Geschrieben von Dirk Dienstag, 27 Februar 2007 19:11
Jemson Green - Interview mit Sänger Ronan Power
Metal wird in Irland bekannterweise eher klein geschrieben. Das man von der grünen Insel aber immer wieder herausragende Rockbands zu sehen und zu hören bekommt, hat sich auch mittlerweile herumgesprochen.
Ein ganz heißer Anwärter auf einen Platz an der Sonne unter den vielen Bands sind mit Sicherheit JEMSON GREEN, die mit ihrem ehrlichen, Energie geladenen und erdigen Rock in Irland schon viele Fans für sich gewinnen konnten. Mit ihrer kürzlich erschienen Single „Sober“, und dem damit verbunden Airplay in den lokalen Radiostationen, untermauern Ronan Power (vocals, 3. v.l.), Shaun Costello (drums, l.) und die Brüder Shay (guitars, 2. v.l.) und Vinnie O’Connell (bass, r.) ihren Anspruch, sich in die Reihen der bekannten Rockbands ihrer Heimat einzureihen, die es auch über die Landesgrenzen hinaus zu Ruhm und Ehre geschafft haben. Ein ziemlich gut aufgelegter und äußerst sympathischer Sänger Ronan Power stellte sich für ein Interview zur Verfügung.
Hi Ronan, erst einmal danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir ein paar Fragen zu beantworten. Und natürlich auch herzlichen Glückwunsch zum erstmal nationalen Release eurer Single „Sober“. Wie würdest du den Menschen, die euch nicht kennen, die Musik von JEMSON GREEN beschreiben?
Wir beschreiben das immer so: JEMSON GREEN spielen Rock, wie Rock gespielt werden sollte. Zurzeit ist so unglaublich viel Musik ohne Seele, Gefühl und Emotionen unterwegs, und genau das ist es, was wir den Leuten geben wollen. Musik, die sich aus purer Energie und Gefühlen zusammensetzt.
Wie lange treibt ihr schon euer Unwesen, und wer kam überhaupt auf die Idee, eine Band zu gründen?
JEMSON GREEN gibt es jetzt seit Anfang 2005. Wir waren schon immer gute Freunde, Shay und Vinnie sind ja sogar Brüder. Wir haben einfach entschieden, zusammen Musik zu machen und wir machen es wider Erwarten immer noch… hahaha… Das ist etwas, womit wir nicht gerechnet haben, daher sind wir umso glücklicher, dass es so ist.
Wer hat sich denn den Bandnamen JEMSON GREEN einfallen lassen, und welche Bedeutung steckt hinter dem Namen?
Hahaha, diese Frage habe ich erwartet, weil sie uns immer gestellt wird. Allerdings ist sie einfach unmöglich zu beantworten. Jeder von uns hat dazu seine eigene Geschichte, und jeder denkt, er hätte damit Recht. Am einfachsten wäre es, jeder macht sich seine eigenen Gedanken darüber. Vielleicht könnten sich die Leute ja auf unserer MySpace Seite einloggen und uns dort ihre Vermutungen mitteilen. Die Beste oder Originellste werden wir dann mit einer handsignierten Limited Edition CD belohnen.
Die Frage kommt übrigens direkt hinter der, ob Power mein richtiger Nachname oder mein Künstlername ist. Es ist tatsächlich mein richtiger Name. Kennst du einen besseren für einen Frontman? Hahaha...
Welche Bands haben euch am meisten beeinflusst?
Wir haben alle sehr weit gefächerte und unterschiedliche Backgrounds. Metal, Punk und Grunge sind wohl die, die man am deutlichsten heraushören kann. Und darüber sind wir auch sehr glücklich, weil unsere Einflüsse sich ja auf unsere Musik übertragen, und es von daher sehr schwierig ist, uns in eine bestimmte Schublade zu stecken.
Wenn ich mir die Songs eurer Single „Sober“ so anhöre, denke ich spontan an den Sound der frühen U2. Würdest du zu dieser Feststellung eher nicken oder den Kopf schütteln?
Ich denke, da man bei U2 immer gehört hat, dass ihre Musik direkt aus ihrem Herzen kommt, trifft der Vergleich schon zu, da wir genau das, wie schon erwähnt, als Grundlage für unsere Musik sehen. Trotzdem macht mich der Vergleich schon ein bischen stolz.
Was war der Grund für euch, den Song „Sober“ als erste Single auszukoppeln? Ich kann mich erinnern, dass du in einem früheren Gespräch immer den Track „Inside“ als erste Single favorisiert hast.
Das stimmt. Zuerst hatten wir tatsächlich „Inside“ ins Auge gefasst. Aber als die Recordings beendet waren, fanden wir, dass „Sober“ als erste Single uns und unsere Musik wesentlich besser und ehrlicher repräsentiert, als dies „Inside“ getan hätte. Wobei „Inside“ wirklich auch ein sehr guter Song ist. Der Begriff „Last Minute Change“ trifft den Nagel sehr auf den Kopf.
