Geschrieben von Sonntag, 27 August 2006 17:52

Gurd - Interview mit Sänger und Gitarrist V.O. zum Album "Bang!"

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Link: www.gurd.net

Die Groove-Thrasher GURD haben jüngst mit "Bang!" ein Album hingelegt, das endlich wieder durch mitreißende Melodien, viel Frische und herzlich-harte Riffs überzeugt. Sänger und Gitarrist V.O. rief aus der Schweiz an und beantwortete gut gelaunt alle Fragen zum Albumwechsel, der neuen Platte und GURD im Allgemeinen.

... shit happens: Leider brachte ein zwischenzeitlicher Batteriewechsel das Diktiergerät dermaßen aus dem Konzept, dass die ersten rund zwölf Minuten des Mitschnitts im Nirwana verrauchten. Daher lest zuerst Teil 1, ein Gedächtnisprotokoll dieser Viertelstunde, bevor der reguläre - und glücklicherweise wichtigere - zweite Teil des Interviews mit der Frage nach den Texten beginnt.

Teil 1: Gedächtnisprotokoll

Nachdem die Band kurz vor der Auflösung stand, wurde ein letzter Live-Gig anberaumt, der auf der DVD "10 YEARS OF ADDICTION" zu finden ist, und der GURD enorme Resonanz bescherte. Man entschied sich daraufhin, weiterzumachen und wechselte von Diehard Music zu Dockyard 1. Der Labelwechsel kam zustande, weil letztere das beste Angebot unter den (leider nicht besonders zahlreich vertretenen) Interessenten machten. Zudem wurde seitens anderer Label versucht, GURD vorzuschreiben, wie sie zu klingen hätten. - Am besten unter einem neuen Namen, denn eine Band mit langer Vergangenheit könne man der Zielgruppe schlecht präsentieren.
Dieser hingegen scheint ziemlich egal zu sein, was Vermarktungs-Strategen sagen, denn die bisherigen Reaktionen auf das neue Songmaterial, das im eigenen Studio aufgenommen wurde, fielen sehr gut aus. Schließlich hat sich bei GURD musikalisch vergleichsweise wenig verändert, was auch daran liegt, dass Neuzugang Patrick Müller an der Gitarre sehr Band-typische Riffs geschrieben hat.
Gut war auch die Resonanz auf den Coverbild-Wettbewerb, bei dem Fans über die GURD-Homepage aufgefordert worden waren, Fotos einzusenden. Die Qualität der Einsendungen war jedoch nicht die beste, sodass sich die Band letztlich entschloss, den Schnappschuss von einem Kumpel für das "Bang!"-Cover zu verwenden.


Teil 2: Das Interview mit V.O.

Worum geht es textlich auf der Scheibe? Leider liegen mir diese nicht vor, aber ich höre da Worte und Textzeilen wie "Gasoline" und "We bless you with the spirit of rock", die hervorragend zum Albumtitel "Bang!" und "Jetzt-geht-wieder-was"-Assoziationen zu passen scheinen.

