Geschrieben von Mittwoch, 31 Dezember 2008 18:14

Ingrimm – Interview mit Sänger Stephan alias „Fenris“

Da INGRIMM aus dem Weißwurst-Land kommen, bevorzugen die Mitglieder der Mittelalter-Kapelle trotz ihres Musikstils banales Bier. Doch neben Essen und Trinken ist der bayrische Fünfer musikalisch gesehen sehr fleißig, denn seit kurzer Zeit gibt es nach nur einem Jahr das neue Album zu hören. Warum die Bande mit Dudelsäcken Musik macht, welche Burger sie mag und was sie mit einer Karlsruher Band zu tun hat, könnt ihr hier lesen.

Servus Jungs! Nach der Veröffentlichung von „Todgeweiht“, macht ihr da Weihnachts- und Sylvesterferien?

Servus! Ferien machen wir nicht wirklich. Bekanntlich ist nach dem Album vor dem Album. Wir arbeiten schon an den neuen Liedern. Ideen haben wir ja genug.

Kannst du mir kurz erzählen, wieso ihr euch eigentlich vor knapp vier Jahren dazu entschieden habt, „Mittelalter-Metal“ zu machen?

Als ich INGRIMM gründete, hatte ich ja vorher einige Jahre in einer Mittelaltermarkt-Band gespielt. Meine Wurzeln liegen im Metal, aber ich liebe den Klang von Dudelsack und Drehleier. Also lag es nahe, diese beiden Stile zu verbinden. So suchte ich nach den passenden Leuten, die mit dieser Idee was anfangen konnten, und fand diese in Hardy und Alex. Natürlich war uns klar, dass die Fusion von harten Gitarren und mittelalterlichen Instrumenten spätestens seit In Ex nichts Neues ist. Wir hatten aber grundlegend andere Vorstellungen von unserer Musik. Da waren Zutaten wie Drums mit ordentlich Doublebass, rauer Gesang und brutale Gitarren genau das, was uns in den Kram passte. Viele meiner Texte stammten aus der Zeit vor INGRIMM, und diese handelten zumeist von mittelalterlichen Themen, weil mich diese Epoche von Kindesbeinen an fasziniert.

Ich muss gestehen, dass ihr im Gegensatz zu manchen eurer Genrekollegen die Mittelalter-Instrumente nicht so stark hervorhebt. Deshalb wollte ich wertfrei fragen, ob mich mein Eindruck täuscht?

Bei uns steht die Gitarre nicht im Hintergrund. Wir achten darauf, dass die historischen Instrumente und die Gitarre den gleichen Stellenwert erhalten. Hier bricht keine Sackpfeifenwand über den Hörer herein wie bei vielen Genrekollegen. In vielen Liedern von uns sind beide Instrumente in zweistimmigen Melodien oder in Soli zu hören. Sackpfeifen und Drehleier übernehmen die Melodien, untermalen oder schmücken aus. Deswegen haben wir auch nur einen Musiker für diese Instrumente in den Reihen. Weniger ist oftmals mehr.

Wie habt ihr es denn geschafft, innerhalb von einem Jahr schon das zweite Album fertig zu machen? Haben da alle ordentlich mitgeholfen?

Besonders lange Pausen hat es nie gegeben. Wir arbeiten ja bereits jetzt am Material für die dritte Scheibe. Lieder, bzw. die Grundideen entstehen bei uns ziemlich rasch. Die einzelnen Ideen werden zu Hause ausgearbeitet, und im Proberaum spielen wir das Ganze dann miteinander. Jeder hat bei uns seinen Part. Für Songwriting und Arrangements ist hauptsächlich Alex verantwortlich, meine Aufgabe sind die Gesangslinien und die Texte, Hardy ist für die Melodien zuständig und Klaus und Fuzzy kümmern sich um das Fundament. Wir sind als Band mittlerweile stärker zusammengewachsen und musikalisch aufeinander eingespielt. So ging auch das zweite Album flott von der Hand.

Ihr wart im Aexxys-Art-Studio von den NECROPHAGIST-Leuten. Können die denn mit Drehleier und Dudelsack umgehen?

Bei der ersten Scheibe war es für die Jungs sicher noch eine Herausforderung, aber nun kennen sie uns ja, wissen wie wir klingen wollen und haben sich darauf eingeschossen. Wir sind mit dem Sound und der relaxten und doch produktiven Arbeitsweise bei Aexxys-Art sehr zufrieden.

Einige Stücke auf „Todgeweiht“ behandeln sehr ernste Themen wie z.B. das Borderline-Syndrom oder Kindstötung. Wie kommt ihr auf solche Ideen für Songtexte?

