die Pressereaktionen auf „Architect Of Lies“?
Eigentlich ziemlich gut. Ein oder zwei Reviews waren nicht ganz so positiv, aber es war immer konstruktive Kritik. Eine wirklich schlechte Rezension habe ich nirgendwo gelesen. Allgemein hat die Presse das Album doch sehr wohlwollend und positiv angenommen.
Im Februar habt ihr das Video zu „Isolation (The Loneliness In December)“ aufgenommen. Warum habt ihr ausgerechnet diesen Song gewählt?
Im Endeffekt fiel unsere Wahl auf „Isolation“, weil wir es unbedingt in diese dänischen Video-Charts schaffen wollten. Es ist eine unserer melodischeren Nummern und ein guter Song, um neue Fans zu gewinnen. Dieses Lied eignet sich, finde ich, besonders gut für Leute, die noch nicht wissen, dass sie unsere Art von Musik eigentlich mögen. Wenn man Zugang zu „Isolation“ gefunden hat, ist es leichter „Embrace The Nothing“ oder „The Endless Fall“ zu hören und somit Zugang zum gesamten Album zu finden. Das war eigentlich der Hauptgrund für diesen Song, der auch einer der schönsten und dramatischsten Songs auf dem Album ist. Wenn wir noch ein weiteres Video drehen, wird es definitiv zu einem der härteren Songs sein.
Wie ist der Hauptgedankengang zu diesem Video?

Wir wollten in diesem Video einige Leute und Situationen zeigen, aus denen sich in den Gedanken der Leute, die dieses Video sehen, eine Geschichte entwickeln könnte. Das Thema in diesem Video, genau wie im Song, sind Einsamkeit und Selbst-Isolation. Wir zeigen Menschen, die ihr Leben ganz alleine bestreiten, die alleine zu Hause herum sitzen und auch nur für sich mal ausgehen und mit niemandem reden.
Ihr habt Fans übers Internet aufgefordert, sich auf eine Rolle im Video zu bewerben. Wie ist diese Aktion angekommen?
Wir bekamen viele E-Mails aus Europa und sogar aus den Staaten. Da war ein Mädel aus New York, welches mehr als gewillt war, seinen Urlaub im Februar in Dänemark zu verbringen, um im Video dabei zu sein. Wir dachten aber nur: „Nein, das können wir nicht machen!“, weil wir dachten, sie würde ein riesiges und professionelles Set für das Shooting erwarten, und wir sind doch eher die kleine, dänische Metalband. Es gibt wirklich Leute, die von unserem Status als Band etwas falsche Vorstellungen hegen. Leute, mit denen ich damals zur Schule gegangen bin, meinten doch glatt zu mir, dass ich jetzt ein Millionär wäre. „Schon klar, träum weiter“ habe ich mir da nur gedacht. Schlussendlich hatten wir wirklich viele Bewerbungen von Fans, aber wir haben uns für diejenigen entschieden, die bei uns in der Nähe wohnen. Sie hatten am wenigsten Schwierigkeiten, zum Drehort zu kommen, und wir konnten ihnen die Reisekosten erstatten, ohne dass es unseren finanziellen Rahmen gesprengt hätte. Die Mädels und Jungs, die wir in diesem Video haben, sind wirklich toll, sie haben wirklich gute Arbeit geleistet.
Was habt ihr denn noch so für dieses Jahr geplant? Wird es Euch vielleicht mal in die Staaten verschlagen?
Oh, das ist eine gute Frage. Ich denke, dass die Staaten noch eine schwierige Sache für uns sind, weil wir noch nicht einmal eine „große Nummer“ in Europa sind. Für uns ist es derzeit wichtiger, den Namen MERCENARY über ganz Europa zu verbreiten. Wenn wir in Europa einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, wird es für uns auch leichter sein, in den USA Fuß zu fassen, nicht nur, weil wir dann auch mehr Geld für die Reisen zur Verfügung haben werden, sondern auch, weil es dann einfacher sein wird, den Namen MERCENARY in den USA zu verbreiten. Ich glaube nicht, dass Bands wie IN FLAMES oder alle anderen durch die Staaten getingelt sind, bevor sie nicht in Europa auch in aller Munde waren. Vielleicht klappt es ja bald für uns, aber dann muss es für uns auch Sinn machen, diese weite Reise anzutreten.
Welche Festivals stehen diesen Sommer auf Eurem Kalender?

Wir werden in Wacken spielen. Das ist für uns eine wirklich große Sache, denn wir sind alle Fans dieses Festivals. Ich weiß, als die Band 2005 dort spielte, war es für sie eine unheimliche Erfahrung, und somit habe ich definitiv etwas, auf das ich mich freuen kann. Wir werden noch auf einigen anderen, kleineren Festivals, teilweise auch in der Schweiz spielen, und die andere große Sache für uns ist das Metalcamp in Slowenien. Wir werden also auf einer Reihe europäischer Festivals spielen und haben auch schon einige Shows in Dänemark in Planung. Für uns sieht es diesen Sommer wirklich gut aus. Ihr hängt als Band ziemlich lange und ziemlich oft aufeinander. Was passiert, wenn ihr Euch mal gegenseitig „auf den Sack“ geht, und wie ist es um den Humor bei MERCENARY bestellt?
Ehm… Wir haben manchmal schon einen ziemlich harten Umgangton untereinander. Manchmal unterhalten wir uns schon darüber, wie man sich untereinander verhält, denn gerade Mike, Martin und ich pflegen manchmal nicht den nettesten Umgangston untereinander. Es fallen dann schon mal Worte wie „Ah, du fetter Arsch!“. Ich bin der schwerste in der Band und werde daher manchmal von den anderen ganz gerne gefoppt. „Fatty BomBom“ oder „Willst du einen Cheeseburger, Dickerchen?“. Ich kann damit sehr gut umgehen, und alles wird bei uns mit einem Augenzwinkern gesagt. Wir haben keine große Probleme untereinander, und eigentlich fallen solche Wörter auch nur, wenn wir ordentlich einen getrunken haben. Wenn es mal Probleme untereinander gibt, dann werden die auch in ordentlicher Manier geregelt. Wir mögen uns als Bandmitglieder untereinander sehr gerne, wir halten die Anwesenheit der anderen auf Tour immer noch aus (zwinkert) und haben immer eine gute Zeit zusammen.
Soweit war es das von meiner Seite. Danke, dass Du dir die Zeit genommen hast.
„Famous Last Words“?
Ich möchte allen Leuten, die dieses Interview lesen, für ihre Unterstützung und alles danken. Es ist gut, Fans zu haben, die unsere Platten kaufen und uns somit die ganzen Touren und Auftritte ermöglichen. Vielen Dank!