Geschrieben von Katharina Sonntag, 07 Juli 2013 14:50
In Vain - Interview zu "Ænigma" mit Gitarrist Johnar
Nachdem die norwegische Progressive Black Metal Formation mit ihrem aktuellen Album "Ænigma" bleibenden Eindruck hinterlassen hat, sprachen wir mit Gitarrist und Mastermind Johnar Håland über ihre Musik, norwegische Gedichte, ihre Motivation und die zurückliegende Tour.
Hi Johnar, zunächst einmal: Glückwunsch zu Eurem starken aktuellen Album „Ænigma"! Wie waren die allgemeinen Reaktionen auf das Album und wie fühlt Ihr euch dabei?
Hallo und danke für deine freundlichen Worte! Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich sehe ehrlich gesagt keine Stelle, an der wir etwas hätten anders machen sollen. Zu diesem Album haben wir zum ersten Mal im Vorfeld eine genaue Pre-Production gemacht, während der viele Korrekturen und Re-Arrangements der Songs stattfanden. Ich glaube, dass „Ænigma" bisher unser stärkstes und einheitlichstes Album ist. Die Stimmen in der Metal-Presse scheinen darin mit uns übereinzustimmen und das Feedback unserer Fans war ebenso bestärkend. Momentan sind wir wirklich ein glücklicher Haufen.
Da einige Leser bisher vielleicht noch nichts von IN VAIN gehört haben, könntest Du uns etwas mehr über die Band und eure gemeinsame Geschichte erzählen?
IN VAIN als Band wurde von Andreas und mir schon 2003 gegründet. Damals war ich Schüler an einer Musikschule. In einem der Kurse sollte jeder von uns einen Song im schuleigenen Tonstudio aufnehmen. Da dachte ich mir: Warum nicht versuchen, einen Metal Song zu machen? Der erste Song, den wir aufnahmen war „As I Wither", welcher sowohl auf der "Will The Sun Ever Rise" EP, als auch auf unserem Debütalbum „The Latter Rain" zu finden ist. Wir hatten sehr viel Spaß bei den Aufnahmen und entschieden, das Studio für den ganzen Sommer zu buchen. Das Ergebnis war unsere erste, bereits erwähnte EP, welche 2004 veröffentlicht wurde.
2005 buchten wir das gleiche Studio und verbrachten den Sommer mit den Aufnahmen zu unserer zweiten EP „Wounds". Nach deren Release unterschrieben wir bei INDIE RECORDINGS und veröffentlichten dann 2007 unser Debüt. „Mantra" ließen wir 2010 auf die Welt los, während unser aktuelles Werk „Ænigma" im März diesen Jahres released wurde. Im April waren wir gemeinsam mit SOLEFALD und VREID auf unserer ersten richtigen Europa-Tour und dieses Jahr stehen noch einige Shows und Festivals zu „Ænigma" an.
Gerade hast Du Eure Tour mit VREID und SOLEFALD erwähnt und sprichst von der „ersten richtigen Europa-Tour". Wie ist sie denn verlaufen und was war der Unterschied zu den letzten beiden Malen, als Ihr durch Europa getourt seid?
Die Tour war der Hammer und wir hatten eine Menge Spaß! Wir kamen sehr gut miteinander aus und haben es sehr genossen, so viele Menschen zu treffen, die teilweise sehr weit gereist sind, um uns zu sehen. Davor haben wir großen Respekt.
Die Tour war viel professioneller und die durchschnittliche Besucherzahl war höher als auf unseren vorigen Touren.
„Ænigma" bedeutet, dass etwas eine verborgene Bedeutung hat – würdest Du sagen, dass diese Beschreibung Eurem dritten Album gerecht wird?
Meiner Meinung nach sticht „Ænigma" aus den ganzen Cliché-Titeln heraus, die man heutzutage im Metal findet. Der Titel spiegelt die musikalische und textliche Landschaft von IN VAIN. Beide Aspekte können den Hörer verwundert zurücklassen. Auf der einen Seite kann unsere Musik sehr facettenreich und schwer zu verdauen sein, während unsere Lyrics häufig philosophischen Ursprungs sind. Das menschliche Dasein und die Welt, in der wir leben, stellen uns jeden Tag vor neue Fragen, über die es nachzudenken gilt.
Auf einer allgemeineren Ebene ist „Ænigma" die lateinische Sprechweise des Wortes "enigma". Wir suchten nach einem kurzen Albumtitel und dachten, dass dieser gut passt.
Zwischen dem aktuellen Album und der zweiten LP "Mantra", welche auf mich viel progressiver gewirkt hat, besteht ein deutlicher Unterschied. Was war Dir in Bezug auf den Schreib- und Aufnahmeprozess wichtig?
