Geschrieben von Kai Samstag, 09 Februar 2013 18:54
Treated - Interview zum Album "Where Life Takes Us"
Auch in Österreich gibt es melodischen Hardcore mit leichter Metalcore-Kante. Ein Vertreter des Genres heißt TREATED und hat vor kurzem das Album „Where Life Takes Us" herausgebracht. Da uns das Album überraschend gut gefallen hat, wollten wir die Band hier auch mal zu Wort kommen lassen. So sprachen wir über den Spagat zwischen Band und Beruf, dem Relase des Albums, Fans in Japan und und und ...
Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.
Wir sind TREATED, eine österreichische Band bestehend aus zurzeit vier Mitgliedern, die neben Arbeit und Studium nicht auf ihr gemeinsames Hobby, die Musik, verzichten wollen (klingt schmalzig, ist aber so, haha). Unsere Musik liegt irgendwo zwischen Melodic-/Post-Hardcore und Metalcore.
Um eueren Titel („Where Life Takes Us") aufzugreifen: wo hat euch denn das Leben zur Zeit hingebracht?
Als Band auf jeden Fall weiter als bei der Gründung von uns vermutet, hehe... Kurz gesagt: Wir können froh über die Entwicklung der Band in den letzten vier Jahren sein. Zum Beispiel haben wir eine Menge Arbeit in unsere Releases, vor allem in unser kürzlich erschienenes Debut-Album reingesteckt und freuen uns über die Tatsache, dass es nach dem sehr langen Prozess überhaupt zu einem Release gekommen ist. Womit wir uns gleich bei Markus und dem ganzen District 763 Records-Team bedanken wollen, die uns diesen Release vereinfacht haben und eine Menge Arbeit dafür aufbrachten. Wo uns das Leben noch hinbringen wird, können wir noch nicht sagen, auf jeden Fall hat es uns bisher zusammen zur Musik gebracht, wofür jeder von uns dankbar ist.
Ich habe euch in meinem Review als eine Mischung aus Evergreen Terrace, Comeback Kid und A Day To Remember beschrieben. Könnt ihr damit etwas anfangen?
Es ist als Musiker immer schwer, sich mit anderen zu vergleichen, aber diese drei Bands machen in ihren jeweiligen Genres etwas verdammt richtig, daher fühlen wir uns natürlich geehrt, wenn unsere Musik als Mischung ebendieser dargestellt wird. Unser Musikgeschmack ist breit gefächert, von Thrice und City&Colour über Deichkind bis hin zu Despised Icon hören wir je nach Stimmung so ziemlich alles. Das wäre verdammt schwer auf eine CD zu packen, wir haben uns daher auf einen Mix geeinigt, der uns am besten gefällt. Das kommt unserer Meinung auch zum Vorschein, wenn man sich die vorletzte und letzte Nummer auf dem Album anhört. Zugegeben, der Wechsel vom einem Extrem ins andere fiel uns nicht leicht, war aber etwas, das wir immer schon probieren wollten.
Wie groß ist die Szene in Österreich für diese Musik? Kommt man schnell dazu, auch mal auf das nahegelegene Ausland zu schielen?
Es gibt in Österreich ein Zielpublikum für diese Musik, das aber schwer für Musik aus der Heimat zu begeistern ist. Wenn sie erstmal die Musik kennenlernen sind sie jedoch die treuesten Fans, die man sich wohl vorstellen kann. Wir sind natürlich froh, wenn sich Freunde und Familie die Mühe machen, sich eine unserer Shows anzusehen, aber als Musiker wünscht man sich eben doch Zuhörer, die wirklich Begeisterung für diese Musik zeigen können. Das ist zugegeben nicht einfach, denn für die einen sind wir zu soft und für die anderen viel zu hart. Das ist leider die ewige Krux bei Melodic Hardcore.
Österreich hat absolut talentierte Bands, die schwer motiviert sind. Leider haben es Bands vom europäischen Festland international nicht einfach. Uns sind die ehemaligen Ostblockstaaten äußerst positiv aufgefallen, dort haben wir unerwartet viele Fans gewonnen.
