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Mit seinem starken und sehr Funk-orientierten Album „Music For The Divine“ gibt Ausnahmesänger Glenn Hughes mal wieder ein beeindruckendes Lebenszeichen von sich. Der Mann, der schon so viele Alben mit seiner einmaligen, an Wiedererkennungswert kaum zu übertreffenden Stimme veredelt hat, unter anderem zum Beispiel auch Scheiben von DEEP PURPLE, meldete sich vom anderen Ende der Welt, um trotz Zeitdruck die ein oder andere Frage zu beantworten.
Hi Glenn, zu allererst einmal meine Glückwunsche zu deinem neuesten Album „Music For The Divine“, welches unmissverständlich nach Glenn Hughes klingt. Für mich beinhaltet dieses Album wesentlich mehr Funk Elemente als deine bisherigen Alben. Was war hierfür der Grund?
Für mich ist es einfach unmöglich, keinen Funk zu spielen. Das ist es, was ich wirklich bin. Funk liegt mir einfach im Blut.
Wird das auch dein Stil für die Zukunft sein, oder können wir auch mal wieder mit reinen Hard Rock Tönen von dir rechnen? Versteh mich bitte nicht falsch, dein neuestes Album ist stark, aber ich mochte deine mehr Hard Rock orientierten Alben der Vergangenheit auch sehr gerne.
Das hängt alles mit dem zusammen, was ich gerade fühle. Wenn du andere Künstler fragst, werden sie dir alle sagen, dass Glenn Hughes ein sehr abwechselungsreicher Songwriter ist. Das ist mir einfach als Geschenk mitgegeben worden. Ein Maler zum Beispiel malt auch nicht immer wieder das gleiche Bild. Ich mache Musik, die aus meiner Seele kommt, und nicht aus geschäftlichen Gründen.
Wie kam es zu der Partnerschaft zwischen dir und Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers?
Chad und ich haben uns auf einer NAMM Show vor ein paar Jahren kennen gelernt, und uns auf Anhieb gut verstanden. Wir sind mittlerweile die besten Freunde und sind auch musikalisch auf einer Linie, weil wir uns einfach verstehen. Wir mussten einfach mal etwas zusammen machen.
Magst du persönlich auch die Musik der Red Hot Chili Peppers?
Ich mag besonders die funkigen Songs der Peppers. Um ehrlich zu sein, ich bin großer Fan von Chad und John.
Hat Chad sich auch am Songwriting beteiligt, und wenn ja, in welcher Form? Oder war das alleine dein Part?
Die Songs habe ich geschrieben, aber Chad war ein ein sehr wichtiger Part, als es zum Arrangieren der Tracks kam. Die Art und Weise, wie wir gearbeitet haben, kann man vielleicht am besten mit John Bonham und LED ZEPPELIN vergleichen.
Wenn du Songs schreibst, was entsteht zuerst, die Musik oder deine Lyrics?
Das ist ganz unterschiedlich, manchmal so, und manchmal so herum. Es gibt da keine spezielle Vorgehensweise, wenn ich Songs schreibe.
Wie groß war denn der Einfluss von Chad im Allgemeinen, besonders aber in Verbindung mit der Tatsache, das er auch Co-Producer ist?
Chad ist mein Partner auf diesem Solo Album. Auf dem Cover steht zwar Glenn Hughes, aber was die Produktion und das Arrangieren angeht, hat Chad sehr viel zum Endergebnis beigetragen. Und er hat eine Menge Erfahrungen in der Arbeit mit Rick Rubin gesammelt, die er jetzt hervorragend umsetzen konnte.
Was war der Grund, später während der Aufnahmen, auch noch John Frusciante von den Peppers mit ins Boot zu holen um euch zu unterstützen?
John ist in spiritueller Hinsicht mein Bruder. Er hat mit elf Jahren gelernt, „Burn“ zu spielen. Und wir sind sehr gute Freunde. Um eins klar zu stellen: Für die heutige Generation ist John das, was für uns Jimmy Page war.
Mein Lieblings-Soloalbum von dir ist „From Now On…“. Was sind für dich die größten Unterschiede zwischen diesem Album und „Music For The Divine“?
Dreizehn Lebensjahre und die Tatsache, dass ich dadurch jetzt auch spirituell an einem anderen Ort angekommen bin.
