„The Horror Of Beauty“ tritt gewaltig Arsch – der Sound, die Stimme, alles. Was war das Rezept?
Einige Soli, viele Schreie, ein wenig Spoken Word und eine Menge Rock And Roll Metal. Unser Rezept ist einfach, alles was du tun musst, ist, uns vier in einem Studio zusammenzubringen, and what you hear is what you get. Wir versuchen, unsere Musik nicht überzuproduzieren oder tonnenweise Effekte zu benutzen, damit die Vocals nicht falsch oder beschönigt klingen. Wir wollen, dass die Leute uns live erleben und dieselbe Band hören wie auf der CD. Mick, Meghan, Yael und ich arbeiten wirklich gut zusammen im Studio und auf der Bühne. Wir loben und motivieren uns gegenseitig wenn wir spielen.
Was hat sich im Vergleich zu den letzten Alben geändert?
Wir sind eine lebende, atmende Band geworden und haben begonnen, zusammen zu schreiben, aufzunehmen, zu touren und uns richtig kennenzulernen. Das hört man in unserer Musik. Das neue Album zeigt wirklich wer wir sind, zu dieser Zeit an diesem Ort in unserer Band. Es kombiniert so viele musikalische Elemente und Ideen. Dieses Album hat eine Menge Soli!!!!! Yeah Mick!
Euer Stil vermengt Doom- und Thrash-Metal, Stoner Rock und ein wenig Black Metal (im Gesang). Würdet Ihr ihn „Stoner-Metal“ nennen?
Nicht wirklich. Einige Songs mögen dieses Gefühl hervorrufen, aber wir sind auf jeden Fall keine Stoner Rock-Band. Bis auf die Tatsache, dass unser Gitarrist Mick, der zudem das neue Album produziert hat, ein ziemlich großer Stoner ist... haha.
Ich bin definitiv keine Black-Metal-Sängerin. Ich denke, Angela von Arch Enemy ist gesanglich mehr auf diesem Level. Ich weiß wirklich nicht, wie man meinen Gesangstil definieren könnte. „Exorcist meets Like A Prayer“ mit einem großen Schuss Jack Daniels und Spucke. Ich mach einfach mein Ding am Mikro. Ich versuche nicht, wie ein Mann zu klingen oder so super unheimlich, dass die Leute keine Ahnung mehr von dem haben, was zur Hölle ich sage. Meine Texte sind wichtig für mich und ich möchte, dass sie gehört und verstanden werden, sowohl beim Recorden als auch dann, wenn wir live spielen. Ich denke, wir sind keine Band, die man in eine Schublade stecken und musikalisch kategorisieren kann, da wir eine Menge Elemente und Inspirationen in unserer Musik vermischen. Mick ist Südstaatler. Er kommt aus Knoxville, Tennessee und ist stark beeinflusst von alter 70er Rockgitarrenmusik. Er ist kein Korn-Depp, der die selben lahmen und aufgewärmten Riffs schreibt und spielt, die von den letzten 50 Bands geklaut wurden, die Korn in den letzten paar Jahren kopiert haben. Dieser Scheiß ist abgegriffen und langweilig und... TOT!
Welche Botschaft steckt hinter den Texten auf dem neuen Album?
Da sind eine Menge Botschaften, direkt ins Gesicht wie auch versteckt zwischen den Zeilen. Die Hauptaussage des neuen Albums ist Selbstliebe und Ehrlichkeit. Es geht darum, andere Leute nicht definieren zu lassen, wer du bist. Viele Songs sind an die Musikindustrie gerichtet, die Schönheitsindustrie, die Medien, Beziehungen (auf beiden Seiten, persönlich und geschäftlich). Jeder Song hat eine einzigartige und spezielle Bedeutung für mich, da ich von meinen alltäglichen Lebenserfahrungen berichte, vergangenen wie auch aktuellen.
Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln?
