Geschrieben von Sonntag, 02 Juni 2013 19:30

Alpha Tiger - Interview zu "Beneath The Surface"

ALPHA TIGER setzen auf traditionellen Metal statt auf neumodischen Kram. Der Bedarf scheint groß zu sein, denn das zweite Album "Beneath The Surface" heimste ebenso gute Kritiken ein, wie das hochgelobte Debüt "Man Or Machine". Wir nahmen die Gelegenheit wahr, Gitarrist Peter einige Fragen zu stellen. Was ist im Moment los bei der Band aus Sachsen? Was ist für die Zukunft geplant und wo trifft man die ALPHA TIGER in diesem Festivalsommer an?

Hallo Peter, eure aktuelle Platte „Beneath The Surface" ist schon seit einigen Monaten veröffentlicht. Was ist seitdem passiert, wie waren die Reaktionen?

Hey, ja, die Platte kam bereits Ende Januar raus. Seitdem haben wir einige Shows gespielt, zuletzt eine kleine Tour mit unseren Kumpels von ATTIC. Die Reaktionen auf unser neues Album waren durch die Bank positiv. Century Media haben in Sachen Promotion einen Spitzenjob gemacht. Einige Fans hätten es natürlich lieber gesehen, wenn wir ein zweites „Man Or Machine" aufgenommen hätten. Aber wir wollten uns sowohl produktionstechnisch als auch beim Songwriting weiterentwickeln. Die meisten befürworten diesen Schritt auch.

Wo seht ihr selbst Unterschiede im Vergleich zum Vorgänger „Man Or Machine"?

Der Hauptunterschied ist, dass wir in erster Linie daran gefeilt haben, unsere Stärken hervorzuheben. Mit „Man Or Machine" haben wir gelernt, was wir gut können und was wir besser lassen sollten. Da haben wir angeknüpft. Es bringt nichts, auf Teufel komm raus klingen zu wollen, als käme man direkt aus den 80ern. Klar sind wir von diesen Bands stark beeinflusst, aber als Musiker sollte man immer offen sein und versuchen, neue Wege zu gehen – und das haben wir getan. Deshalb klingt die Produktion auch nicht mehr nostalgisch oder altbacken, sondern druckvoll, zeitgemäß aber nicht überproduziert. Wir haben auch sehr an den Gesangs-Arrangements gearbeitet. Der Gesang ist nun wesentlich vielseitiger als zuvor und steht mehr im Vordergrund. Zudem haben die Songs eine Straffungskur bekommen.

Einige junge Bands entscheiden sich bewusst für Speed Metal /Power Metal/ NWOBHM Sound, gepaart mit einem extrovertierten Auftreten: CRASHDIET, STEELWING, POWERWOLF oder auch KISSIN DYNAMITE, um mal nur einige zu nennen. Wie seid ihr zu diesem Sound gekommen?

Das hat sich langsam entwickelt. Es stand zumindest von Anfang an fest, dass wir melodischen Metal spielen wollten. Das war damals gar nicht so selbstverständlich, denn als wir anfingen Musik zu machen, war gerade die Metalcore-Welle im Kommen und jeder Zweite hatte eine Deathmetal- oder Metalcore-Combo am Start. Da waren wir, zumindest in unserer Region, ziemliche Kanarienvögel. Wir aber waren vor allem inspiriert durch Maiden und Metallica. Mit der Zeit sind wir dann tiefer in die Materie eingetaucht und lernten Bands wie Queensryche, Crimson Glory, Riot und Fates Warning kennen, die unserem Sound dann den entscheidenden Schliff gegeben haben. Diese Einflüsse stecken allesamt tief in uns drin, allerdings haben wir nun einen Punkt erreicht, an dem man Lebewohl zu seinen Vorbildern sagen sollte und versuchen sollte, sein eigenes Ding durchzuziehen und seine Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten. Ansonsten hat man keine Chance, sich heutzutage zu etablieren, denn wer will schon den zehnten Aufguss von irgendeiner 80er Kapelle hören?

