Geschrieben von Kai Samstag, 06 April 2013 14:00
Johnnie Rook - Interview zum Album "Stimmungsgerät"
JOHNNIE ROOK kommen aus Berlin, spielen modernen Punkrock mit leichter Deutschpunk-Kante, haben weiblichen Frontgesang und mittlerweile schon ein paar Jahre Erfahrung auf dem Buckel. Anlässlich des neuen Albums "Stimmungsgerät" baten wir die Dame und Herren zum Gespräch.
Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.
Micha: Wir sind Johnnie Rook aus Berlin. Franziska am Gesang, Jan am Bass, Roman an der Rhythmus-Gitarre, René am Schlagzeug und ich an der Lead-Gitarre.
Würdet ihr euch selber als Deutschpunk bezeichnen?
Micha: Also wir machen auf jeden Fall melodischen Punkrock mit deutschen Texten, ob man das jetzt als Deutschpunk bezeichnen kann, weiß ich nicht. Das sollen die Hörer entscheiden. Für mich persönlich ist Deutschpunk sowas wie (alte) SLIME, TOXOPLASMA, CANAL TERROR usw., also die 80er Jahre Bands, oder aus den 90ern Bands wie BUMS, WIZO, KAPITULATION BONN und FUCKING FACES. Gibt es denn heute überhaupt noch sowas wie "Deutschpunk"? Also ich weiß es nicht.
Wie kommt es, dass Deutschpunk im neuen Jahrtausend schon beinahe ein Schmähwort geworden ist?
Micha: Naja, vielleicht liegt das daran, dass Deutschpunk meist doch sehr plakativ war bzw. ist, und heutzutage darauf keiner mehr so richtig Bock hat. Obwohl, die jungen Einsteiger-Punks hören plakativen Punkrock sicher noch gerne. Ich fand das ja damals auch toll, aber heute höre ich doch lieber was zum Nachdenken, hehe. Obwohl, ab und zu brauch ich auch mal was Plakatives. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen, ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum Deutschpunk heutzutage so verschrien ist. Darüber sollte vielleicht mal jemand eine Studie machen, hehe ...
Ich habe euch in meinem Review teilweise mit älteren RISE AGAINST verglichen. Könnt ihr was damit anfangen und in welcher Richtung würdet ihr eure Vorbilder suchen?
Micha: Na klar können wir was mit RISE AGAINST anfangen. Das ist eine großartige Band und wir hören sie alle sehr gerne. Allerdings haben wir auch vorher schon solche Mucke gehört. Ich bin z.B. seit sehr, sehr langer Zeit großer BAD RELIGION Fan und auch NO/FX und andere Ami-Punkbands höre/n ich/wir sehr gerne. RISE AGAINST haben ja das Rad auch nicht neu erfunden und sind selber sehr stark von den oben genannten Bands beeinflusst.
Ihr habt deutsche Texte und eine Sängerin. Ich kenne eine Menge Leute, die mit beiden Dingen nicht viel anfangen können. Polarisiert ihr damit des Öfteren?
Micha: Das hast du recht, gerade was den Frauengesang betrifft polarisieren wir manchmal. Aber gerade das war auch der Grund, warum ich damals JOHNNIE ROOK gegründet habe. Weil ich mal was anderes machen wollte. Ich hab vorher lang genug in Bands mit Männergesang gespielt. Ich denke, das macht uns auch ein wenig einzigartig, und das finde ich gut.
Euch gibt es mittlerweile seit zehn Jahren. Was hat sich bei euch und was hat sich in der Szene seitdem verändert?
Micha: Wir sind älter geworden und ich bin fetter geworden, hehe. Ansonsten denke ich, dass wir endlich unseren eigenen Stil gefunden haben. Wenn man sich unsere vier Alben anhört, sieht man eine stetige Weiterentwicklung, wie ich finde.
Wie kam eure Freundschaft mit den BAMIBX zu Stande und spielt ihr mit denen auch in den Niederlanden? Wenn ja, wie reagieren die Niederländer auf euch?
Micha: Durch die BAMBIX bin ich erst darauf gekommen, eine Band mit Frauengesang zu gründen. Ich hab' die damals 2000 das erste Mal live gesehen und war gleich hin und weg. Daraufhin habe ich mir peu à peu Leute für eine neue Band gesucht. Das hat etwas gedauert, bis wir endlich 2003 als JOHNNIE ROOK an den Start gehen konnten.
Ein paar Jahre später, es war 2007, haben wir dann das erste mal mit den BAMBIX zusammen gespielt. Seitdem verbindet uns eine tiefe Freundschaft.
Wir haben auch schon in Holland gespielt. Einmal in Rotterdam und einmal in Nijmegen (Heimatstadt der BAMBIX). Beide Male kamen wir super bei den Leuten an. Wir können uns wirklich nicht beschweren.
Ihr habt auch das eine oder andere Musikvideo. Wie wichtig sind Musikvideos für eine Band eurer Größe heute?
Micha: Für Promo-Zwecke sind Musikvideos wichtig, ansonsten könnten wir auch darauf verzichten. Es macht einfach keinen Spaß, den ganzen Tag immer den gleichen Song Playback zu spielen und sich dabei filmen zu lassen. Das ist anstrengend und nervt. Außerdem kostet es Geld, was wir eigentlich nicht haben. Aber ohne Promo findest du heute einfach kein Gehör. Es gibt einfach zu viele Bands.
Was passiert 2013 noch alles für JOHNNIE ROOK?
Micha: Wir machen zum neuen Album "Stimmungsgerät" eine ausgiebige Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Außerdem feiern wir am 10. Mai unsere "10 Jahre Johnnie Rook - Jubiläumsparty". Das Ganze findet im K17/ Berlin statt und mit dabei sind unsere Freunde von ZAUNPFAHL, NORDWAND, SKIN OF TEARS und die WALLERTS.
Was sind einigermaßen realistische Ziele für eine Band wie euch?
Franziska: Alles ist möglich. Warum sollen nicht auch wir große Hallen füllen? Eine Band wie SYSTEM OF A DOWN tut das doch auch. Die machen sehr komplizierte Musik und trotzdem finden viele Leute das gut. Wir haben gute Songs mit guten Texten. Da ist alles drin.
Micha: Ja das stimmt, im Grunde ist alles möglich. Aber außer, dass man gute Songs schreibt und stetig an der Band arbeitet, ist es im Endeffekt auch das Quäntchen Glück, was man haben muss, um erfolgreich zu werden. Die Frage ist außerdem, wie erfolgreich du werden willst. Ich persönlich muss kein großer Star werden, aber wenn wir als Band 500er bis 1000er Clubs immer voll machen würden, wär' das schon geil. Das würde mir vollkommen reichen.
Famous last Words?
Micha: Liebe Leser dieses Interviews, wir würden uns freuen, wenn ihr zu unseren Konzerten kommt und vielleicht auch die eine oder andere Platte von uns kauft. Vor allem die neue Scheibe ist ein Hit.
www.johnnierook.de
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