Ich habe ein Video von euch gesehen, welches erstmal „heimatverbunden" wirkt. Ist das Absicht oder wie kam es zu diesem Video in den Bergen?
Nun ja, wir sind nicht wirklich heimatverbunden sondern eher Naturburschen, wir hätten auch liebend gerne ein Video am Sonnenstrand in Hawaii gedreht – das war leider budgetmäßig nicht drin. Nein jetzt mal im Ernst, wir waren schon länger auf der Suche nach einer Location und da kam irgendwann die Idee auf, dort oben ein Video zu drehen. Wir wollten das ganze anfangs nicht unbedingt komplett DIY machen, es hat sich aber so ergeben. Wir vier haben uns den Hintern halb abgefroren und jeder durfte mal Kameramann spielen. Wir sind schon ein wenig stolz auf unser erstes zu 100 Prozent selbstproduziertes Musikvideo, würden nächstes Mal aber gerne mit einem echten Team arbeiten und vor allem an einer wärmeren Location drehen.
Müssen Moshparts grundsätzlich in jedem Song sein?
Absolut nicht. Das mag jetzt dem einen oder anderen Zuhörer unseres Albums so vorkommen, aber wir sind keine Band, deren Songs von Moshparts/Breakdowns leben; wollen wir auch nicht. Ich denke, unsere Songs charakterisieren sich eher durch "nicht-endende" Melodien und Abwechslung. Moshparts ergeben sich dann im Songwriting wie von selbst, allerdings nur, wenn sie auch passend sind und nicht gezwungenermaßen "reingequetscht", um irgendeinem Hype folgen zu wollen.
Ich habe auf eurer Facebookseite gelesen, dass ihr durchaus einige Merch-Bestellungen von weit außerhalb Österreichs bekommen habt. Was hat sich für euch bewegt, seit ihr ein Label habt und das Debüt draußen ist?
Das ist etwas, was wir selber noch nicht ganz glauben können. Als wir damals unsere CD veröffentlichten und sie auf unserem eigenen Online-Store (neben iTunes und Amazon) zum Verkauf bereitstellten, rechneten wir mit vielleicht ein paar Bestellungen aus dem Inland, nicht aber mit einer Massenbestellung eines japanischen Labels und deren Ausverkauf innerhalb von zwei Wochen. Und auch jetzt erhalten wir noch Einzelbestellungen aus Japan, aber auch aus verschiedenen Gebieten der Staaten im Westen. Dass wir von diesen Bestellungen bzw. der Band selber nicht leben können, ist uns seit der Gründung bewusst, jedoch ist es ein unglaubliches Gefühl zu sehen, dass Fans aus weit entfernten Kontinenten den teuren Versand auf sich nehmen, um eine physikalische Version des Albums oder ein T-Shirt zu erhalten, bzw. dass es dort überhaupt Fans gibt!
Ihr habt bereits mit der einen oder anderen internationalen Band zusammen gespielt. Konntet ihr denen etwas abschauen?
Wo soll man da anfangen? Ich würde mal sagen, von Bühnen- und Merchtisch-Organisation bis hin zu Einzelheiten der Live-Performance – natürlich nicht nach dem Motto: "Alter, geiler Scheiß ... den Move muss ich mir kopieren", sondern eher unbewusst – ist sicher was dabei. Und last but not least natürlich was Aftershow-Partys angeht, haha ...
Was passiert 2013 bei TREATED?
Wir sind selber noch gespannt, hoffen auf Vieles, erwarten aber Realistisches: Mit unseren Verpflichtungen neben der Band haben wir es, wie auch andere Musiker in unserem Alter, nicht einfach. Wir werden aber unser Bestes geben, um unsere Musik und Message so weit wie möglich zu bringen.
Famous last Words?
Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns in den letzten Jahren in allen denkbaren Formen unterstützt haben. Zu sehen, dass unsere Musik, unsere Leidenschaft auch andere begeistern kann, ist überwältigend.
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