Geschrieben von Donnerstag, 26 Juni 2003 22:57

Trace - Interview mit Sänger Edi Linn

trace band

Ein überaus schönes Album, das die Nürnberger Trace mit „This Mess We’re In“ eingespielt haben (siehe Review). – Grund genug, einige Fragen zu stellen, die mir der sympathische Sänger und Gitarrist Edi Linn äußerst bescheiden und in kurzen Worten am Telefon beantwortete.

Ihr seid ja eine sehr junge Band, man hat noch nicht viel von Euch gehört. – Wie sieht denn Eure Bandgeschichte aus?

Wir machen alle schon relativ lange Musik in der Konstellation, in der wir jetzt spielen. Mit dem Drummer hatte ich schon früher eine Band, wenn man das so nennen kann, als wir 12 waren. Dann kam noch eine zwischendurch, in der wir auch streckenweise zusammen gespielt haben. Das war eigentlich nur Grunge, also stark Nirvana-beeinflusst. Trace ist meine dritte Band, und auch die dritte der anderen. Wir kennen uns durch die Schule, bzw. durch Freunde von den jeweiligen Schulen.

Ihr habt Euch früher „The Trace“ genannt ...

Genau, das war damals noch auf der ersten EP. Die Musik war noch etwas komplett anderes, das ging auch mehr in die Songwriter-Richtung. Wir waren damals noch in anderen Bands, die sich aufgelöst haben, standen dann da und haben uns sozusagen „wiedergefunden“, weil wir ja früher schon zusammen Musik gemacht haben. Dann haben wir’s irgendwie probiert und 5 Songs gemacht und sofort selber aufgenommen. Die EP ist dann schnell wieder verschwunden, dann war wieder ein Jahr Pause, wir sind auch nicht live aufgetreten. Danach war klar, wir brauchen wieder einen Namen, und weil damals eh nur jeder „Trace“ gesagt hat, haben wir’s so belassen. Der Name hat eigentlich auch keinen besonderen Hintergrund.

Wie schreibt Ihr Eure Songs?

Eigentlich ganz normal - entweder sie entstehen durch einen Jam, oder einer von uns kommt mit einer Idee. In der Regel schreiben die Gitarristen die Musik, also Haubert und ich.

„This Mess We’re In“ klingt durchgehend melancholisch.Theoretisch hätte doch beim Songwriting auch etwas Fröhliches herauskommen können, warum ist das nicht passiert?

Das ist eine sehr interessante Frage, die ich aber absolut nicht beantworten kann – ich weiß es selber nicht. Das ist kein Konzept, da schleicht sich einfach immer ein Moll-Akkord ein ...

Die Texte drehen sich alle um Beziehungen. Basiert das auf Deinen persönlichen Erfahrungen? Und schreibst Du die überhaupt alleine?

Ja, dafür bin ich alleine verantwortlich. Zum Teil ist es wirklich persönlich, und teilweise handeln sie auch von einer bestimmten Frau.

Ihr seid technisch recht versiert. Habt Ihr Eure Instrumente regelrecht gelernt oder ist das eher learning by doing?

Das ist auf jeden Fall learning by doing, also strengst autodidaktisch. Das Technische ist, glaube ich, vom Schlagzeuger beeinflusst. Simon hatte zumindest Unterricht, aber auch nicht lange, eben so Grunddinger.

Welche Musik beeinflusst Euch?

Das ist bei uns sehr schwer zu sagen. Der Keyboarder hört zum Beispiel viel Chopin, mit dem ich jetzt gar nichts am Hut habe, der Schlagzeuger ist eher Tool-Fan. Der Gitarrist und ich ... das geht von Jeff Buckley, also eher Songwritermusik, bis hin zu Radiohead; Pearl Jam ist eine Hero-Band für mich ...

Was macht Ihr außerhalb der Band?

Rick, der Schlagzeuger, hat das Studio, wo er auch andere Bands aufnimmt. Ich arbeite in der Marktforschung, Studieren, der eine hat seine Ausbildung fertig ... normale Dinge eben.

Erzähl mal etwas von der Produktion.

Wir haben das Album selber aufgenommen. Der Rick hat sein Studio auch mit bei Proosh, unserer Plattenfirma, das ist also alles unter einem Dach. Die eigentliche Spielzeit dauerte drei Wochen, das hat sich aber dann hingezogen bis zu vier Monaten, da zwischendurch auch noch andere Bands im Studio waren.

Ihr wart ja gerade sieben Tage mit Euren Labelkollegen Phonetics auf Tour. Wie war die Resonanz?

Man kann sich eigentlich nicht beschweren, wir haben auf jedem Konzert mindestens eine CD verkauft. Es war halt unsere erste Tour, da war auch viel Party dabei ... aber die Leute kennen uns eben nicht. - Wenn es schon mal mehr als zwanzig waren, dann waren wir froh. Der letzte Auftritt in Magdeburg war gut besucht, wenn auch die Leute ein wenig reserviert waren. Die Phonetics waren schon mal auf Tour und haben auch schon Platten dort verkauft. Also war vielleicht die Konstellation nicht ganz so passend mit unseren Bands, aber wir sind Freunde, und da stand halt der Spaß im Vordergrund.

Wie sieht’s denn in näherer Zukunft bei Euch aus?

Wir haben viele Alben verschickt und hoffen auf positive Antworten, wie von Euch jetzt. Aber wir wollen jetzt nicht mit der CD durchstarten bis irgendwohin. Nur mal so ganz kurz: „Hallo, wir sind Trace, hört Euch das mal an.“ Klar, erst mal einige Reviews abwarten, aber unser eigentliches Ziel wäre jetzt eigentlich, vielleicht an Konzerte generell ranzukommen und vielleicht einen Vertrieb zu finden. Bisher läuft das über Eigenvertrieb, ohne Labelcode.

Liegt Dir noch etwas am Herzen?

Gründet ´ne Band und geht auf Tour! – Meine Message, Rock’n’Roll ist zur Zeit alles.

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!