Geschrieben von Sonntag, 01 Februar 2009 16:37

Society Off - Interview mit Basser Flo




Auch Koblenz rockt! Und SOCIEY OFF sind einer der Beweise dafür. Der Punkrock/Hardcore-Vierer hat jetzt mit „Nothing’s for Free“ die zweite EP rausgehauen und wird ab sofort die Bretter der einschlägigen Locations weiter beackern. Und weil politisch/sozial engagierter Punkrock/Hardcore irgendwie etwas aus der Mode gekommen zu sein scheint, ist er in useren Augen wichtiger denn je. Schön, wenn eine Band noch mal was zu sagen hat außer „buh, meine Ex war so gemein zu mir“. Also bitte …

Stell dich und deine Band bitte mal unseren Lesern vor.

Hallo, ich bin der Flo und steh am Bass. Der Rest der Truppe sind Chris (Gesang und Gitarre), Marvin (Schlagzeug), und Rene (2. Gesang und 2. Gitarre).

Wer hat euch beeinflusst? In welcher Tradition seht ihr euch?

Beeinflusst haben uns Bands (und das tun sie immer noch) wie Good Riddance, No Trigger und Rise Against. Genau wie die drei, versuchen auch wir auf der politischen bzw. generell „kritischen“ Schiene zu bleiben. Das ist es ja, um was es im Punkrock so oft geht. Also sowas wie 'ne Tradition.

Wie viel Zeit beansprucht die Band in eurem Leben, und was macht ihr ansonsten?

Also bei uns beansprucht die Band sehr viel Zeit. Man bekommt heute wie früher keine Live-Auftritte hinterher geschmissen, muss sich engagieren und meist alles selber in die Hand nehmen. So läuft es zumindest bei uns. Do It Yourself. Ich (Flo) mache Booking und Presse-Arbeit, der Rest kümmert sich um Merch/Designs usw. Dann kommt natürlich die Musik selbst, dazu gehören Texte, Melodien und einiges mehr, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Da wir alles selber machen, setzen wir uns selber immer nur grobe „Deadlines“, denn unter Stress gute Sachen abzuliefern bringt ja keinem was. Neben der Band gehen wir alle anständigen Berufen nach. Rene und ich sind in der Ausbildung, Marvin ist selbstständig und Chris sitzt im Büro.

Ihr fühlt euch ja, wie erwähnt, der kritischen Seite des Punkrock verpflichtet und greift dies auch in euren Texten auf. Was ist euch wichtig und wofür steht ihr?

Wichtig ist es uns, genau diesen Gedanken nicht zu verlieren. Wir wollen immer dabei bleiben, Politik und aktuelle Geschehnisse in die Songs einzubauen. Oft sitzen wir im Proberaum und führen Diskussionen über unsere Texte. Wenn man beeinflusst wird von Bands, wie wir sie schon genannt haben, dann kommt man unweigerlich immer wieder mit solchen Themen in Berührung. Es sollte das Ziel sein, dass man mit den eigenen Songs Leute zum Nachdenken bringt. Dafür stehen wir.

Denkt ihr, dass politisch bzw. sozial engagierter Punkrock noch rüberkommt, nachdem vor allem der Hardcore-Sektor seit einigen Jahren insbesondere durch weinerliche Texte auf sich aufmerksam macht?

Wir denken schon, dass man nach wie vor mit engagiertem Punkrock auch Leute bewegen kann. Vielleicht ist das ja sogar mit weinerlichen Texten möglich. Besser geht’s aber sicherlich mit Songs, die einen Weg weisen, die Alternativen aufzeigen. Mit Songs, bei denen die Leute voller Überzeugung in der ersten Reihe stehen, die Fäuste in die Luft reißen und mitschreien. Hymnen.

Habt ihr schon Pläne für einen Longplayer?

Ja, wir arbeiten intensiv an neuen Songs und neuen Ideen, aber es ist unrealistisch, dass wir dieses Jahr noch einen Longplayer rausbringen werden. Wir mutmaßen mal äußerst vorsichtig Frühjahr 2010.

Ihr steht irgendwo zwischen Punkrock und Hardcore. Mit welchen Bands fühlt ihr euch auf der Bühne am wohlsten? Und was für ein Publikum zieht ihr?

