Geschrieben von Samstag, 12 August 2006 20:55

B.Impatient - Interview mit Sängerin Brigitte Berg

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Mit ihrem Debüt „Intensity“ veröffentlichen B.IMPATIENT am 18.08. ein wirklich tolles Album, das vor Kraft und Abwechslung nur so strotzt. Vergleiche mit GUANO APES oder DIE HAPPY werden zwar immer wieder von den Medien gezogen, aber der Hauptgrund dürfte nicht die Tatsache sein, dass sie sich eventuell ähnlich anhören, sondern dass bei B.IMPATIENT ebenfalls eine sehr ausdrucksstarke Sängerin am Mikrofon steht. Songtechnisch geht die Band nämlich tatsächlich ihren eigenen Weg und ist weit davon entfernt, irgendjemanden zu kopieren. Das macht neugierig, und so hatte ich das Vergnügen, mit der äußerst sympathischen, sehr entspannten und mitteilsamen Sängerin Brigitte Berg zu nachtschlafender Zeit ein langes, aber sehr kurzweiliges Interview zu führen.

Hallo Brigitte. Erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurem sehr starken Debütalbum „Intensity“. Wie waren denn so im Allgemeinen die ersten Kritiken der Medien?

Tja, also bisher ist es absolut im positiven Bereich und macht einen guten Eindruck. Es waren allerdings auch zwei Kritiken dabei, die nicht ganz so toll sind, wobei eine davon wirklich schlecht war, und die Andere noch gerade so ging. Wie gesagt, damit muss man ja auch leben, dass Kritik kommt. 
Aber es kommen ja auch viele gute Sachen bei uns an. Ich hoffe natürlich, dass sich das immer eher die Waage halten wird, so dass man nie in ein Extrem fällt. Das Beste wäre natürlich, wenn die positiven Kritiken überwiegen würden, keine Frage.

Ich wollte gerade sagen, ich wünsche euch eigentlich nicht, dass es sich „nur die Waage“ hält, sondern denke, dass es mehr ins Positive gehen wird.

Ja, sicher, das wäre natürlich der positivste Fall.

Wie würdest du denn euer Album und den Sound mit eigenen Worten beschreiben?

Ich glaube, das haben wir in der Band-Bio schon sehr gut auf den Punkt gebracht, dass wir mit diesen Stücken eine kompromisslose Härte mit viel Gefühl spielen, die sehr gitarrenlastig geworden sind, die Stimme aber trotzdem sehr tragend mit reinkommt. Mir gefällt das Album natürlich sehr gut. 
Es ist da so wie mit den eigenen Kindern, an denen hast du einfach auch nicht viel auszusetzen.

Logisch stehst du voll hinter dem Album, das ist ja auch klar. In eurer Band-Bio stand aber auch, dass euer erster Output sehr mainstream-orientiert war.

Ja, das war das erste Album, nein, eigentlich nicht Album, sondern die erste Demo „Turn Of The Tide“, und da haben wir natürlich auch noch ein bisschen rumexperimentiert und wussten noch nicht so richtig, in welche Richtung wir jetzt gehen. Zumal die Band ja damals aus einer andern Combo entstanden ist, die eine sehr progressive Geschichte hatte. 
Es gab da also schon mal eine Band, und einzelne Mitglieder dieser Band, die zehn Jahre zusammen spielte, haben sich dann nach deren Trennung zusammengefunden und etwas Neues aufgebaut. Das war dann damals noch der Keyboarder Sven Martin, der heute auch nicht mehr dabei ist, sondern bei T.A.T.U. Keyboards spielt. Also diese Girlie Band, vielleicht hast du von denen ja schon mal gehört…

…na ja, der Name sagt mir etwas, aber das war’s dann auch schon. Gehört habe ich von denen aber noch nichts…

…ja und dann war da noch der Tom Müller am Bass und der Getti (Markus Getta) an der Gitarre. Ich hatte da auch schon auf deren Album mitgesungen, und irgendwann haben wir gesagt, ok, wir machen das jetzt zusammen. 
Das war 1999, und da haben wir dann angefangen, rumzuexperimentieren. Ich meine, ich kann mir diese Sachen von damals immer noch gut anhören, aber das Album jetzt ist das, wo wir immer hinaus wollten. 
Obwohl ich denke, dass wir beim nächsten mal wieder eine ganz andere Stimmung einfangen werden, und ob sich dann unsere Stilrichtung wieder ändert, weiß man einfach nicht. Wenn man in so einer Gruppe zusammen arbeitet und einer kommt mit einer Idee, dann greifen die Anderen das ja auch auf und arbeiten es zusammen aus. Das ist eben dieser kreative Prozess.

Also seht ihr das im Endeffekt auch so, dass ihr die Musik in erster Linie für euch macht.

Ja klar, in jedem Fall.

Aber wo du gerade sagst, dass die Band vorher schon zehn Jahre existiert hat, und ihr ja auch schon seit 1999 zusammenspielt, wundere ich mich ein bisschen, denn ich hab mir natürlich auch auf eurer Homepage die Bilder angesehen, und so alt seht ihr jetzt wirklich nicht aus. Oder waren die Jungens damals noch so jung, als sie angefangen haben?

Genau, genau, die haben alle ziemlich jung angefangen.

