Geschrieben von Dienstag, 22 Februar 2005 20:52

Crowbar - Interview mit Mastermind Kirk Windstein zu "Lifesblood For The Downtrodden"




Link: www.crowbarmusic.com

Crowbar sind die Macht im Sludge-/Doom-Metal-Bereich, und das anno 2005 mit ihrem neuen Album „Lifesblood For The Downtrodden“ mehr denn je. Das Langeisen der Band um und mit Front-Urgestein Kirk Windstein hat mich dermaßen weggeblasen, dass ein Interview geradezu unvermeidbar war. So klingelte Ende Januar eines abends mein Telefon und ein gut gelaunter, überaus sympathischer Kirk stand mir per Überseeleitung Rede und Antwort; lediglich ein, zwei mal abgelenkt durch das Herumtoben seiner kleinen Tochter im Hintergrund.

Auf Eurer Homepage schreibst Du in Bezug auf Eure Musik und Band folgendes: „Die gleiche Vision, die ich 1989 hatte, brennt weiterhin in meinem Kopf.“ Ist „Lifesblood For The Downtrodden“ der nächste Schritt auf diesem Weg oder wurde Deine Vision damit erfüllt?

„Lifesblood …“ ist so etwas wie eine natürliche Erweiterung und Entwicklung der Vision oder Vorstellung, die ich damals hatte. Mit diesem Satz wollte ich ausdrücken, dass es weiterhin in meinem Herzen, in meinem Kopf brennt, es weiterhin meine Leidenschaft ist und meinen Hunger stillt, erfolgreich harte Musik zu machen. Genau das gilt auch für Crowbar im Jahr 2005.

Gibt es dabei ein Ziel oder geht es einfach darum, so lange wie möglich diese Musik zu spielen?

Im Grunde ist es das: so lange zu spielen wie möglich. Ich mache das schon so lange, weißt Du, neben meiner Familie ist es das Wichtigste in meinem Leben. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht zu schreiben und zu spielen.

Die letzen Klänge von Euch habe ich vor etwa vier Jahren gehört. Was passierte in der Zwischenzeit bei Crowbar?

Im Grunde haben wir am letzten Down-Album gearbeitet, das hat ungefähr anderthalb Jahre oder länger gedauert und dann war ich superbeschäftigt mit der Europa-Tour und der Amerika-Tour von Crowbar, sodass ich dann erstmal ein kleines Time-Out genommen habe. Meine Frau hat ein Kind bekommen und ich wollte einfach Zeit mit meiner kleinen Tochter verbringen und Familiendinge machen, es war einfach wichtig, mal wieder abzuschalten. Es hat dann aber nicht lange gedauert, bis ich wieder angefangen habe, neues Material für dieses Crowbar-Album zu schreiben, das war so etwa im Mai 2003.

[Ohne weitere Nachfrage berichtet Kirk in rasendem Tempo weiter, sodass ich extrem dankbar für die SlowMo-Funktion meines Recorders bin… :]

Ich traf Craig Nunemacher (Schlagzeuger), der auf einigen Crowbar-Alben gespielt hat und auch für Black Label Society das Schlagzeug bedient hat, und sagte: „Ey Mann, ich schreibe an neuem Crowbar-Zeug“, und er fragte „Wer spielt denn Schlagzeug?“, und ich „Keiner bislang, es gibt ja nicht mal eine Band momentan, nur mich …“ Nach der Down-Sache habe ich den Jungs gesagt, zieht Eure eigenen Sachen durch, wer weiß, wie lange es bis zur nächsten Scheibe dauert … Naja, Craig war derjenige, den ich liebend gerne für die Drums haben wollte, also meinte ich „Come on, lass uns in den Proberaum gehen“, und er hat dann das Schlagzeug eingespielt. Ebenso mit Rex [Rex Brown, Bassist], dem ich sagte „Ich schreibe an neuem Crowbar-Stoff“, und er „Was, schick mir ein Demo!“, so habe ich ihm eins geschickt, er hat es sich ein paar mal angehört und meinte „Das tritt Arsch, ich würde gerne Bass dazu spielen“. Es war eine tolle Zeit, die beiden sind phantastische Musiker und wir hatten jede Menge Spaß während der Aufnahmen, es war echt cool.

