Geschrieben von Freitag, 17 Oktober 2008 10:56

Broilers - Interview mit Bassistin Ines, Gitarrist Ron und Schlagzeuger Andy



Das Interview mit den BROILERS führten wir schon vor einiger Zeit, direkt vor der DVD-Release-Show in Düsseldorf. Aufgrund zeitlicher Probleme reichen wir es erst jetzt nach; da die DVD noch nicht veröffentlicht ist, hat es nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Bassistin Ines, Schlagzeuger Andy und Gitarrist Ron standen uns im Düsseldorfer Stahlwerk Rede und Antwort und sprachen mit uns über ihre Band, die Show an dem Abend und natürlich die DVD. Zu diesem Zeitpunkt waren die BROILERS auch Dank ihres grandiosen Albums „Vanitas“ schon die erfolgreichste Band ihres Labels People Like You. Aber lest selbst:

„Vanitas“ ist nun seit genau einem Jahr veröffentlicht. Wie sieht euere Resonanz nach einem Jahr aus?

Andy: Sehr positiv. Ich würde sagen dass „Vanitas“ uns ein ganz großes Stück nach vorne gebracht hat. Sowohl vom Musikalischen als auch vom Professionellen her haben wir uns Dank des Albums gehörig weiterentwickelt. Dabei würde ich professionell aber noch in Anführungsstriche setzen, da hier sicher noch Potential ist, obwohl wir schon professioneller an die Sache herangehen, insbesondere in Sachen Planung und Konzerten.

Ron:
Es hat sich einfach schon daher viel getan, dass wir mittlerweile bei People Like You beheimatet sind und mit anderen Möglichkeiten an die Sache herangehen können. Das hat uns wirklich viel gebracht, denn das sind nette Jungs und die tun auch sehr viel für uns.

Ihr habt gestern in Leipzig  die Show für eure DVD aufgenommen und werdet nun auch die Show in Düsseldorf mitschneiden. Wie ist die Show gestern gelaufen?


Ines:
Super! Wir haben ja nicht ohne Grund Leipzig als zweite Stadt ausgesucht. Denn nach Düsseldorf ist Leipzig für uns alle so was wie die zweite Heimat geworden, da wir dort schon vor vielen Jahren gespielt haben und auch heute noch immer sehr gerne da spielen, die Leute uns dort immer hervorragend aufgenommen haben und wir uns dort einfach wohlfühlen. Da passt es einfach! Und gestern war es einfach toll. Wir hätten uns das einfach nicht besser vorstellen können, und so war die Show ein echtes Highlight.

Ihr wart schon letztes Jahr mit THE GRIT auf Tour, und nun habt ihr euch auch für eure DVD-Shows die Band aus London als Vorband eingeladen. Warum fiel die Wahl gerade auf THE GRIT?


Ron:
THE GRIT waren, wie du schon richtig gesagt hast, schon auf unserer Vanitas-Tour mit von der Partie. Und dort haben wir uns mit den Briten angefreundet. Das Ganze wurde allerdings begünstigt dadurch, dass sie auch bei unserem Label sind, und so wurden sie uns sozusagen mitgeschickt. Und dann entstand diese Freundschaft.

Ines:
Es passt einfach menschlich und musikalisch, und so haben wir uns überlegt, dass wir bei diesen beiden Konzerten nicht eine x-beliebige Band dabeihaben wollten, sondern eine, mit der wir uns mehr als nur gut verstehen.

Lasst uns dann mal über eure DVD sprechen, denn deswegen seid ihr ja auch heute hier. Was ist da zu erwarten?


Andy:
Wir werden musikalisch einen Überblick über all unsere Alben präsentieren und den dann auch auf DVD verewigen. Es werden Sachen von der ersten Singles dabei sein und dann auch viele alte Hits. Natürlich wird die „Vanitas“ mit ihren Songs aber den Schwerpunkt bilden, und es werden weniger Songs von älteren Alben dabei sein. Aber soviel ist sicher, die Mischung stimmt. Zusätzlich wird dann noch ganz viel anderer Kram auf der DVD zu finden sein, wie Interviews, Gespräche und situationsbedingte Aufnahmen. Denn wir haben immer wieder eine Kamera dabei gehabt und dort so allerlei Zeugs aufgenommen, was dann mit auf die DVD kommen wird.

Ines:
Der spätere Konsument bekommt dann einen Eindruck über die Geschichte der BROILERS aus den letzten 15 Jahren. Und man wird uns noch viel besser kennen lernen…haha…Ich glaub, da ist der Andy auch sehr für…

Habt ihr denn soviele spannende und krasse Dinge erlebt?