Trotzdem klingt „Intensity“ sehr reif für ein Debüt…

Hmm, ich denke, dass wir auch mit dem Produzenten, dem Michael Koch, der ja auch viel Herzblut mit rein gesteckt hat, eine sehr gute Wahl getroffen haben, bzw. auch eine sehr gute Kooperation hatten. 
Er hat die Stimmungen immer gut aufgefangen und die Songs mit dem Feinschliff versehen.

Stimmt, der Sound ist wirklich sehr gelungen. Vorhin hast du mal von der kompromisslosen Härte und den sanften Tönen gesprochen. Ich finde genau diese Beschreibung trifft auch auf deine Stimme zu, die sehr variabel und abwechslungsreich ist. Hattest du jemals eine Gesangsausbildung?

Nein, absolut gar nicht.

Ich finde auch, dass deine Stimme sich sehr natürlich anhört. Bei vielen Bands, bei denen eine Frau am Mikro steht, wird oft versucht, einen ganz bestimmten Stil zu kopieren. Das mag jetzt vielleicht sehr subjektiv sein, aber ich habe so den Eindruck. 
Meistens klingen die Vocals dann ziemlich gequält, was man bei dir absolut nicht sagen kann
.

Vielen Dank. Aber dir gefällt es jetzt gut, andere finden es vielleicht gar nicht so toll. Ich freue mich natürlich sehr darüber, wenn es den Menschen gefällt. Ich kann es halt auch nicht anders und es kommt so raus, wie es eben gerade rauskommt… (lacht)

Mir liegt das fern, deine Stimme mit anderen Sängerinnen zu vergleichen. Aber bei einem Stück, genau gesagt bei „Surrender“, klingst du in manchen Passagen original wie Lita Ford…

(kurze Pause)... ähm, du schießt mir jetzt wahrscheinlich ins Knie, wenn ich sage, ich kenne Lita Ford nicht. Wer ist denn das?

Die war früher mal bei den RUNAWAYS und hatte Mitte, bzw. Ende der Achtziger ein paar ziemlich erfolgreiche Soloalben. Und sie war auch eine richtig gute Gitarristin. Aber ist ja auch nicht so wirklich wichtig. Mir ist es eben nur bei „Surrender“ aufgefallen.

Muss ich mal nach gucken. Lita Ford… Ich finde es übrigens sehr schön, neben den ständigen Vergleichen mit den GUANO APES und DIE HAPPY, was ja wirklich so abgegriffen wie nur irgendetwas ist, auch mal andere Vergleiche zu hören. Ich finde es nämlich sehr schade, dass es immer nur dieses eine Klischee gibt. 
GUANO APES ist eine super Band, und ich habe einige Sachen von denen, gar keine Frage. Und die haben ja auch eine tolle Entwicklung gehabt. Trotzdem wird es immer in diese Richtung gemünzt, und das finde ich wirklich schade. Von daher finde ich es eher gut, auch mal andere Vergleiche zu hören, und freue mich auch darüber.

Naja, eigentlich sollte man solche Vergleiche gar nicht ziehen, weil einfach jede Band an sich einzigartig ist.

Naja, ich denke oftmals werden solche Vergleiche gezogen, weil sich die Leute vielleicht nicht die Mühe machen, richtig hinzuhören. Ich weiß ja jetzt nicht, wie so was bei Journalisten so läuft, wenn sie die Promo CD vor der Veröffentlichung erhalten und dann rezensieren. Ob man sich dann wirklich hinsetzt und sich die Scheibe in Ruhe anhört? Das ist wohl auch von Person zu Person verschieden, ob man sich mit dem Material richtig auseinandersetzt, oder nur so nebenbei laufen lässt.

Also bei mir ist das so, dass ich mir jede CD, die ich rezensiere, mindesten zweimal komplett anhöre, bevor ich überhaupt den ersten Satz schreibe. Alles andere fände ich der Band und den Musikern gegenüber ziemlich unfair. Ich kenne da ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis, das allerdings schon einige Jahre zurück liegt. Da wurde eine Scheibe von einem Schreiber fürchterlich verrissen, und Jahre später stellte sich heraus, dass er das Teil gar nicht gehört hat. Das ist wirklich respektlos und unfair.

Das ist es auch. Ich meine, wenn man sein Debüt veröffentlicht und bekommt direkt nur Gegenwind, dass man die Ohren anlegt, ist das auch nicht so toll. Im Grunde versuchen wir, solche Sachen dann einfach irgendwie mit Humor zu nehmen. 
Wir hoffen jetzt erstmal, dass es mit uns boomt, und ich bin da auch sehr zuversichtlich, weil wirklich einige sehr schöne Stücke dabei sind. Und wir haben die Stücke ja jetzt wirklich rauf und runter und bis zum Exzess gehört, und ich denke immer noch, dass die meisten Stücke wirklich radiotauglich sind. 
Außerdem sind die Songs nicht nur für eine bestimmte Szene, sondern auch für ein breiteres Publikum gut geeignet.

Das finde ich auch. Aber auch wenn die Vergleiche mit GUANO APES und DIE HAPPY ein bisschen unfair sind, denke ich schon, dass es schon etwas in die Richtung geht.