Ich schreibe oft über Dinge, die mich persönlich bewegen. Ein Bekannter von mir leidet am Borderline-Syndrom, geht aber inzwischen sehr offen damit um. Ich habe lange Gespräche mit ihm geführt und irgendwann ist dann dieser Text entstanden. Als er ihn zu lesen bekam, meinte er, dass das mit den „roten Tränen“ sehr treffend ist.

Die Lyrics zu „Der Stern“ entstanden, als sich in unmittelbarer Nähe meines Heimatortes ein Fall von zweifacher Kindstötung ereignete. Es gibt nichts Abscheulicheres, als hilflosen Geschöpfen wie Kindern Schmerzen zuzufügen oder sogar das Leben zu nehmen. Für mich als zweifachen Vater ist dies eins der wichtigsten Lieder auf dem Album.

Welche Einflüsse musikalischer Art habt ihr denn? Wahrscheinlich weniger NECROPHAGIST.

Die Necrophagisten haben zwar unseren Sound aufgenommen, aber geprägt sicher nicht. Unsere Einflüsse stammen von den Heroen unserer Jugend, also Bands wie METALLICA, SLAYER, PANTERA, MANOWAR und wie sie alle heißen, aber auch Weltmusikprojekte wie HEDNINGARNA, GARMARNA oder HEVIA. Ein guter Schuss Irish Folk ist auch mit dabei.

Welches Stück auf dem aktuellen Album ist denn dein/euer Lieblingssong?

Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Jeder Song hat seinen eigenen Charme und ich mag da keinen speziell hervorheben. Ein gutes Lied muss auf und vor der Bühne einfach Laune machen, und von der Sorte haben wir immer genug dabei.

Ihr wart in den letzten zwei Jahren auf einigen Festivals und Konzerten unterwegs. Gibt es da ein erzählenswertes Erlebnis, ob verrückt, lustig oder einfach nur schön?

Da gäb es schon einiges zu berichten. Zum Beispiel als wir in Ingolstadt für SCHELMISH eröffneten. Unser Gig war vorbei, die Schelme kamen auf die Bühne und der erste Satz von Dextro lautete: „Der Sänger von INGRIMM erinnert mich stark an Gimli, den Zwerg aus Herr der Ringe!“ Das ist im Laufe des letzen Jahres immer mehr zum Running Gag geworden, sodass mir schon mehrmals der Name Gimli aus dem Publikum entgegenschallte. Aber in Zukunft werde ich vorbereitet sein und auch eine Axt mitführen, wie sich das für einen anständigen Zwerg gehört. Und Dextro treffe ich bestimmt wieder. Dann kann er mal zeigen, wie schnell er laufen kann!

Auf dem Hexentanz-Festival im Saarland hatten wir einen Aushilfs-Bassisten dabei, da unsere Fuzzy krankheitsbedingt ausgefallen war. Der Gute war schwer begeistert vom anwesenden Weibsvolk, und selbiges war ebenso nicht von ihm abgeneigt. So sah man ihn nach dem Gig nur noch zwischen Backstagebereich und Festivalgelände hin und herpendeln, jedes Mal mit gut gefüllten Bierbechern in beiden Händen. Ob nun von der erheiternden Wirkung des Alkohols oder ob seiner männlichen Anziehungskraft, jedenfalls hatte er zu guter Letzt zwei Mädels in beiden Armen und wollte sich soeben auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen begeben, wo man intimer werden wollte. Aber gemeinerweise wollten wir just zu diesem Zeitpunkt die Heimreise antreten. Sehr widerwillig stieg er dann ins INGRIMMMobil und beklagte während der gesamten Fahrzeit sein hartes Schicksal, mit uns Spaßverderbern unterwegs zu sein. Natürlich sparten wir auch nicht an passenden Kommentaren.

Was für Vorsätze habt ihr für das neue Jahr? Ein neues Album oder eine längere Tour?

Wir wollen wieder viel live präsent sein, neue Lieder schreiben und rocken, was das Zeug hält. Die ersten Konzerttermine sind ja bereits online nachzulesen, und es kommen immer mehr dazu.

Was schmeckt besser: Bier oder Met? Geröstete Kastanien oder amerikanische Hamburger?

Wir bevorzugen ganz klar Bier, das liegt wohl an unserer Herkunft. Met ist auf Dauer einfach zu süß. Geröstete Kastanien, lecker, Hamburger auch lecker, so wie auch Cheeseburger, Big Mäc, Big Tasty, Big King, Whopper usw. Nur diese grässlichen Gurkenscheiben gehören echt verboten!

Vielen Dank für das Interview! Hier noch eure letzten Worte:

Auch dir vielen Dank für die Fragen. Die letzten Worte gehen an all unsere Freunde da draußen: Bleibt wer ihr seid, lasst euch nicht verbiegen, bewahrt euch die Wut im Bauch und INGRIMM im Herzen. ROCK ON! Wir seh'n uns!

Manuel

"Größtenteils harmlos."