Geschrieben von Dienstag, 27 Januar 2009 20:44

Audrey Horne - Interview mit Sänger Toschie

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Toschie und ich sitzen auf der Hauptbühne der Markthalle Hamburg, auf der ENSLAVED und AUDREY HORNE eigentlich spielen sollten, doch die Konzerte wurden in das etwas kleinere Marxx im selben Haus verlegt.
... also wurden alle anderen total krank auf eurer Tour, und ausgerechnet kurz vor eurem Auftritt in Hamburg hat dich jetzt die volle Erkältung erwischt?

Ja, große Klasse. Ich werde den Fakt, krank zu sein, einfach ignorieren, sobald ich der Bühne bin.

Und jetzt spielt ihr auch noch im Marxx statt der Markthalle, kennst du den Grund? Lief der Vorverkauf nicht so?

Wahrscheinlich, wäre bestimmt mehr Spaß in diesem Saal hier.

Also es ist jetzt seit Veröffentlichung eures zweiten Albums "Le Fol" ein halbes Jahr vergangen, und im Line-Up der Band stehen du, Ice Dale, Thomas und Kjetil. Wie steht es mit Bass und Keyboard?

Na klar haben wir sowohl einen Bassmann als auch Keyboarder live dabei, aber das sind Livemusiker, die nicht bei der Entstehung und den Aufnahmen als Bandmitglieder mitwirkten.

Das vorige Album war wesentlich härter. Gerade beim Hören der Ballade"Monster"stellt sich mir die Frage, ob ihr ein wenig mit dem Mainstream konform gehen wollt ,oder wolltet ihr einfach nur einen ruhigen und melodischen Song machen?

Nein, unsere Absicht beim Schreiben der Stücke ist eher anders. Niemand von uns ist zu dem Sound von extremem Metal aufgewachsen. Als wir heranwuchsen hörten wir Bands wie AC/DC, MOTLEY CREW, KISS und GUNS'N'ROSES und ähnliches, und später natürlich ALICE IN CHAINS, FAITH NO MORE und SOUNDGARDEN. Als wir diese Band gründeten, wollten wir Songs schreiben, die an diese unsere Einflüsse heranreichen.

Da ist auch etwas Jazz-Einfluss herauszuhören, wie eben auch bei FAITH NO MORE oder gar KING CRIMSON. Wollt ihr dem Stil eures aktuellen Albums treu bleiben, oder entwickelt ihr euch, während ihr nach vorne stürmt?

Ich glaube, wir entwickeln uns einfach kontinuierlich und wollen eben die Wurzeln des "Straight Foreward Hard Rock", mit dem wir groß geworden sind, einfließen lassen. Als Musiker - wenn du nicht nur Musik machst, die dich schnell in die Charts bringt - willst du natürlich deinen Songs auch eine kantige und eigene Note mitgeben. So, wie wir uns vom ersten zum zweiten Album entwickelt haben, werden wir uns zum dritten wieder verändern. Es wird deutlich progressiver sein, das kann ich auf Grund der bereits geschriebenen neuen Stücke sagen. Und gleichzeitig wird es vielleicht auch etwas poppiger...

Ich glaube, ein wenig STRATOVARIUS herausgehört zu haben, gehören die zu euren Einflüssen?

Nee, den Namen hab ich zwar schon gehört, aber habe ihnen nie gelauscht.

Ihr habt also den selben Gitarristen - Ice Dale - wie ENSLAVED, eure Musik ist jedoch sehr unterschiedlich. Sorgt es euch nicht, dass das Publikum vielleicht eine wesentlich härtere Vorband erwartet?

Ja, sicherlich viele. Wir sind quasi in den Tourbus gesprungen, denn die Band, die eigentlich die Tour mit ENSLAVED machen sollte, eine Combo namens STONEGARD, machte den Geniestreich, sich unmittelbar vor der Tour aufzulösen. ENSLAVED riefen uns an, ob wir nicht an deren Stelle mitfahren könnten.

Es ist also eine Art Zufall, dass ihr zusammen tourt?

Naja, ein bisschen, wir haben ja den selben Gitarristen und kommen aus der gleichen Umgebung, derselben Stadt, und sind befreundet. Es ist keine echte Überraschung. Viele Leute erwarten eine härtere Band, aber die meisten sind dann von uns positiv überrascht. Auch wenn unsere Musik vielleicht nicht deren Erwartungen entspricht, sind sie häufig von unserer Show sehr angetan.

Gibt es vielleicht etwas, das du über die Musik eures nächsten Albums sagen willst?

Es wird sehr wahrscheinlich wesentlich progressiver. Wir möchten kein zweites "Le Fol" machen, das wäre sinnlos für uns. Wir machen etwas anderes. Jeder in dieser Band ist sehr offen für Neuerungen, wir wollen uns in keine Schublade stopfen lassen.
Wenn die typischen Metalheads uns nicht mögen, tun sie's halt nicht, und wenn die Hardrock-Fraktion uns nicht mag, dann mag sie uns halt nicht.

Es ist ein Phänomen, das sich durch die letzten Jahre zieht, dass Bands ihre angestammten Kategorisierungen verlassen, nicht mehr ausschließlich im Black-oder Deathmetalbereich bleiben, sondern progressive Einflüsse und Experimente mit einfließen lassen. Da tut sich was, auch bei den Hörern. Was ihr da macht, ist echt spannend.

Danke, und was wir in Zukunft machen werden... (Ice Dale geht durch den Raum und ruft etwas auf norwegisch, bekommt eine
kurze und vermutlich freche Antwort von Toschie)
...Wir fangen erstmal damit an, unseren Gitarristen zu feuern! Und dann mal weitersehen. Ice Dale ist so vielseitig, er spielt ja auch bei ENSLAVED, er hat schon mit GORGOROTH auf der Bühne gestanden, und auch mit EYE zusammengearbeitet. Er verkörpert die Art von Mensch, die alles ausprobieren will. Sowohl geradlinige Popsongs als auch extremen Metal, es wäre nicht einmal überraschend, wenn er ein Album mit jemandem wie Avril Lavigne herausbrächte.
AUDREY HORNE ist keine Band mit einem Extreme Metal-Background, auch wenn jeder von uns schon mal in der Richtung tätig war. Wie bereits erwähnt, sind wir nicht ausschließlich zum Sound von MAYHEM und DARKTHRONE aufgewachsen.

Was möchtest du uns noch über euer nächstes Album sagen?

Wir sind mitten in der kreativen Phase und haben schon einige Songs, und wir haben schon einige bestimmte Vorstellungen, was die Studioaufnahmen angeht. Wir werden eventuell in den USA mit einem Produzenten zusammenarbeiten, der speziell für unser Gebiet sehr gut ist. Oh, und das Cover des Albums wird die Farben gold und grün verwenden.

Wenn es deutlich progressiver wird, was heißt das konkret? Andere Instrumente wie mehr Percussion?

Das könnte passieren. Du erwähntest die Ballade "Monster", und diesen Einfluss werden wir mit einem großen musikalischen Aufgebot aufgreifen. Als ob wir unser eigenes "November Rain" machen wollten, vielleicht sogar mit Flügel und Orchester und dem gigantischen Kram.

Vielen Dank für das Interview.