Tja, ich bin aufgewachsen mit Classic Rock und Oldies. Damals, 1989, war ich Rapperin. Auf der High School habe ich Rock, New Wave, Punk und eine Menge Soul und Funk gehört. Ich habe alles Mögliche geliebt und gehört. Alles, was mich bewegt und irgendwo emotional berührt hat. In den späten 80ern stand ich auf Hardcore Rap wie NWA, Public Enemy, Schoolly D, Boogie Down Productions und ähnlichen Kram. Ich kam zum Hardcore und Metal so um 92/93 und habe meine erste Band Manhole zu der Zeit gegründet. Eine für mich natürliche musikalische Entwicklung. Eine Art Rap-Metal Band. Das war der Beginn in dieser Musiksparte. Manhole war mein Anfang als spätere Shouterin am Mikrophon. Das sind meine Wurzeln in aller Kürze.
Drei Frauen, ein Mann. Wie kam das? War das beabsichtigt? Funktioniert das überhaupt, gerade auf Tour? Und habt Ihr männliche Groupies?
WOW! Was für eine Menge verrückter Fragen. Es kam ganz von selbst und war in keiner Weise geplant oder vorgegeben. Wir betrachten uns nicht als herkömmliche Chick-Band. Wie auch immer, wir sind zu ¾ Frauen und schmeißen uns nicht in einen Topf mit den ganzen weiblichen Metal-Bands. Mick ist nur ¼ der Band, aber in Wirklichkeit ist er mehr als die halbe Band. Er ist der musikalische Hauptverantwortliche und Produzent. Manchmal wird er durch den Frauenfaktor in den Schatten gestellt, und das nervt, da er extrem talentiert ist und die Band ohne ihn nicht bestehen würde.
Ja, es funktioniert. Wenn nicht, wären wir nicht zusammen, oder? Auf Tour und zu Hause, im Studio oder bei der Probe... es funktioniert alles. Warum vermutest Du das Gegenteil... weil wir ¾ Frauen sind? Die Frauen bei My Ruin können es musikalisch absolut mit jedem Mann auf jeder Bühne aufnehmen. Glaub mir. Das ist kein Ego-Gelaber sondern Tatsache. Wir haben Fans und Freunde, darunter Männer sowie Frauen. Groupies sind nicht unser Ding, und unsere Fans sinken nicht auf ein solches Level. Sie sind intelligenter als das und respektvoll zu uns und untereinander.
Wie schreibt Ihr Eure Songs?
Wie es kommt und ohne Vorplanung. Wir kreieren einfach das, was wir fühlen. Wir schreiben für uns, nicht für’s Radio oder Label. Keiner diktiert, was wir mit unserer Musik machen.
Die Stimme ist Hölle! Welche Technik braucht es, um so zu klingen?
Eine starke Kehle und ein kräftiges Paar Lungenflügel, dankenswerterweise. Ich weiß wirklich nicht, wie meine Stimme das tut, was sie tut. Sie hat sich in den letzten Jahren selbst zu diesem eigenen Stil entwickelt. Sie ist mein bester Freund und kann mein schlimmster Feind werden, wenn ich sie vernachlässige. So versuche ich, sie zu pflegen, wenn wir touren und recorden. Ich trinke eine Menge Rachentee mit Honig und frischem Ingwer, genauso oft mit einem Schuss Whiskey gemischt. Ich habe viele kleine Elixiere, die mir helfen, beim Shouten durchzuhalten.
Existieren Manhole / Tura Satana noch?
Nun, Manhole waren Tura Satana. Wir waren nur gezwungen, auf unserem zweiten Release den Namen zu ändern. Nein, Tura Satana existiert nicht mehr. Ich habe die Band 1993 gestartet und nach zwei Alben, vielen Touren und einer Menge Drama habe ich die Band Ende 1998 an den Nagel gehängt, um etwas Neues zu beginnen, was zu My Ruin geworden ist. Ich bin weiterhin sehr eng befreundet mit meinem früheren Schlagzeuger Marcelo Palomino, und ich habe gelegentlich Kontakt mit Rico. Mit unserem ursprünglichen Gitarristen Scott Ueda bin ich nicht befreundet. Tatsächlich war er, nachdem wir ihn nach dem zweiten Album rausgeschmissen haben, mit keinem mehr aus der Band befreundet. Wir bekamen einen neuen Gitarristen namens Brian Harrah, der später zu Professional Murder Music gegangen ist, nachdem wir aufgehört haben. Niemand meiner alten Bandmitglieder spielt in Bands, mit Ausnahme von Rico, der nun bei Downset eingestiegen ist (sie sind wieder zusammen).