Die Songs "Bang!" oder zum Beispiel "Spirit Of Rock" hauen in die Kerbe, die du ansprichst. Also in Anführungszeichen "Partytexte", einfach eine gute Zeit haben, alles etwas lockerer sehen und das Rock'n Roll-Feeling durchzuexerzieren, oder das Metal-Feeling. Aber "Black Money" zum Beispiel handelt von diesen ominösen schwarzen Budgets, die es in Amerika gibt, wo irgendwelche Verschwörungs-Fanatiker davon ausgehen, dass diese ganzen Geheimgesellschaften oder Geheimoperationen damit bezahlt werden. Also etwas mehr "Behind the Scenes"-Text.
Oder "The Grand Deception", das ist so ein bisschen mein Steckenpferd, diese Ufo-Sache. Ich befasse mich immer noch ein wenig mit diesem ganzen Roswell-, Aliens- oder Conspiracy-Kram. Und da gibt's eben so eine Theorie, dass die Aliens damals gelandet sind, und mit dem damaligen Präsidenten Truman ein Meeting hatten; und da gab's so ein Übereinkommen - sie kriegen Technologie von den Aliens und dafür dürfen diese Leute entführen und Experimente machen, Hybride und was weiß ich zeugen… Ob das wahr ist oder nicht, lassen wir mal dahingestellt (lacht). Es stellte sich dann nach so zehn, zwanzig Jahren heraus, dass diese Aliens sich nicht an die Abmachung halten und viel mehr Leute entführen und Sachen mit diesen Leuten anstellen, die so eigentlich nicht abgemacht waren. Deswegen "The Grand Deception", die große Täuschung.
Oder der Song mit dem "Gasoline", den Du angesprochen hast, das war, glaube ich, "Like A Man". Das ist eigentlich eine fiktive Story von mir, und zwar geht's da um einen Rennfahrer, der in seinem ganzen Leben eigentlich nur ein Ziel kennt, und zwar Nummer eins zu sein. Im Schluss vom Song knallt er gegen eine Wand und stirbt (lacht)… Ist nicht so 'ne tolle Story, aber der tiefere Sinn ist dahinter, dass man vielleicht auch mal mit dem zweiten Platz zufrieden sein muss.

"Children Of The Grave" sticht noch als Cover-Song heraus, den du mit Andre gemacht hast, deinem Kumpel aus Ex-POLTERGEIST-Tagen. Das ist auch der Track, der mir am wenigsten gefällt auf dem Album, weil er irgendwie "anders" ist und fremd wirkt zwischen Euren eigenen Songs.

(lacht) Das musst du der Plattenfirma sagen, denn wir haben ursprünglich mal zwei Cover aufgenommen, den BLACK SABBATH-Song und MOTÖRHEADs "The Chase Is Better Than The Catch" …

… das wäre in meinen Augen cooler gewesen…

… den hab ich gesungen. Und ja, die wollten wir eigentlich als Bonus-Tracks mal zur Verfügung haben, den es gibt ja 'nen Japan-Release, und die wollen 'nen Extra-Song, oder wir hätten's auch auf die normale Platte gepackt. Wir wollten einfach so viel Material wie möglich haben. Dockyard hat halt gemeint, "Children Of The Grave" sei so geil, das wollen sie auf der Platte haben, und ich hatte kein Problem damit. Dafür haben wir einen Song von uns gestrichen, und der MOTÖRHEAD-Song ist jetzt auch auf Halde. Was jetzt mit diesen Sachen passiert, werden wir sehen. Aber es hat sich halt angeboten, diesen Song zu machen, weil wir den mit POLTERGEIST früher schon immer gecovert haben. Das heißt, ich hatte weniger Arbeit, den zu lernen (lacht).

Gibt es da eigentlich eine Chance auf Reunion?

Wir quatschen seit zwei Jahren da drum rum, ob wir das machen sollen oder nicht, und wir haben uns damals eigentlich dazu entschlossen, wir könnten's mal durchziehen und wieder proben und gucken, wie's kommt. Mal Songs machen, Studio ist ja da, man kann's ja auch aufnehmen und so weiter, und dann mal gucken, ob's überhaupt irgendwie noch Relevanz hat oder ob das eher so Altherren-Spießerrunden werden (lacht). Aber wir haben's in den zwei Jahren kein einziges Mal geschafft, zu proben, und ich habe genug andere Sachen um die Ohren und hab' dann auch gefunden, also gut, wenn niemand Interesse hat von euch, dann gucken wir halt mal weiter, wie sich das entwickelt.
Aber dass Andre jetzt einen Song singt, das wollte ich unbedingt haben. Denn ich hab' dann schon im Hinterkopf gehabt, wenn der Song dann irgendwie auf die Platte kommt, dann ist das so 'ne mini, mini POLTERGEIST-Reunion und sicher auch was, um in Interviews jetzt wie hier darüber zu quatschen. Der Song ist einer meiner totalen Lieblingssongs von BLACK SABBATH und ich weiß, dass der schon Millionen Mal gecovert wurde, aber wir haben da einfach versucht, so nah wie möglich am Original zu bleiben und trotzdem 'ne extreme Heavyness reinzukriegen. Ich denke mal, das haben wir einigermaßen hingekriegt.