„Mantra" umgibt eine dunklere und progressivere Aura. Es hat langsame und schwere Songs, wodurch einige Menschen es schwieriger finden, sich in die Musik hineinzufinden. Mit dem neuen Album wollte ich mehr Aggressivität und schnellere Riffs zurück in unseren Sound bringen. Gleichzeitig fokussierte ich mich darauf, die Songs eingängiger und einprägsamer wirken zu lassen, ohne sie „billig" klingen zu lassen. Es gilt, die sehr heikle Balance zwischen Komplexität und Zugänglichkeit zu halten. Viele haben „Ænigma" als unsere konsequenteste und einheitlichste Veröffentlichung bezeichnet und dem würde ich zustimmen.
Ihr habt erneut für den Metal-, gerade auch den Black Metal-Bereich, eher untypische Instrumente wie Saxophon, Trompete oder eine Hammond Orgel in Euren Sound einfließen lassen. Was fasziniert Euch daran, mit Eurem Sound in dieser Art und Weise zu experimentieren?
Unser Hauptaugenmerk ist eigentlich auf das Schreiben von starken und einzigartigen Songs gerichtet, wir nutzen daher alle Arten von musikalischen Elementen, die zum Song passen und ihn bereichern – ganz ohne auf das Genre zu achten. Seit den Anfängen unserer Band haben wir ständig mit anderen Instrumenten experimentiert und ich denke, das rührt daher, dass jeder Einzelne in der Band persönlich einen sehr weit gefassten Musikgeschmack hat. Nichtsdestotrotz experimentieren wir nicht nur einfach so herum. Alle Instrumente, die wir in unsere Musik haben einfließen lassen, finden sich, gut durchdacht und aus speziellen Gründen, an jenen Stellen in den Songs.
Zwei Songs auf dem Album scheinen um jeweils ein Gedicht von Cornelius von Jackhelln [SOLEFALD], die er selbst darin rezitiert, arrangiert zu sein. Da sie auf Norwegisch geschrieben sind: Könntest Du uns verraten, von was sie handeln?
Eigentlich sind die Songs nicht direkt um die Gedichte herum arrangiert. Wir betrachten seine Gedichte in Norwegisch als eine Art von instrumentalem Effekt, da sowieso niemand versteht, was er sagt. Es verleiht dem Song einfach noch einen speziellen Charakter und eine gewisse Eigenartigkeit. Um ehrlich zu sein, bin ich selbst nicht wirklich sicher, was Cornelius´ Gedichte aussagen...
Cornelius von Jackhelln und Lars A. Nedland, der in "Image Of Time" die Clean-Vocals lieferte, spielen eigentlich bei SOLEFALD. Habt ihr die Mitwirkung der beiden an einigen der Songs geplant, oder passierte das spontan?
Wir hatten eigentlich beide, Cornelius und Lazare, irgendwo in unseren Köpfen und suchten nach Parts, in die ihr Gesang passen könnte. Aber ich habe die Musik nicht mit der Intention geschrieben, dass sie sie auf jeden Fall singen sollten. Es ist bei uns Tradition, auf unseren Alben Gäste zu haben, und diesmal waren eben die beiden an der Reihe.
Wenn Du einen Song wählen müsstest, der die Band, Eure Musik und die Motivation dahinter am besten beschreibt, welchen würdest Du wählen und wieso?
Das ist echt schwer... Aber ich denke, Songs wie „Against The Grain" und „Det Rakner!" repräsentieren sehr gut, für was IN VAIN stehen. Beide Songs haben eine große Spannweite an Gesangsstilen, viele Kontraste und Variationen.
"Culmination Of The Enigma" hat mich beim ersten Hören wirklich umgehauen. Wie denkst Du über den Song, da Du selbst ja auch den Großteil der Musik und der Lyrics schreibst? Was würdest Du sagen, ist das Beste daran, Musik zu machen?
Danke! Das stimmt, bis jetzt habe ich die ganze Musik und die meisten der Texte geschrieben. Für mich ist das Beste daran, Musik zu machen, dass ich kreativ sein kann und dann zu hören, wie deine Ideen und Visionen im Studio zum Leben erwachen. Ebenso wundervoll ist es, live zu spielen und Fans zu treffen, die mit Leib und Seele bei der Musik sind.
Möchtest Du noch ein paar Worte an die BurnYourEars Leser richten?
An alle, die ihr das Interview lest: Danke für euren Support, danke, dass ihr unsere Konzerte besucht und unsere Alben kauft. An diejenigen, die uns noch nicht kennen: Wenn ihr Bock auf extreme Vocals habt und offen für Neues seid, bin ich sicher, dass ihr in unserer Musik etwas für euch findet. Cheers!
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