Es gab bisher keine Band, mit der wir uns wirklich unwohl gefühlt hätten. Äußerst positiv kann man vielleicht Rentokill aus Österreich erwähnen. Punkrock, der exakt das Publikum anspricht, das wir ansprechen möchten. Also genau die richtigen Leute vorne.

Ihr habt bereits mit internationalen Größen wie BORN TO LOSE, FAR FROM FINISHED, THE FLATLINERS oder VENEREA etc. gespielt. Wie kamt ihr an die Shows, und wie sind sie für euch als Vorband gelaufen?

Also die meisten Shows kommen zustande über Kontakte zu Booking Agenturen / Veranstaltern / Clubs etc. In seltenen Fällen hilft eine gute Bewerbung. Anfangs haben wir noch oft selbstständig Shows organisiert. In Clubs in der Umgebung. Dadurch kamen auch so Sachen mit den Flatliners, Born To Lose, Rentokill und z. B. Eternal Tango zustande. Auch Gigtausch war zu der Zeit natürlich ein riesen Thema für uns.
Die Shows liefen aber sehr unterschiedlich. Rentokill und Eternal Tango, die im Vergleich eigentlich die „kleineren“ sind, waren super Headliner. Volles Haus bei beiden Bands. The Flatliners und Born To Lose konnten in Koblenz leider gar nicht punkten. Als Vorband hat's aber mit allen Spaß gemacht.

Habt ihr mit BORN TO LOSE hinterher gefeiert? Wenn ja, haben alle in der Band den Abend gut verkraftet ? Die Jungs sind ja mehr als einfach nur trinkfest….

Ja das stimmt, meist sind sehr viele straighte Leute dabei, die nichts trinken. Aber bei Born To Lose war das natürlich nicht so. Eher das absolute Gegentril war der Fall. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich Chris (Frontman) nie ohne ein Bier gesehen. Vor, während und nach der Show. Unser Drummer Marvin trinkt vor der Show z.B. gar keinen Alkohol. Ich brauche meine zwei bis drei Bierchen. Auch um das Lampenfieber erheblich herab zu senken :-). Den anderen geht es ähnlich. Bei Born to Lose war die Frage aber nie „Ja oder Nein“, sondern „Was“. Dass danach auch ordentlich gefeiert wird, ist klar. Die Jungs sind schon hart im Nehmen.

Gibt es bestimmte Regeln, die ihr in der Band habt? Zum Beispiel unter welchen Umständen man ein Konzert etc. absagen würde?

Ja, die gibt es. Bei Krankheit oder unterschiedlichen Familiensituationen sagen wir Konzerte ab.

Ihr seid zu viert. Ist das bei Entscheidungen manchmal von Nachteil, da so ja auch mal ein Unentschieden passieren kann? Und was macht ihr dann in so einer Situation?

Naja manchmal schon, bei uns wird wirklich viel gesprochen. Da wir aus Erfahrung mehr Positives aus Gesprächen mitgenommen haben, als einfach jemanden oder etwas zu ignorieren, reden wir über alles. Vielleicht ein Zeichen, warum wir so gut mit einander umgehen können. Es bleibt nichts ungesagt. Komischerweise gab es bei Entscheidungen bisher aber nur äußerst selten solche Patt-Situationen. Falls es dann doch mal soweit kommt, wird eben einer verschlagen. Oder jemand der außerhalb der Band steht wird gefragt :-).

Was wird 2009 für SOCIETY OFF passieren?

Also 2009 heißt für uns, Touren, Touren, Touren und so viele Erfahrungen sammeln, wie möglich. Im Laufe des Jahres an neuen Songs basteln, für den Longplayer schufften. Ich denke, dass wir das Jahr mit zwei bis drei kleinen Touren (eine Winter-, eine Frühjahr- und eine Herbst-Tour) und diversen Festivals in Deutschland gut abschließen können.

Famous Last Words?

Danke für das Interview! Cool, wenn man Leute hat, die sich auch für die ganz kleinen im BIZ interessieren. Dann einen dicken Gruß an unseren Ex-Gitarristen Manuel :-) Nen schönen Gruß an die Mädels und Jungs, die das Interview lesen. „Support Your Scene – it’s the only one you have“.

 

Besten Dank für eure Zeit und die Antworten.

 

Kai