Welcher Song ist dein Lieblingstrack auf „Music For The Divine“?
Oh, ich glaube nicht, dass ich da einen herauspicken kann, da alle Tracks wie meine Kinder sind. Im Grunde liebe ich sie alle. Das bezieht sich nicht nur auf die Songs des neuen Albums, sondern auf alle meine Alben. Ein ganz besonderer Song ist allerdings „Frail“, weil er den Tod in einer sehr wunderschönen Art und Weise behandelt.
Und wenn du mal auf deine bisherige Karriere zurück blickst, welcher Song ist dir da am wertvollsten?
Das ist unmöglich zu beantworten. Ich habe so viele Alben geschrieben und veröffentlicht, dass es einfach nicht möglich ist, einen Song besonders hervorzuheben. Aber ich weiß, dass „Coast To Coast“, ein Song den ich 1972 geschrieben habe, bei den Fans besonders beliebt ist und gerne gehört wird.
Wirst du auch live in Europa, im Besonderen in Deutschland, unterwegs sein, und wenn ja, wird deine Live Band aus denselben Musikern bestehen wie deine Studio Band?
Ich werde im November in Deutschland einige Gigs spielen. Live wird nur JJ Marsh von den Studiomusikern mit von der Partie sein. Er war übrigens bei allen meinen Soloalben dabei.
Wie war es für dich als Bassist, auf dem Album auch Gitarre zu spielen? Ich kann mich nicht daran erinnern, schon mal gelesen zu haben, dass du vorher bei Recordings schon einmal auf der Gitarre gespielt hast. Wie würdest du dich selber als Gitarrist einschätzen?
Also, ich habe meine Karriere eigentlich sogar als Gitarrist gestartet, was die meisten Leute allerdings gar nicht wissen. Was meine Fähigkeiten auf diesem Instrument angeht? Ich fühle mich sehr wohl dabei, wenn ich Gitarre spiele, und schreibe fast alle Songs entweder auf der akustischen oder aber einer elektrischen Gitarre.
Wer hatte eigentlich die Idee, ausgerechnet den Song „Nights In White Satin“ zu covern?
Das war meine Idee. Die Idee für einen Coversong an sich kam allerdings von Chad. Er hatte etwas von Stevie Wonder im Kopf, aber das habe ich ja bereits schon einmal gemacht. Ich wollte lieber genau das Gegenteil davon machen, und so bin ich zu „Nights In White Satin“ gekommen.
Du sprichst von „Music For The Divine“ als deinem Album mit der tiefsten textlichen und spirituellen Bedeutung. Kannst du da das mal genauer erklären?
Für mich bedeutet das, dass ich mich spirituell immer weiter entwickele und immer weiter vorankomme. Und damit meine ich nicht irgendeine Religion, sondern meinen ganz eigenen Weg. Ich beschäftige mich sehr viel mit Karma und solchen Dingen, und versuche einfach der beste Glenn Hughes zu sein, der ich im Stande bin zu sein.
Deine eigenen Alben einmal ausgenommen, was hörst du noch für Musik?
Im Auto höre ich zurzeit zum Beispiel das Solo Album von Taylor Hawkins von den FOO FIGHTERS. Ich liebe Taylors Musik, und ganz nebenbei ist er auch noch ein großartiger Mensch.
In der Vergangenheit warst du Mitglied einer der größten und bedeutendsten Hard Rock Band, nämlich DEEP PURPLE. Wie war und ist dein Verhältnis zu Richie Blackmore, der ja als äußerst exzentrischer Mensch bekannt ist?
Ich habe mich mit Richie immer sehr gut verstanden, und wir hatten nie irgendwelche Probleme miteinander. Und du hast wohl Recht, er IST ein sehr besonderer Mensch.
Hast du jemals mit dem Gedanken gespielt, mit diesen Jungens mal wieder zusammen auf der Bühne zu stehen? Vielleicht für ein Benefizkonzert oder so was in der Art?
Dazu sage ich nur: Wir werden es sehen, wenn es einmal so weit sein sollte.
Ok, Glenn, ich bedanke mich, dass du dir, obwohl du gerade in Australien auf Tour bist, die Zeit genommen hast, diese Fragen zu beantworten. Viel Erfolg mit „Music For The Divine“ und viel Spaß weiterhin auf Tour.
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Dirk
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