Andy:
Ja, sicherlich. Wenn ich mich daran erinnern würde, wäre es ja toll. Aber der Alkohol und der Andy, das sind einfach zwei Dinge, die nicht richtig zusammenpassen wollen. Und schon gar nicht, wenn das gefilmt wird.

Ines:
Für uns alle ist das eine wahre Freude, aber für Andy wahrscheinlich weniger.

Die Show heute Abend ist komplett ausverkauft. Knapp 2.500 Leute werden heute im Stahlwerk sein...

Andy: Ursprünglich wollten wir die Show ja im Zakk veranstalten. Dort passen ungefähr 900 Zuschauer hinein. Aber aus verschiedenen Gründen haben wir uns dann dagegen entschieden. Sammy wollte am liebsten von Beginn an ins Stahlwerk. Da dieses aber wirklich groß ist und uns auch eine Nummer zu groß erschien, hatten wir überlegt, die Halle zu verkleinern. Dann war aber durch die Vorverkaufszahlen relativ schnell klar, dass wir das Ding wohl ausverkaufen würden. Und das ist echt ein absoluter Hammer, dass wir das Stahlwerk im Vorfeld schon ausverkaufen können. So haben wir alle Herzklopfen, sind tierisch nervös aber freuen uns auch absolut auf diese Show.

Was erwartet ihr vom heutigen Abend?


Ines:
Wir wollen natürlich auf der Bühne, Spaß haben, und wir hoffen, dass sich das Publikum an unserer Setliste erfreut und auch an den kleinen Überraschungen, die wir so eingebaut haben, Gefallen findet. Wir hoffen, dass alles gut wird. Und dass wir die zwei Stunden Spielzeit einfach gut überstehen. Denn das ist schon wirklich eine lange Zeit für uns, da wir sonst nicht länger als 90 Minuten spielen.

Bei „Vanitas“ bekomme ich so den Eindruck, dass ihr mehr oder weniger gerade durch die Decke geht. Der Hype um euch als Band ist einfach gigantisch. Wie seht ihr das selber, und wie geht ihr mit dem nun vielleicht höheren Druck um, der auf euch lastet?


Andy:
Da machen wir uns ehrlich gesagt keinen Druck. Natürlich merken wir, dass zurzeit wirklich viel geht. Die Zuschauerzahlen bei den Shows und auch die Verkaufszahlen gehen wirklich enorm hoch, das merken wir schon sehr deutlich. Wir nehmen es aber wie es kommt und machen uns definitiv keinen Druck. Im Gegenteil, wir genießen das, was passiert, und machen aber auch gleichzeitig schon Scherze, dass wir in einigen Jahren auch wieder mit einem ganz kleinen Van durch die Gegend heizen werden. Wir sehen das einfach sportlich, nicht mehr und nicht weniger. Druck mach ich mir, weil heute Abend meine Eltern hier sein werden.

Ines:
Ich glaube, das ist bei uns allen so. Es ist das erste Mal, dass von uns allen die Eltern zu einer Show kommen, und das macht uns natürlich sehr nervös.

Wie geht ihr damit um, dass viele Leute, die euch früher mochten, eure neuen Sachen kommerziell und poppig finden?


Ron:
Wir haben eben eine stetige Weiterentwicklung durchgemacht, die uns sehr nach vorne gebracht hat. Aber natürlich, und da sind wir alle einer Meinung, hätten wir drei, vier oder noch mehr Alben herausbringen können, die alle „Fackeln Im Sturm“ heißen und genauso sind wie besagtes Werk. Wir hätten also immer wieder dieselbe Musik machen können, aber das wollen wir eben nicht. Du bleibst dann stehen, kommst nicht voran, und das wäre überhaupt nicht gut. Denn wir wären damit nicht zufrieden. Eine stetige Weiterentwicklung war daher für uns als Band einfach notwendig. Durch diese Fortentwicklung ist unsere musikalische Bandbreite natürlich auch größer geworden. Denn auf „Vanitas“ spielen eine Menge unterschiedlicher Musikstile mit hinein, die alle zu hören sind. Es haben uns eben auch in den vergangenen Jahren sehr viele Bands und Situationen beeinflusst, die so gut zu hören sind.

Ines:
Wenn irgendwer sagt, ich mag euch jetzt nicht mehr, habe euch aber früher geliebt, dann ist das für mich okay. Allerdings mag ich es wirklich nicht, wenn unsere Weiterentwicklung immer nur negativ ausgelegt wird und alles in eine Richtung geht. Entweder du magst die Musik oder nicht; aber etwas, was du nicht magst, gleich zu verurteilen, das ist eben das, was mich echt nervt und was ich in letzter Zeit in Bezug auf uns doch häufiger gelesen habe.