Auf der Single sind drei Songs, und auf jedem Track hört sich deine Stimme irgendwie anders an. War das beabsichtigt, oder liegt das in der Natur deiner Stimme? Hattest du jemals Unterricht oder so was in der Art?
Hahaha, bevor ich dein Review der Single gelesen habe, ist mir das gar nicht so bewusst gewesen. Aber danach ist mir das auch aufgefallen. Ich versuche eben, in jeden Song ein bestimmtes Gefühl hinein zu bringen, was sich ganz offensichtlich mehr auf meine Stimme auswirkt, als mir das selber bisher aufgefallen ist. Wenn sich dadurch die Songs cool und abwechslungsreicher anhören, ist das doch nur perfekt.
Nachdem ihr die Single jetzt veröffentlicht habt, werdet ihr ja sicher bald euer Debüt-Album nachschieben. Wie weit seid ihr damit?
Das Album ist fertig geschrieben. Jetzt warten wir eigentlich nur noch auf ein Label, das uns finanziell unterstützt, damit wir die Songs so schnell wie möglich einspielen können. Wenn es nach uns geht, kann es sofort losgehen.
Erzähl mir doch mal etwas über die Irische Musik-Szene im Allgemeinen. Ist es schwer, in Irland Auftrittsmöglichkeiten zu finden? Eigentlich müsste es doch bei euch im Vergleich zu Deutschland viel, viel einfacher sein, live spielen zu können, da es bei euch ja sehr populär ist, dass in den Pubs Live-Musik gespielt wird. Liege ich damit richtig?
Es hängt ganz davon ab. Es ist schon schwierig, aus unterschiedlichen Gründen. Was in unseren Pubs natürlich am liebsten gespielt wird, sind entweder Irische Folkslieder oder Cover Songs. Wenn du so eine Musik spielst, hast du natürlich Recht, da findest du jeden Abend die Möglichkeit, dich live zu präsentieren. Als Rock Band, die noch dazu eigene Songs spielt, kommst du in den meisten Pubs nicht wirklich gut an. Also musst du ein Venue anmieten, und es dann mit genügend Fans füllen. Bist du schon bekannter, ist das kein Problem. Stehst du wie wir noch am Anfang, ist der Druck enorm groß. Viele verdammt gute Bands sind daran gescheitert und waren schon bankrott, bevor ihre Karriere erst richtig losging. Man geht schon ein ziemliches Risiko ein.
Wie wichtig ist es für euch, Airplay bei den Radiostationen zu bekommen? Bei uns gehen die Radiostationen meistens auf Nummer Sicher und spielen ausschließlich die Charts und Top Ten Songs. Leider werden die lokalen und unbekannteren Bands total ignoriert.
Also die lokalen Radiostationen in und um Dublin sind mehr als cool. Wenn sie dein Material mögen, dann unterstützen sie dich auch sehr und spielen die Songs recht häufig.
Mit den nationalen Sendern haben wir da auch unsere „Probleme“. Zum Glück mögen die Sender in Dublin unsere Musik, und so können wir uns über mangelndes Airplay wirklich nicht beklagen. Das beantwortet dann auch deine Frage. Airplay ist für uns sehr, sehr wichtig.
Liege ich denn auch richtig, dass ihr verschieden Gitarren für die Aufnahmen benutzt habt? Der Sound auf „Sober“ klingt zum Beispiel sehr nach einer fetten Gibson Les Paul. Welches Equipment habt ihr für die Aufnahmen benutzt?
Deine Vermutung ist absolut richtig. Hey, ziemlich beeindruckend, du hast sehr gute Ohren. Don’t burn them…hahaha. Wir haben sehr unterschiedliches Equipment benutzt. Neben der Gibson Les Paul spielt Shay noch eine Gibson Explorer und eine Flying V. Ich benutze ein Sure wireless SM58 Mikro und eine Washburn Semi Acustic, Vinnie spielt Danelectro und Fender Bässe, und Shaun spielt ein achtteiliges Pearl EXR.
Spielst du auf der Bühne auch ein Instrument, oder konzentrierst du dich voll auf deine vocals?
Ich spiele Bass und Gitarre, aber nicht auf der Bühne. Ausgenommen natürlich, wenn wir „Raged“ spielen, da brauchen wir zwei Gitarren. Ansonsten brauche ich die Instrumente hauptsächlich fürs Songwriting.
Wo wir gerade bei diesem Punkt sind. Wer ist bei euch zuständig für das Schreiben der Songs? Oder macht ihr das im Kollektiv, zum Beispiel während der Proben, wenn ihr zusammen jammt?
In den meisten Fällen ist es tatsächlich so, dass die Songs beim Jammen entstehen. Der Input kommt von allen Vieren. Und da wir alle einen anderen Background haben, hört man unserer Musik auch diese Vielschichtigkeit an. Es ist verdammt gut, dass es so ist.
Was für Musik hört ihr, wenn ihr nicht mit JEMSON GREEN beschäftigt seid?