Ich denke auch, dass wir dieses Publikum auch ansprechen, das kann schon sein. Das eine ist natürlich die Sache, was die Frau an der Front betrifft, und die andere Geschichte ist natürlich auch die Sache mit dem Sound. Mir fallen dabei, wenn ich schon Vergleiche ziehen müsste, alleine schon von der Struktur der Band und was die Keyboardlastigkeit angeht, eher Parallelen zu z.B. HIM auf. 
Während der Aufnahmen ist mir das häufiger so aufgefallen. Allerdings (lacht) ist darauf bisher noch nie jemand gekommen. Ich weiß nicht, ob ich jetzt die Einzige bin, die diesen Vergleich mal gezogen hat.

Also um ehrlich zu sein, auf den Vergleich wäre ich jetzt auch nicht gekommen, aber unter dem Aspekt werde ich mir die Scheibe mit Sicherheit auch noch mal anhören. Aber dass ich darauf nicht gekommen bin, liegt wahrscheinlich hauptsächlich an dir und deinen Vocals, die doch neben der Gitarre sehr im Vordergrund steht. Die Keyboards sind genau so eingesetzt, wie es meiner Meinung nach sein sollte.

(lacht) Da gibt es auch genug Bandwitze drüber, was die Keyboards angeht. Der Keyboarder hat sich halt immer ein bisschen ruhig zu halten, um diese Witze mal zusammen zu fassen und es mal gemein auszudrücken. Ich kann aber leider überhaupt nicht gut Witze erzählen, um die jetzt wieder zu geben.

Naja, eigentlich finde ich nicht, dass Keyboards immer im Hintergrund sein müssen, sie dürfen halt nur nicht zu dominant sein. Wenn Keyboards zum Beispiel beim Intro im Vordergrund sind, finde ich das schon ok. Im Song an sich sollte(n) aber dann bitte schon die Gitarre(n) und die Stimme im Vordergrund stehen.

Ja, das sehe ich absolut genauso.

Wie sieht es denn mit den Lyrics überhaupt aus? Schreibst du die alle selber?

Ja, das mache ich alles selber. Der Song baut sich ja insofern auf, dass einer von uns mit einer Idee um die Ecke kommt und die den anderen vorspielt. Ich mache das dann meistens mit meiner Klampfe und meinen drei bis fünf Akkorden. Das schrammel ich dann dem Getti vor und sag ihm dabei, wie ich mir das vorgestellt habe. Oder ich singe es vor, je nachdem. Oder pfeife es sogar vor. 
Egal wie, ich mach den Jungs irgendwie begreiflich, was ich meine. Und damit steht zumindest schon mal eine Melodiestruktur. Für mich ist die Melodie sehr wichtig. Viele Sänger, die ich kenne, schreiben zuerst den Text und dann eine Melodie dazu. Das kann ich nicht. Ich muss immer zuerst die Melodie haben. 
Das kommt auch von ganz alleine, beim Autofahren oder wenn ich einfach nur hier sitze und irgendetwas mache, dann fange ich meistens an, etwas vor mich hin zu pfeifen. Bis ich dann anfange darauf zu hören und mich frage, was pfeifst du denn da gerade. Und damit habe ich dann schon mal eine Grundlage. 
Und wenn man dann probt, beschwört diese Melodie dann irgendwelche Bilder herauf, und die hast du dann einfach im Kopf und verbindest sie mit etwas Erlebtem. Und ich denke, bis jetzt ist das dann auch immer ganz passend gewesen, denn jeder Song hat eine ganz eigene Stimmung, in die du dann deine eigenen Bilder reinpackst. 
Und jeder Text kann ja individuell interpretiert werden. Ich kann mir da etwas ganz anderes darunter vorstellen als du vielleicht.

Das macht ja eigentlich gute Texte aus, dass sie in mehrere Richtungen interpretiert werden können. Hab ich das jetzt also richtig verstanden, dass du nicht nur für die Lyrics, sondern auch für die Melodiestruktur verantwortlich bist?

Ja klar. Alles andere würde ja auch keinen Sinn machen.

Naja, es könnte doch auch sein, dass jemand anderes aus der Band mit einer Melodie rüberkommt, für die du dann die passenden Lyrics schreibst.

Natürlich, klar kommt das vor. Unser Martin, der Schlagzeuger, kommt dann zum Beispiel auch mal mit der Gitarre und ein paar Akkorden um die Ecke. Meistens spielen wir das dann dem Getti, unserem Gitarristen, vor, und der setzt das dann sozusagen in „schön“ um. In Schönschrift… (lacht)

… in virtuos sozusagen...

…genau. Der sagt uns dann auch, wie die Noten und die Akkorde dazu heißen, welche Quinten und Quanten da dran hängen. Der macht das dann richtig tauglich. 
Oder aber der Getti hat eine tolle Idee für einen Riff, wie bei „In My Head“ zum Beispiel. Oder „Too Much“, die Songidee basiert auf einem Basslauf, den Tom einfach so rumgeduddelt hat, und alle anderen sind dann dazu eingestiegen. Im Grunde ist es ja auch das, was eine Band wirklich ausmacht. Wir haben eine sehr familiäre und freundschaftliche Atmosphäre, und das ist natürlich das, was dann richtig Spaß macht. Einfach beim Jammen abzudriften und jeder steuert etwas dabei, bis dann ein Song dabei herauskommt. Und wenn du dann auch noch das Glück hast, jemanden zu finden wie Michael Koch, unseren Produzenten, der dann sagt: "Und jetzt mach ich da noch ein tolles Finish drauf" ... 
Und dann haben wir ja auch noch das Glück gehabt mit Locomotive Records. Das ist einfach toll.

