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Mit ihrem zweiten Album "Hattin" haben sich die süddeutschen Powermetaller CRYSTALLION ein weiteres Mal für höhere Aufgaben empfohlen, denn die Scheibe besticht nicht nur mit ihrer tollen Instrumentierung. Auch die Geschichte um die Schlacht bei "Hattin", um die es in diesem Konzeptalbum geht, wurde gnadenlos gut umgesetzt.
Grund genug, mal bei CRYSTALLION anzuklopfen, und Sänger Thomas Strübler (Bild vorne) ein wenig auszuquetschen.
Hallo Thomas. Zu allererst möchte ich euch zu eurem neuesten Album „Hattin“ gratulieren, mit dem ihr euch in meinen Ohren, im Vergleich zu dem ja wahrlich nicht schwachen Debüt „A Dark Enchanted Crystal Night“, hörbar gesteigert habt. Mit 8,5 von 10 Punkten hat „Hattin“ bei BurnYourEars heftigst eingeschlagen.
Wie würdest du die Band CRYSTALLION jemandem beschreiben, der noch nie etwas von euch gehört hat?
Als sechs hässliche Typen mit urbayerischem bzw. österreichischem Dialekt, die sich irgendwie gefunden haben, um gemeinsam die Welt zu erobern! Nein, im Ernst: Ich würde sagen, wir machen traditionellen Powermetal, der manchmal ziemlich schnell werden kann. Klar werden wir oft mit anderen Bands verglichen, aber am liebsten wäre uns natürlich, wenn wir nur wie wir selbst klingen.
Als ihr euch 2003 gegründet habt, stand eure musikalische Ausrichtung da schon fest, oder hat sich das erst im Laufe der ersten Proben herauskristallisiert?
2003 war ich selbst noch nicht in der Band, weiß aber aus Erzählungen der anderen über diese graue Vorzeit, dass es damals noch eher in Richtung Hard Rock ging und sich die heutige Marschrichtung erst 2004/05 ergeben hat.
Habt ihr vorher schon in anderen Bands gespielt, vielleicht auch mit ganz anderen musikalischen Hintergründen, oder ist CRYSTALLION für euch die erste Station?
Ich glaube zu wissen, dass schon jedes Bandmitglied davor in anderen Projekten tätig war, bzw. noch immer ist. Ich selbst singe ja auch noch in zwei anderen Bands. Stefan (Gimpl, Bassist, Foto ganz rechts) und Martin (Herzinger, Schlagzeug, Foto ganz links) musizieren überhaupt schon seit ihrer Kindheit gemeinsam (davon gibt’s ein cooles Video).
Das solltet ihr dann vielleicht mal auf eurer Homepage online stellen, oder vielleicht als Bonus-Track auf die nächste CD packen. (lacht)
Thomas, von welchen Bands seid ihr in eurer Jugend maßgeblich beeinflusst worden?
Unsere Einflüsse sind ziemlich vielfältig und gehen von IRON MAIDEN über WASP bis hin zu MÖTLEY CRUE oder DRAGONFORCE. Wobei letztere natürlich noch nicht in unserer Jugend aktiv waren. Es kann aber durchaus sein, dass sich das eine oder andere Bandmitglied durch diese Bands noch nicht ausreichend vertreten fühlt. Besucht nach der Veröffentlichung unseres Albums nächste Woche einfach mal auf unsere Homepage www.crystallion.net , da findet ihr mehr zu dieser Frage.
Wer war denn für den Bandnamen verantwortlich, und steckt da vielleicht eine besondere Geschichte hinter?
Da muss dich enttäuschen, da gibt’s keine großartige Geschichte. Unser Drummer Martin hat sich einfach irgendwas ausgedacht und hat erst im Nachhinein bemerkt, dass da ja die Worte „cry“, „crystal“, „stallion“ und „lion“ drinstecken... coole Sache, oder?
Knapp 14 Tage vor der Veröffentlichung sind euch doch bestimmt schon die ersten Kritiken ins Haus geflattert. Könnt ihr da schon was zu sagen, in welche Richtung sie gehen?
Bisher sind wir sehr zufrieden mit den Reviews, es war noch keine schlechte dabei. Das Album scheint den Leuten auch besser zu gefallen als das erste, was natürlich jedem Künstler recht ist. Wir hoffen einfach mal, dass es in dieser Tonart weitergeht und auch viele das Album kaufen!
Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass euch die Geschichten um den Templer Orden jetzt bereits zum zweiten Mal zu einem Album inspiriert haben? Die Gefahr, sich da eventuell zu wiederholen, oder zu schnell in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden, ist ja nicht gerade gering.
