Geschrieben von Robert Donnerstag, 18 September 2008 10:46
Settle The Score - Interview mit Gitarrist Andre
SETTLE THE SCORE verkörpern Hardcore wie kaum eine andere deutsche Band. Und dennoch wurde es eine Weile sehr ruhig um die Combo aus Mönchengladbach. Doch nun melden sich SETTLE THE SCORE eindrucksvoll mit ihrem neuen Album „Back To The Streets“ zurück. Grund genug, uns einmal etwas näher mit der Band zu unterhalten. Gitarrist Andre nahm sich die Zeit und erzählte uns ausführlich vom neuen Album, dem neuen Label, der Hardcoreszene und den letzten Jahren.
Stellt euch doch mal kurz vor, für alle die euch noch nicht kennen!
SETTLE THE SCORE sind Matthias (Bud Spenca) am Gesang, Sven am Bass, Anas an den Drums (seit April `08 dabei) und Ich (Andre) an der Gitarre. Bis April `08 war noch Devo an den Drums, der uns aber leider aus Gründen von kommenden Nachwuchs verlassen hat .
In den letzten drei Jahren war es sehr ruhig um euch, was ist in der Zeit passiert?
Oh ja, leider eine Menge. Angefangen hat das schon bei den Aufnahmen von der „Five Knuckle Philosophy". Genau zu dem Zeitpunkt hat uns unser damaliger Drummer Manzon verlassen. Da wurde es zum ersten Mal schwer, einen geeigneten Ersatz zu finden. Für kurze Zeit hat uns unser erster Drummer Ben ausgeholfen. In dieser Zwischenzeit ist mit Pete auch ein Gründungsmitglied gegangen. Das war ein Zeitpunkt, wo Matthias und ich auch überlegt haben, aufzuhören. Allerdings liegt uns so viel an STS, dass wir versuchen wollten, mit unserem langjährigem Freund Sven weiterzumachen, der Pete am Bass ersetzen sollte. Das klappte ganz gut, und kurz darauf musste Ben uns auch aus beruflichen Gründen verlassen und lebt jetzt auf Mallorca. Dann kam Devo hinzu. Mit diesem Line-up (Matthias, Sven, Devo und ich) fingen wir wieder an, Songs zu schreiben, und wir wollten auch ein weiteres Album aufnehmen („Back To The Streets“). Nach den Aufnahmen teilte uns Devo mit, dass er Nachwuchs erwartet und sich darauf konzentrieren will. So kam Anas ab April`08 dazu, wobei Devo immer noch ein Teil von STS ist, nur nicht auf der Bühne. Durch diese ganzen Wechsel ist natürlich immer Zeit verstrichen, die wir schwer aufholen konnten. Wir sind aber jetzt wieder dabei Songs zu schreiben, für ein weiteres Album und andere Releases.
Ihr wart auf Century Media und auf Alveran. Jetzt seid ihr bei TES. Ist das nicht ein Rückschritt für euch?
Alveran war das Label und Century Media „nur“ der Vertriebspartner. Du kannst das sehen wie du möchtest. Persönlich war das kein Rückschritt. Wir haben uns für den D.I.Y. Weg entschieden, um unabhängiger von Labels zu werden und freier entscheiden zu können. TES hat unser Album herausgebracht, wobei wir volle Handlungsmöglichkeiten haben und alle Rechte bei uns bleiben. Dies ist mehr eine Zusammenarbeit und Unterstützung, um die offizielle Seite abzudecken. Natürlich bedeutet das mehr Arbeit für uns. Wir mussten uns selber um die Promo kümmern (allerdings auch mit Unterstützung), die Pressung etc. Diese ganzen Kosten wurden auch von uns bezahlt, deswegen gingen wir auch einen unüblichen Weg. Zuerst kam das Release, dann erst die Promo und die weiteren Schritte. So konnten wir auch einen weiteren Deal mit „Swellcreek/Superhero Rec. distributed by Soulfood“ abschließen, die unsere CD nochmals veröffentlichen, so dass wir vom Vertriebsweg keinerlei Rückschritte gemacht und einen weiteren fähigen Partner dazugewonnen haben. Durch dieses Label und den Vertrieb sind wir stärker am Markt vertreten, als wir es vorher eventuell waren.
Ihr habt mal eine Weile an der Spitze der deutschen und vielleicht auch der europäischen Hardcoreszene gestanden. Wo würdet ihr euch heute einordnen, mit eurem neuen Album „Back To The Streets“ im Gepäck?
Das ist natürlich immer schwer zu sagen. An der Spitze sind wir sicherlich nicht. Dafür sind auch die Geschmäcker weit auseinander gegangen. Um an der Spitze zu sein, müssten wir einen anderen Stil machen in der heutigen Zeit. Da wir aber immer STS bleiben werden und uns nicht an die Trends in der HC-Szene anpassen, wie es manch andere Bands machen, werden wir auch immer eine Underground Band bleiben und den Leuten das bieten, was sie kennen und mögen. Einfach STS.
Wie bewertet ihr die deutsche und europäische Hardcoreszene mittlerweile?