Andy:
Du musst auch sehen, dass wir angefangen haben, als wir 14 waren, und damals war es für uns wichtig, über „Ficken, Saufen, Oi“ zu singen. Aber mit der Zeit setzt eben eine Entwicklung ein, und heute haben wir andere Probleme, die wir eben nur zu gut in unserer Musik verarbeiten können. Andere Sachen sind nun einfach wichtiger geworden.

Ihr habt natürlich mit „Vanitas“ auch eure eigenen Erwartungen übertroffen. Wird euer nächstes Album noch bei PLY herauskommen oder erscheint es, wie von vielen vermutet auf einem Majorlabel?


Andy:
Für uns ist das einfach noch kein Thema. Wir sind bei People Like You sehr zufrieden, werden gut betreut und verschwenden daran eigentlich keine Gedanken. Natürlich sieht auch unser Label die Verkaufszahlen, und wir haben uns da auch schon drüber unterhalten. PLY hat ja im Grunde Strukturen wir ein Majorlabel, ist aber noch im Untergrund verwurzelt, und so hat das Label und damit wir eben alle Möglichkeiten.

Ron:
Wir haben uns ja bis vor Kurzem gar nicht träumen lassen, dass wir mal die Möglichkeit haben, bei einem Label wie PLY eine Platte herausbringen zu können. Für uns sind hier Vertriebstrukturen, Vertrag, Behandlung und so weiter einfach perfekt. Es ist das größte Punklabel in Deutschland, vielleicht sogar in Europa. Da finden sich so tolle Bands drauf, und wir sind wirklich zufrieden, wie Andy schon sagte, dass wir ein Teil dieser Familie sein dürfen. Von daher kommt das gar nicht in Frage für uns.

Gerade kam eure streng limitierte „Ruby, Light & Dark“ EP heraus, mit vielen Coversongs. Wie habt ihr die Auswahl getroffen?


Andy:
Wir hatten schon vor, etwas zu covern. Neue Songs sollten auf der EP nicht landen, da wir uns die für die nächste Platte aufbewahren wollten. So kamen wir auf den SLIME Song, den wir sowieso schon für den SLIME Tribute Sampler aufnehmen wollten, der demnächst erscheint. Für „Wenn du jetzt denkst“ entschieden wir uns, da wir unser erstes Album noch mal aufnehmen wollen, und das Ganze ist als eine Art Wink mit dem Zaunpfahl gedacht. So haben wir es schon mal aufgenommen und eingespielt. Auf das Cover der Sopranos-Titelmelodie „Woke Up This Morning“ kamen wir, da Christian, Sammy und ich große Sopranos-Fans sind. Wir haben das dann etwas umarrangiert, und fertig war es. So haben wir uns also für diese Lieder entschieden und daraus eine EP für unsere Fans konstruiert.

Warum fiel eure Wahl ausgerechnet auf „Ruby Light & Dark“ und nicht auf einen anderen Song?


Ron:
Es hätte genauso gut ein anderes Lied treffen können, wie z.B. „Meine Sache“. Wir drehten zu dem Zeitpunkt das Video zu dem Lied, daher entschieden wir uns für eine EP Veröffentlichung von „Ruby Light & Dark“.

Ines:
Der Songs ist ja schon etwas ungewöhnlicher für die BROILERS. Am Anfang dachten wir, dass der Song vielleicht gar nicht so gut ankommt beim Publikum und unseren Fans. Aber dann bekamen wir sehr schnell mit, dass genau das Gegenteil eintraf und die Leute viel mehr dieses Lied abfeierten, als wie jemals gedacht hatten. Wir waren davon sehr überrascht, hatten wir doch viel mehr Kritik an diesem Track erwartet. Und ich denke, das war der ausschlaggebende Grund, uns für dieses Lied als EP zu entscheiden.

Ihr habt die Cover der EP alle per Hand bemalt und gestaltet. Wie kamt ihr auf die Idee?


Ines:
Oh ja, ich hatte noch Wochen danach Farbe in der Nase (lacht schallend). Die Idee ist aus einer Bierlaune heraus gewachsen zum größten Teil, und dann haben wir es eben gemacht.

Andy:
Wir dachten uns, wenn wir schon so eine EP streng limitiert veröffentlichen, dann machen wir es richtig und lassen daraus etwas Einmaliges entstehen.

Ines:
Es sollte noch viel Liebe drin stecken.

Andy:
Eigentlich war die Idee total bescheuert. Was wir nicht alles gesprüht und gestaltet haben, schließlich ging es um 2.222 Stück. Das dauerte so lange, und wir haben es eine Weile richtig verflucht. Aber mittlerweile denken wir, dass es richtig gut aussieht. Sollten wir so was noch mal machen wollen, dann stellen wir definitiv Praktikanten ein (lacht) und machen diese Scheißarbeit nicht mehr selber.