Sind deine Lyrics fiktive Geschichten, oder verarbeitest du auch Situationen, die tatsächlich passiert sind?

In jedem Fall. Du hast ja einmal, wie schon gesagt, dieses Heraufbeschwören von Bildern, und dann die Verbindung zu der derzeitigen eigenen Situation, oder die Situation von jemandem, der dir Nahe steht. 
Das sind meistens so die Dinge, die ich verarbeite. Also das zum Beispiel der Text von „Susanna“ eine ausgedachte Geschichte wäre, das gäbe es bei mir, glaube ich, nicht. Das ist also tatsächlich so, das ist eine Person, der bin ich begegnet, da hat ein extremer Wandel stattgefunden. Eine Freundschaft, die einfach kaputt gegangen ist. Da ist echt was drin und nicht einfach an den Haaren herbei gezogen. Ich glaube, irgendwie würde der Hörer das aber auch mitkriegen. 
Und dann gibt es die Texte, wo man eben einfach nur rumträumt. „Fortune & Fate“ ist zum Beispiel so ein bisschen geheimnisvoll und handelt mehr vom Schicksal an sich. Wie gesagt, an manchen Songs hängt halt richtig viel Herzblut, und da stecken zum Teil auch Geschichten hinter, die ich noch nicht mal jemandem im Detail erzählen würde. 
„Intensity“ zum Beispiel ist der Albumtitel UND der Titel eines Songs, wobei der Albumtitel nicht auf diesen Song hinweisen soll, wie es ja dann oftmals so ist. 

Wie seid ihr denn überhaupt an das Label (Locomotive Records) gekommen? Ist doch ein bisschen verwunderlich, wenn man als deutsche Band, die noch nicht so richtig den Durchbruch geschafft hat, bei einem spanischen Label unterkommt.

Nicht so richtig ist gut (lacht). 
Also, wir haben damals Proberaummaterial verschickt und haben gedacht, wir machen das jetzt mal so, dass wir das Pferd von hinten aufzäumen. Also zuerst einen guten Produzenten finden, von uns aus natürlich mitzuproduzieren und Geld reinstecken und einfach überlegen, wie wir das jetzt am besten machen können. 
Dass wir als erstes einmal ein richtig gutes Demo produzieren, worauf wir uns für die Lava Studios in Paderborn entschieden haben. Die waren uns einfach am sympathischsten, also eine reine Bauchgeschichte. Wir sind dann nach Paderborn gefahren und haben uns mit den Lavas zusammengesetzt, uns auf eine fifty-fifty-Lösung geeinigt und beschlossen, ein richtig starkes Demo aufzunehmen. Mit diesem Demo sind wir dann weitergegangen und haben international bemustert. 
Daraufhin haben auch wieder mehrere Gespräche stattgefunden, wobei Locomotive alleine schon daher sehr interessant waren, weil sie an einer weltweiten Veröffentlichung unseres Albums interessiert waren, was natürlich für uns super ist. 
Die weiteren Verwertungsrechte an der Platte hat dann auch noch die EMI, was ja auch schon eine Hausnummer ist. Und so finde ich, dass es ein sehr gut geschnürtes Paket ist. Das Einzige, wo wir jetzt noch ein bisschen dran arbeiten müssen ist, wir haben eine Booking Firma, mit der gerade Gespräche laufen. Aber ich denke, das wird auch diese Woche noch über die Bühne gehen.

 Ist denn in Sachen Tour schon etwas geplant?

Wie gesagt, da laufen noch einige Gespräche, und da jetzt irgendwas in den Raum zu stellen wäre definitiv zu früh.

Aber Anfang September spielt ihr auf einem Festival in Wülfrath. Das steht fest?

Genau. Das ist so ein kleines Festival, welches von der WüRG (Wülfrather Rockmusiker Gemeinschaft) organisiert wird. Die WÜRG ist ein sehr engagierter Verein, der ganz viele kleine Bands sozusagen als Dachverband führt. 
Die machen das sehr gut und mit unglaublich viel Engagement. Und auf diesem Festival spielen wir dann auch. Nachmittags für ca. eine Stunde. Ich glaube, insgesamt sind es 14 Bands, die dort auftreten.  Es geht vormittags um 11 Uhr los, aber da müsste ich doch mal nachsehen, um das genau sagen zu können. 
Wer Interesse hat, kann das ja auf der Homepage der WÜRG nachlesen. Den neben diesem Festival hat Wülfrath einiges in Sachen Musik und Veranstaltungen zu bieten. Es gibt hier viele gute aufstrebende Bands, und es macht riesig Spaß, sich die ab und zu dann mal anzusehen.

In welcher Größenordnung läuft das dann ab?