Ich bin einfach darüber gestoplert…

Ich find's im nachhinein nicht gut, dass er mittendrin ist, der sollte eigentlich an den Schluss. Dafür sollte eigentlich "The Storm", mit diesem Akustik-Intro, mitten in die Platte rein, damit es da eine Auflockerung gibt. Das war mein Plan, nur da haben sich Dockyard 1 dagegen gesträubt, weil die "The Storm" extrem scheiße fanden und den gar nicht auf der Platte haben wollten. Da habe ich dann aber mein Veto eingelegt und gesagt, wir können den an den Schluss machen aber nicht weg von der Platte.
Ich musste mir jetzt die letzten paar Platten immer anhören "Ok, ist ja alles schön und gut, aber das ist immer alles in demselben Tempo und demselben Groove, könnt ihr nicht mal was anderes machen?", und da hab ich gedacht ok, ich schreib mal so 'nen siebenminütigen Song mit Akustik-Intro, mit Blastparts, mit Bombastschluss und Keyboards…

… der ist auch klasse, der Song…

…eben, ich find den auch ziemlich gelungen, aber das ist eben Geschmacksache (lacht). Das Lustige ist, dass ich schon in ein paar Kritiken gelesen habe, dass die Platte in der Mitte so ein bisschen gleichförmig wirkt. Ich hab' das jetzt natürlich schön der Plattenfirma weitergeleitet, so nach dem Motto "Seht ihr?".

Interessant, dass auch in der Frage der Titel-Reihenfolge das Label versucht, sich durchzusetzen. Sollten das nicht allein Entscheidungen der Musiker sein?

Also ich muss ehrlich sagen, dass es das erste Mal war, dass ich mir da reinreden ließ. Aber ich wollte es mir nicht schon mit der ersten Platte bei der neuen Plattenfirma verscherzen und dachte auch, vielleicht sehen das andere Leute objektiver. Zudem ich auch gerade direkt aus dem Studio kam, und ich hatte mir schon Milliarden Gedanken über die Songreihenfolge gemacht, da wird man dann irgendwann auch betriebsblind.

Hattet Ihr bei den Aufnahmen im nun eigenen Studio irgendwelche Probleme?

Joa... Probleme hatte ich ein bisschen mit den melodiösen Gesangsparts. Aber ich hab' mich dann ganz alleine aufgenommen, da konnte ich dann so lange dran rumfeilen, bis ich fand, jetzt ist es gut genug, dass ich's auf der Platte stehen lassen kann (lacht). Das hätte ich sonst wahrscheinlich so nicht machen können, weil ich da immer noch ein bisschen unsicher bin, mit den melodiösen Sachen. Ich brauche da noch ein wenig Zeit, um mit meiner Stimme selber ins Reine zu kommen.

Wo würdest Du das Album von der Wertigkeit für Dich persönlich einordnen?

Logischerweise ganz on top (lacht) - das ist ja immer so bei Musikern, das neueste Baby ist immer das wichtigste. Aber ich hab' schon versucht, das mal objektiv zu sehen, und ich denke, am besten neben der neuesten Platte ist vor allem die erste und die "Bedlam". Also die drei Platten, weil ich ziemlich stark auch an diesem ganzen Thrash-Zeug hänge, als fast der einzige in der Band (lacht), und ich find's schön, dass das seit der "Bedlam" auch Einzug erhalten hat in den "GURD-Kosmos", und dass es sich auch gut verträgt mit den anderen, groovigen Sachen.

