Geschrieben von Sonntag, 18 November 2007 18:51

Edge Of Thorns - Interview mit Gitarrist David

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Mit “Masquerading Of The Wicked” haben die deutschen Power Metaller von EDGE OF THORNS ein mächtiges Pfund abgelassen, bei dem sich Härte und Melodie so perfekt verbinden, dass es einen fast aus den Schuhen haut. Da drängen sich natürlich einige Fragen auf, und Gitarrist David „Dave“ Brixius (Foto ganz links) nahm sich die Zeit, sich mit ihnen auseinander zu setzen. 

Hallo Dave. Zuerst einmal meine Gratulation zu eurem neusten Album “Masquerading Of The Wicked”, mit dem ihr euer Debüt „Ravenland“ aus dem Jahr 2004 locker übertroffen habt. Die erste Frage, die mir ehrlich gesagt unter den Nägeln brennt: Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?
 

Oje, da haben wir den Namen eines Mega-Songs von SAVATAGE, und schon werden wir immer nach dem "Warum" gefragt, haha. Duke hatte sich damals einerseits für den Namen entschieden, weil er ein absoluter SAVATAGE Fan ist, aber auch weil der Name für viele Anekdoten und Metaphern verwendet/interpretiert werden kann. 

Ich frage das eigentlich deshalb, weil der erste Gedanke, als der Opener und Titeltrack des aktuellen Albums in meinem CD Player rotierte, war: Wow, der Typ singt ja fast wie Jon Oliva von SAVATAGE. Und da es ja ein Album von SAVATAGE mit dem Titel „Edge Of Thorns“ gibt, lag der Gedanke nahe, dass es da vielleicht eine Verbindung gibt. 

Die einzige Verbindung besteht unserer Meinung nach im Namen, aber Duke mit Jon Oliva zu vergleichen ist natürlich ein super Kompliment, danke dir! 

Wann habt ihr mit dem Songwriting zu „Masquerading Of The Wicked“ angefangen?

Das kann ich dir ehrlich gesagt gar nicht genau beantworten. Wir sind immer dabei Songs zu schreiben, haben uns aber, nachdem "Ravenland" fertig war, noch mal besonders ins Zeug gelegt. 

Wie ist bei euch die Aufteilung beim Songwriting? Ist es eher die traditionelle Art, bei der der Sänger für die Lyrics und der oder die Gitarristen für die Musik zuständig sind, oder ist die ganze Band in diesen Prozess involviert? 

Generell ist es auch bei uns die traditionelle Art (war mir gar nicht bewusst, dass es immer so abläuft…), also Duke und ich schreiben die Songs, und wir feilen sie dann in den Proben alle zusammen aus. Also nach der Grundidee sind definitiv alle involviert und steuern ihre Einflüsse mit ein. 

Habt ihr eine bestimmte Vorgehensweise beim Songwriting? Ich meine, schreibt ihr zuerst die Musik und dann die Lyrics, oder umgekehrt, oder einfach so, wie es eben gerade kommt? 

Das hängt stark von demjenigen ab, der den Song schreibt. Duke ist natürlich viel mehr als ich auf die Singbarkeit der Ideen bedacht, und (meist) ich kann das Ganze dann musikalisch ausarbeiten, wohingegen es bei meinen Songs dann natürlich anders herum abläuft, und Riffs auch mal begradigt werden müssen. 

Sind eure Lyrics fiktive Geschichten, oder lasst ihr euch von aktuellen Geschehnissen und privaten Erfahrungen beeinflussen, die ihr dann verarbeitet? 

Da sind wir recht flexibel, bei "Ravenland" hat es noch mehr „klassische“ Fantasy-Geschichten gegeben, aber auf "Masquerading Of The Wicked" werden neben Liebesgeschichten ("Vagrant") auch aktuelle Thematiken, wie die anscheinend nie enden wollenden Kriege (siehe unser Freund in USA…) abgearbeitet. 

Welcher Song war am schnellsten fertig, und in welchen habt ihr die meiste Zeit gesteckt? 

Das ist leicht: „Turning Wheels“ war der leichteste Song und „The Reaper“ hat die meiste Zeit gekostet. 