Ich hab damals die HC-Szene in vielen Teilen respektvoller kennengelernt. Doch mittlerweile gibt es immer häufiger Leute, die anscheinend die Szene falsch auffassen. Es geht eben mal nicht darum, der Coolste zu sein, nur weil ich HC höre. Genauso wie viele meinen, dass Hardcore mit „t“ geschrieben wird, auf Shows gehen, um den Harten zu markieren und sich dann zu Hause von ihrer Mutti die Schuhe binden zu lassen, weil sie das nicht können. Aber das ist ja auch zum Glück nicht überall so. Deswegen mögen wir Shows, auf denen viel gemischtes Publikum ist und unsere Musik die Leute verbindet, und alle gemeinsam eine gute Zeit haben. Darum geht es doch im Hardcore!!
Euer neues Album „Back To The Streets“ erschien gerade, hat sich der Titel eigentlich zufällig gefunden oder steckt da eine spezielle Bedeutung für euch hinter?
Der Titel ist einfach entstanden, weil wir überlegt haben, was am Besten zu uns und unserer momentanen Situation passen würde. Wie wir uns selber sehen, und auch die HC-Scene, wird so am Besten beschrieben. „Back To The Streets“ bedeutet für uns mehr, wieder dahin zurückzugehen, wo wir her kommen und dahin, wie alles angefangen hat. Keinen Trends zu folgen und so zu bleiben wie wir sind. Genau das sagt auch der Text zu diesem Song aus.
Wie ist euer neues Album entstanden?
Viele der Songs wurden von mir zu Hause vorbereitet und den anderen vorgestellt. Dann haben wir gemeinsam an den Songs gearbeitet, so dass jeder seinen Teil dazu beitragen konnte und wir die Songs gewählt haben, die auch allen gefallen, um so uns als Band darzustellen. Wir haben bei den Aufnahmen auch nicht den üblichen Weg genommen. Wir sind öfters nur nach der Arbeit jeweils für zwei bis drei Stunden ins Studio gefahren und haben nur immer einen kleinen Teil gemacht. Zu diesem Zeitpunkt kam auch noch die Labelsituation dazu, wo wir lange Zeit nicht wussten, wie wir das alles machen sollten. So haben die Aufnahmen auch etwas länger gedauert als auf dem üblichen Weg, in zwei bis drei Wochen an einem Stück. Gleichzeitig haben wir auch noch an weiterem Material gearbeitet, um so zeitnah wie möglich nach den Aufnahmen auch weiterhin neue Stücke präsentieren zu können.
Wenn ihr „Back To The Streets“ mit eurem Output “Five Knuckle Philosophy” vergleicht, wo denkt ihr sind die größten Unterschiede?
„Back To The Streets“ ist im Gesamten etwas schwerer, präziser und auch vielseitiger als „Five Knuckle Philosophy“ geworden. Wir hatten diesmal Gastsänger (Björn / BLACK FRIDAY 29 und Chris / CHEAP THRILLS) für den Song „Count On Us“, und auch die Jungs von STUBBORN, mit denen wir einen gemeinsamen Song auf der Tour in Frankreich bei einem Soundcheck geschrieben haben. Den wollten wir dann auch mit auf die Platte bringen, sie haben uns ebenfalls bei besagtem Lied unterstützt.
Und was habt ihr verändert?
Wir haben versucht, die verschiedenen Einflüsse und Geschmäcker jedes Einzelnen in die Songs einfließen zu lassen. So entstanden von jedem Ideen, die wir miteinander verknüpft haben, um uns mit den Songs und der Platte noch mehr identifizieren zu können.
Ihr seid ja mittlerweile schon ein Weilchen dabei. Gibt es eine Band, mit der ihr unbedingt noch mal zusammen auf der Bühne stehen wollt?
Oh, da gibt es natürlich einige Bands, mit denen wir gerne spielen oder auch wieder spielen wollen. Am liebsten natürlich mit den Bands, die genau so denken wie wir, und die gleichzeitig auch so geblieben sind.
Wie geht es jetzt mit euch weiter?
Im September/Oktober steht erstmal eine zweiwöchige Tour mit „Last Hope“ aus Bulgarien an. Es ist ja auch schon eine Weile her, dass wir so lange auf Tour waren, also wird es ja mal wieder Zeit. Die Tour wird in Deutschland, Belgien, Rumänien und Bulgarien laufen. Wir planen weiterhin auch wieder eine Split 7“, was aber noch nicht wirklich fest steht. Unser Album „Back To The Streets“ wird über Demons Run Amok dieses Jahr wohl auch noch auf Vinyl erscheinen. Und natürlich schreiben wir weiter fleißig Songs, um diesmal etwas früher ein neues Album herausbringen zu können.
Ein paar letzte Worte zum Schluss…
Vielen Dank für das Interesse an STS. Und macht weiter so. Hoffe, wir sehen uns am 24.09. in Hamburg (Hafenklang-Exil) oder sonst wo auf der Tour. STAY TRUE!!!
Andre, danke für das Interview!
http://www.settlethescore.de
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