Geschrieben von Samstag, 01 Oktober 2005 13:12

Novembers Doom - Interview mit Gitarrist Larry Roberts



Link: www.novembersdoom.com

"Düster-traurig-wunderbar" - so lautet mein kurzes Fazit zum aktuellen Album der Amis Novembers Doom. Und da ich von den Jungs selbst gerne einige Worte über ihr fantastisches fünftes Werk "The Pale Haunt Departure" hören wollte, und wie sie zu den ewigen Opeth-Vergleichen stehen, wurde kurzerhand eine E-Mail mit neugierigen Fragen abgeschickt.
Lest selbst, wie die Antworten ausfielen, die bis auf eine nachdenklich stimmende Ausnahme Gitarrist Larry Roberts beantwortete.


Zu allererst muss ich gestehen, dass mich "The Pale Haunt Departure" total umgehauen hat, als ich es das erste Mal gehört habe. Und ich bin immer noch schwer begeistert. Ich habe vormals noch nie etwas von Euch zu Ohren bekommen, obwohl Ihr schon seit mehr als einer Dekade zusammen spielt - wie kann das sein?
Erstmal danke für das Kompliment zum neuen Album. Dass Du vorher noch nichts von uns gehört hast, liegt vermutlich zum Großteil an der Tatsache, dass wir in der Vergangenheit sehr wenig durch Vertriebe unterstützt worden sind in Deutschland. Das ist zwar traurig, aber dennoch wurden wir auf einer Menge Websites und durch Magazine gefeatured, wir bekommen auch Fanpost aus Deutschland sowie europaweit. Ich kann also nicht sicher sagen, warum Du nicht zumindest indirekt von uns gehört hast, aber besser spät als nie!

Im Vergleich zu Euren letzten Alben, habt Ihr Euch im Sound und in Bezug auf das Songwriting verändert?
Ich denke, wir sind mit jeder CD gewachsen, die wir veröffentlicht haben. Der Hauptunterschied zwischen diesem Album und den letzten ist, dass wir viel straffer zu Werke gehen und stärker fokussiert sind als früher. Wir haben uns gemeinsam bemüht, dieses Album sehr stark zu verdichten und von Anfang bis zum Ende alles in einem Fluss zu halten. Viele haben uns gesagt, dass diese CD unsere aggressivste und bewegendste zugleich ist, und ich stimme dem absolut zu.

Was denkt Ihr ist das Wesentliche an Novembers Doom? Wir würdet Ihr Eure Musik beschreiben?
Unsere Musik ist voller Stimmung und die Atmosphäre dunkel, denke ich. Wir schreiben mit einer Menge Emotion und Gefühl, und das beeinflusst die Songs, egal ob ein Stück langsam, schnell, leise oder laut und schwer ist. In jedem Song steckt viel Herz und Gefühl.

Erzähl mal ein wenig über die Studioarbeit und den Songwriting-Prozess. Hattet Ihr ein bestimmtes Ziel beim Schreiben oder später beim Recorden?
Wir haben bereits 2003 angefangen, Musik für dieses Album zu schreiben - kurz nachdem unser Gitarrist Vito in die Band gekommen ist. Er hatte einen frischen neuen Ansatz, der mir sehr entgegen kam, und so konnten wir es kaum abwarten, loszulegen. Wir haben uns viel Zeit damit gelassen, dieses Album zu schreiben, weil wir mit jedem aufzunehmenden Song absolut zufrieden sein wollten. Ganz ehrlich, dies ist das erste Album, auf dem ich jeden einzelnen Song mag. Wir haben uns wirklich sehr auf uns als Einheit konzentriert und uns eine Menge musikalische Ziele gesetzt. In der Vergangenheit gab es einige Leute in der Band, die sich in andere Richtungen bewegen wollten, und das machte einige Songs oder Alben weniger stark, als sie hätten sein können. Wir wussten, dass diese CD wirklich aggressiv und "fließend" werden musste, um den Eindruck zu hinterlassen, den wir uns erhofften.

Das Artwork von "The Pale Haunt Departure" gefällt mir ausgesprochen gut. Es gibt dem Ganzen noch das gewisse "Etwas", einen optisch zur Musik passenden Reiz. Wer hat das Bild gezeichnet und wie kam es dazu?
Das Artwork hat ein Künstler namens Attila Kis für uns gemacht. Paul hat ihn irgendwann mal online getroffen, und nachdem er sich einige Arbeiten von Attila angesehen hatte, zeigte er sie uns und wir entschieden, dass er unser neuer Mann sein wird. Er ist ein außergewöhnlicher Künstler und wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit, die er für uns gemacht hat. Wir haben jetzt auf künstlerischer Ebene mit Attila Kis und auch Travis Smith gearbeitet, der unsere vorherigen CDs betreut hat, wir schätzen uns also sehr glücklich.

Erzähl uns bitte ein wenig über die Texte und den Titel des Albums.
[Hier antwortet Sänger Paul Kuhr:] Der Titel der CD, "The Pale Haunt Departure", vereint das Gesamtgefühl des Albums und des Songs. Das übergreifende Thema dreht sich um den inneren Kampf mit Hoffnung, Glaube, Betrug und Traurigkeit allgemein. Eine ganze Anzahl der Texte ist sehr persönlich und direkt aus meinem Leben gegriffen. Eine Menge negativer Sichtweisen sind begründet in meiner Krankheit. Vor fünf Jahren diagnostizierte man bei mir Rückenmarksschwund; das bedeutet 24 Stunden am Tag Schmerzen und eventuell eine hohe Chance auf Lähmung. Das hat offensichtlich einen Haupteinfluss auf mein Leben und den Blickwinkel, aus dem ich die Dinge betrachte. Ich ziehe daraus meinen textlichen Input und es hilft mir in gewisser Weise wie eine Therapie.