Oh Gott, einfach alles. Selbst eine Band, die wir vielleicht gar nicht mögen, kann es schaffen, uns mit einem Song zu beeindrucken und eine Wirkung zu hinterlassen. Das ist doch das Schöne an der Musik, man weiß nie, was als nächstes passieren wird. Im Großen und Ganzen hören wir aber hauptsächlich Rock Musik. Meine absoluten Faves sind zurzeit AUDIOSLAVE. Ich kann einfach nicht genug von ihnen bekommen.
Warum ist Hard Rock und Heavy Metal in Irland absolut unpopulär? Es gibt so viele Bands wie JEMSON GREEN, die richtig rauen Rock spielen, der ungemein abgeht. Der Schritt zum Metal und zum Hard Rock ist doch wirklich nicht so weit. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Als erstmal, es gibt KEINE Band, die so ist wie JEMSON GREEN, hahaha. Aber mal ernsthaft, es ist wirklich schwer zu sagen, warum das so ist. Ich denke, es hat sehr viel mit der Musikindustrie in Irland zu tun. Meistens wird in Irland die Musik unterstützt, bei der man nicht nachdenken muss, die leicht und einfach zu verdauen ist. Irland ist ein kleines Land, und es fällt der Musikindustrie nicht schwer, den Leuten mehr oder weniger vorzuschreiben, was sie zu hören haben. Vielleicht können wir mit unsere Musik auch dazu beitragen, die Rock Musik wieder in die vorderste Front zu holen, wo sie meiner Meinung nach auch absolut hingehört.
Was sind deine/eure all time Lieblingsalben, und was waren die besten Gigs, die du/ihr bisher gehen habt?
Oooh, was für eine verdammt schwere Frage. Wirklich. Fangen wir mal mit den Konzerten an. Der Auftritt von AUDIOSLAVE im „The Point“ war mit Sicherheit einer der allerbesten Gigs, die ich je gesehen habe. Ich war überhaupt nicht vorbereitet auf das, was sie da abgezogen haben, und es hat mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht getroffen. Ihr Sound hat mir förmlich den Atem genommen. Ganz großartig waren auch QUEEN mit ihrem Auftritt im SLANE CASTLE.
Mit den Top Ten Alben wird es jetzt viel, viel schwerer. Die Reihenfolge der Alben in der Liste ist keine Wertung. Das wäre dann wirklich zu hart…haha:
AC/DC – Back In Black
PEARL JAM – Ten
METALLICA – The Black Album
PINK FLOYD – The Wall
IRON MAIDEN – s/t
PEARL JAM – Vs.
SOUNDGARDEN – Superunknown
GUNS’N ROSES – Appetite For Destruction
JIMMY HENDRIX - Are You Experienced?
MOMEANSNO – Wrong (Punk Rock Band aus Kanada und Fave von Bassist Vinnie O’Connell)
Das sind jetzt ein paar unserer Lieblingsalben. Aber du weißt wie es ist, man hat es kaum gesagt, da fallen einem schon wieder die nächsten ein, die man vergessen hat zu erwähnen. Ich lasse es dich immer mal zwischendurch wissen, wenn mir noch welchen einfallen, ok? Ah, warte, da hab ich schon eins. BLACK LABEL SOCIETY- Mafia.
Verdient ihr mit JEMSON GREEN schon genug Kohle, um davon zu leben, oder geht ihr nebenbei noch „regulären“ Jobs nach?
Na klar, wir müssen immer noch arbeiten gehen, um unsere Studioaufenthalte zu bezahlen, aber auch um unser normales Leben zu finanzieren. Allerdings hoffen wir alle, irgendwann mal ausschließlich von unserer Musik leben zu können.
Siehst du, mir ist gerade noch ein Album eingefallen: IRON MAIDEN – Seventh Son Of A Seventh Son. Unser Drummer Shaun hätte mich gekillt, wenn ich dieses Album nicht erwähnt hätte, weil es sein absolutes Lieblingsalbum ist.
Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, hast du gesagt, dass ihr auf der Suche nach einem Label seid, dass euch auch außerhalb von Irland, zum Beispiel hier bei uns in Deutschland, unterstützt. Gibt es in dieser Sache Neuigkeiten zu berichten?
Es ist im Moment zu früh, irgendetwas darüber zu erzählen. Allerdings gibt es einige sehr viel versprechende Ansätze. Sobald die Dinge spruchreif und unter Dach und Fach sind, kriegst du die News als Erster.
Was sind eure Pläne für die nächste Zukunft?
Wir würden sehr gerne in Deutschland spielen, weil ihr so eine verdammt gute Rock-Kultur habt. Außerdem wollen wir das Album so schnell es geht in den Kasten bekommen.
Unsere Priorität wird aber immer auf den Live-Auftritten liegen. Wir gehören einfach auf die Bühne. Nur dort können wir den Menschen zeigen, von wo unsere Musik kommt. Nämlich direkt aus unserem Herzen.
Viele Dank Ronan, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich wünsche euch alles Gute und hoffe wirklich, dass ihr bald bei uns auftreten könnt, und wir dann ein paar leckere Alt zusammen trinken können. Slainte!
http://www.jemsongreen.com
http://www.myspace.com/jemsongreenmusic
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