Zu „From Outer Space" habt ihr ein Video gedreht. Erzählt uns etwas über den Dreh und darüber, warum ihr gerade dieses Lied ausgewählt habt.

Die Wahl des Songs ist uns nicht sonderlich schwer gefallen, denn kaum ein Song schafft es bei uns unter die Fünf-Minuten-Grenze. Zudem ist der Song sehr heavy und eingängig. Obendrein ließ sich die ganze Ufo-Thematik visuell sehr gut umsetzen. Von daher war es klar, dass „From Outer Space" der Song sein wird.
Der Videodreh war sehr lang und anstrengend, da wir alles selbst organisieren mussten. Es war unser erster Dreh und wir hatten einen extrem engen Zeitplan, zu allem Überfluss auch ein sehr schmales Budget. Daraus haben wir dann versucht, das Beste zu machen. Auf jeden Fall hatten wir auch eine Menge Spaß dabei und wir haben eine Menge gelernt. Vor allem, wie wichtig die Lichtshow, die Farbwirkung, die Kamerafahrten und vor allem ein gut ausgearbeitetes Konzept im Vorfeld sind! Der "Metal Hammer" kam auch vorbei und hat den Dreh dokumentiert.



Könnt ihr denn mit „modernem Sound" wie Core oder auch Death /Black Metal etwas anfangen oder kommt euch tatsächlich hauptsächlich traditioneller Metal auf den Plattenteller?

Also ich persönlich habe nichts gegen zeitgemäße Sounds oder Musik. Gute Musik muss nicht zwangsweise aus den 70ern oder 80ern kommen. Allerdings waren Core oder Death und Black Metal noch nie meine Baustelle. Ich stand schon immer auf klaren, virtuosen Gesang, Gitarrenmelodien und so weiter, das wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern. Aber natürlich habe ich auch Respekt vor den Gründervätern dieser härteren Genres, denn es war wichtig, die Grenzen der Musik auszuloten. Ich denke nicht, dass Musik noch viel härter werden kann. Von daher kann man sich entspannt zurücklehnen und sich mit der Musik beschäftigen, die einem am meisten zusagt. Persönlich muss es bei mir auch nicht unbedingt immer Metal sein. Zu meinen Alltime Faves gehören unter anderem Rush, Queen, Peter Gabriel, Simon & Garfunkel, Lynyrd Skynyrd, Neil Young...

Welche CD / LP oder welches Tape hat dich zum ersten Mal richtig weggeblasen?

Als Kind habe ich sämtliche musikalische Phasen durchwandert, mit ca. acht Jahren stand ich voll auf Rammstein, das war noch zu Zeiten ihres ersten Albums.
Zum Metal hab' ich dann erst etwas später gefunden. Mit ungefähr 14 Jahren habe ich zum ersten Mal „...And Justice For All" von Metallica gehört. Danach war es um mich geschehen. Kurz darauf hab ich mir die erste Black Sabbath Platte zugelegt. Jedoch war erst „Brothers in Arms" von den Dire Straits dafür verantwortlich, dass ich mit dem Gitarrespielen angefangen habe, also würde ich diese Platte wählen.

Nenn' mir bitte drei Dinge, die für dich unweigerlich mit Metal verbunden sind.

Erstens eine leider sehr zersplitterte Szene mit sehr vielen Subgenres, unter denen ich mir oftmals mehr Verständnis und Toleranz wünschen würde. 
Zweitens allerdings auf der anderen Seite auch völkerübergreifender Zusammenhalt, man schaue sich nur mal ein Iron Maiden Konzert an!
Und drittens eine, zumindest im Kern, sehr ehrliche Musikszene, die nicht von Trends und berechnenden, Geld besessenen Produzenten und Plattenbossen bestimmt wird. Die Musik stammt nach wie vor von den Musikern selbst und nur die Fans entscheiden, welche Musik sie hören wollen und was gerade angesagt ist und was nicht.

Speed Metal wird ja, wie der Name schon sagt, schnell gespielt. Dafür muss man schon einiges drauf haben an den Instrumenten. Wie habt ihr gelernt, eure Instrumente im Griff zu haben und wie viel Zeit muss man täglich zum Üben aufwenden?

