Hallo Niklas! Zu allererst herzlichen Glückwunsch zu einem fantastischen neuen Album! Was denkst du über "Ravenous"?
Hi! Ich denke, dass es wirklich verdammt gut geworden ist. Wir haben nach "The Black Flame" eine Menge erlebt, es war also eine Herausforderung, dies noch zu toppen. Das hat uns dazu gebracht, extra hart zu arbeiten, und ich denke, dass das Ergebnis für sich spricht.
Das tut es allerdings. WOLF sind ja ein Synonym für eine junge Band, die traditionellen 80er-Jahre Metal spielt. Seid ihr mit dieser Zuordnung zufrieden, oder möchtet ihr mehr sein als eine Band, die oft mit den mächtigen IRON MAIDEN in Verbindung gebracht wird? Habt ihr eigentlich jemals daran gedacht, einen etwas moderneren Touch in euren Sound einzufügen?
Natürlich sind wir damit zufrieden, mit einer Band verbunden zu werden, die traditionellen Achtziger-Metal spielt, denn das ist es doch, was wir machen! "Einen moderneren Touch"? Verflucht seist du, Ungläubiger! Nein, mal ernsthaft, wir spielen die Musik, die wir lieben und scheißen auf irgendwelche Trends. Wir sind einfach WOLF - nicht mehr und nicht weniger. Wir denken nicht in Kategorien wie "modern" oder auch "retro". Wir machen unsere Musik nur, weil wir sie mögen.
Wo wir gerade beim Thema sind: Einige Fans hatten ein wenig Angst, dass mit der Verpflichtung von Roy Z. als Produzent der WOLF-Sound ein wenig, naja, moderner werden könnte. Meiner Meinung nach klingt "Ravenous" sehr frisch und direkt, also keineswegs überproduziert oder ähnliches.
Äh... Peter Tägtgren (produzierte das Debüt, "Black Wings" und "Evil Star") und Fredrik Nordström (war für den "The Black Flame"-Sound verantwortlich) hatten auch nicht beabsichtigt, uns einen "alten" Sound zu verpassen. Wir wollen nur, dass das Ergebnis gut klingt. Ich nehme an, mit "Sound" meinst du den Klang und nicht den Stil, oder? Hey, gute Songs und ein guter Sound - das ist alles, was wir wollen, ganz einfach. Und wir haben wirklich darauf geachtet, dass das Album natürlich und nicht überproduziert klingt, wie du schon gesagt hast. Wir wollten, dass "Ravenous" ehrlich klingt.
Was euch auch absolut gut gelungen ist. Was ich an der Produktion auch noch liebe, ist, dass der Bass von Anders Modd nicht wie so oft üblich im Hintergrund steht, sondern sehr laut und deutlich zu hören ist. Habt ihr beabsichtigt, gerade den Bass so hervorstechen zu lassen?
Ich mochte es schon immer, wenn man jedes einzelne Instrument deutlich hören kann und jedes Instrument wichtig ist. Ich bin mit dem Ergebnis des Bass-Sounds sehr zufrieden, und Tarnoda (Modd) ist ein fantastischer Bassist!
Wer hat eigentlich die Texte geschrieben, und worum drehen sie sich? Ich konnte ein paar Metaphern und fantastische Geschichten ausmachen, aber bin mir dabei nicht ganz sicher. Wovon handelt beispielsweise "Hail Caesar", und was kannst du uns über "Salem" erzählen?
Ich habe fast alle Texte geschrieben, aber Axeman (der zweite Gitarrist Johannes Losbäck) verfasste die Lyrics zu "Curse You Salem". Sie basieren auf einer wahren Geschichte einer Hexenjagd in New England um 1600, und alle Leute, die im Song vorkommen, sind historische Personen, die es wirklich gab. "Hail Caesar" handelt von dem menschlichen Blutdurst und Machthunger. Der Großteil der "Ravenous"-Texte basiert auf Menschen, die wir treffen oder kennen, oder die wir treffen und nicht kennen wollen. Das ist die dunkle Psychologie des menschlichen Verstandes. So etwas hat mich schon immer fasziniert.
Wer hat das Cover gezeichnet? Es passt zwar zu dem traditionellen Sound, steht aber in einer Linie mit dem Cover des ersten, selbstbetitelten Debüts, das nicht unbedingt schön ist...
Das allererste, brillante Cover wurde von Hans Arnold, einer schwedischen Legende, gezeichnet. Ich liebe dieses Cover! Ich bin genau wie meine Eltern mit diesen Illustrationen aufgewachsen. Der Typ ist mittlerweile über 80 Jahre alt, und er wird von den Schweden zugleich geliebt und gehasst. Die meisten liebten ihn, aber zumindest hatte jeder eine Meinung von ihm. Außerhalb von Schweden kapieren es die Leute einfach nicht (lacht). Wie auch immer, es muss ja etwas zu bedeuten haben, wenn ich acht Jahre später immer noch danach gefragt werde. Ich habe sogar mal ein Interview mit einem Kunstmagazin geführt, und zwar nur über das Cover! Es gibt nicht viele Bands, die alleine wegen eines Covers so viel Aufmerksamkeit erregen.
