Black Metal ist nun wahrlich nicht der Stoff, aus dem des 0815-Musik-Konsumenten Träume gehäkelt sind. Gerade deshalb ist es interessant, auch einmal über den Tellerrand hinwegzuschauen und sich mit jemandem auseinanderzusetzen, der hinter dieser Art von Musik steht. Numinas von KROHM ist so ein Mensch, der sich im E-Mail-Interview zwar standesgemäß mystisch und knapp gibt, die Fragen eines "Uneingeweihten" jedoch auch durchaus mit dem richtigen Augenzwinkern versteht.
Ich mag Dein neues Album "A World Through Dead Eyes"; es vermittelt mir eine ungefähre Vorstellung davon, wie es sein muss, wenn man völlig frustriert, desillusioniert und verzweifelt ist. Lag es in Deiner Absicht, solche Gefühle beim Hörer zu erwecken?
Absolut. Ich mag am liebsten Musik, die intensive und depressive Stimmungen ausdrückt und ich versuche, dies mit KROHM ebenfalls zu erreichen.
Würdest Du Deine Musik Black Metal nennen, obwohl sie dafür verdammt langsam ist, nur einige wenige Blastparts und überhaupt keine typischen Songtexte beinhaltet?
Du bist auf der sicheren Seite, wenn Du meine Musik als Black Metal klassifizierst, obwohl sie offensichtlich aus weiteren Elementen besteht, wie Doom-, Klassik- und Atmospheric-Metal.
Auf Deiner Homepage steht: "Mein einziges Ziel ist es, unter Bewahrung des alten Geistes des wahren Black Metals, den nur alte, schwarze Seelen zu würdigen wissen, neue musikalische Gebiete zu erkunden." Bist Du Teil der so genannten "Black Metal Szene"? Und warum denkst Du, besitzt Du diese "alte, schwarze" Seele?
Meine Einbindung in die so genannte "Black Metal Szene" geht nicht über die Tatsache hinaus, dass ich Musik aufnehme, Interviews beantworte und mit einigen Leuten zu tun habe, die in dieser "Szene" drin sind. Wenn man von einer "alten, schwarzen Seele" spricht, so ist das eine metaphorische und poetische Äußerung um "Bände" zu sprechen, ohne eine literarische Erklärung zu gebrauchen. Um es ganz offen zu sagen, im Grunde möchte ich diese Frage ignorieren, haha! Aber um fair zu bleiben - ich beziehe mich damit auf Leute, die eine Verbindung zu dem Sound des frühen Black Metal (der Ära `91-`93) haben, und für die er diesen "primitiven", alten und zeitlosen Charakter besitzt.
Bist du ein depressiver Mensch, sodass diese Musik eine Art Einblick in Deine Persönlichkeit darstellt? Um es ein wenig polemisch zu formulieren, ist Dein Leben ein solch dunkles Loch und so hoffnungslos, dass Du einfach solchen Stoff schreiben musst?
Ja, aber meine Musik ist lediglich ein direkter Einblick in einen Teil meiner Persönlichkeit. Ich glaube nicht, dass die Kunstform den Künstler völlig widerspiegelt. Jeder fühlt und erfährt das Leben als ein "schwarzes Loch", wie Du es nennst, zumindest an machen Punkten, öfter oder sogar durchgehend. So weit es mein eigenes Leben betrifft, so gibt es ebenso viele Zeiten, die angenehm und fröhlich sind, besonders die Feier eines Erfolges, den man erreicht hat. Ich habe Spaß an der Erschaffung von Musik als eine Art Katharsis, was mir in depressiven Zeiten voller Selbstprüfung und Existentialismus-Überlegungen hilft. Das Schreiben dieser Art von Musik ist die Anerkennung meiner tiefsten, dunkelsten und am tiefsten versunkenen Gefühlen.
Spielst Du auch live? Und wenn, funktioniert Deine Musik überhaupt vor und mit einem Publikum?
Es gab niemals Live-Gigs und es wird vermutlich niemals welche geben, da KROHM grundsätzlich eine Studio-Band ist.
Was ist KROHM eigentlich? Der Name, die Idee hinter diesem Projekt, die Absicht ...
KROHM ist das Erschauen und Erleben einer schwarzen Realität. Der Name KROHM, genauer gesagt die Aussprache, greift zurück in uralte Zeiten.
Welche Art von Musik hörst Du selbst? Gibt es Bands, die Dich zu KROHM inspiriert haben?
Kürzlich habe ich eine ganze Menge alter Death Metal-CDs ausgegraben: Abhorrence, Demigod, Crematory, Unleashed, Grave... etc. Eine Menge alten schwedischen Metals, denke ich. Damals, als das Gefühl bei Underground-Bands neu und aufregend war, waren es Bands wie Burzum, Dark Throne, Thorns, Disembowelment und Lycia, die mich dazu inspiriert haben, selbst Musik zu schreiben und KROHM zu starten.
"A World Through Dead Eyes" ist Dein erstes Full-Length. War es schwierig, ein passendes Label zu finden? Und hast Du schon Reaktionen auf das Album bekommen?
Ich habe nie aktiv nach einem Label gesucht. Selbstmord haben mich direkt kontaktiert mit dem Angebot für einen Album-Deal, nachdem sie meine ersten zwei Demos gehört haben. Ich habe bislang keine Reaktionen gesehen oder bekommen, außer vom Label oder nahen Freunden.
Nachdem ich Deine Musik gehört habe, bleibt noch eine Frage: Gibt es Hoffnung?
Es gibt keine Hoffnung, lediglich Kampf und Selbsterhaltung.
Ein Wort zum Abschluss ...
Danke für Euren Support!
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Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!