Ich weiß, was du meinst. Es ist aber eigentlich so, dass die ganze Templer-Sache beim ersten Album wohl etwas zu stark (auch vom damaligen Label) betont bzw. hervorgehoben wurde, denn eigentlich ist es so, dass auf „A Dark Enchanted Crystal Night“ höchstens zwei Songs in diese Richtung gehen, und das Album definitiv kein Konzeptalbum ist.
Erst auf unserem neuen Album „Hattin“ haben wir uns die Schlacht von 1187 zum Thema genommen und daraus ein Konzeptalbum gebastelt.
Und wie sieht das in Hinsicht auf den nächsten Longplayer aus? Auch wenn das jetzt vielleicht noch nicht so wirklich aktuell ist, aber wollt ihr bei dieser Thematik bleiben oder habt ihr da schon andere Pläne?
So wenig aktuell ist das gar nicht, da wir schon mitten im Songwriting-Prozess stecken, auch wenn natürlich ein Veröffentlichungstermin noch in weiter Ferne liegt. Thematisch wird auch das nächste Album ein Konzeptalbum sein, jedoch in eine etwas andere Richtung, nämlich Napoleon, gehen.
Wer ist auf die tolle Idee gekommen, die Geschichte um die Schlacht bei Hattin im Intro „The Ambush“ per Erzählstimme einzuleiten, und den Hörer damit direkt in das Thema einzuführen?
Ich glaube, das haben wieder mal Stefan und Martin zu verantworten. Wobei ich aber sagen muss, dass sich so was für ein Konzeptalbum ja fast aufdrängt, also eher nahe liegend war. Das baut einfach die Atmosphäre für das restliche Album auf.
Sehe ich eigentlich genauso, ist ja aber leider nicht immer so, worunter die Story in einem Konzeptalbum schon mal leiden kann, wenn man als Hörer so Knall auf Fall in die Geschichte geworfen wird.
Bist du eigentlich für die Lyrics bei CRYSTALLION selber verantwortlich? Wenn ja, wie lange hast du dich mit der Geschichte und dem Thema der Kreuzfahrer auseinander gesetzt? Schließlich erzählt „Hattin“ ja von einer wahren Gegebenheit und nicht von einer Fiktion.
Bei diesem Album teile ich mir die Credits für die Texte ziemlich genau 50/50 mit Stefan, der ja nicht nur den Bass zupft, sondern auch alle Songs komponiert hat. Klar ist es aufwändig, sich in ein solches Thema einzulesen, es ist jedoch so, dass in Zeiten des Internets alles etwas einfacher ist und man problemlos von zu Hause aus recherchieren kann.
In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren, in welcher Reihenfolge ihr beim Songwriting vorgeht. Bei einem Konzeptalbum würde ich fast immer vermuten, dass die Texte zuerst fertig sind, da man ja irgendwie einen roten Faden finden muss, der durch die Geschichte führt.
Da gibt es bei uns eigentlich keine einheitliche Vorgehensweise. Meistens ist es so, dass die Songs vorher stehen und ich dann die Texte dazu schreibe. Bei einem Konzeptalbum ist es natürlich so, dass man sich auch Gedanken machen muss, welcher Song an welcher Stelle stehen soll. Wenn also Stefan den Song fünf vor dem Song vier komponiert, schreibe ich die Lyrics dazu so, dass davor thematisch noch ein anderer Song Platz findet. Von daher ist es sicherlich schwieriger, ein Konzeptalbum zu machen.
Neben der „The Battle“-Trilogie mit „Onward“, „Higher Than The Sky“ und „Saracen Ascension“ hat mich der über elf Minuten lange Song „Preach With An Iron Tongue“ förmlich umgehauen, weil er, was zum Beispiel die unterschiedlichen Tempi und Melodiebögen angeht, sehr vielfältig komponiert wurde, ohne dabei auch nur ansatzweise „verfrickelt“ zu klingen. Mit Sicherheit live eine echte Herausforderung, oder?
In der Tat, ja. Wir haben sogar überlegt, ob wir den live weglassen sollen, haben uns aber dann doch entschieden, ihn zu spielen, da er uns einfach zu gut gefällt und wohl auch einige auf den Song warten werden.
Habt ihr denn schon Live-Aktivitäten in Planung? In diesem Zusammenhang: Mit welcher Band würdest du am allerliebsten mal auf Tour gehen?
Zu den Live-Aktivitäten: Am 12./13./14. Juni begeben wir uns auf eine Mini-Release-Tour mit den Stationen München, Rosenheim und Töging am Inn – bisher also nur Bayern. Es wird sich jedoch sicherlich in nächster Zeit noch einiges tun. Wer uns gerne sehen will, findet auf der Homepage oder auf myspace immer die aktuellen Daten.