Die Musik, die wir spielen, ist schon relativ anspruchsvoll, allerdings stand für mich schon immer der Song als Ganzes im Vordergrund. Da muss man sich auch selbst mal zurückhalten können. Und wenn ein Song nur aus drei Akkorden besteht, dann ist das eben so. Die größten Klassiker sind meist sehr simple Songs. Aber es kann natürlich niemals schaden, sein Instrument zu beherrschen. Richtig geübt habe ich eigentlich nie, ich hab' mir alles durch Lernen von anderen Songs beigebracht und natürlich auch durch das Komponieren eigener Songs. Mit der Musiktheorie sollte man sich aber schon beschäftigt haben, wenn man einen gewissen Anspruch an seine Songs hat.

Was gibt es denn auf einer ALPHA TIGER Show zu entdecken?

Sehr viel, denn wir lieben es, live zu spielen! Das ist das Schönste an unserem Job und diese Spielfreunde kann der Zuschauer auch spüren. Wir sind mittlerweile ein gut eingespieltes Team und das kommt den Zuschauern natürlich auch zugute. Wir lassen live auch viel Platz für Improvisationen, dadurch wird es uns nicht langweilig, und was noch viel wichtiger ist, den Leuten im Publikum auch nicht. Wir legen auch sehr viel Wert auf visuelle Reize, denn wer will schon fünf Typen auf der Bühne sehen, die stocksteif dastehen und Klamotten anhaben, die Mutti morgens für sie rausgesucht hat.
Nee, wir wollen auffallen und den Leuten eine gute Show bieten. Unser Material ist zudem sehr abwechslungsreich. Ich denke, das sollten genügend Gründe sein, warum ihr euch die nächste Alpha Tiger Show in eurer Gegend anschauen solltet! (lacht)

Was steht für euch im Festivalsommer an, wo kann man ALPHA TIGER erleben?

Wir haben das Glück, auf sehr vielen Festivals spielen zu dürfen. Darunter auch richtige Giganten wie das Wacken Open Air, Rock Harz Festival, Bang Your Head Festival und noch einige mehr, auch außerhalb von Deutschland. Wer es genau wissen will, sollte mal auf unserer Facebook Seite vorbeischauen (facebook.com/alphatigerband) oder natürlich auch auf unserer Website (www.alphatiger.de) Da ist alles genau aufgelistet.

Letztes Konzert, das ihr selbst besucht habt?

Wir haben leider nicht mehr sonderlich viel Zeit, um privat auf Konzerte zu fahren. Aber einige Sachen lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen. So war ich dieses Jahr z.B. auf dem Keep It True Festival, was immer wieder ein großes Wiedersehenstreffen mit alten Bekannten ist. Vor kurzem war ich in Dresden zum Artillery / Gama Bomb Konzert und am 6.6. fahr' ich nach Berlin zum Rush Konzert, damit geht ein Traum für mich in Erfüllung!

Schönstes Erlebnis mit ALPHA TIGER bis jetzt?

Das lässt sich schwer an einem bestimmten Event festmachen. Wir haben in den letzten Jahren so viele fantastische Momente erlebt, die ich hier auf keinen Fall alle aufzählen kann. Aber das Keep It True Festival 2011 war natürlich etwas ganz Besonderes für uns, weil es für uns gewissermaßen der Startschuss der Karriere war. Daraufhin bekamen wir eine Menge Anfragen von anderen Clubs und Festivals. Dieses Festival hat also den Stein ins Rollen gebracht, und davon mal abgesehen war das einfach eines dieser Wochenenden, an die man sich ein Leben lang erinnern wird, da hat einfach alles gestimmt. Die Organisation, die Crew, das Line-Up, die Besucher! Deshalb versuche ich, das Festival auch jedes Jahr noch privat zu besuchen.

Vielen Dank für die Zeit, „Beneath the Surface" ist ein tolles Album, alles Gute für die Zukunft!

Wir haben zu danken! Beste Grüße und bis bald!

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