Es gab in Eurer Bandgeschichte so viele Line-Up-Wechsel, dass man sich zwangsläufig fragt, ob das jemals ein Ende finden wird. Bleibt die Besetzung jetzt konstant?

Ja, ich denke wirklich, denn in der Vergangenheit hat wirklich jeder in verschiedenen Bands gespielt. Heute spielt lediglich unser Schlagzeuger Tommy [Tommy Buckley, Tourschlagzeuger] noch bei Soilent Green, ich und Steve [Steve Gibb, Gitarrist] und unser Bassist Pat [Patrick Bruders, Tourbassist], wir … ähm … ich hoffe einfach, dass dieses Line-Up für immer hält, denn es ist wirklich ein großartiges Line-Up mit netten Jungs, wir kommen untereinander einfach sehr gut aus.

Wegen dieser ewigen Line-Up Wechsel in der Vergangenheit, weißt Du, da dachten vielleicht einige Leute, ich wäre ein Arschloch oder so, aber es ist wirklich nicht so. Niemand wurde jemals aus Crowbar rausgeschmissen, aber alle haben immer in anderen Bands gespielt. Crowbar war immer mein Hauptanliegen, aber Jimmy Bower war zum Beispiel zweimal dabei, musste dann aber wegen Eye Hate God aufhören, Sammy konzentrierte sich auf Goatwhore … die waren mal drin und mal draußen und wollten sich wohl auch nicht so stark für die Band entscheiden, wie ich es eigentlich gebraucht hätte zu der Zeit. Als dann eine Tour anstand, kam dann „Ich muss jetzt echt ne Auszeit nehmen“ oder „Ich muss mit Eye Hate God“ jammen oder was auch immer. Niemand wurde rausgeschmissen, aber ich musste einfach Ausschau halten nach neuen Leuten und es kamen einige neue Freunde hinzu.

Wie wird das Line-Up denn dann auf Tour aussehen?

Ich habe Tommy Buckley von Soilent Green am Schlagzeug, Pat Bruders – spielte bei Goatwhore Bass - am Bass, Steve Gibb, der bei Black Label Society Bass gespielt hat, an der Gitarre. Ich bin mit diesen Leuten seit mehreren Jahren befreundet, hab sie gefragt und sie waren alle interessiert und meinten, sie würden liebend gerne spielen. Sieht nach einem großartigen Line-Up aus.

Ihr seid jetzt auf dem Label Candlelight. Was gab den Ausschlag?

Wir hatten einige Anfragen von anderen Labels, aber ich kannte Paula Hogan aus dem US-Office von Candlelight, wir haben früher miteinander zu tun gehabt und sie macht einen sehr, sehr guten Job. Sie wollte, dass ich Ihr ein Demo schicke für die Leute in England [Hauptsitz der Plattenfirma], und ich war mir sicher, wenn Sie die Sache in die Hand nimmt, wird zumindest in den USA alles gut laufen. Ich habe dann mit den anderen Typen gesprochen und war von ihrer Einstellung und von ihnen selbst beeindruckt, so dass ich mich für sie entschied.

Ich hoffe, Candlelight werden etwas mehr für Euch tun als Euer altes Label. Ihr kamt nicht auf Tour, hattet miesen Support …

Yeah, wir hatten Probleme mit unserem letzten Label und vielen vorher auch. Ich hoffe, das wird sich jetzt ändern.

Kommen wir endlich auf die Songs von „Lifesblood“ zu sprechen. Richtig fett ...

Im Grunde sind die Sachen die selben, die wir schon zu unseren Anfängen gemacht haben …

…. ja, aber ihr macht sie besser. Viel besser …

… [lacht] well, dankeschön, das kommt mit der Erfahrung, das ist ein natürlicher Prozess: Du wirst mit den Jahren ein besserer Musiker, besserer Sänger, besserer Songwriter, hast mehrere unterschiedliche Songs, mehr Dynamik… Es ist einfach so, dass wir da sind, wo wir nach fünfzehn Jahren Arbeit auch sein sollten. Das ist einfach eine natürliche Verbesserung für uns.

Alle elf Songs bleiben auf konstant hohem Level. – Und dies ist das erste Album, bei dem ich das sagen kann, also was hast Du verändert? Es muss doch etwas geben, was man nicht alleine auf gewonnene Erkenntnis und Entwicklung beziehen kann?