Ich finde, dass viele der heutigen Cover langweilig sind. Sie wurden mit Photoshop und dem Computer totbearbeitet und sehen billig aus. Ihnen fehlt jegliche Seele und jegliches Gefühl. So etwas wollten wir nie haben. Als ich ein Kind war, hatten Heavy Metal-Alben großartige Cover. Ich mochte vor allem Cover, die von einem talentierten Künstler wie Derek Riggs, der für den Look der klassichen IRON MAIDEN-Alben verantwortlich war, gezeichnet wurden. Er ist ein Genie! Ich habe "Live After Death" zu Weihnachten bekommen, als ich 12 war, und ich konnte nicht aufhören, es mir anzusehen.
Das Cover von "Ravenous" hat kein Geringerer als Thomas Holm gestaltet, der neben vielen anderen bereits mit MERCYFUL FATE und KING DIAMOND gearbeitet hat. Er hat auch schon das "Black Wings"-Cover gezeichnet. Ich glaube, er ist in diesem Bereich heutzutage einfach der Beste, und sein Stil passt sehr gut zu unserer Musik. Als ich ihn traf, sagte er mir, dass er Heavy Metal "als Bilder" sehen würde, also arbeiten wir sehr gut zusammen. Ich mag es, wenn man beispielsweise die Pinselstriche genau sehen kann. Das ist Kunst, meine Freunde! Du kannst mit Photoshop machen, was du willst, aber du wirst nie einen guten Künstler durch einen Computer ersetzen können.
Mittlerweile bist du, Niklas, das einzige verbliebene Bandmitglied der Originalbesetzung. Ist es seltsam, mit ganz anderen Leuten neue Songs zu schreiben und live zu spielen, oder bloß eine Gewöhnungssache?
So lange du die richtigen Menschen findest, ist alles in Ordnung! Ich bin sehr froh darüber, dass ich mit den neuen Bandmitgliedern mit dem weiter machen kann, was ich am meisten liebe. Wenn du eine richtige Band haben willst, nicht nur ein Projekt, dann musst du Menschen finden, die deine Leidenschaft und Vorstellung teilen. Wenn du so arbeitest, ist das nicht schwer. The show must go on!
Viele Bands veröffentlichen schon nach nur ein oder zwei Alben ihre erste DVD. Von WOLF gibt es leider noch keine. Plant ihr, demnächst eine Show für eine DVD-Veröffentlichung mitzuschneiden?
Viele Leute fragen uns danach, und wir würden das sehr gerne machen. So bald wir eine Möglichkeit haben, das entsprechend umzusetzen, werden wir das auch tun.
2010 ist bereits das Zehn-Jahres-Jubiläum eures Debütalbums und zugleich das 15-jährige von WOLF. Können die Fans mit einer angemessenen Sause rechnen?
Wow, wie die Zeit vergeht! Wir sollten wirklich was machen, haben aber bis jetzt noch keine Pläne deswegen.
Was denkst du eigentlich über die heutigen Metalszene? Gibt es Trends oder Bands, die du auf den Tod nicht ausstehen kannst?
Einen Trend in Schweden, den ich sehr cool finde, ist das verstärkte Aufkommen von traditionellen Heavy Metal Bands wie IN SOLITUDE, RAM, ENFORCER und vielen mehr. Einige davon sind richtig jung, wie der Sänger von IN SOLITUDE. Ich könnte sein Vater sein! Das heißt, Biff Byford könnte sein Opa sein... Hey, das ist großartig - Heavy Metal hat seit drei Generationen überlebt. Und wenn du mich fragst, kommen da noch einige mehr.
Die Neunziger waren für mich eine Dekade, die ich nicht so mochte, voll von Trends wie Nu Metal oder Grunge. Oder war Nu Metal in den frühen 2000ern? Wie auch immer, Trends kommen und gehen. Ich lasse andere darüber nachdenken und konzentriere mich lieber auf die Musik, die ich mag. Es ist mir egal, was die Medien für hip oder cool halten. Ich brauche niemanden, der mir sagt, was gute Musik ist. Das kann ich selbst am besten, also nein, danke!
Womit du völlig Recht hast. Gibt es zum Abschluss noch etwas Besonderes, das du den deutschen Fans und Burn Your Ears-Lesern sagen möchtest?
Zieht euch unser neues Album rein, wenn ihr Heavy Metal mögt!
Niklas, vielen Dank für dieses Interview!
Alles klar, cheers!
Geschrieben von Chrischi Mittwoch, 04 März 2009 10:07
Wolf - Interview mit Sänger und Gitarrist Niklas Stålvind
Alle Freunde des klassischen, traditionellen Heavy Metal mit IRON MAIDEN-Einflüssen werden „Ravenous" lieben. Wenn es eine Band schafft, den Klang der Achtziger in die heutige Zeit zu transportieren, dann sind es die Schweden WOLF. Sänger und Gitarrist Niklas Stålvind beantwortete teils herrlich augenzwinkernd einige Fragen zum mittlerweile fünften Album, der Produktion, dem Coverartwork und machte auf aufstrebende schwedische Bands aufmerksam. Eines kann man als Essenz aus dem Interview heraus ziehen: WOLF sind, waren und werden immer WOLF sein - und nichts anderes.
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Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...