ADJUDGEMENT gibt es nun seit ungefähr 15 Jahren, in denen die vier Jungs aus Hannover immer wieder mit Hardcore fernab jeglicher Trends auf sich aufmerksam machten. Gerade veröffentlichten ADJUDGEMENT ihr neues Album „Human Fallout“, welches wieder überzeugen kann. Gitarrist Markus beantworte uns dazu ein paar Fragen.
Stell euch doch einmal vor, wie lange gibt es euch und was kann man bei euch erwarten?
ADJUDGEMENT sind Ruven (Schlagzeug), Wilko (Bass), Marc (Gesang), Markus (Gitarre). Vier Jungs, die sich aus dem Sandkasten kennen und seit 1993 so zusammen Musik machen. Oder besser gesagt: Die jetzt wieder so zusammen unterwegs sind, denn zwischendurch waren ADJUDGEMENT ja, in Form einer zweiten Gitarre, zu fünft. Vier Mann, in dieser Besetzung ist also unser Ausgangspunkt '93 gewesen.
Ich habe mal gelesen, ihr bezeichnet eure Musik selber als No School Hardcore. Warum das, und warum haltet ihr offensichtlich nichts von diesem Schubladendenken?
Weil es keinem hilft, höchstens der Industrie und einigen Schubladenfaschisten. Es geht doch bei Hardcore mehr um die Einstellung als um irgendwelche Nuancen vermeintlicher Musikrichtungen. Mit Herz, Kritik und Aussage wird die Musik eher zur Nebensache; daher unser Protest gegen das Denken in Kategorien.
Und das, obwohl ihr ja schon als sehr politische Band bekannt seid. Wie wichtig sind euch politische Texte?
Mal davon ab, dass wir nicht nur politische Inhalte in unseren Texten verarbeiten, war und ist dieser Ansatz im Hardcore für uns von Beginn an schon immer wichtig gewesen! Jedoch ohne die ganze Zeit mit erhobenen Zeigefinger durch die Gegend zu laufen und auf der Bühne den Leuten irgendetwas aufzuzwingen, mit dem sie sich hinterher nicht wohl fühlen oder so...der Denkanstoß wollen wir sein, und weil es in der heutigen Zeit den Menschen, aus ganz unterschiedlichen Gründen, immer schwerer zu fallen scheint, für oder gegen etwas Stellung zu beziehen, machen wir's denen halt vor. Wenn es anderen Bands vielleicht nur um die Möglichkeit geht, mit harter Musik ordentlich Dampf abzulassen, ist das auch okay, aber für jeden von uns persönlich war dieser Anspruch, den wir in unsere Songs packen, schon immer wichtig. Dabei muss "seine Meinung kundtun" bei uns ja nun nicht durchweg politischer Natur sein. “Pit Fight Sucker“, als Beispiel hat mit Politik nix am Hut.
Eure letzte Scheibe heißt „Human Fallout“. Wie ist sie entstanden, und gab es da wieder so eine kuriose Entstehungsgeschichte wie bei „At 2 O'Clock“?
Nein, leider können wir mit kuriosen Geschichten nicht so ganz dienen. Diesmal waren unsere Aufnahmen von vielen kleineren technischen Pannen begleitet, ein ganzes Studio hat diesmal nicht gebrannt.
Ihr wechselt manchmal in euren Texten von der englischen zur deutschen Sprache, wie bei „Du warst mal echt sympathisch“ von eurer neuen Scheibe. Wie kommt es dazu?
Das ist die künstlerische Freiheit, die wir uns rausnehmen. 98 Prozent unserer Texte sind ja aufgrund unseres solidarischen Grundgedankens auf Englisch. Englisch ist nun mal weltweit die meistgesprochene, bzw. verständlichste Sprache. Wenn uns aber danach ist, mal einen Song in unserer Muttersprache zu machen, dann tun wir das einfach, auch um mal zu schauen, wie das ankommt. Auf der „Information fallen to the Rock Bottom“-CD und der „Hedonistic Movement“-7’’ gab’s mit „Abstand“ und „Selbstsucht“ sogar zwei Songs auf Deutsch!
Wo denkst du sind die Unterschiede, was habt ihr im Gegensatz zu „ At 2 O'Clock“ verändert?
Seit 2006 sind wir nur noch zu viert. Damit sind wir natürlich um lockere 80 kg leichter geworden und automatisch wieder schneller. Kurzum haben sich fixere Songs ergeben. So haben wir uns halt daran gemacht, ne neue CD mit einem bisschen `back to the roots` zu schreiben. Was aber keiner von uns persönlich als Rückschritt wertet, denn in „Human Fallout“ steckt eine Menge, wenn nicht sogar ein wenig mehr als in den Vorgängern, Arbeit und Herzblut eines jeden von uns.
In Hannover und Umgebung habt ihr euch ja einen guten Ruf erspielt. Es scheint aber, dass es außerhalb der Grenzen der niedersächsischen Landeshauptstadt ein wenig ruhig um euch wird. Wie würdest du das erklären und wie siehst du selber euren Stellenwert in Deutschland oder sogar Europa?
Also, das sehen wir nicht so. In Hannover sind wir eher selten zu sehen. Wir touren durch ganz Deutschland, bekommen viele Anfragen für Shows aus den meisten Teilen der Republik und haben auf der Deutschlandkarte nur wenige weiße Flecken offen, wo wir noch nicht waren, aber noch unbedingt hin möchten. Zwei Europatouren haben wir auch bereits hinter uns. Da sind wir durch Länder wie Holland, Polen, Belgien, die Slowakei, Tschechien, Schweiz, Österreich, Slowenien bis nach Kroatien gefahren und haben ne Menge geile Shows gespielt. Uns einen Stellenwert zu geben, würde ich gerne anderen überlassen, die so etwas mit mehr Abstand beurteilen sollen. Vielleicht kommt der Eindruck der „ruhigen“ ADJUDGEMENT, den Du von uns hast, ein bisschen davon, dass wir eben nicht die prollenden Lautsprecher sind und selten um irgendetwas einen riesigen Aufriss veranstalten. Sei es über einen Auftritt auf dem WFF, über ne Wahnsinnsshow in Bratislava oder über eine Chartplatzierung einer Platte von uns in Japan. Das sind alles so Sachen, die wir gerne mitnehmen, positiv für uns verbuchen und einfach weiter Musik machen…dadurch sind wir seit 14 Jahren nicht in aller Munde, aber vielen im Gedächtnis!
Wie sehen eure nächsten Pläne aus? Na ja, zum 15-jährigen Bandbestehen wollen wir was Aktuelles raus bringen. Vielleicht ne DVD und eine CD mit einen paar neuen Songs oder eine Art „Best Of…“ mit alten Krachern, neu arrangiert…da werden wir aber gucken müssen, wie wir dazu Zeit haben. Tourmäßig stehen, als größere Aktionen, England (wir haben ja mit „Human Fallout“ ein britisches Plattenlabel), und Griechenland auf dem Plan! Nach Griechenland sind wir schon seit längerem eingeladen, aber bisher klappte das von der logistischen Seite her immer nicht so richtig, denn so ne Tour dort will schon sinnvoll durchgeplant und machbar für uns sein. Für England bekommen wir Kontakte für die eine oder andere Location von unserem Label. Schauen wir also mal was 2008 so für uns hat…!
Danke für das Interview!
http://www.adjudgement.de
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