Wenn man Musiker nach einer Veröffentlichung fragt, welcher Track ihnen persönlich am besten gefällt, hört man meistens, dass sie alle gleich stark sind, und alle gleich gut gefallen. Aber mal Hand aufs Herz Dave, gibt es auf „Masquerading Of The Wicked“ einen Song, der dir am besten gefällt und den du, aus der Sicht des Gitarristen, am liebsten spielst? 

Ich kann dir beim besten Willen keinen einzelnen Song nennen, aber ich könnte es auf „Masquerading Of The Wicked“, „The Reaper“ und „Chase Away The Night“ beschränken, wobei mir „Bleeding Hearts“, „Turning Wheels“ und „Vagrant“ auch tierisch abgehen, tut mir Leid… 

Auf der Scheibe sind ja einige Gastmusiker vertreten, wie zum Beispiel Piet Sielk (IRON SAVIOR, SAVAGE CIRCUS, BLIND GUARDIAN), Andreas Babuschkin (PARAGORN) und Bernd Aufermann (Ex-ANGEL DUST, RUNNING WILD). Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? 

Das haben wir ganz klar Duke zu verdanken, er hat die Jungs einfach angeschrieben, und sie haben sich richtig ins Zeug gelegt. Bernd wollte unsere beiden Gitarrensoli sogar noch mal komplett einspielen, weil ihm die Sachen zuerst nicht so richtig zugesagt haben. Und als ich erfahren hatte, dass ich zusammen mit einem solchen Gitarrenmonster spielen durfte, ging mir einfach nur noch einer ab. 

Wie würde bei dir ein Vergleich zwischen „Ravenland“ und „Masquerading…“ aussehen? 

Ich denke, dass man einen klaren Entwicklungsprozess feststellen kann. Einerseits auf der musikalischen Ebene (Musik und Gesang), aber auch produktionstechnisch konnten wir einiges mehr umsetzen. Aber wir arbeiten schon an neuen Sachen, die dann einfach noch fetter und ausführlicher arrangiert werden müssen. 

Wann hast du mit der Musik im Allgemeinen angefangen, und was war dein erstes Instrument? 

Beide Elternteile sind klassische Musiklehrer, was mich persönlich in meinen Hörgewohnheiten sehr geprägt hat. Ich habe mit 6 Jahren angefangen Geige zu spielen und stellte dann mit 15 fest, dass eine Gitarre doch erheblich mehr rockt. 

Kannst du dich noch an deinen allerersten Liveauftritt erinnern? Erfolg oder Reinfall? 

Oh ja, an den kann ich mich erinnern… Mit meiner ersten Band in einer kleinen Kneipe in Trier, meine Mutter musste uns allen 50 DM geben, damit wir uns trauen. Und wir hatten tierischen Erfolg (ich glaube bei zwei der acht Songs haben wir gleichzeitig angefangen, und wir wussten ab dem Tag, dass man die Finger vom Bier lassen sollte, wenn man irgendwas auf die Reihe kriegen will).

 Von welchen Bands oder Musikern bist du nachhaltig beeinflusst worden?

Einflüsse finden sich immer und bei allen Musikstilen. Sehr prägend waren meine Lehrer Michael Brettner (absolut wahnsinniger All-In-One Gitarrist), Christoph Junior Haupers (super Klassiker), und natürlich der Herr Victor Smolski (RAGE). Daneben bin ich natürlich sehr beeinflusst durch die Zeit, in der ich Geige gespielt habe. 

Kannst du dich noch an dein erstes Metal-Album erinnern? Und welches war die letzte Scheibe, die du dir zugelegt hast?

Ich glaube, das erste Metal-Album ist ein Kerrang!-Sampler gewesen, den ich immer noch höre. Die letzte Scheibe war die „Paradise Lost“ von SYMPHONY X. 

Was läuft zurzeit in deinem CD- oder Mp3-Player? 

Andy Timmons And Thology 1 „September“. Zur Zeit kann ich nur noch den Song hören. 

