Geschrieben von Freitag, 20 Februar 2009 19:01

The Blackout Argument - Interview zum Album 'Remedies'



THE BLACKOUT ARGUMENT sind in München ansässig und beweisen, dass man modernen Hardcore mit eigener Identität spielen und dabei eigene Wege gehen kann. Obwohl sich eigentlich kein Metal in ihrer Musik findet, machen sie sich prima auf Lifeforce-Records, haben aber ihre letzte EP kostenlos im Netz verteilt. Mit „Remedies“ gehen sie jetzt wieder die gewohnten Vertriebswege und legen ein Album vor, welches in 2009 vermutlich ganz oben im europäischen Hardcore mitspielen dürfte. Was die umtriebigen Herren alles so zu erzählen haben, erfahrt ihr hier…

Erstmal herzlichen Glückwunsch zum mehr als gelungenem „Remedies“!

Chris: Danke! Freut mich sehr, dass dir das Album gefällt!

Stell bitte mal dich und deine Band unseren Lesern vor.

Chris: Hey, ich bin ChrisZ und spiele Gitarre bei The Blackout Argument. Außerdem in der Band sind Raphael (Gesang), Sascha (Bass), Philip (Drums) und Chris18 (Gitarre). Unsere erste Show hatten wir Anfang 2006, seitdem ist eine Menge passiert. Wir haben 3 EPs und 2 Alben veröffentlicht, unzählige Shows gespielt und 3 Europa-Touren gespielt. Langweilig wird uns nie, aber wir haben nach wie vor eine Menge Freude an dem, was wir tun!

Welche Erfahrungen habt ihr mit eurer Online-EP gemacht? Wisst ihr, wie oft sie ca. runter geladen wurde und würdet ihr so eine Aktion noch mal machen?

Chris: Wir würden so eine Aktion ohne Wenn und Aber auch ein zweites Mal machen. Die Veröffentlichung von „Smile Like A Wolf“ als kostenlose Download EP hat sich definitiv gelohnt. Durch dieses Release sind tausende Leute auf uns aufmerksam geworden, die noch nie zuvor von uns gehört hatten. Wir haben eine Menge positives Feedback bekommen, sowohl von Seiten der Presse, als auch von Kids direkt, und auch live merken wir, dass die meisten Leute auf Shows die Songs der EP kennen. Ich hab jetzt schon länger nicht mehr drauf geschaut, aber der Counter dürfte so bei ca. 12.000 Downloads stehen.

Ist für euch die Straight-Edge-Bewegung immer noch von Bedeutung? Seid ihr auch Vegetarier?

Chris: Ich und Raphael sind Straight Edge und Vegetarier, und für unser Leben spielt das selbstverständlich nach wie vor eine große Rolle, für die Band als Ganzes jedoch nicht. Wir singen nicht über Edge oder Vegetarismus, das wäre vermessen und zudem nicht das, was wir mit The Blackout Argument vermitteln wollen. Hinzu kommt, dass weder Raphael noch ich diesbezüglich große Prediger sind, das ist eher eine introvertierte und persönliche Sache. Deshalb ist es in meinen Augen auch nicht ganz korrekt, von einer Straight Edge „Bewegung“ zu sprechen. Für mich war das niemals eine Bewegung, Crew, exklusiver Club oder sonst was, sondern einfach nur eine bedeutende persönliche Entscheidung, die einen das ganze Leben lang begleitet.



Ihr werdet ja gerne mit BOYSETSFIRE verglichen. Wie steht ihr zu diesem Vergleich?

Chris: Wir werden nicht nur oft mit BOYSETSFIRE verglichen, sondern zudem auch oft in Interviews gefragt, wie wir den Vergleich finden ;-)

Raphael: Wir fühlen uns geehrt, auch wenn wir den Vergleich nicht ganz nachvollziehen können. Wir sind alle große Boysetsfire Fans, und deswegen stört es uns natürlich nicht! Haha!

Wie fühlt ihr euch auf Lifeforce-Records, wo ihr zwischen Bands wie WAR FROM A HARLOTS MOUTH und THE FACELESS ja nahezu „poppig“ wirkt?

Chris: Das stimmt, außer Hand To Hand gibt es auf Lifeforce derzeit keinen Act, der ähnliche Musik spielt wie wir. Für uns ist das aber cool, und ich denke, wir können ein Stück weit auch von diesem „Exotenbonus“ profitieren. Nur wenn irgendwelche spanischen, griechischen oder französichen Review-Schreiber unsere Musik ständig als „Metalcore“ bezeichnen, werden wir fuchsig, hahaha!