Mit wem ich am allerliebsten auf Tour gehen würde? Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich natürlich eine große Band nehmen, um auch vor wirklich vielen Leuten spielen zu können, MAIDEN oder so was in der Art. (lacht)
Wenn du mal auf vergange Konzerte und Touren zurückblickst, was war dabei bisher euer schönstes Erlebnis?
Das war wohl eindeutig unser Auftritt beim Titans of Power-Festival in Kaldenkirchen zu Ostern 2007. Da waren tatsächlich ein paar hundert Menschen, die sich darauf gefreut haben, dass wir wieder mal bei ihnen sind und unsere Texte fanatisch mitgesungen haben. Das ist für eine Underground-Band wie uns nicht selbstverständlich und wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Was hört ein Thomas Strübler für Musik, wenn er seinen MP3 Player oder sein Autoradio anschmeißt? Gibt es da vielleicht irgendwelche Peinlichkeiten, die du sofort beichten möchtest, bevor sie in der BRAVO veröffentlicht werden? (lacht)
Meistens läuft natürlich Metal, aber du hast schon einen guten Riecher, denn man kriegt bei mir auch BON JOVI, BILLY JOEL, PLACEBO oder DAVID GRAY zu hören. Aber das würde ich alles nicht als beicht-würdig bezeichnen. (lacht)
Es gibt aber auch viele Mainstream Pop-Songs, die mir wirklich gut gefallen. Aber lassen wir das besser... (lacht)
Eine Frage stelle ich immer wieder besonders gerne in Interviews: Du hast die Möglichkeit, dir deine Traumband, in der du die Vocals übernimmst, zusammen zu stellen. Du darfst auch Musiker wählen, die nicht mehr unter uns weilen, aber nach Möglichkeit keinen deiner Bandkumpels benennen. Wie würde diese Band aussehen?
Hmmm, schwierig... An den Drums würde da wahrscheinlich Mike Portnoy von DREAM THEATER sitzen. Am Bass ohne Zweifel Steve Harris von IRON MAIDEN. Den Job an der Rhythmus-Gitarre würde Jon Schaffer von ICED EARTH übernehmen, während Doug Aldrich von WHITESNAKE/DIO die Soli übernehmen würde. Sollte auch ein Keyboarder dabeisein, kriegte wohl Jordan Rudess von DREAM THEATER den Job. Und dazu das Stonehenge-Bühnenmonument von SPINAL TAP. (lacht)
Wo wir gerade „Wunschkonzert“ spielen: Mit welcher Frau würdest du vielleicht gerne mal ein Duett singen?
Die für mich absolut beste Sängerin ist Christina Aguilera, die hat einfach eine Wahnsinns-Stimme, was viele aber einfach nicht wissen wollen, weil sie sie einfach in die Mainstream Pop-Schiene stecken, woran sie auch selbst nicht unschuldig ist – aber mit der würde ich schon ein Liedchen trällern.
Hast du je eine gesangliche Ausbildung genossen, oder ist dir dein Organ mit in die Wiege gelegt worden?
Jeder Mensch ist ja mit einer bestimmten Stimmlage ausgestattet, deren Grenzen man nur bedingt überschreiten kann. In meinem Fall ist das die baritonale Stimmlage, was mir anfangs Schwierigkeiten bereitet hat, da die meisten Sänger in unserem Metal-Bereich Tenöre sind und daher von Anfang an bessere Voraussetzungen zum „Hoch-Singen“ haben, was ja nicht ganz unwichtig im Powermetal ist. Durch jahrelangen Gesangsunterricht und intensives Selbststudium mit Hilfe einschlägiger Literatur habe ich jedoch gelernt, konstant an der Grenze meines Stimmumfanges zu singen, ohne mich dabei zu ruinieren.
Auch wenn ich mir fest vorgenommen habe, diese Frage nicht mehr zu stellen, ist sie irgendwie der Standard-Abschluss für jedes Interview geworden, nämlich die nach den berühmten letzten Worten:
Dann nütze ich das noch mal, um unser neues Album „Hattin“ zu bewerben: Ab 16. Mai überall erhältlich, auch auf unserer Homepage www.crystallion.net findet sich der Link zu einem großen Internetanbieter, bei dem unsere CD zu kriegen ist. Wir sehen uns hoffentlich bei einem unserer Auftritte!
Thomas, vielen Dank, dass du so dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir und der Band, dass ihr mit „Hattin“ nicht nur bei uns abräumt, und hoffe ebenfalls, euch bald mal live sehen zu können!
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Dirk
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