Mit welchen Musikern würdest du gerne mal zusammen spielen, wenn du die Möglichkeit hättest, dir eine Traumband zusammenzustellen? Bitte keine EDGE OF THORNS Musiker, ansonsten ist alles erlaubt, auch Musiker, die bereits von uns gegangen sind. 

Oh man, wie soll ich das beantworten? Ich würde genauso gerne mit der Akustikgitarre und Bach am Klavier Balladen spielen, als auch mit Jeff Pocaro, Tony Levin, Jordan Rudess, Paul Gilbert und Russel Allen jammen. Aber da gibt’s hunderte, mit denen ich gerne spielen würde, oder die ich auch einfach nur gerne mal kennen lernen würde. 

Und wo wir gerade beim Wunschkonzert sind: Für wen würdest du am liebsten einmal eine Show eröffnen? 

Am liebsten für eine Band, zu denen wir gut passen, also gerne noch mal für RAGE, aber natürlich auch SYMPHONY X, BRAINSTORM. Auch da gibt’s wieder sehr viele… 

Ihr ward ja bereits mit Bands wie MAJESTY, U.D.O., TANKARD, BRAINSTROM und FREEDOM CALL auf Tour. Welche davon war die Lustigste, und welche hat euch am weitesten nach vorne gebracht? 

Naja auf Tour wäre übertrieben… Wir sind leider um haaresbreite an einer U.D.O/BRAINSTORM Tour vorbeigerutscht, das wäre schon eine erhebliche Chance gewesen. Aber ansonsten konnten und können wir von jedem einzelnen Gig mit jeder Band profitieren. Sehr lustig war das Rock Harz Open Air, bei dem wir zwar recht früh eröffnen mussten, aber dafür eine Menge Spaß mit den den Jungs von SUBWAY TO SALLY, U.D.O., BRAINSTORM und natürlich TANKARD hatten. 

Wie würdest du jemandem, der noch nie von EDGE OF THORNS gehört hat, die Band schmackhaft machen und beschreiben? 

Puhh. Ich denke, ich würde einfach die CD reinlegen, oder ein Review zitieren: „Anhänger des Power Metal sollten sofort zuschlagen, und sich dieses tolle Album zu Gemüte führen. Mit „Masquerading Of The Wicked“ haben EDGE OF THORNS die Messlatte nicht nur für sich, sondern auch für die Szenekollegen ziemlich hochgelegt.“ Dank dir noch mal dafür! 

Eure neue Scheibe ist ja bereits in den Läden. Wie sieht es mit einer Tour aus? Habt ihr da schon konkrete Pläne? 

Wir sind absolut dahinter, eine Tour auf die Beine stellen zu können. Zur Zeit ist unser Label mit BRAINSTORM im Gespräch, und wir können leider nur Daumen drücken und hoffen, dass es klappt. 

Was macht ein David Brixius, wenn er mal nicht musiktechnisch mit oder für EDGE OF THORNS beschäftigt ist? Welchen Hobbies gehst du neben der Musik noch nach? 

Ehrlich gesagt habe ich eine viel zu lange Zeit vor dem Rechner verbracht, um ein ziemlich zeitaufwändiges Online Game zu zocken – aber davon bin ich runter und kann mich jetzt wieder zu 100 Prozent dem einzigen und wichtigsten Hobby widmen: Und das ist und bleibt einfach die Mucke! 

Dave, möchtest du den Lesern von BurnYourEars und euren Fans noch ein paar Worte mit auf den Weg geben? 

Ich möchte dir auf jeden Fall für das Interview danken und jeden, der es liest, daran erinnern unsere Website zu besuchen (www.edgeofthorns.de oder www.mypace.com/edgeofthornsband). Wenn ihr Kritik, Anregungenoder ihr Auftrittsmöglichkeiten für uns habt, meldet euch einfach! 

Dave, ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, so ausführlich auf meine Fragen einzugehen. Ich hoffe, ich hab bald mal die Gelegenheit, euch live zu sehen, und drücke die Daumen, dass es mit der BRAINSTORM Tour klappt. Wäre ein absolut geniales Package.  Viel Erfolg weiterhin mit „Masquerading Of The Wicked“. Lasst es krachen.
Dirk

Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues

Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.

Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out