Geschrieben von Donnerstag, 11 September 2008 10:48

Deadly Sins - Interview mit Sängerin Stephanie Dougherty

Obwohl es die DEADLY SINS erst seit gut zwei Jahren gibt, hat die Band aus Boston schon eine gehörige Lobby. Grund dafür ist mit Sicherheit Sängerin Stephanie Dougherty, die für das Album „Blackout“ der DROPKICK MURPHYS den Song „Dirty Glass“ einsang und anschließend mit der Band fast fünf Jahre tourte. Doch der Wunsch, eine eigene Band zu haben, war einfach größer. Pünktlich zum Release des Debütalbums „Selling Our Weaknesses“, sprachen wir mit Stephanie über die DEADLY SINS, ihre Zeit mit den Murphys, den Deal bei People Like You und einiges mehr.

Stell dich doch mal bitte kurz vor.

Na klar, mein Name ist Stephanie Dougherty und ich bin die Sängerin der Band DEADLY SINS.

Wie würdest du am ehesten euren Musikstil beschreiben?


Unsere Musik besteht aus vielen Stilen, die wir mögen. Allerdings haben wir diese Stile vermischt und auch etwas von uns dazugegeben, so dass am Ende DEADLY SINS dabei herauskam.

Was würdest du sagen, hat euch am meisten beeinflusst?


Ich denke ziemlich viel. Von TOM WAITS zu MOTÖRHEAD, von JOHNNY CASH bis ETTA JAMES sind ziemlich viele Einflüsse mit in unsere Musik eingegangen. Ich versuche, von jedem etwas zu nehmen und zu meinem Eigenen werden zu lassen. Das heißt, dass auch mein Einfluss letztendlich sehr in unserer Musik hörbar ist.

Würdest du sagen, dass euch auch eure Heimatstadt Boston beeinflusst hat?


Boston hat uns auf jeden Fall beeinflusst, keine Frage, obwohl ich nahezu drei Jahre dort gar nicht gelebt habe. Aber ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, habe alle diese Konzerte für jede Altersklasse mitgemacht und mich mit unglaublich vielen Bands angefreundet, die verantwortlich sind für den typischen Boston Punkrock Sound. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wenn du einmal die Stadtgrenzen hinter dir hast, wie einflussreich Boston auf die gesamte Punkszene in Amerika und vielleicht auch darüber hinaus ist. Ich vermute, dass du nie ganz begreifen wirst, was du da an dieser Stadt hast, bis es vorbei ist.

Du hast ja, bevor es DEADLY SINS gab, bei den DROPKICK MURPHYS den Song „Dirty Glass“ für ihr Album „Blackout“ eingesungen. Wie kam es dazu?


Ich hatte gerade auf dem ersten Album von Roger Mirets DISASTERN einen Song gesungen. Einige der Mitglieder von den DROPKICK MURPHYS haben dort auch Gesangsparts zu beigesteuert. Sie hatten den Songs ja auch vorher schon mal aufgenommen, damals mit Kay Hanley, aber nun brauchten sie jemanden, der möglicherweise auch mit auf Tour gehen konnte. Ich sagte zu und "hier bin ich", und daher spielten wir auch den Song noch mal neu ein!

Du hast dann viele Shows mit den DROPKICK MURPHYS zusammen gespielt. Warum wurdest du nie ein vollständiges Mitglied der Band?


Ich wollte eigentlich schon immer meine eigene Band haben. Ich liebe die Jungs von den DROPKICK MURPYS als wären sie meine Brüder, aber ich hatte meine eigenen Ideen, was ich machen wollte. Dann waren die DEADLY SINS geboren! Aber die fünf, oder vielleicht waren es auch mehr Jahre, die ich mit den MURPYS auf Tour gewesen bin, waren einfach fantastisch, und ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese tolle Erfahrung machen durfte.

Wann genau hast du beschlossen, deine eigene Band zu gründen?


Vor einigen Jahren hatte ich die Idee, eine All-Girl Band gründen zu wollen, inspiriert von THE RUNAWAYS. Aber es klappte nicht so, wie ich mir das vorstellte. Viele von meinen Freunden wollten mir helfen, aber keiner von ihnen konnte sich länger binden, da alle ihre eigenen Bands hatten. Billy und ich begannen, einige Monate bevor ich nach Vegas zog, zusammen zu musizieren. Er hatte aber noch seine Band CRASH AND BURN, und ich war drauf und dran die Stadt zu verlassen, so dass wir einfach nur Spaß zusammen hatten. Aber er spielte damals den Song „Unpaid Bills“ für mich (der sich nun auch auf dem Album befindet, Anm.d.Verf) und ich liebte dieses Lied. Als ich dann nach Vegas kam, versuchte ich wieder Leute für eine Band zu finden, aber ich hatte keinen Erfolg. Zu dieser Zeit lösten sich dann CRASH AND BURN auf, Billy rief mich an und wir beschlossen zusammenzuspielen. Dann kamen auch noch Bice, Brendan und Joe dazu, und hier sind wir!

Gibt es hinter dem Bandnamen DEADLY SINS eine besondere Bedeutung für dich?


