Mit „Soul Collector" haben unsere niederländischen Nachbarn von VENGEANCE eindrucksvoll gezeigt, dass ihr Comeback-Album „Back In The Ring" keine Eintagsfliege sein sollte, und dass sie es wirklich ernst meinen. Sänger und Aushängeschild Leon Goewie (Foto mitte) zeigte sich mit dem Resultat und den ersten Kritiken zu „Soul Collector" auch durchaus zufrieden und beantwortete uns gut gelaunt einige Fragen.
Hi Leon. Zuerst einmal möchte ich euch zu eurem neuen Album „Soul Collector" gratulieren, das bei uns 8,5 von 10 Punkten einheimste und richtig gut abgeht. Ich hatte sehr viel Spaß dabei, mir die Scheibe anzuhören.
Hallo Dirk. Es ist schön zu hören, dass das Album so gut ankommt. Wenn die Leute Spaß daran haben, die Songs zu hören, ist das wohl das größte Kompliment.
Ihr habt ja ein Monster von einer Tour im Rahmen eures 25-jährigen Bandbestehens absolviert. Ist es richtig, dass ihr seit Anfang 2007 permanent unterwegs wart? Wann habt ihr dabei die Zeit gefunden, neue Songs zu schreiben?
Ja, das ist absolut korrekt. Glücklicherweise haben Jan und ich schon vor Jahren immer wieder an Songs und Ideen gearbeitet, die wir jetzt teilweise für „Soul Collector" verwendet haben. Ein paar der Songs sind auch erst im Studio entstanden, andere haben wir während der Tour geschrieben.
Tatsächlich während der Tour, also beim Soundcheck, oder eher während eurer freien Tage?
Nein, wirklich während der Tour. „Lean On Me" ist zum Beispiel entstanden, als unser Drummer Hans In'T Zandt die Nachricht erhielt, dass sein Bruder sehr schwer erkrankt ist. Das war für uns alle ein Schock und hat uns sehr mitgenommen. Ich habe mich dann entschlossen, einen Song darüber zu schreiben.
In diesem Zusammenhang: Wer ist denn bei VENGEANCE für das Songwriting verantwortlich? Alle zusammen oder bestimmte Personen alleine? Ich vermute mal, dass die Lyrics von dir als Sänger selber kommen.
Wir arbeiten unsere Songs in den meisten Fällen als Team aus. Die besten Ideen kommen immer dann, wenn wir mal im Studio komplett ausflippen. Dabei kommen uns einfach die besten Ideen, und sehr schnell ist aus solchen Ideen ein neuer Song geboren. Die meisten Lyrics schreibe ich natürlich selber, es gibt aber auch Songs, bei denen ich mit anderen an den Texten arbeite.
Auf „Back In The Ring" waren zum Beispiel Mat Sinner und Michael Voss sehr stark in den Songwriting-Prozess involviert. War das bei „Soul Collector" auch wieder der Fall?
Ja, sie haben wieder einige Songs geschrieben, von denen wir die besten für „Soul Collector" ausgewählt haben. Jan Somers (guitar) und ich haben aber diesmal wesentlich mehr Songs beigesteuert.
Was ist deiner Meinung nach der größte Unterschied zwischen eurem Comeback-Album „Back In The Ring" und der aktuellen Scheibe „Soul Collector?
Der größte Unterschied zwischen den beiden Alben ist meiner Meinung die Tatsache, dass wir mit wesentlich unterschiedlicheren Grooves gearbeitet haben, die dadurch eine enorme Dynamik in den Songs hervorrufen. Und mit „Back In The Ring" haben wir enger mit Michael Voss zusammengearbeitet.
Ist zwischen dem Coverartwork und dem Album-Titel „Soul Collector" ein näherer Zusammenhang, oder habt ihr das Layout nur deshalb gewählt, weil es einfach cool aussieht?
Ja, da ist tatsächlich ein enger Zusammenhang. Das Coverartwork wurde von Jan Sommers gestaltet, und als wir das Bild sahen, wussten wir sofort, dass es perfekt zum Albumtitel passt. Was du auf dem Cover siehst, ist der Soul Collector. Übrigens ist unser Drummer Erik Stout komplett für das Layout verantwortlich gewesen, und wir alle sind mit dem Resultat mehr als zufrieden.
In eurem Line-Up hat sich nach „Back In The Ring" einiges verändert, denn ihr habt zwei Musiker verloren, Drummer Hans In'T Zandt und Gitarrist Peter Bourbon. Nachdem ich ein Pressemeldungen diesbezüglich gelesen hatte, kam es mir vor allem bei Peters Abgang so vor, als wärt ihr nicht in aller Freundschaft auseinander gegangen. Kannst du zu den Umständen der Trennung Genaueres sagen?
Peter und Hans wollten einfach eine Veränderung in ihren Leben. Ich persönlich habe zu beiden ein sehr gutes Verhältnis und wünsche ihnen alles Gute. Außerdem habe ich sehr schöne Erinnerungen an die Zeit mit Peter und Hans, von Trennung im Streit kann ich da wirklich nicht reden.