Was hören denn die anderen Jungs für Musik?

Die sind halt in den Achtzigern nicht so die Thrash-Fans gewesen wie ich. Franky (Bassist) war damals eher so der Singalong-Hardrock-Typ, der ist auch ne Ecke älter als ich, zehn oder neun Jahre. Der Drummer war damals, glaube ich, auch eher so die Hairspray-Fraktion (lacht)… Klar, die finden SLAYER, METALLICA, EXODUS auch geil, aber die haben jetzt nicht alle Platten zuhause, aber haben das eben auch miterlebt, den Aufstieg und Fall dieser Szene, wie ich damals.
Das habe ich auch von Anfang an bei GURD immer betont: die Riffs haben sich im Vergleich zu POLTERGEIST nicht extrem verändert, das sind eigentlich die Grooves unten durch. Anstatt dass ich jetzt 'nen Uffta-uffta-Takt drunterbaue, mache ich da jetzt 'nen groovigen Beat drunter, und dann klingt das gleich viel moderner.

Ihr seid mittlerweile schon 12 Jahre dabei. Was würdest Du sagen, wie sich euer Publikum in der Zeit verändert hat?

Das wird immer jünger (lacht)… Das ist eigentlich gut, aber manchmal fühlt man sich schon verdammt alt, wenn da Vierzehnjährige auf der Bühne 'rumhüpfen. Aber ich find' das cool, und nach der Show kommen immer wieder Kids zu mir und sagen, "Ich hab euch immer nur vom Hörensagen gekannt, aber jetzt nach dieser Show bin ich Fan und kaufe alle Platten nach", und so… Und das bestärkt einen dann halt doch, weiterzumachen.

Ich kann mir vorstellen, dass man irgendwann vielleicht keine Lust mehr hat, seine Musik für so junge Fans zu schreiben, weil die eventuell gar nicht nachvollziehen können, was da gesagt wird. Spielt dieser Gedanke beim Songwriting eine Rolle?

Eigentlich nicht, weil ich die Musik im Grunde für mich selber schreibe. Also es muss mir gefallen, sonst kann ich nicht auf die Bühne. Ich kann mich nicht hinsetzen und wirklich einen Song für andere Leute schreiben. Nicht mal "The Storm", denn der ist auch nach meinem Gusto geworden und hat die Elemente drin, die ich an Musik geil finde. Klar war der Anspruch, auch mal was anderes zu machen, aber die typischeren GURD-Songs schreibt eigentlich mittlerweile der Patrick (lacht).

Ich habe den Eindruck, dass Ihr zumindest in Deutschland immer so eine Art "Liebhaber-Band" wart und noch seid, obwohl Ihr in der Schweiz ja sehr bekannt sein dürftet, oder?

Es kommen auf jeden Fall viel mehr Leute auf die Shows, also wir spielen eigentlich immer vor so zwei- bis fünfhundert Leuten. In Deutschland sind wird froh, wenn wir hundert haben (lacht). Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir damals in diese Crossover-Schublade gepackt wurden. Und als ich mir dann die Haare abgeschnitten hatte, war ich dann plötzlich kein echter Metaller mehr, obwohl ich seit 1984 Metal mache. Aber die Leute, die Bands nur nach ihrem Aussehen beurteilen, kann ich eh nicht ernst nehmen. Sobald man einen groovigen Part drinhat, ist man gleich ein Hiphoper, also bitte… (lacht)

Irgendwelche Schubladen braucht man immer…

Eben, das ist auch wieder so was. Das ist zum Teil wiedergekommen, diese True-Metal-Welle, und jetzt entwickelt sich das wieder mehr nach Vermischung, und in fünf Jahren ist dann wieder all das nicht gut, was nicht reinrassiger Heavy Metal ist, nicht Nietenpatronengürtel und wasweißich. Tja was soll's, man kann die Welt nicht ändern.