[Pause] Hmmm … im Grunde ist es ganz ehrlich meine Reifung als Songwriter, ich habe eine Menge gelernt und bin einen weiten Weg dafür gegangen. Es lag vielleicht daran, dass ich für dieses Album am meisten Zeit hatte, ohne Druck vom Label. Es ist eine Mischung aus Verbesserungen im Gesang, Songwriting und allem, was einen Musiker ausmacht. Ich hatte einfach die Zeit und keinen Druck… Ich denke, es ist auf jeden Fall unser stärkstes Album.

Worum geht es textlich auf „Lifesblood For The Downtrodden?“

Auf unserem ersten Album „Obedience Through Suffering“ waren einige Songs das, was man vielleicht „persönlich“ nennen kann, aber seither ist alles, was die Texte angeht … ähm … weißt Du, ich nehme jeden Song für sich. Nachdem alles aufgenommen ist, nehme ich mir einen Song pro Tag vor und höre ihn mir immer und immer wieder an. Dazu schreibe ich meine Gedanken auf, zur Melodie, Phrasierung und auch die Texte entstehen so. Ich singe es dann auch sofort und diese Arbeitsweise ist cool für mich, weil ich dann irgendwann nach zwei Stunden einen text habe, wo früher nur das Instrumental war.

[Diese Antwort ist bezüglich des Textinhalts ziemlich dürftig. Leider habe ich das auch erst beim Abhören des Tapes bemerkt... die Lyrics werden hoffentlich im Booklet des Albums stehen]

Ihr tourt im Februar mit Entombed in den USA und im März in den UK mit Hatebreed – wann steht Deutschland auf Eurem Plan?

Ich habe mit dem Booker heute früh über Deutschland gesprochen, und es wird demnächst auf unserer Website stehen. Das wird gerade alles geplant, wir werden auch in Österreich spielen, den Niederlanden und Belgien, vielleicht Schweiz … also wir werden auf jeden Fall auch Shows bei Euch in Deutschland spielen.

Neben Crowbar läuft ja auch noch Dein Seitenprojekt Valumeknob, aber wie sieht es eigentlich mit Down aus? Besteht die Chance auf ein drittes Album?

Man weiß nie so genau, was mit Down passiert. Ich meine, zwischen den ersten beiden Alben lagen sieben Jahre und weißt Du, Rex ist momentan ziemlich müde vom Spielen - aber es ist nicht so, dass er nicht mitmachen würde, wenn wir wieder wollten -, Jimmy Bower konzentriert sich gerade wieder auf Eye Hate God, Phil [Phil Anselmo] macht momentan nicht wirklich irgendetwas und Pepper [Pepper Keenan] hat gerade das neue COC-Album [Corrosion Of Conformity] draußen, und ich habe das neue Crowbar draußen … Alle sind irgendwie beschäftigt und ich habe momentan zu 100 Prozent Crowbar im Fokus. Ich habe mit Pep letzte Nacht gesprochen und er hat mir einige neue Tracks von der COC vorgespielt, das ist unglaublich. Die planen gerade mit Motörhead hier in den Staaten, sodass die alle ganz aufgeregt sind. Es wird vielleicht wieder ein Down-Album geben, aber momentan konzentrieren sich eigentlich alle auf ihr eigenes Projekt.

Hast Du vielleicht ein paar tröstende Worte für die Fans hier in Europa? Die müssen bis zum Albumrelease immerhin noch bis März warten, einen Monat länger als die Crowbar-Anhänger in den USA.

Ich bin auf dieses Album mehr stolz als auf jedes andere Crowbar-Album und weißt Du, von allen Plätzen in der Welt spielen wir wirklich am liebsten in Deutschland. Ich mag Deutschland wirklich sehr und habe einige sehr gute Freunde dort. Auf einer Tour, ich glaube das war 2000, haben wir 18 Shows alleine in Deutschland gespielt, und wir hatten nur 30 insgesamt. Ich fühle mich irgendwie wohler bei Euch als an anderen Orten, es ist für uns einfach total entspannt. Das Full Force Festival im Sommer war einfach großartig, unglaublich … also ganz ehrlich, wir freuen uns wirklich sehr und können es kaum abwarten, wiederzukommen.

Das hört man gerne! Besten Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast!

Yeah, auch Dir vielen Dank!
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!