Auf diesem Festival? Kann ich gar nicht so genau sagen, dazu müsste einfach auch mal wissen, wie viele da beim letzten Mal da waren. Ich gehe mal davon aus, weil gerade die ILUMINA in Wülfrath läuft, das ist so eine Lichterveranstaltung in den Steinbrüchen rund um Wülfrath, dass viele Leute vielleicht von der ILUMINA zu diesem Festival kommen werden. 
Das geht dann auch sehr lange, also bis spät in die Nacht hinein. Zum Beispiel spielt da auch eine Bon Jovi Cover Band und solche Sachen.

Vielleicht komme ich da mal hin. Hört sich wirklich interessant an. Aber hauptsächlich bin ich mehr gespannt, wie ihr auch live anhört.

Ja, das sind wir auch (lacht), weil wir jetzt schon länger nicht mehr draußen waren. Zur Zeit sind wir ziemlich hart am Proben, aber wir hoffen, wenn es mit der Booking Firma anläuft, dass wir vorher vielleicht noch mal Live spielen. Unser Ziel ist natürlich, so viel und so oft wie möglich auf der Bühne zu stehen. Was natürlich ganz toll wäre, wenn wir als Support für eine größere Band spielen könnten.

Hast du da etwas Bestimmtes im Kopf? So ein ganz besonderer Wunsch, mit wem du da am liebsten mal touren würdest?

Jetzt hast du mich erwischt… Nee, so konkret fällt mir da niemand ein. Also ich höre im Moment viel PLACEBO, aber da passen wir ja gar nicht mit zusammen. Oder die CARDIGANS. Aber das passt ja noch weniger. Es müsste ja schon eine Band sein, zu der man stilistisch passt.

Obwohl, andersherum wäre es ja fast schon reizvoller. Oder die Herausforderung wäre größer. Aber wenn dir da jetzt nichts einfällt, ist es ja auch nicht schlimm. 
Was hältst du denn so von den älteren Hard Rock und Metal Bands? Ich hänge ja zum Beispiel immer noch an den Bands der New Wave Of British Heavy
Metal.

Also unser Gitarrist, der Getti, ist von der NWOBHM total überzeugt, was man auch glaube ich in seinem Spiel hören kann…

… das kann ich nur bestätigen…

… ich mag zum Beispiel sehr gerne WHITESNAKE. „In The Still Of The Night“ ist für mich der Hammer-Song und ich war hin und weg, als ich den das erste Mal gehört habe. 

THIN LIZZY?

Oh ja. Da habe ich auch ein paar Scheiben von. Ich fand den Phil Lynott vor allem als Sänger ganz ungewöhnlich. Das höre ich immer wieder gerne, weil er die Sachen ganz besonders betont, irgendwie und ganz ungewöhnlich singt. 
Zu dieser Zeit gab es ja auch schon viele von diesen Heavy-Schreiern, das war ja Gang und Gäbe. Und Phil Lynott hat da ja mal einen ganz anderen Stil aufgelegt. Leider viel zu früh von uns gegangen.

Das stimmt. Aber was er uns hinterlassen hat, ist ja schon einmalig. Damals wurden Alben ja zum Beispiel in ein paar Tagen eingespielt. Wie lange habt ihr für „Intensity“ gebraucht, um mal wieder auf euer Album zurück zu kommen?

Hm... Wo fange ich da am besten an? Wir haben ja mit dem Demo bereits drei Songs gehabt. Das war die Grundlage, darauf haben wir aufgebaut. Im Prinzip kann man aber sagen, das wir die Songs im ganzen Jahr 2005 aufgenommen haben. 
2003 waren da schon die ersten Babys unterwegs. Meine Band ist da mittlerweile Rentenversorger Nummer 1 (lacht). 
Ende 2003 hat Gitarre und Keyboard mit zwei Babys vorgelegt, und dadurch hast du natürlich auch immer Pausen zwischendurch. 2004 haben wir dann das zweite Demo aufgenommen, und es kamen noch mal zwei Babys, 2005 dann noch mal zwei, also sechs Kinder in knapp 2 1/2 Jahren.

Glückwunsch, das ist natürlich toll. Aber wenn du das so sagst, meinst du nicht, dass das gerade im Hinblick auf eine längere Tour problematisch werden könnte?

Mit Sicherheit wird das dann irgendwie zu Buche schlagen. Nur da geht einfach kein Weg dran vorbei, weil so eine Chance wie jetzt bekommt man natürlich auch nicht alle Tage. Da müssen die Jungens sich einfach etwas einfallen lassen. Ich denke aber auch, dass die Frauen das auch sehr unterstützen werden. 
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass da irgendwelche Steine in den Weg gelegt werden. Am 2.9. bei dem Festival haben wir ja auch schon so ein Problem, dass unser Martin (drums) nicht kann. Da haben wir auch erstmal gedacht, sollen wir das jetzt überhaupt machen? 
Aber letztendlich werden wir diesen Auftritt wahrnehmen, auch schon um des wieder Anfangens Willen, mussten dann aber für diesen Gig einen anderen Schlagzeuger verpflichten. Und solche Geschichten kann man dann ja auch mal machen. Vorausgesetzt, man findet jemanden, der das vom Spielerischen auch mit tragen kann. 
Wir haben schon Vertrauen zu dem Mann, der diesen Part jetzt übernimmt. Aber es ist definitiv nicht das Selbe, und bestimmt auch nicht gelungen, nach fast zwei Jahren Live Abstinenz direkt mit einem anderen Drummer anzufangen, aber es muss ja jetzt langsam wieder losgehen. Im weiteren Verlauf dann auch wieder mit der richtigen Besetzung. 
Und wenn solche Dinge auftreten und es steht gerade eine Tour an, dann ist das eben eine organisatorische Geschichte.

