Geschrieben von Mittwoch, 10 August 2005 13:02

Manifest - Interview mit Sänger Stian Leknes


Manifest sind sicherlich eine der Entdeckungen des Jahres, ihr Debüt-Album "Half Past Violence" hat mir regelrecht den Kopf weggeblasen. So waren die Fragen an die Band schnell formuliert, und kaum dass sich Sänger Stian Leknes von Wacken erholt hat, finde ich seine knappen aber nicht minder selbstbewußten Antworten in meinem Postfach. Am Ende nicht ganz jugendfrei aber offen und geradlinig wie auch die Musik der Norweger.


Half Past Violence (HPV) ist Euer erstes Full-Length-Album, die Kosten habt Ihr komplett selber getragen. Wie teuer war der Spaß und warum habt Ihr diese Belastung auf Euch genommen - konntet Ihr kein Label finden, das dafür aufgekommen wäre?
Wir hatten einen besonderen Deal mit den Leuten, die das Studio betreiben (Godt Selskap). Wir haben sozusagen "auf Kredit" aufgenommen, wie viel wir letztendlich zahlen mussten sage ich jedoch besser nicht. Ich glaube, wir haben ungefähr einhundert Kopien von der "Art Of War"-Promo (unser letztes Demo vor HPV) rausgeschickt und etwa fünf Antworten von verschiedenen Labels zurückbekommen, die nicht interessiert waren. Vom Rest haben wir nie etwas gehört. Ich denke, wir hatten danach nicht so viele Alternativen…

Ihr habt jetzt einen so genannten "Licensing Deal" mit Edgerunner. Ist das ein richtiger Labelvertrag, also fungieren sie für Euch als "richtiges" Label oder übernehmen die bloß die Distribution, Promo und solchen Kram?
Das bedeutet, dass sie das Album lediglich für fünf Jahre besitzen und dass sie nichts für die Herstellung der Platte bezahlt haben. Davon abgesehen ist es eigentlich wie ein ganz normaler Plattenvertrag. Die Details sind wirklich verdammt langweilig, ich belasse es besser dabei.

Welche Idee steht hinter der Band Manifest?
Musik zu machen, die hart und direkt einschlägt, ohne sich hinter Make-Up oder übertriebenem Bühnen-Szenario zu verstecken. Wir werden so lange spielen, wie es Spaß macht und solange wir das Gefühl haben, etwas "Einzigartiges" zu offerieren.

Die Musik auf HPV klingt ziemlich hart, oftmals erinnert sie mich an Bands wie Meshuggah oder spätere Pantera, manchmal an Machine Head oder Gruppen wie Misery Loves Co. Sind dies Eure Einflüsse? Und welches Ziel stand hinter dem Album?
Pantera, Machine Head und Meshuggah zählen definitiv zu unseren Einflüssen, so wie auch Slayer, The Haunted etc. Jeder in der Band hört alles Mögliche an Musik und ich glaube, das wirkt sich zu unserem Vorteil aus. Das Ziel mit HPV war es, einen kompromisslosen Thrash-Metal-Hybriden zu kreieren, der nicht nach all dem klingt, was Du heute im Plattenladen kaufen kannst. Wir haben nicht versucht, das Rad neu zu erfinden (oder zu stehlen, wenn Du so willst). Wir versuchen wirklich nur, Musik zu machen, die wir uns selber gerne anhören würden.

Die Texte sind ziemlich defätistisch und manchmal regelrecht krank oder vulgär. Welche Motive stehen hinter den Lyrics, beziehen sie sich auf persönliche Erfahrungen?
Einige beziehen sich auf eigene Erfahrungen wie der Track "Friendshit", manche resultieren eingfach aus dem Blickwinkel, aus dem ich die Welt sehe. Einige wurden "just for the fuck of it" geschrieben und "Grind Whore" ist eine Art persönliche Mitteilung für eine Person, die ich hasse und der ich niemals vergeben werde.

Es gibt zwei Songs auf dem Album, "The Art Of War" und "Mess-Age To Death Age", auf denen Gang-Shouting im Hintergrund zu hören ist, das ja normalerweise eher im Hardcore seine Platz hat. Es passt einwandfrei, aber wie kamt Ihr auf die Idee?
Wir wollten einfach eine Art "Biohazard-Feeling" oder so etwas Ähnliches. Also sind einige Leute ins Studio gekommen (Svartlamon Hardkor), wir haben's aufgenommen und es funktionierte wunderbar.

Ihr habt ein Video zu "Dead End Spiral" aufgenommen, erzähl uns etwas darüber.
Ein Video abzudrehen war das anstrengendste, woran ich jemals teilgenommen habe. Wir haben sechzehn Stunden lang nach Klick gespielt und dann haben zwei Mädels das Ganze später noch veredelt. Zu Beginn der Aufnahmen war unser Drummer so verdammt betrunken, dass er hinter seinem Set eingepennt ist. Nach fünf Stunden manischen Drummings war er dann langsam wieder nüchtern.

Für Half Past Violence gab es sehr gute Kritiken. Habt Ihr das erwartet? Ihr müsst ziemlich stolz und zufrieden sein …
Wir sind sehr zufrieden damit, was am Ende herausgekommen ist. Es wird immer miese und gute Reviews geben, aber ich denke, wir sind alle einfach nur dankbar für jegliches Feedback, gutes und schlechtes.

Was tut Ihr, wenn Ihr nicht gerade an Eurer Musik arbeitet?
Die meisten von uns haben tagsüber Jobs, obwohl, momentan ist das nicht richtig, ich und unser Bassist sind zurzeit arbeitslos. Ich würde sagen, unser Traum wäre es, wenn die Band ein Vollzeit-Job werden würde.

Was habt Ihr in näherer Zukunft vor, sind irgendwelche Touren geplant?
Wir planen zum Anfang eine Tour in Norwegen ("Half Past Norway Tour"), daneben haben wir gerade den Metal-Battle auf Wacken gespielt. Aber da wir bislang kein Management haben, das für uns arbeitet, ist es schwierig, eine größere Tour zusammenzubekommen. Hoffentlich wird sich das bald ändern und jemand Interesse für uns zeigen, also Gigs für uns organisieren. Auf der Bühne erwacht unsere Musik erst richtig zum Leben und jeder, der uns live gesehen hat, kann bezeugen, dass das besser ist als Sex mit Jenna Jameson zu haben!

Auf zu einem abschließenden Gruß an unsere Leser(innen) …
Kauft das Album, es wird der beste Kauf des Jahres sein! Trinkt mehr Bier, fi**t mehr Sch****en und habt Spaß!
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!