Für Peter ist dann Timo Somers an der zweiten Gitarre in die Band gekommen. Gehe ich Recht in der Annahme, dass es sich dabei um Jan Somers Sohn handelt? Zumindest wenn man das Bandfoto betrachtet, drängt sich diese Vermutung förmlich auf.
Oh ja, das ist er tatsächlich. Wir sind sehr stolz, dass er bei uns eingestiegen ist, denn er bringt frischen Schwung und eine gehörige Portion Power mit. Ganz nebenbei ist er auch ein absolut begnadeter Gitarrist, ganz genau wie sein Vater auch.
Wie würdest du deine aktuellen Bandmitglieder als Musiker und Menschen beschreiben?
Für mich ist es ein Segen, mit solch tollen Menschen und Musikern zusammen arbeiten zu dürfen. Sie alle haben etwas ganz Besonderes an sich, neben ihren wirklich brillanten Fähigkeiten als Musiker.
Ich weiß, diese Frage musst du schon tausendmal gehört haben, aber denkst du, dass es irgendwann den Tag geben wird, an dem Arjen Lucassen wieder bei VENGEANCE einsteigt? Indem er die Leads für „Captain Moonlight" auf „Back In The Ring" eingespielt hat, habt ihr der Hoffnung dafür ja selber neuen Nährboden gegeben.
Na, dann gebe ich dir mal die Antwort, die ich darauf auch jedes Mal gebe. Arjen hat jede Menge Respekt für die Arbeit von VENGEANCE, und wir haben gleichermaßen eine hohe Meinung von seinen Arbeiten. Er ist glücklich mit dem was er gerade macht, genauso wie wir auch.
Welchen von euren älteren Songs singst du am liebsten live auf der Bühne? Und hast du ein Gefühl, welcher Song vom neuen Album live ein Killer werden könnte?
Am allerliebsten singe ich „When Heaven Strikes Me Down" und „Arabia", weil wir bei diesen Songs immer so eine unglaubliche Reaktion bei den Fans hervorrufen. Für einen Sänger ist das natürlich ein unbeschreibliches Gefühl. Vom neuen Album denke ich mal, dass „Cross In The Rain" sehr gut abgehen wird. Aber es ist natürlich schwer das zu beurteilen, wenn man die Songs noch nicht live angetestet hat.
Leon, wann hast du mit der Musik begonnen, und welche Bands oder Musiker haben dich maßgeblich beeinflusst? War es von Anfang an klar, dass du Sänger werden wolltest, oder hast du mit einem Instrument angefangen?
Eigentlich habe ich meine musikalische Karriere als Drummer begonnen, habe aber die zweite Stimme in der Band gesungen. Dann wurde ich zu einem Gesangs-Contest eingeladen, bei dem ich acapella singen musste. Und weil ich das so sehr genossen habe, war für mich von dem Moment an klar, dass ich nur noch singen wollte. Ich wurde seiner Zeit sehr von STATUS QUO und AC/DC beeinflusst. Beides sind ganz fantastische Bands.
Wenn dir jemand die Chance geben würde, deine Traumband zusammenzustellen, und du dabei auf jeden Musiker, auch die schon nicht mehr unter uns weilen, zurückgreifen könntest, wie würde das Line-Up dieser Band aussehen?
Oh Jesus, da muss ich erstmal kurz drüber nachdenken. Also ich wäre natürlich der Sänger (lacht), nein das war ein Spaß, also ich hätte gerne Bon Scott am Mikro, Phil Lynott am Bass, Jimmy Page und Jimmy Hendrix an den Gitarren und den Drummer von VAN HALEN, Alex Van Halen. Na, wie hört sich das an?
Das hört sich ziemlich genial an, würde ich sagen. Was hörst du denn im Moment so auf deinem MP3 Player?
„Black Ice" von AC/DC, alle möglichen Scheiben von STATUS QUO, und natürlich „Soul Collector".
Was sind deine persönlichen Top-Ten All-Time Lieblingsalben?
Also ich kann dir eigentlich nur meine zehn Lieblingsbands aufzählen, da ich alle ihre Veröffentlichungen zu meinen Lieblingsalben zählen würde. Und es gibt auch keinen ersten oder zweiten Rang, weil sie für mich alle auf Platz eins stehen. Hier sind sie: WHITESNAKE, GUNS N ROSES, AC/DC, VAN HALEN, STATUS QUO, URIAH HEEP, FREE, DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN, JIMMY HENDRIX.
Mein Lieblingssong von euch ist „Arabia", und er wird es wahrscheinlich auch immer bleiben. Wenn du mal eure ganzen Tracklists aller eurer Veröffentlichungen durchgehst, welcher ist dein Lieblingssong?
Im Moment ist es ganz eindeutig „I Never Felt That Way Before" vom neuen Album, weil ich den Rhythmus in dem Song sehr mag und er perfekt zum Mitsingen ist. Naja, und weil er in mir eine Menge Erinnerungen hervorruft.
Leon, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Auch wenn ihr gerade eine Hammer-Tour hinter euch habt, freue ich mich schon sehr, euch hoffentlich bald mit „Soul Collector" live zu sehen.
Ich danke dir für das Interview.
http://www.vengeanceonline.nl
http://www.myspace.com/vengeancebackinthering
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