Ihr habt eine ganze Menge Label- und Besetzungswechsel hinter euch. Wie kam es dazu?
Das ist manchmal einfach der Lauf des Geschäfts. Du musst manchmal weiterziehen, wenn Du Dich weiterentwickeln willst, und das betrifft Line-Up- wie auch Labelwechsel. Wir haben es nicht darauf angelegt, so oft zu wechseln, aber wenn eine Beziehung den Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weiter geht, muss man sich trennen und alleine weitermachen. Jeder Wechsel hat uns weitergebracht, insofern sehen wir es positiv.

Ihr habt ein Video zum Titelsong gedreht, der hoffentlich auch im TV gezeigt wird. In Deutschland gibt es allerdings nicht besonders viel Unterstützung für Metalbands durch Fernsehsender …
Das war kein Argument, ob das Video im richtigen Fernsehen gezeigt wird oder nicht. Wir haben auch nur einen sehr geringen Platz an Sendezeit für Metalbands in den USA, und es gibt eine Menge Bands, die diesen Platz haben wollen, also wer weiß. Ich wäre froh, wenn es das Video auf eine DVD Compilation oder so etwas schaffen würde. Wir hatten einfach die Möglichkeit, einen Clip zu drehen und haben uns diesen Song ausgesucht, weil er eine sehr düstere Atmosphäre besitzt und ziemlich aggressiv nach vorne geht. Einige Ausschnitte wurden hier in einem TV-Werbespot für das neue Album gezeigt, und das ist schon cool. Und die Leute können auf unsere Webseite gehen und sich das Teil runterladen, wenn sie möchten.

Ich vermute, dass Du die folgende Frage nicht mögen wirst, aber ich komme nicht umhin: Wenn man Meinungen über Eure Alben liest, wird darin stets der Vergleich zu Bands wie Opeth, Katatonia, My Dying Bride etc. gezogen - und ich habe Euch ebenfalls mit diesen Bands verglichen, weil ich denke, dass die Parallelen offensichtlich sind. Wie denkst du darüber? Seid ihr durch ihre Musik beeinflusst?
Ah, ich habe nichts gegen die Frage, wir mögen es nur nicht, wenn Leute denken, dass unsere so genannten Einflüsse so "offensichtlich" sind. Denn in Wahrheit haben wir viele unterschiedliche Einflüsse, und viele davon sind sehr offensichtlich, werden nur niemals in Erwägung gezogen! Zeug wie Pink Floyd und The Doors und Trouble und Sabbath und Celtic Frost, das wären einige starke Einflüsse für uns. Ich mag Opeth, Katatonia und My Dying Bride, das sind alles tolle Bands, doch wir sind gleichen Alters mit den meisten davon und wir machen das bereits so lange wie die auch; die Leute sehen einfach nicht, dass wir denselben Standpunkt haben und die selben Einflüsse wie diese Bands.
Ich habe schon Musik geschrieben und gespielt, die Ähnlichkeit mit Opeth hatte, bevor ich überhaupt von ihnen gehört habe. Dass ich Opeth mochte, als ich sie endlich hörte, lag zum Großteil daran, dass sie eine Band sind, mit der ich musikalisch viel gemeinsam habe. Ich habe neulich mit Mikael [Mikael Akerfeldt, Sänger und Gitarrist von Opeth] gesprochen, wir haben beide eine Menge gemeinsamer Einflüsse, also denke ich, ist es nur natürlich, dass wir ein wenig ähnlich vorgehen beim Spielen?
Ich habe natürlich gar nichts dagegen, wenn Leute sagen, dass Fans dieser Bands uns anchecken sollten, denn das ist ein Kompliment. Das sind alles großartige Bands und ich wäre froh, wenn deren Fans uns ebenfalls kennen lernen würden. Ich mag es nur nicht, wenn die Leute behaupten, wir würden sie kopieren, denn das tun wir einfach nicht. Ich finde nicht, dass es irgendwie schlecht ist, Sachen mit Bands wie den genannten gemein zu haben. Katatonia sind eine Band, die ich letztlich sehr mag, ihre Produktionstechniken und ihre Songstrukturen, also sind sie in dieser Hinsicht vielleicht ein Einfluss gewesen.

Wie sieht's mit Touren aus dieses Jahr, kommt Ihr nach Europa? Und wie steht es um den geplanten DVD-Release?
Wir hatten eine kleine Tour in Europa für Oktober geplant, aber da die Vertragspapiere nicht rechtzeitig ankamen, mussten wir das canceln und werden es für 2006 wieder auf den Plan setzen. Die DVD wollen wir bald angehen, wir warten nur noch auf den richtigen Zeitpunkt. Wir haben so viele unterschiedliche Pläne für die Zukunft, wir können sie nur leider nicht alle gleichzeitig verwirklichen, also müssen wir einfach den richtigen Zeitpunkt abwarten. Wir wollen sicherstellen, dass die DVD wirklich "killer" wird, also planen wir momentan ziemlich viel … Hoffentlich haben wir das bald durch und können sie im nächsten Jahr `rausbringen.

Hast Du noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?
Danke an jeden, der uns ancheckt - wenn Ihr mehr über uns erfahren wollt, könnt Ihr www.novembersdoom.com besuchen und Euch Infos, Pics, Musik, Videos und mehr anschauen und downloaden (for free)! Wenn Ihr mögt, was Ihr seht und hört, schreibt uns einfach, wir würden gerne von Euch hören. Hoffentlich sehen wir einige von Euch on the road! Passt auf Euch auf.
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!