Mit der Veröffentlichung ihres vierten Longplayers "Devotion" haben die deutschen Melodic-Hard-Rocker von SHYLOCK eine verdammt starke Scheibe auf den Markt gebracht, die nicht nur kraft- und druckvoll aus den Boxen knallt, sondern ganz nebenbei auch noch sehr eingängige Melodien beinhaltet. Sänger Matthias "Schenky" Schenk stellte sich zu diesem Anlass für ein paar Fragen zur Verfügung.
Hallo Matthias. Zuerst mal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu SHYLOCK, eurem hammerstarken aktuellen Album „Devotion“, und natürlich zu deiner Person zu beantworten. Wann hast du angefangen, selber Musik zu machen und Songs zu schreiben? Hattest du jemals Gesangsunterricht?
Angefangen habe ich damit, als ich 15 Jahre alt war. Nachspielen war mir schon immer irgendwie zu langweilig. Gesangsunterricht hatte ich nie, aber mein Vater ist im Vorstand vom Männergesangsverein Nenzenheim, mir wurde das Singen also irgendwie schon in die Wiege gelegt.
Welche Bands haben dich in deiner Jugend nachhaltig beeindruckt und beeinflusst?
Aufgewachsen bin ich mit AC/DC und ZZ TOP. Ich war sieben Jahre alt, und mein Bruder (damals 15) hörte deren Songs die ganze Zeit. In meiner Jugend hörte ich dann unter anderem Bands wie KINGDMOM COME, LED ZEPELIN, METALLICA... usw...
In meiner Rezension zu „Devotion“ habe ich festgestellt, dass deine Stimme in manchen Passagen ein wenig nach Claus Lessmann, dem Sänger von BONFIRE, klingt. Hast du das schon öfter gehört, oder bin ich der erste, von dem du das gelesen hast? Stören dich solche Vergleiche im Allgemeinen?
Ach weißt du, ob das jetzt Claus Lessmann, Klaus Meine, Jon Bon Jovi, Bryan Adams, Udo Dirkschneider, Axel Rose und noch viele mehr waren, mit denen ich bis jetzt verglichen wurde, spielt für mich keine Rolle. Hauptsache, die Qualität passt!
Also mit den meisten Namen in deiner Aufzählung kann ich auch echt gut leben, aber der, der dich mit Udo Dirkschneider verglichen hat, muss ja wohl in einer ganz anderen Welt gewesen sein.
SHYLOCK wurde ja 1998 von dir und Johannes (Löhr; Gitarre) gegründet. War SHYLOCK eure erste Band, oder habt ihr vorher schon in anderen Projekten / Bands, eventuell sogar gemeinsam gezockt?
Wir hatten vorher eine Band die RED ROSE hieß, und mit der wir schon einige Erfolge verbuchen konnten. Aber einen Deal hat es erst mit SHYLOCK gegeben. Muss wohl früher am Namen gelegen haben. Meine aller-aller-erste Band hieß aber DREAMHUNTER. Das war noch vor dem Hannes (Johannes Löhr, Gitarre), und wir spielten damals fast ausschließlich Coversongs.
War euch von vorne herein klar, in welche Richtung ihr mit SHYLOCK gehen wollt, oder hat sich der Weg Richtung melodischer Hard Rock erst später ergeben?
Nein, das war von Anfang an klar, welche Gangart wir einschlagen werden! Schließlich sind wir beide mit dem Zeug aufgewachsen, und werden auch damit in die Rente gehen!
Dazu haben wir aber noch genug Zeit, wir sind ja erst Anfang 30.
„Devotion“ ist voll gepackt mit 13 sehr starken Melodic-Hard-Rock-Nummern. Wann habt ihr mit dem Songwriting für das Album begonnen und wie geht ihr dabei vor? Wie ist die Entstehungsgeschichte eines SHYLOCK-Songs?
Angefangen zu komponieren habe ich gleich nach der "Welcome to Illusion". Den ersten Song, den ich fürs neue Album geschrieben hab, und der den Weg auf die Platte geschafft hat, war „You feel“. Ein Shylocksong entsteht zu 95 Prozent mit der Akustikklampfe: Ich setz mich einfach hin und lass es raus, arrangier ein bisschen, nehmen es dann auf und spiele es dann dem Hannes vor. So einfach ist das! Übrigens hatte ich für die Devotion weit über 30 Songideen aufgenommen. Es war für Hannes und mich nicht einfach zu entscheiden, welche Songs den Weg auf die neue Platte schaffen.
Hat sich dieser Prozess im Laufe der Jahre geändert, oder geht ihr noch genauso vor wie zu Beginn eurer Karriere?
Die Frage ist schnell beantwortet: Es hat sich nämlich außer minimalen Ausnahmen nix geändert.
Wenn du eure Alben „Shylock“, „Pyronized“, Welcome To Illusion“ und „Devotion“ miteinander vergleichen müsstest, wie würde das Ergebnis im Bezug auf Songs, Sound und Songwriting aussehen?
