Geschrieben von Samstag, 15 Juni 2013 13:13

Necropsy - Interview zu "Tomb Of The Forgotten - The Complete Demo Recordings"

Mit "Tomb Of The Forgotten - The Complete Demo Recordings" geben uns die Death Metal Urgesteine von NECROPSY richtig auf die Mütze. Zum größten Teil unveröffentlicht oder lange verschollen, gibt es massig Songs, die fast die komplette Bandgeschichte abdecken. Gitarrist Janne, von Anfang an dabei und für die Wiedervereinigung zuständig, nahm sich Zeit für unsere Fragen:

Hallo Janne! Vielen Dank, dass du dir Zeit für einige Fragen über eure gerade frisch erschienene Demo- Compilation nimmst! Ich mag besonders, dass man eure Entwicklung über die Jahre hört.

Ja, ich denke, das ist das Beste an der Sache, man kann die Entwicklung vom Anfang bis heute deutlich hören.

Für alle Leser von BurnYourEars, die NECROPSY noch nicht kennen, bitte stell die Band kurz vor.

Alles begann im Sommer 1987, die Band wurde von mir (Jann Kosonen) und Ville Raitio (ehemaliges Mitglied) gegründet. Nachdem wir einige Namen durchhatten, entschieden wir uns 1989 dauerhaft für NECROPSY. Wir haben einige Demos gemacht, eine 7" Single und eine Split LP zusammen mit DEMIGOD, das war dann in den Neunzigern. Am Anfang war unser Musikstil eher in Richtung Thrash Metal, aber wir tendierten über die Jahre immer mehr und mehr zu Death Metal.

Wir waren wirklich sehr jung, als wir mit NECROPSY starteten, ich war gerade mal 11 Jahre alt und das hört man auch auf den frühen Demos. Wir legten NECROPSY 1994 auf Eis, wegen einer Vielzahl von Problemen. Der eigentliche Grund war wohl einfach, dass wir nach 14 Jahren eine Pause brauchten. 2008 hatten dann mein Bruder Tero Kosonen und ich die Idee, eine Reunion zu starten. Wir konnten mit Aatu Holma ein weiteres ehemaliges Mitglied dafür begeistern, mit uns zu spielen und wieder die zweite Gitarre zu übernehmen. Der Bassspieler Ville Vartiaainen und unser Schlagzeuger Hannu Väänänen waren alte Freude und sie stiegen ebenfalls mit ein. Unser erstes komplettes Album „Bloodwork" kam dann Anfang 2011 raus. Aatu Holma verließ die Band noch im gleichen Jahr und Sami Heinonen übernahm die zweite Gitarre.

Was denkst du, wenn du das alte Material nach all den Jahren wieder hörst?

Ich habe manche unserer alten Demos hin und wieder angehört, aber ich hatte die ersten beiden selbst verloren. Ich bekam sie erst von Aatu wieder, als wir dieses Projekt mit Century Media begannen und ich muss sagen, dass ich es heutzutage sehr schwer hören kann, besonders „Mental Disturbance". Ich erinnere mich noch immer daran, wie aufgeregt und zufrieden wir damit waren, nach all den Proberaumaufnahmen. Zum Glück haben wir über die Jahre gelernt zu spielen und damals ein paar ordentliche Songs geschrieben. Rückblickend bin ich schon sehr zufrieden bezüglich dem, was wir damals gemacht haben. Es war sehr lustig, das alles in chronologischer Reihenfolge zu hören. Das habe ich vorher noch nie gemacht.

Ich habe den Eindruck, dass NECROPSY nicht von Anfang an typischen Death Metal gespielt haben. Wart ihr am Anfang noch etwas unentschlossen, in welches Genre NECROPSY letztendlich mündet?

Am Anfang war es auf jeden Fall mehr Thrash Metal. Wahrscheinlich, weil wir Thrash hörten, das war ja damals erst extrem angesagt und dann im Umbruch. Als ich dann „Altars Of Madness" von MORBID ANGEL in den Händen hielt, war klar, dass ich diesen Scheiß liebe – das war etwas ganz anderes als die Bands, die wir bis dahin kannten. Zu dieser Zeit begannen die Leute dann auch, über Death Metal zu reden. Unsere Musik war also ein Mix aus Thrash und Death Metal aus dieser Zeit. Ich glaube, zum ersten Mal habe ich 1992 gehört, dass unsere Musik wohl eher Death Metal ist, etwa zu dem Zeitpunkt waren wir fertig mit Thrash.