Ich denke jetzt mal, dass ihr mit der Musik noch nicht euren Lebensunterhalt verdienen könnt. Was macht ihr denn so beruflich?

Das können wir noch nicht, richtig. Vom kaufmännischen Angestellten über Diplom-Ingenieur über Diplom-Designer bis zum Doktor der Physik reicht die Palette bei uns. Wir haben alles dabei.

Wenn ihr das jetzt mit den familiären Dingen geregelt habt, wie kriegt ihr das im Hinblick auf eure Jobs mit den Touren hin? Nehmt ihr alle Urlaub oder wie läuft das?

Ja klar. So wird es laufen müssen. Anders geht es ja erstmal nicht.

Hey, das wird aber ganz schön heavy.

Ja, das hoffe ich doch (lacht). Ganz klar, das ist echt eine schwere Organisationsfrage, bei der die Frauen und Familien mithelfen müssen. Ich kenne aber die Familien um B.IMPATIENT herum ganz gut. Das sind alles super nette Leute und ich weiß, die werden alle mit dran ziehen und dann wird das auch alles möglich gemacht. Ich glaube schon.

Wenn du so zuversichtlich bist, wird das auch klappen.

Ich würde mich da auch sehr drüber freuen. Vor allem, auch mal in anderen Ländern aufzutreten, wie Spanien oder Portugal zum Beispiel. Ich war vor ein paar Jahren mal in Portugal im Urlaub und ich habe da im Radio die Musiksender rauf und runter geschaltet und da überall nur gute Musik gehört. 
So richtig gitarrenlastig und volles Brett, und das war so toll. Hier habe ich immer den Eindruck, die Leute kriegen so Vieles gar nicht mit, weil hier eben nur eine bestimmte Art von Musik durchlässig ist.

Das ist wirklich ein großer Nachteil in Deutschland. In fast allen europäischen Ländern oder auch weltweit, zumindest wo ich bisher war, hast du immer ein oder zwei Stations, wo wirklich nur Rock, Heavy Metal oder Hard Rock läuft. Von morgens bis Abends, 24 Stunden. Und hier hast du, wenn du Glück hast, mal auf den lokalen Radiosendern mal eine Sendung von 30 Minuten, die sich damit beschäftigt.

Ja, das stimmt. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich musiktechnisch nicht wirklich so richtig tolerant bin. Also Reggae kann ich mir noch gut anhören, aber da kommt es auch schon wieder darauf an, was genau. 
Aber wenn das dann so künstlich rüberkommt und dann auch noch so „lustige“ Texte mit draufgepackt werden, fehlt mir absolut die Toleranz. Aber gut, das ist dann eben nicht mein Ding. Aber jeder soll ja sein Publikum finden. Ich bin kürzlich aus Schweden zurückgekommen, und auf der Fahrt bewegt man sich ja auch durch den Kreis Kiel, Hamburg usw. Und da gibt es dieses Radio N-Joy zum Beispiel, und auch noch ein paar andere, die wirklich gut waren, an deren Namen ich mich aber jetzt gerade nicht erinnern kann. Und genau so was fehlt hier bei uns.

Tja, wenn so was fehlt, sollte man das mal in Angriff nehmen, oder?

Ja genau, das wäre dann das nächste Ziel (lacht). Aber wir versuchen das jetzt erstmal eins nach dem anderen hinzukriegen. 

Wie sieht das denn bei euch in der Band aus, was so die Instrumentalisten angeht. Haben die Jungens das alles mal richtig gelernt, oder ist das mehr so nach dem Prinzip „learning by doing“ gewachsen? Weil gerade die Gitarre zum Beispiel hört sich verdammt professionell gespielt an.

Oh, das ist ein tolles Kompliment und das werde ich auch so weiter geben. Ich glaube, dass der Getti sogar Autodidakt war. Die Feinheiten wird er bestimmt irgendwo gelernt haben, aber das weiß ich jetzt gar nicht so genau. Er hat mal in einer Band namens LAWN MOWER gespielt, oder so ähnlich, und so hat er angefangen. Sein Bruder hat da Schlagzeug gespielt. Ich finde auch, dass Getti ein verdammt guter Gitarrist ist, und wenn der sich reinkniet, kann der ganz tolle Sachen mit seinem Instrument machen. 
Und um noch mal auf den Sound zurückzukommen: Vor allem live bin ich jetzt mal echt gespannt, weil wir bei den Aufnahmen viel mit Overdubs gemacht haben. Da werden wir wahrscheinlich auch ein bisschen brauchen, bis wir den richtigen Live-Sound gefunden haben. 
Die ersten Auftritte werden wir natürlich mitschneiden, um hinterher herauszufinden, welche Linie wo gespielt werden muss, was sollten wir weglassen, was gehört noch mit rein. Gerade der Gitarrensound ist da ja extrem wichtig.

Ich könnte mir vorstellen, dass ihr live noch ein bisschen härter rüberkommt als auf CD.

Etwas ehrlicher, ja.