Nunja, vielleicht ein Stück weit. Als Musiker hast Du ja zumindest die Möglichkeit, den Leuten durch die Texte etwas mit auf den Weg zu geben.

Es gibt immer wieder Leute, die selber Sachen interpretieren und dann nach 'ner Show mit mir darüber quatschen. Und da merke ich schon, dass die Leute sich darüber Gedanken gemacht haben, und das teilweise auch so gefressen haben, wie ich es auch dachte. Aber ich denke mir, das ist eher die Ausnahme, weil die meisten Leute musikmäßig einfach ein Abschalten vom Alltag haben wollen, und nicht auch da noch nachdenken wollen. Man kann's anbieten, eben indem man das in 'nen geilen Song verpackt, aber schlussendlich verlangen Leute "Angel Of Death" (Anm.d.R.: Vor allem in Deutschland kontrovers diskutierter SLAYER-Song über den SS-Arzt Josef Mengele). Wenn sie das für 'nen super Songtext halten, ist eh Hopfen und Malz verloren. Die meisten Kids wollen einfach Blut und Gemetzel in den Texten haben.

Du bist mittlerweile Vater geworden, hast aber auch noch ein eigenes Tonstudio und zwischendurch auch programmiert - das klingt nach viel Arbeit und danach, dass man mit GURD nicht wirklich Geld verdienen kann.

Ne, auf keinen Fall. Ein bisschen Kohle kommt schon rein von den Gigs, aber ansonsten… Also davon zu leben wäre utopisch.

Gab es mal eine Zeit, in der es möglich gewesen wäre oder möglich war?

Ja, wir haben es mal eine Zeit lang versucht, aber da habe ich auch mehr Schulden gemacht als sonst was. Das war zu Zeiten von der "D-Fect" - wir waren damals immer so ein halbes Jahr und insgesamt wohl ein Jahr eingespannt mit Studio-Arbeit oder Touren und haben in der Zeit eigentlich nicht so viel Kohle verdient, als dass wir die restlichen sechs Monate davon hätten leben können. Also war's dann immer gepaart mit Heimkommen und Arbeiten, um die Schulden und die laufenden Kosten zu bezahlen. Und wenn Du so knapp auf Null warst, ging's dann wieder los. Das ist nach ein paar Jahren einfach extrem frustrierend und auch der Hauptgrund dafür, dass die Leute ausgestiegen sind.
Ich denke mir, das ist in Europa, und vor allem in der Schweiz, mit den hohen Lebenshaltungskosten wirklich utopisch, mit dieser Musik reich zu werden… oder ein normales Leben zu führen, sagen wir's mal so, und eine Familie zu ernähren. Das kannst Du einfach vergessen, es gibt da zu wenig Leute, die das geil finden. Und mit den ganzen Trends ist es so, wenn Du nicht aus Amerika kommst, hast Du eh verschissen, oder eben aus einem anderen englischsprachigen Land. Es gibt immer wieder Ausnahmen wie SEPULTURA oder RAMMSTEIN oder was weiß ich, die es wirklich groß geschafft haben, aber ob die wirklich reich geworden sind - also RAMMSTEIN noch am ehesten wahrscheinlich.

Neben der Band habt Ihr dann vermutlich alle feste Jobs?

Ja, also ich nicht mehr, denn ich habe mit meiner Frau getauscht. Die wollte letztes Jahr wieder arbeiten gehen, und ich habe ja die Jahre zuvor den Programmier-Job gemacht, das Studio und die Band, und war nicht richtig für die Kids da, und das ging mir schon ziemlich nahe. Wenn man schon Kids hat, dann würde man die auch gerne aufwachsen sehen, und da kam mir das eigentlich sehr gelegen, dass sie jetzt wieder als Lehrerin arbeitet und ich jetzt praktisch die Hausfrau bin. Für das, was im Studio ansteht, muss ich mir halt 'nen Babysitter organisieren.

Zum Schluss mal was ganz anderes - was bedeutet eigentlich Dein Namens-Kürzel V.O.?

