Dekadent – Interview mit Sänger Artur Felicijan

 

Was lange währt, wird endlich gut. Es hat etwas gedauert, aber nun liegen die Antworten von DEKADENT-Mastermind Artur Felicijan vor. Der sehr sympathische Sänger und Hauptsongwriter der slowenischen Ausnahmeband nahm sich sehr viel Zeit, um ausführlich über das neue Album „The Deliverance Of The Fall“, anstehende Konzerte und die Liveumsetzung des neuen Materials zu plaudern, und wagt sogar einen kleinen Ausblick in die Zukunft.

Hallo Artur! Wie geht’s dir und was machst du momentan?

Hey, mir geht’s gut, danke der Nachfrage. Ich bin gerade zur Arbeit gekommen und warte auf ein paar Kollegen für ein Meeting. In der Zwischenzeit habe ich mich dazu entschlossen, ein wenig zu entspannen und ein paar Fragen unseres „kleinen“ Interviews zu beantworten.

Welchen Beruf übst du denn aus? Oder kannst du irgendwie von dem leben, was du mit der Musik verdienst?

Haha, ich wünschte, das wäre so. DEKADENT sind momentan noch eine recht neue und relativ unbekannte Band, also gibt es keine Chance, momentan Geld damit zu verdienen. Ich arbeite als Art Director in einer Agentur, und das beansprucht eine Menge meiner Zeit und kreativen Energie. Aber ich denke, so ist es besser, denn ich betrachte DEKADENT als mein ultimatives Vergnügen und sicheren Hafen. Da ich nicht finanziell abhängig von der Band bin, kann ich alles tun, was ich möchte und sie als reine Form von Kunst anstatt einer Maschine zum Geld verdienen betrachten.

Ende Januar haben DEKADENT ihr zweites Album „The Deliverance Of The Fall“ veröffentlicht. Es handelt sich um ein CD/DVD-Set, und ich nehme an, dass der Film die Hauptkomponente darstellt und die CD als Soundtrack-Bonus fungiert. Wie kamst du zu der Idee, diesen so genannten „Black Metal-Film“ zu kreieren?

Ich nehme an, dass die meisten Leute unser neues Werk als normales Album mit einer Bonus-DVD ansehen werden. Tatsächlich ist es aber eben genau anders herum, der Film kommt an erster Stelle, der Soundtrack an zweiter.
Der Hauptgrund für mein Interesse an diesem Projekt war das Wissen, dass so etwas gemacht werden kann. Ich wusste, dass es möglich ist, darum habe ich mich dazu entschieden, es auch zu machen. Ich wollte noch viel weiter als das gehen, was wir unter einem Metal-Konzeptalbum verstehen.

Die Landschaften in dem Film sind wunderschön, einfach traumhaft. Wo habt ihr diese großartigen Szenen aufgenommen?

In der Tat, die Landschaften sind während des gesamten Films absolut klasse. Alles wurde in meinem Heimatland Slowenien gedreht, hauptsächlich in den Julian Alps und den Bergen im südwestichen Teil des Landes. Auch, wenn sie im Film unglaublich aussehen, musst du sie selber sehen, weil nur dann ihre wahre Majestät zu begreifen ist.

Überraschenderweise sieht der Film wie eine große Produktion und ziemlich gut aus. Wie hoch war euer Budget dafür? Wie lange hat der gesamte Film- und Aufnahmeprozess eigentlich gedauert?

Wir hatten überhaupt kein Budget, nichts! Wenn man das und den Punkt, dass alles nur von zwei Leuten gemacht wurde, betrachtet, ist das Ergebnis umso erstaunlicher. Es war schmerzvoll, hat aber Spaß gemacht. Aber wenn das Projekt gegen Ende des Entstehungsprozesses verloren gegangen wäre, hätte ich wohl nicht die Kraft gehabt, alles noch mal zu machen. Ich kann selber gar nicht glauben, wie viel Zeit und Fleiß in dieses Projekt gesteckt wurde. Aber ich bin mir sicher, dass das nächste sogar noch besser wird. Aber es wird nicht das gleiche, das steht fest!

Das lyrische Konzept ist ein wenig schwierig. Für mich sieht es so aus, als wenn die Geschichte von einem Mann handelt, der etwas Geliebtes verloren hat und nun Gott für diesen Verlust verantwortlich macht. Doch die Texte sind nicht satanisch. Was ist die Aussage der Gefühle des Charakters? Wie viel Persönliches steckt in den Texten?

Die Texte sind weit entfernt von irgendeiner speziellen Religion, obwohl die Symbolik meistens aus dem Christentum stammt. Obwohl ich das kulturelle Erbe schätze, das die europäische, christliche Institution uns hinterlassen hat, verachte ich jedwede Art von Dogmen und Religionen, egal ob es sich um christliche, islamische, jüdische oder satanische handelt. Dogmen sind Augenbinden, die es herunter zu reißen und zu beenden gilt! Die Realität findet hier und jetzt statt, schätzt jeden Moment, den ihr habt!

Als ich „Deliverance Of The Fall“ zum ersten Mal gehört habe, wurde ich von den Melodien und der Soundtrack-Atmosphäre förmlich umgehauen. Auch, wenn ich zum Interviewzeitpunkt nur zwei Songs des Debüts „Manifestation Of Seasonal Bleeding“ kannte, würde ich behaupten, dass das neue Album düsterer ausgefallen ist.

