Geschrieben von Kai Samstag, 26 Januar 2013 18:33
The Driftwood Fairytales - Interview zum Album 'Phantoms'
Die DRIFTWOOD FAIRYTALES stammen aus unserer Hauptstadt und liegen musikalisch irgendwo zwischen Punk- und Folkrock. Mit ihrem neuesten Album „Phantoms" haben sie die Weichen nun wesentlich stärker in Richtung Folkrock gestellt und sich bei der Albumproduktion einiges getraut. Nicht jeder wird sie dafür lieben, aber man merkt ihnen an, dass ihnen das relativ egal ist – solange sie selber mit ihrem Output zufrieden sind. Bei so viel Selbstvertrauen und einem spannenden Album war es also längst mal Zeit, die Jungs – hier Gitarrist Zeki – zum Gespräch zu bitten:
Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.
Moin, ich bin Zeki und spiele in der Band The Driftwood Fairytales. Uns gibt es seit 2009 und wir sind Benni am Bass, Makke an der E-Gitse und Jan, der trommelt. Ich spiele Lagerfeuergitarre und singe. Wir haben gerade unser zweites Album raus und sind unfassbar gerne unterwegs, um alte Freunde zu treffen und neue zu machen. Yo, so sieht's aus.
Wie kommt es zu der musikalischen Entwicklung, die ihr auf „Phantoms" zeigt?
Wir hatten das erste Album aufgenommen und sind auch noch zufrieden damit, hatten aber das Gefühl, dass wir den Songs zum Teil nicht so ganz das gegeben haben, was sie verdient hätten. Das wollten wir auf dem neuen Album ändern. Wir haben uns vorgenommen, diesmal mehr Wert auf Details zu legen und uns auch mal was zu trauen. Zudem haben wir nach der ersten Platte angefangen, Akustikkonzerte zu spielen. Diese Konzerte haben uns musikalisch so unfassbar weiter gebracht. Wir hören uns mittlerweile besser zu, spielen dynamischer und das Singen fühlt sich auch sehr viel natürlicher an.
Ich finde es lustig, wenn Leute jetzt sagen, dass wir das gemacht haben, damit wir groß rauskommen oder so was, denn da hätte ich persönlich gar keine Lust drauf. Wir hatten einfach alle mega Bock darauf, dass das Album so klingt. Ich bin sowieso so megaglücklich, dass wir mit dieser Bande einfach machen können, was wir mögen und es hinbekommen haben, dass das Album echt einen großen Sound bekommen hat, welcher sich vor großen Produktionen nicht verstecken braucht. Obwohl es mit einem relativ kleinen Budget ausgekommen ist. Es steckt einfach echt viel harte Arbeit und Liebe drin, nicht nur von uns, sondern von allen, die mitgeholfen haben.
Hattet ihr bereits vor dem Studio klar, dass der Sound so clean sein sollte?
Wir hatten das komplette Album schon im Proberaum als Vorproduktion eingespielt. Diese haben wir benutzt, um zu schauen was wir wollen und was wir bei den einzelnen Songs geil finden. Also ja, im Studio waren wir uns schon ziemlich im Klaren darüber, wie jeder einzelne Song genau klingen sollte. Es ist sonst sehr zeitaufwendig, wenn man im Studio viel Zeit mit solchen Dingen verbringt. Obwohl das natürlich auch Megabock bringt. Für Makke ist es immer das Paradies, wenn er in der Tonmeisterei die ganze Nacht mit verschiedenen Amps herumexperimentieren kann.
Wie kamt ihr auf die Idee, manche Chöre auf Live-Shows aufzunehmen und wie habt ihr das technisch umgesetzt?
Wir mochten einfach die Idee, dass wir die Leute, die auf die Konzerte kommen, auch auf die Platte pressen können und wir brauchten ja den Chor. Es hat Spaß gemacht, das ganze live aufzunehmen. Benni ist ja gelernter Toningenieur, der hat ein paar Mikros eingepackt und alles aufgebaut. Jan hat für den Song einen Clicktrack auf die Ohren bekommen und die Hi-Hat betätigt. Der Text stand auf Aufklebern, die wir vorbereitet hatten. Auf „Sacred Ground" singen jetzt also Menschen von den Konzerten in Berlin, Münster, Braunschweig, Hannover und Neumünster mit. Schon geil irgendwie.
Werdet ihr diesen Weg in Zukunft noch konsequenter gehen und euch noch weiter vom Punkrock entfernen?
Also wir haben uns noch nie als Punkband gesehen, obwohl wir vom Ansatz her wahrscheinlich punkiger sind als die meisten Punkbands. Wir machen halt das, worauf wir Lust haben. Alles andere würde uns allen auch keinen Spaß bringen und darum geht's ja. Wir nehmen uns nicht vor, in eine bestimmte Richtung zu gehen, sondern schreiben einfach Songs und schauen dann, was so dabei rumkommt.
Wie kamt ihr zu den ganzen Zusatzinstrumenten und waren diese Stimmen bereits beim Songwriting mit eingeplant?
Makke organisiert eine wunderbare Musikschule in Berlin und daher sitzt er direkt an der Quelle. Zudem haben wir das Glück, dass wir auch noch so nette Menschen kennen, die Instrumente spielen, sowie Gunnar aus Hamburg, der mit seinem Cello auf dem Album vertreten ist. Benni hat dann keine Mühen gescheut, alle zusätzlichen Musiker aufzunehmen. Das war aber echt schon krass viel Arbeit für ihn. Und dafür hat er dann auch nichts bekommen. So läuft es nämlich bei uns. Full-Time Job, nebenher noch Alben aufnehmen, wo man immer draufzahlt. Also, wenn einem das alles keinen Spaß bringt, muss man schon bescheuert sein, das weiter zu machen, nech.
Könnt ihr das auch irgendwie live mit einbinden?
Bei der Record Release Show in Berlin standen wir zum Teil mit zehn Menschen auf der Bühne. Das war schon echt ein Erlebnis für uns. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so was jemals mal machen werde mit einer Bande, super. Peter, der auf „Phantoms" Mandoline und Banjo spielt, hat sich jetzt sogar eine Lap-Steel Gitarre geholt, um die live bei uns zu zocken, wenn wir mal in Berlin spielen. Das freut uns alle auch sehr!
Welche Künstler und Alben haben euch dazu inspiriert, diesen Weg zu gehen?
Ich kann da nur für mich sprechen. Es gibt auf dem Punksektor gerade wenig, was mich umhaut. Die Menzingers und Apologies, I Have None finde ich super, aber sonst höre ich viel andere Musik. Super gerne zum Beispiel The Avett Brothers, Lucero, The Milk Carton Kids und Joel Alme. Megageil ist auch Macklemore.
Was passiert 2013 für die DRIFTWOOD FAIRYTALES?
International wird's, hehe. Wir werden viel spielen. Im März zehn Tage in England und im Juli hoffentlich 16 Tage Italien. Davor und danach hier. Zudem werden wir einfach weiter machen und neue Songs schreiben. Nix Besonderes also.
Famous Last Words?
Mein bester Buddy, als ich so acht war, hat immer zwei sehr gute Sprüche gehabt, die mich bis heute begleiten:
1. Über den Wolken ist der Himmel meist blau.
2. Wenn man Pipi muss, muss man auch manchmal Kaka.
Das fasst eigentlich die Komplexität der Welt ganz gut zusammen.
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