Gibt es irgendwelche Bands, die Euch beeinflusst haben?
Black Sabbath, vermute ich. Mick ist von 70er Gitarrenmusik und 70er Rock beeinflusst. Wir schauen nicht wirklich nach Bands in unserem Genre als Einfluss, aber wir lieben Bands wie Fu Manchu, Monster Magnet, Clutch und Zeke. Wir haben privat alle ziemlich verrückte Musikgeschmäcker, aber wenn es ums Songwriting geht, versuchen wir einfach das zu schreiben, was wir in dem Moment fühlen, in dem die Inspiration uns trifft. Gemeinsam und auch einzeln.
Was hältst Du von den gecasteten Fernseh-Popstars?
I don’t really give a fuck! Das hat nichts mit meiner Welt oder Musik zu tun. Absolut nicht relevant für mich.
Gibt es Bands, mit denen Ihr gerne mal touren würdet?
Es gibt viele Bands, mit denen wir liebend gerne auf Tour gehen würden... und viele, mit denen nicht. Ich nenne am besten keine Namen, egal welcher Richtung. Wir werden sehen, was unterwegs passiert. Manchmal tourt man mit einer Band, die man für cool hält und mag, und sie erweisen sich als Arschlöcher und Selbstverherrlicher. Ich hab das schon einige Male erlebt. Manchmal triffst Du eine Band, die Du weniger spannend findest, und das ganze endet damit, dass man gut Freund und Fan ihrer Musik wird. Das passiert auch.
Welche Anforderungen stellt Ihr an Eure Musik?
Ich habe keine Ahnung, was diese Frage bedeutet, aber ich will es versuchen. Meinst Du, was mich stresst, bei dem, was ich tue? [Nein - die Frage hätte ich auf Englisch vermutlich etwas besser formulieren sollen, als „What are the demands on your music“...] Um ehrlich zu sein, bin ich momentan ein wenig gestresst von den viel zu langen täglichen E-Mail-Interviews, während ich versuche, mich auf die anstehende UK-Tour in zwei Wochen vorzubereiten. Ich bin so eine Art Bandmanager und entwerfe das Design des Merchandise und der Website, tanze also noch auf vielen verschiedenen Hochzeiten, neben dem Job als Sängerin der Band. Es wäre schön, mal einen Ruhetag für mich alleine zu haben, ohne mich dafür schuldig fühlen zu müssen.
Habt Ihr Jobs neben der Band?
Nein. My Ruin ist ein täglicher Full-Time-24/7-Job. Besonders mit dem neuen Label, dem Album und der anstehenden Tour.
Wie sehen Eure Zukunftspläne aus?
Wir wollen das neue Album so viel wir können betouren und die Arbeit an unserem nächsten langsam aber sicher beginnen.
Gibt es eine Chance, Euch in Deutschland zu sehen?
Das hängt alles von unserem Label in Deutschland ab. Ob sie bereit sind, uns in Europa touren zu helfen oder nicht. Wir können das zwar in der UK, aber wir haben Europa nie als My Ruin betourt (jedoch viele Male mit meiner letzten Band). Wir wollen auch auf den Festivals dieses Jahr spielen, wir werden also sehen, was passiert, wenn es so weit ist.
Einige Worte zu den deutschen Fans?
Tut mal ein wenig Eis in die Cola, die ist viel zu warm! Oh yeah... OUR FANS ARE THE BEST... RUIN THE REST!