Raphael: Haha... stimmt! Vor kurzem schrieb einer sogar, wir wären eine Powermetal Band, und ein anderer meinte wiederum, dass man den Deathcoreanteil deutlich raushört... hahaha! Das versüßt den Alltag ungemein! ;-)

Erkläre mir doch mal bitte das textliche Prinzip hinter „Remedies“.

Raphael: Die Texte befassen sich mit Schwierigkeiten und Extremsituationen, mit denen man im Leben zu kämpfen hat. Es geht nicht darum, zu jammern, sondern all seine Aggression in positive Energie umzuwandeln und zu nutzen, um nach vorne schauen zu können und sein Leben trotz Rückschlägen positiv und optimistisch zu gestalten. Die Texte sind total angepisst und doch unendlich hoffnungsvoll. Die Songs sind für uns eine Art Heilmittel.

Was wird euch 2009 erwarten?

Chris: Gute Frage! Zunächst mal eine vierwöchige Tour mit THIS IS HELL und DEAD SWANS, auf die wir uns sehr freuen! Das wird sicher eine extrem coole Erfahrung, für uns als Band aber auch als Einzelpersonen. Am 25.4. feiern wir dann unsere Releaseparty in München / Backstage, worauf wir uns auch sehr freuen. Irgendwann im März / April erscheint unser Video zum Song „Dead But So Alive“. Ansonsten hoffen wir, im Sommer noch einige Festivals spielen zu können, und gegen Ende des Jahres vielleicht noch mal eine kleine Tour zu spielen.

Wie viel Zeit beansprucht TBA in eurem Leben und was macht ihr ansonsten noch?

Chris: Die Band beansprucht bei uns allen schon einen Großteil unseres Lebens. Nachdem wir für uns persönlich aus dieser Sache aber so viel Kraft, Inspiration und Freude schöpfen können, ist das kein Problem. Ich arbeite nebenher als Usability Engineer bei der Uni München und betreibe Let it Burn Records sowie die Let it Burn Agency. Raphael ist Erzieher in einer Rehakinderklinik für psychosomatisch kranke Jugendliche, Chris18 Mediendesigner, Philip hat ein Recording-Studio und Sascha studiert Elektrotechnik.

Wie ist das, wenn der eigene Schlagzeuger so eine gewichtige Rolle bei den Aufnahmen spielt? Gibt es da manchmal Rollenkonflikte?

Chris: Nein, das passt. Philip hat gelernt, sein eigenes Musiker-Ego hinten anzustellen und beim Mischen / Recorden darauf zu hören, was der Song will. Wir haben also keine übertriebenen Drum-Soli o.ä. auf unseren Alben, hahaha! Er macht das echt gut, auch wenn man ihn manchmal ein wenig zu seinem Glück zwingen muss ;-)

Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man als Münchener auf einer kleinen Insel lebt, die fast komplett von der CSU umschlossen ist?

Chris: Glaub mir, davon merkt man in München so gut wie gar nichts. In Bayern ist die SPD mindestens genauso konservativ wie die CDU/CSU, und auch wenn unser derzeitiger Bürgermeister ne recht sympathische Erscheinung ist, geht seine Politik eher mit dem konform, was von einem bayerischen Bürgermeister erwartet wird.

Irgendwelche Abschiedsworte für Michael Glos?

Chris: Ganz ehrlich, ich denke, das war schlau. Wahrscheinlich ist der Job des Wirtschaftsministers in Deutschland derzeit ähnlich schwer zu meistern wie der des US Präsidenten. Es liegt einfach zu viel im Argen, und letztendlich wird ja alles, was schief läuft, gerne auf eine Person projeziert. So sind wir Menschen: wenn wir uns etwas Unschönes oder Ungerechtes nicht erklären können, suchen wir immer einen Schuldigen dafür. Sein Nachfolger, Mr. von und zu Freiherr Karl-Theodor Oberschnösel Guttenberg, ist ein karrieregeiler Speichellecker, um den es wiederrum nicht schade ist, wenn er 2009 verheizt wird!

Famous last Words?

Chris: Vielen Dank für das Interview. Wir wollen nach wie vor alle Leser herzlich einladen, uns zu schreiben oder auf Shows „Hallo!“ zu sagen. Nur keine Scheu! ;-)

Raphael: Schaut auf unserer Europa Tour vorbei und hängt mit uns ab!

Kai