Ehrlicher würde ich das nicht nennen, weil das ja heißen würde, eure CD klingt unehrlich. Härter ist schon das richtige Wort.

Ja, da hast du Recht. Die Schnörkel fallen halt weg. Was man auf der CD noch als schönes Beiwerk dazu packt, ist Live natürlich raus. Von daher war ehrlicher wirklich nicht das richtige Wort. „Rougher“ würde es vielleicht auch besser beschreiben. 
Wir müssen da einfach mal rumprobieren und auch schauen, welche Version am Ende am besten ankommt.

Habt ihr für die Liveshows neben den 14 Songs von „Intensity“ noch andere Sachen in eurem Repertoire?

Wir haben jetzt ein Liveset von ca. 1 Stunde. Die anderen Sachen, die wir vorher gemacht haben, haben wir rigoros rausgeschmissen, weil die Sachen nicht mehr das waren, was dieses Album jetzt darstellt. 
Natürlich kann man der alten Zeiten willen diese Mainstream-Sachen noch mit rein packen, was ich allerdings sehr ungern machen würde. Wenn, dann würde ich lieber neue Songs schreiben und die mit dazu nehmen. Ich denke aber, wir lassen die neuen Songs jetzt einmal richtig laufen, bringen sie richtig ins Spiel, und haben in der Zwischenzeit eben die Zeit und die Möglichkeit, was Neues nachzuschieben.

Gibt es Songs, die du als Sängerin gerne mal covern würdest?

Dazu muss ich sagen, dass ich eigentlich noch nie gerne gecovert habe. Ich hab sicherlich mal in einer Coverband mitgesungen und aus Spaß mal so was gemacht, aber…hmm… also ich hab mal Sachen von Jimmy Barnes gesungen. Den kennt natürlich wieder kein Schwein. Der ist Australier und macht ganz harte Mucke, aber im Grunde hat es mich so noch nie wirklich gereizt, jemanden nachzusingen. 
Wenn man mal im Garten sitzt und es fängt einer an auf der Gitarre zu spielen, dann singt man da natürlich auch mal mit. Aber sonst, nee. Covern ist nicht mein Ding.

Wobei für mich jetzt ein eins zu eins nachgespielter Song auch kein wirklicher Coversong ist.

Ok, das ist was anderes, wenn du jetzt einen Song nimmst und daraus etwas noch Cooleres machst und ihm deine eigene Note gibst, das ist toll. Da gebe ich dir Recht. Aber auch da bin ich bisher nicht gerade eine Leuchte gewesen und hab noch nicht die tolle Idee gehabt.

Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen? Was war der Kick, der dir gesagt hat, genau DAS möchte ich machen?

Ich habe immer gerne und viel Musik gehört. Und auch immer quer Beet und war nie auf eine bestimmte Sache fixiert. Für mich gab es da unheimlich viel, und ich habe überall und immer mitgesungen und Texte rausgesucht. Die Musik war für mich immer präsent, aber ich bin nie darauf gekommen, mich jetzt selber da vorne hin zu stellen. Und ich wäre es wahrscheinlich auch nie, bis dann eines Tages eine ziemlich lustige Geschichte passierte. Ich weiß jetzt gar nicht, ob ich die erzählen soll… (lacht). 
Also eine Freundin von mir ist ziemlich betrunken auf eine Bühne gegangen mit ihrer Schwester, zu einer Band, die so Cover-Hits gespielt haben. Die haben dann da beide auf der Bühne gestanden und in das Mikro gebrüllt, was gar nicht angeschlossen war. Aber trotzdem war es ziemlich lustig und die Band hat das auch sehr locker genommen und den Mädels gesagt, sie könnten ja mal zu ihnen in den Proberaum kommen, weil sie suchen eh noch Background-Sängerinnen. 
Und ich bin dann mal zu diesem Treffen mitgegangen, und das war dann ziemlich lustig, weil die Eine extrem hoch und die Andere extrem tief gesungen hat. So nach dem Motto "Kater Carlo und Mickey Mouse machen zusammen Musik". 
Und weil ich dabei wohl etwas zu laut gelacht habe, haben die Jungens von der Band eben gesagt, jetzt solle ich mal ans Mikro kommen und es eben besser machen. Ich musste dann „Save Me“ von CLOUD singen, und das hat wohl so gut gepasst, dass die Band sofort sagte, ok dann machen wir das eben nicht mit Background Sängerinnen, sondern direkt mit einer Frau an vorderster Front. Und so hab ich dann irgendwie angefangen.

Hast du Lampenfieber?

Ja, wie blöde. Vor dem Auftritt. Und wenn man die Bühne betritt ist es auch noch so. Wenn ich aber dann merke, dass es beim ersten Song läuft, dann legt sich das auch ganz schnell. Dann gibt es aber auch Situationen, wo du mit deinen Gedanken ganz wo anders bist, wenn du weißt, es gibt Probleme zum Beispiel mit der Technik. 
Wir hatten da mal im Rex Theater in Wuppertal einen Gig, da haben wir unser eigenes Video mit an die Wand geworfen. Unser Drummer musste da genau nach Klick spielen, was er auch super machte, nur musste auch das Video passend dazu anspringen. Alle waren total aufgeregt, ob das jetzt alles klappt und dann ist man mit seinen Gedanken ganz woanders. Und da legt sich das Lampenfieber eben nicht so schnell, weil man auch extrem aufgeregt ist.