Obwohl ihr mittlerweile jede Menge Erfolg habt und auch Hallen am Fließband ausverkauft, scheint ihr euch richtig um eure Fans zu kümmern, was ja eher ungewöhnlich ist. Wie seht ihr das?


Ron:
Wir haben ja selber unglaublich Lust, nach einer Show noch mit den Leuten zu feiern. Daher kommt das. Uns tut es schon unglaublich Leid, wenn wir tourmäßig soviel Stress haben, dass wir nicht lange bleiben können und schon bald fahren müssen, da die nächste Show auf dem Programm steht.

Ines:
Wir haben ja, wie schon gesagt, auch sehr klein angefangen, und da war es einfach total normal, nach der Show bis in den Morgen mit den Leuten zu feiern. Ich sehe da jetzt auch keinen Unterschied zwischen den damaligen Shows und den jetzigen, nur weil es auf einmal ein paar Leute mehr sind, die zu unseren Konzerten kommen. Im Gegenteil, hier hat sich definitiv nichts geändert. Wir sind nun mal so, und so soll es auch bleiben. Selbst wenn es, was ich jetzt aber nicht glaube, noch weiter gehen sollte und noch viel mehr Leute kommen und wir noch größer werden, wird sich daran selbst dann nichts ändern. Wir wollen die Nähe zum Publikum, sind das nun auch schon so gewöhnt  und mögen das total.

Wie sieht es denn mit den Planungen für einen „Vanitas“ Nachfolger aus? Gibt es schon neue Songs?


Ines:
Nein, eigentlich nicht wirklich. Wir hatten zuletzt durch die Planungen für die DVD soviel zu tun, dass wir für anderes keine Zeit hatten. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Denn als nächstes steht Schneiden, Material Sichten und Gestalten auf dem Programm. Aber wenn wir wieder etwas mehr Zeit haben, und wieder etwas kreativer werden können, dann wird sich das auch sehr schnell ergeben und wir werden neuen Stücke schreiben. Also, die Planungen existieren schon im Hinterkopf, etwas Konkretes gibt es aber leider noch nicht zu berichten.

Was mir bei euch immer sehr stark auffällt, ist, dass ihr ja eben nicht mehr die Klischees bedient, sondern sehr hintergründige, mitreißende Texte habt, in denen sich der Hörer sehr oft wieder finden kann. Könnte es sein, dass euch genau das vielleicht auch ausmacht und auch ein Stück weit zu eurer Popularität beigetragen hat?


Ron:
Ich denke, zu mindestens 50 Prozent trifft das voll zu. Den Schuh kann sich Sammy voll anziehen. Denn er ist einfach ein extrem guter Texter. Er schreibt mittlerweile einfach ganz tolle Texte und macht damit natürlich sehr viel von unserer Musik aus.

Ines:
Bei mir ist es auch so, wenn ich Musik höre und die gefällt mir, dann kann ich die aber erst abfeiern, wenn der Text dazu auch noch super gut ist und mir vollauf gefällt. Texte sind mir persönlich sehr wichtig, besonders wenn die Texte auf Deutsch sind. Und von daher passt das eben bei uns sehr gut. Denn so passen die Texte auch ausgezeichnet zu unserer Musik, die ja auch, wie schon erwähnt, mittlerweile sehr vielseitig ist, und gibt so ein sehr rundes Gesamtbild ab.

Andy:
Es liegt natürlich auch daran, dass die Texte so stark sind, dass Sammy in seinen Texten eigene Erlebnisse und Gefühle verarbeitet. Dadurch werden die Texte natürlich auch sehr authentisch und machen das Ganze dann auch aus.

Okay, kommen wir langsam zum Schluss, ihr seid ja schon lange dabei. Wird es von euch in absehbarer Zukunft ein B-Seiten Album geben?


Andy:
Wir haben jetzt bei der „Vanitas“ auch einen Song aufgenommen, der nicht den Weg auf das Album gefunden hat. Aber ich glaube einfach, dass uns die meisten Songs nach einer Weile nicht mehr gefallen, die wir auch nicht auf die Alben getan haben. Denn dass sie den Weg nicht auf das Album finden, heißt ja im Grunde, dass uns der Song nicht hundertprozentig gefällt. Und bevor wir so einen Scheiß dann veröffentlichen, bringen wir ihn lieber gar nicht raus.

Ron:
Allerdings passiert es auch, dass wir bei einem Song, der wir in einer Aufnahmesession geschrieben haben, der dann aber nicht auf dem Album gelandet ist, irgendwann die Melodie klauen. Wir entdecken die dann wieder und verwenden sie für andere Songs auf anderen Alben neu. Aber natürlich in ganz verändertem Gewand. Aber das kannst du dann eben nicht B-Seite nennen, schließlich entstand ein völlig neuer Song.

Ines:
(Lacht) Also nein!


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