Eigentlich nicht wirklich. Aber ich bin fasziniert von religiöser Kunst und Ikonen, und das, obwohl ich nicht im Geringsten religiös bin. Und irgendwie hat mir der Name daher auch sehr gefallen.

Euer erstes Album erschien ausgerechnet beim deutschen Punk-Vorzeige-Label People Like You. Wie kam es dazu?


Wir schickten den Jungs von PLY unser fertiges Album und ein Video, und die mochten es sofort! Als wir dann vor ein paar Monaten in Deutschland waren, trafen wir sie schließlich! Einfach coole Jungs, die es geschafft haben, ein wahnsinnig gutes Roster auf ihrem Label zu installieren.

Die nächste Frage soll in keiner Weise kritisch sein, aber denkst du, dass du es durch deine Kontakte zu den DROPKICK MURPHYS mit deiner Band viel einfacher hattest, als viele andere Punkbands, die immer noch auf ihre Chance warten?


Ja und nein. Ja, wenn du die Tatsache betrachtest, dass nun wirklich schon viele Leute wissen, wer ich bin. Sie haben mich schon mal auf Tour oder in den Videos mit den DROPKICK MURPHYS gesehen. Und die MURPHYS haben eine wirklich loyale Fanbasis, die uns auch schon sehr unterstützt hat. Aber nicht selten passiert es, dass die Leute mich nur für das „Dirty Glass“ Girl halten und somit für meine andere Seite und insbesondere die DEADLY SINS gar nicht offen sind. Es wirklich komisch das zu sagen, aber ich lerne gerade, dass es am wichtigsten ist, sich in meiner eigenen Haut am wohlsten zu fühlen und die Musik zu spielen, an die ich glaube und die ich wirklich spielen will! Und damit kann eben auch nicht jeder etwas anfangen!

“Selling Our Weaknesses” ist euer Debütalbum, wo denkst du finden sich die größten Unterschiede zur selbstbetitelten Vorab-EP, die 2007 erschien?


Viel Geld...(lacht)...ne, war nur ein Scherz! Diese Platte ist abgestimmter, und außerdem hatten wir die Möglichkeit mit vielen unserer neuen Songs bereits ausgiebig zu touren, so dass wir sie wirklich schon sehr gut spielen konnten vor den Aufnahmen. Wir konnten so experimentieren, unseren Stil mit einbringen und verfeinern, so dass die Songs wirklich alle auf sehr hohem Niveau aufgenommen wurden. Allerdings bin ich auf beide Scheiben stolz und dankbar für Brendans Spiel-Problem, die uns die EP finanziert hat. Wahrscheinlich wären wir ohne seine Sucht gar nicht hier! (lacht erneut)

Habt ihr in der kurzen Zeit zwischen den Aufnahmen schon viel verändert?


Ich wurde in der Zwischenzeit immer selbstsicherer, nicht arrogant, lediglich selbstsicherer. Ich fühle mich so gut wie noch nie und bin echt glücklich. Ich freue mich einfach, wie alles so gekommen ist und genieße jeden Moment!

Ihr habt schon in der Vergangenheit, seit eurem Bestehen, sehr oft mit anderen Bands aus Boston zusammengespielt und seid auch mit ihnen getourt. Gibt es also wirklich eine so große und gute Verbindung unter den Bands aus Boston?


Wir sind alle untereinander irgendwie befreundet und helfen uns gegenseitig wo wir nur können. Die Punkszene unterstützt sich einfach sehr, und immer wieder singt irgendwer auf dem Album einer anderen Band oder springt ein, wenn ein Bandmitglied ausfällt oder ähnliches. Ich denke, dass es genau so sein sollte. Irgendwie ist das hier wie eine einzige  große Familie.

Ihr wart im April auf Europa-Tour. Wie ist es euch ergangen, und wann ist mit einer Rückkehr eurerseits zu rechnen?


Wir werden wohl Anfang 2009 wieder in Europa touren. Die Tour mit den DROPKICK MURPHYS und AGAINST ME! war einfach klasse. Wir waren einfach nur glücklich, über die Resonanz, die wir schon erhalten haben, insbesondere weil wir ja das erste Mal überhaupt in Europa verweilten. Daher erwarteten wir nicht ansatzweise, dass auch nur irgendjemand wusste, wer wir eigentlich sind. Aber wir verkauften unsere EP vollständig aus und die Leute nahmen uns einfach gut auf. Das war alles kaum zu begreifen für uns! Die Jungs von AGAINST ME! Waren auch einfach verdammt nett und es war wirklich toll, sie zu treffen, und überhaupt war die Tour sehr erfolgreich. Ich denke, dass diese Tour eine wirklich hervorragende Einführung für uns in Europa war!

Okay Stephanie, kommen wir zum Schluss, hast du noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?


Ich möchte mich einfach bei jedem bedanken, der uns bisher unterstützt hat. Ich hoffe, euch gefällt das Album und ich freue mich darauf, den großen Teich erneut schnell zu überqueren, um wieder Shows für euch in Europa spielen zu können!

Danke für deine Zeit und das Interview!


http://www.deadlysinstheband.com