Hast du denn irgendein Geheimrezept, was du vor dem Gig dagegen machen kannst? Wenn ich vor mehr als zehn Leuten spielen müsste, würde mir wahrscheinlich vor Aufregung die Klampfe aus der Hand fallen.

Ja, das gibt es natürlich auch. Ich hab da mal ein Interview mit Joe Perry von AEROSMITH gehört, in dem er gesagt hat, wenn er sich nicht vor dem Auftritt genug Alkohol reinzimmern würde, hätte er einfach Angst. Das fand ich eine ziemlich ehrliche und schöne Aussage. 
Letztendlich kommt es aber auch auf deine Tagesform an. Ich meine, wir beide sprechen jetzt schon ziemlich locker miteinander und ich fühle mich einfach wohl. Das merke ich, weil ich ja ohne Punkt und Komma rede (lacht), und ich fühle mich einfach wohl bei diesem Interview. 
Aber es gibt bestimmt auch andere Interviewer irgendwann mal, wo du dich vielleicht nicht wohl fühlst. Und genau das kannst du auch auf ein Publikum, die Technik rund herum oder eine Location übertragen. Das spielt sicherlich alles mit rein.

Obwohl eine gewisse Grundspannung sollte ja schon da ein, oder? Also nicht jetzt, dass man so feuchte Hände hat, dass die Gitarrensaiten anfangen zu rosten, aber einfach so eine Aufregung, die die Spannung hoch hält.

Ja, das ist wirklich so. Ich kann mich da an noch eine Geschichte erinnern, die ich mal irgendwo gelesen habe, und zwar hat Annie Lennox mal gesagt, dass ihr jedes Mal kotzeübel vor dem Auftritt ist. Und das auch noch nach X Jahren, und die waren ja mehr als einmal draußen. Die hatte also echt vor jedem Auftritt das Gefühl, sie müsste brechen. 
Das kann einfach passieren, wobei es bei mir auch, wie gesagt, davon abhängt, in welcher Stimmung ich gerade bin oder wie wohl ich mich fühle. Und so professionell sind wir ja auch noch nicht, dass wir das mal eben so abschütteln können.

Obwohl ich die Situation für euch ja noch wesentlich „schlimmer“ finde, als wenn man schon ein etablierter Act ist.

Ja sicher. Du musst dich natürlich jeden Abend neu beweisen. Viele können sich ja vielleicht darauf ausruhen, dass sie ja schon was geleistet haben. Da sind wir natürlich noch nicht, logisch. Von daher wird es nach wie vor für uns aufregend bleiben. Und ich finde das auch völlig ok so. 
Und von daher gebe ich dir natürlich Recht, was diese Grundspannung angeht. Wo wäre denn dann der Reiz, wenn das völlig verloren gegangen wäre?

Zum Schluss mal deine ganz realistische Einschätzung, wie es mit euch weitergeht.

Hmm, ganz realistisch? Meine Hoffnung, die kann ich dir in dem Zusammenhang sagen. Denn eine genaue Vorstellung kann man bei so einer Geschichte ja gar nicht haben. Meine Hoffnung ist, dass das Album so gut ankommt, dass wir jetzt nicht unbedingt in den Charts landen müssen, was noch nicht mal mein Anspruch an die Sache wäre, sondern dass sich eine gute Fangemeinschaft entwickelt, dass wir viele neue Fans dazu gewinnen können, schöne Gigs spielen können, vielleicht sogar im Ausland. 
Dass „Intensity“ so erfolgreich wird, dass es uns die Möglichkeit eröffnet, noch ein weiteres Album aufzunehmen. Das sind so die nächsten Punkte. Ich bin nicht so ein abgedrehter Mensch, der jetzt in was weiß ich für Richtungen denkt. Das liegt mir einfach nicht. Ich wünsche mir einfach für die Band viele schöne Live Gigs, und dass das Album einfach gut ankommt. 
Und was ich mir natürlich auch sehr wünsche, ist Airplay im Radio. Wenn wir es schaffen, zum Beispiel mit „Surrender“ in die Playlists der Radiosender zu kommen, wäre das genau der optimale Weg.

Da muss ich jetzt doch noch einmal nachhaken. „Surrender“ wird also die erste Singleauskopplung werden?

Nein, das weiß ich jetzt noch gar nicht so ganz genau. Das war nur ein Beispiel. Ich bin nämlich gerade erst aus dem Urlaub zurück und hab noch nicht 100% Rücksprache zu all diesen Themen gehalten. 
Ich meine aber, der Opener des Albums „In My Head“ wurde da vorgezogen, weil der so ein bisschen knackiger ist. Mein absoluter Lieblingssong, alleine weil er beim Singen so unendlich viel Spaß macht, ist „The Beauty And The Beast“. 

Brigitte, dann danke ich dir mal für dieses ausgiebige Gespräch und dass du dir um diese Uhrzeit noch so viel Zeit genommen hast. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sich mit dir zu unterhalten und Einiges über dich und Band zu erfahren. Ich wünsche euch noch viel Erfolg und hoffe, dass „Intensity“ richtig gut einschlägt. 

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Dirk

Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues

Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.

Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out