(lacht) Das ist 'ne Sache aus meiner Schulzeit. Eigentlich heiße ich ja Otto, aber wenn man in den 70ern aufgewachsen ist, dann war das nicht so'n cooler Name, weil sich dann jeden Tag das Otilie-Lied (Anm.: Song von Otto Waalkes) anzuhören, nervt ganz schön. Und da gab's dann in der Parallelklasse meines Kumpels und späteren Gitarristen so eine Geheimsprache mit Geheimdienstnahmen. Das war dann immer dieses ominöse "V." und dann der erste Buchstabe vom Vornamen. Also bei Dir wäre es dann "V.C." gewesen… Ich fand das irgendwie lustig und besser als Otto, und über die Jahre ist das dann eben so geblieben, denn ich musste dann nicht unbedingt der Otto Pulver sein. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber es nennen mich eh alle "V.O.".

Sehr nette Story - wirst Du das oft gefragt?

Eigentlich schon, ja. In letzter Zeit nicht mehr so oft, weil die meisten Leute das glaube ich schon zum 1000en mal gehört haben (lacht), aber ich sehe, es gibt immer noch Leute, die das nicht wissen…

…genau, und die sogar alle Platten haben.

Es gibt auch Leute, die alle Platten und uns schon zehn Mal gesehen haben, und mich dann fragen "Was heißt eigentlich GURD?" Ich sag' dann "Lies mal rückwärts"... Ding-ding-ding! (lacht)

Na gut, das wusste ich gerade noch...

… eben, aber ich meine, es gibt Leute, die kennen mich sogar seit zehn Jahren, und die wissen immer noch nicht, was es heißt. Aber man ist ja dafür da, um das aufzuklären (lacht).

Was ich als zweites immer mal wissen wollte - ich habe gelesen, dass auf dem "Addicted"-Cover der Kühnemund vom Rock Hard drauf ist.

Das stimmt auch, ja. Seine gelbe Fresse (lacht). Naja, wir haben's ein bisschen eingefärbt, so gelbe Zähne hatte er damals nicht gehabt (lacht). Aber die Idee für's Cover war eben das, dass man so ne riesen Pille auf der Zunge hat, so 'ne ROLLING STONES-mäßige Zunge, und dass auf der Pille "GURD" steht. Das haben wir dann irgendwie hingefaked, der Fotograf hat da ziemlich gute Arbeit geleistet.
Das war echt lustig, der Götz musste da die ganze Zeit diese Brausetablette auf der Zunge haben, und die hat dann natürlich angefangen, sich aufzulösen, und wir waren da am rumfluchen… (lacht).

Ist er auch hinten drauf mit seinem Zopf?

Er war gerade frisch rasiert da, mit seinem Zöpfchen, und dann haben wir da die Texte reingemoovt.

Ganz wunderbar. Vielen Dank für das ausführliche Gespräch, wir haben jetzt sogar ein wenig überzogen.

Gern geschehen, ich danke Dir! Ich hab auch schon den nächsten Anruf, aber halb so schlimm. Ich hoffe, man hört sich dann bei der nächsten Platte wieder, weil wir sind auch dran, mit PRO-PAIN eventuell mal wieder 'ne Tour zu machen.

Wie früher, das wäre genial! PRO-PAIN waren ja auch gerade da…

… und da hab ich sie getroffen und gefragt, wie es aussieht, vielleicht für 'ne kurze Tour. Da haben sie gemeint, sie machen eh nur noch Zwei/Drei-Wochen-Touren in Europa. Und zur nächsten Platte hat er gemeint, der Gary (Gary Meskil, Gitarrist & Sänger), wenn wir wollen, können wir mitkommen - ich muss einfach nur mit ihm mitsaufen. Ich spar schon für ne neue Leber …(lacht). Aber hoffen wir einfach mal, dass das klappt, das wäre cool.
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock, meine bevorzugten Genres sind jedoch Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!