Was hat sich für NECROPSY über die Jahre verändert?

Ich fühle, dass unser Sound über die Jahre mehr und mehr Old School Einflüsse hat. Wenn du die alten Stücke hörst, merkst du, dass NECROPSY immer eine Band war, die sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt hat. Keines der Demos klingt genau wie das Demo davor. Das ist eine gute Entwicklung und ich denke, dass eine Band nicht auf der Stelle treten sollte. Erst das macht die Musik bedeutungsvoll.

Würdest du bestätigen, dass Death Metal heutzutage immer schneller wird?

Schnelligkeit sorgt nicht zwingenderweise für Brutalität. Ich persönlich mag zwar schnelle Parts in der Musik, aber auf Dauer wird es langweilig. Bands sollten auch auf ihren Sound Wert legen. Viele haben beispielweise ähnliche Gitarrensounds, und fast alles ist extrem glatt geschliffen. Der Sound sollte roher sein und viel markanter. Instrumentalparts haben mich schon immer fasziniert. Genau diese Momente erzeugen, wie du es ja auch gesagt hast, Ambiente. Sänger und Hörer sollten aus dem Standardschema ausbrechen.

Ich mag den rumpelnden Sound. Du anscheinend auch, du würdest dir also keine Produktion auf heutigem Standard für die Demos wünschen?



Nein, ich würde mir keine Neuaufnahme wünschen, lass es uns so bewahren wie es war. Eventuell wird das auch alles zu ernst, wenn man da jetzt zu lange daran rumwerkelt.

"Slippery Games" erinnert mich an alte Punkbands wie DR. DEATH oder an alte Horror Musicals. Ihr habt dem Genre damit auch einen lustigen Charakter verpasst. Erschien euch das Genre damals zu ernst?



Damals hat das natürlich tierisch Spaß gemacht, als wir jung waren. Mit dieser Musik kann man sowieso nicht reich werden, also muss man den Prozess an sich genießen. Erst wollten wir die Stücke auch gar nicht auf die Compilation packen, aber Jerome von Century Media wollte alles draufhaben. Na ja, wie gesagt, wir waren Kinder und nahmen das nicht besonders ernst.

Die ersten Demos haben einen hohen Instrumental-Anteil, ich würde schon fast sagen, manches klingt progressiv. Ich mag das sehr gerne, aber NECROPSY hat es über die Jahre verloren.

Das war eine natürliche Entwicklung und der Beginn einer neuer Ära.

Wie hast du deinen Death Metal gerne – brutal oder experimentell? Irgendwelche Faves?

All time faves sind Morbid Angel, Cannibal Corpse, Deicide, Entombed, Napalm Death, Autopsy und Carcass, um nur einige zu nennen. Ältere Bands vor der Death Metal Zeit waren Slayer, Possessed, Dark Angel, Death, Pestilence und noch zahlreiche andere.

Finnland ist auch sehr bekannt für Pagan Metal, kannst du damit was anfangen?

Nein, das ist nicht wirklich mein Ding. Ich bin mehr am Death Metal orientiert und an alten Bands, mit denen ich aufgewachsen bin und die ich schon seit Jahren höre.

Gibt es Aussichten auf ein neues Album?

Ja, wir haben gerade einen Vertrag mit Xtreem Music und unsere neue Mini CD "Psychopath Next Door" kommt nächsten Sommer raus. Du kannst schon einen neuen Song hören,"For The Blood And Guts". Das nächste komplette Album kommt dann 2014.



Es gibt zwar einige große Death Metal Bands, aber für mich ist und bleibt das Genre eine Undergroundszene. Kannst du uns einige Bands empfehlen, aus Finnland zum Beispiel?

Ich denke auch, dass es eine Undergroundszene ist und das ist eventuell auch besser so, denn so bleibt es wie es ist. Ist vielleicht etwas seltsam, aber ich habe nicht wirklich eine neue Band gefunden, die mich umhaut. Auf der anderen Seite habe ich aber auch nicht wirklich danach gesucht. Zwei finnische Bands, MAVETH und THE ZOMBI, spielten vor zwei Jahren in Lahti und die Auftritte haben mir beide sehr gut gefallen.

Ich danke dir Janne, hoffentlich geht das ganz schnell mit dem neuen NECROPSY Album.

Ja, wir sind dran! Wir haben schon einige Songs fertig für das Album. Ich danke dir vielmals!