Bei den ersten beiden Platten war das Keyboard etwas dominanter. Die Gitarren haben sich im Lauf der Zeit immer mehr nach vorne geschoben. Bei der neuen Platte haben wir dafür mal mehr die Drums knallen lassen. Vom Songwriting her muss ich sagen, dass das neue Material mehr positive Energie hat als bei den Vorgängern, da zum Beispiel früher die Stücke eher von Melancholie getragen wurden. Bei der "Devotion" kommt also, verglichen zu früheren Geschichten, mehr Partyfeeling auf. Alle vier Platten haben einen anderen Sound, und so soll es auch in Zukunft weitergehen, da wir keinen Bock drauf haben immer komplett das Gleiche zu machen.
Wo du gerade den Schlagzeugsound erwähnst, mir ist vor allem am Sound der neuen Scheibe aufgefallen, dass ihr einen sehr wuchtigen Gesamt- und bezüglich der Snaredrum extrem knackigen Drumsound gefunden habt. Habt ihr dafür lange rumgefrickelt? Gerade der Schlagzeugsound ist ja immer so eine Sache für sich.
Es hat schon etwas Zeit gedauert, schließlich wollten wir einen sehr individuellen Sound mixen, der sich irgendwie von der Masse absetzt. Ich glaub, es ist uns ziemlich gut gelungen.
Welcher Song von „Devotion“ liegt dir besonders am Herzen? Und wenn wir gerade dabei sind: Verarbeitest du in deinen Lyrics aktuelle Geschehnisse und Einflüsse, oder sind die Themen rein fiktiv?
Du, mir liegen alle am Herzen, weil sie aus bestimmten Emotionen heraus geschrieben sind. Bei den Lyrics ist dies genau das gleiche. Du siehst, es hat also alles Hand und Fuß.
Mit euren Vorgängeralben habt ihr zwar immer sehr gute Kritiken eingefahren, ansonsten wären wahrscheinlich auch nie die Gigs als Support von Bands wie GOTTHART, PRIMAL FEAR, VANDENPLAS oder BONFIRE zustande gekommen, aber der richtig große, kommerzielle Durchbruch ist bisher ausgeblieben.
Wie erklärst du dir das? Vor allem, wenn man sich die Bewertungen für „Welcome To Illusion“ durch die Fachpressen ansieht? ( ROCK HARD 7,5/9; ROCK CITY NEWS 7/9; MELODIC JOURNEY 7/9; METAL HAMMER 5/7; METAL HEART 9/10)
Ganz einfach: Es liegt an der Kohle! Ohne einen Sponsor, der fett in dich investiert, geht nicht viel. Und die Plattenfirmen haben dank der illegalen Downloads nicht mehr das Geld wie früher, um Bands zu pushen. Also wenn du jemanden kennst, der zu viel Kohle hat: Lass es mich wissen… hahaha!
Ist im Zuge von „Devotion“ livetechnisch schon etwas in Planung?
Wir haben demnächst diesbezüglich ein paar sehr interessante Gespräche. Also immer schön unter http://www.shylockmusic.de informieren!
Mit welcher Band würdest du am allerliebsten auf Tour gehen? Gibt es da einen Traum, den du hast? Und gibt es eine ganz besondere Location, wo du schon immer mal auf der Bühne stehen würdest?
Am liebsten würde ich mit AC/DC auf Tour gehen! Das wäre mal eine Herausforderung! Und ich wollte schon immer mal in einem Stadion spielen, das hat aber 2005 ja bei Icke Häßler im RheinEnergieStadion schon funktioniert.
Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr gerade Thomas „Icke“ Hässler mit dem Song „Farewell (To The Champions)“ ehrt? Mal davon abgesehen, dass er immer ein ziemlich sympathischer Mensch, soweit man das von den Interviews im TV her beurteilen kann, und einer der letzten Straßenfußballer dieser Nation war, gibt es da zu euch noch eine andere Verbindung?
Das war ein Plattenfirma-Wettbewerb, dem wir das zu verdanken hatten. Du musst wissen, dass Icke Repräsentant unseres ehemaligen Labels war, und wir deswegen zu dieser Sache eine Beziehung hatten. Vorher hatten wir keine Verbindung zu ihm und konnten Icke erst durch diese Aktion kennenlernen.
Ich stelle bei Interviews wiederholt eine bestimmte Frage, weil ich die Antworten so interessant finde: Wenn du dir eine Traumband zusammenstellen könntest, deine Bandkollegen von SHYLOCK mal außen vor gelassen, wie würde diese Band aussehen? Auch Musiker, die nicht mehr unter uns weilen, darfst du gerne angeben.
Ok. Also an den Drums hätte ich gern John Bonham (LED ZEPPELIN), an der Gitarre JIMI HENDRIX, und da ich immer schon mal gern als Trio auftreten wollte, spiele ich den Bass selber.
Wie würdest du SHYLOCK und „Devotion“ jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?
SHYLOCK ist sehr gut verträglich. Sie haben nur eine Nebenwirkung: Ohrwürmer! Hahaha…
Hast du noch etwas, was du unseren Lesern gerne mitteilen möchtest?
An dieser Stelle grüße ich alle, die hier gerade ein Auge riskieren: Bleibt sauber, gebt schön Gas, und lasst euch von keinem erzählen, dass ihr das nicht tun könnt!
Schenky, vielen Dank für deine ausführlichen Antworten. Ich wünsche euch viel Erfolg und hoffe, dass ihr bald mal in meinen Breiten auf Tour sein werdet.
Dir auch vielen Dank Dirk, hat mich sehr gefreut und nochmals vielen Dank für den guten Review und das Interview!
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Dirk
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