Vielleicht ist die Atmosphäre etwas dunkler ausgefallen als die des Debüts, allerdings hatte das erste Album diesen rauen und ursprünglichen Spirit. Es ist experimenteller, weil ich es nicht so sehr geplant habe wie „Deliverance Of The Fall“. „Manifestation...“ ist ein tolles erstes Album, etwas Spezielles und ursprünglich, wie ich schon sagte. Ich bin sehr glücklich mit dessen Veröffentlichung, weil ich es heute nicht mehr so handhaben würde. Die Produktion ist sehr anspruchsvoll und gewagt. Heutzutage klingt alles gleich, aber „Manifestation...“ ist einzigartig.

Ich habe vorher noch nie eine solche Mixtur gehört. Habt ihr vorwiegend gute Kritiken erhalten? Woher hattest du überhaupt die Inspiration zu einem solchen Werk?

Ja, die Kritiken sind verdammt positiv ausgefallen, und diejenigen, die die Chance hatten, das Album zu hören, mögen es sehr. Das einzige Problem ist, dass wir nach wie vor eine recht unbekannte Band sind, also ist die Wiedererkennung noch ziemlich mäßig. Ich hoffe aber, dass sich das mit der Zeit ändern wird.
Die größte Inspiration ziehe ich aus den Dingen, die um mich herum passieren, vor allem aus meinen Gefühlen. Natürlich werde auch ich von schon bestehenden musikalischen Veröffentlichungen beeinflusst, aber in den letzten Jahren war dieser Input mehr oder weniger ein technischer, kein thematischer.

Es fällt ziemlich schwer, die Musik zu beschreiben. Man findet Black Metal, einige Gothic-Elemente, viele Melodien und Orchestrierungen, und obwohl einige Passagen sehr düster sind, zieht sich doch eine positive Grundstimmung durch das Album. Würdest du dem zustimmen?

Klar, die Stimmungen meiner Kompositionen wechseln zwar sehr oft, aber ich versuche, eine Balance zwischen musikalischer Aggression und Schönheit herzustellen. Ich kümmere mich nicht darum, Keyboards oder Orchestrierungen zu benutzen, wenn mir das nur hilft, meine kreativen Ideen realisieren zu können.

Werdet ihr die neuen Songs live spielen? Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer sein wird, die Orchestrierungen und Keyboards auf die Konzertsituation zu übertragen.

Wir haben sie sogar schon live aufgeführt! Wir hatten eine öffentliche Premiere, bei der wir ein paar neue Songs gezockt haben. Es stellte sich heraus, dass es doch viel einfacher als befürchtet war. Aber ja, die Keyboards und Orchester-Elemente wurden minimiert, obwohl ich hier noch nicht zu viel verraten möchte.

Werdet ihr auch das komplette Album performen? Meiner Meinung nach macht es nicht so viel Sinn, es stückchenweise zu präsentieren. Habt ihr irgendeine Idee, wie ihr das lyrische Konzept auch live darbieten könnt?

Eigentlich haben wir uns von ein wenig von diesem Konzept verabschiedet, weil es fast unmöglich wäre, das Album so wie auf CD zu präsentieren. Wir haben uns dazu entschlossen, das Album so vorzustellen wie eine ganz reguläre Veröffentlichung. Dazu haben wir die Songs ausgewählt, die wir live gut spielen können und die zu dem Material unserer ersten CD passen. Daher besteht unser Liverepertoire aus älteren und neueren DEKADENT-Songs.

„Manifestation Of Seasonal Bleeding“ war ursprünglich auf nur 1000 Exemplare limitiert, und es ist noch bei ein paar Mailordern erhältlich. Ist das die originale Version oder existiert bereits eine Wiederveröffentlichung?

Genau, das Original wurde nur in einer 1000er-Auflage hergestellt, und das sind die einzigen Exemplare, die davon existieren. Ich bezweifle, dass das Label es neu auflegen wird, obwohl sich die Exemplare nun schnell und komplett verkaufen. Es wäre aber trotzdem schön, eines Tages eine Neuauflage veröffentlichen zu können.

Du lebst in Slowenien. Kannst du dir vorstellen, für immer dort zu bleiben, oder würdest du gerne in einem anderen Teil der Welt wohnen?

Ich beabsichtige, für immer hier zu bleiben. Ich denke oft darüber nach, woanders hinzuziehen, und ob mein Leben dort vielleicht besser ausgesehen hätte, aber ich mag mein Land einfach zu sehr und vermisse hier nichts.
Natürlich kann Slowenien nicht so etwas bieten wie New York oder London, aber man erlebt auch genügend schlechte Dinge in solchen Städten, also passt die Größe Sloweniens perfekt für mich.

Habt ihr schon Zukunftspläne oder relaxt ihr noch von der Arbeit an „Deliverance Of The Fall“?

Wir haben DEKADENT kurz ruhen lassen, aber jetzt kommen die Sommershows, und wir bereiten uns tatsächlich auf das nächste Album vor. Das Material für ein drittes Album ist größtenteils fertig, aber noch nicht aufgenommen. Wir werden noch ein wenig warten, bis sich unsere ersten beiden Alben in der Metalwelt festgesetzt haben, und dann wird es die richtige Zeit sein, euch etwas Neues von uns zu bieten.

Das ist jetzt deine Chance, um den BurnYourEars-Lesern und deutschen Metalfans etwas zu sagen!

DEKADENT und ich möchten BurnYourEars für das Interesse und die Unterstützung danken. Und an dieser Stelle möchte ich noch ein großes “Hail!“ an all die deutschen Fans loswerden, hoffentlich sehen wir uns bald! 

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