Geschrieben von Freitag, 02 August 2013 00:00

Watain - Interview zu "The Wild Hunt" mit Erik Danielsson

WATAIN aus Schweden zählen zu den größten Namen in der heutigen Black Metal-Szene. Und auch wenn die Band polarisiert und man ihre Ansichten nicht teilen muss, nötigen ihre Unbeirrbarkeit und die Ernsthaftigkeit, mit der sie ihr Ding durchziehen, einem Respekt ab. Und so klingelte mittags Sänger Erik Danielsson durch, um mit mir über das Album "The Wild Hunt" zu philosophieren.

Wofür steht WATAIN, was ist die Essenz der Band?

Wir stehen für den Niedergang von Gesetz und Ordnung. Den Mord des inneren Menschen. Die Opferung des Kindes. Den Tod des Egos. Und die Flamme, die unsere Quelle und Feuer ist, während wir unbekannte Welten betreten.

Habt ihr euch für das Schreiben und Aufnehmen des neuen Album bestimmte Ziele gesetzt?

Natürlich wollten wir mit dem neuen Album etwas erreichen. Wir wollten ein Loch in der Welt schaffen, durch welches die Hörer und jeder, der Teil am Album hatte, einen Ausblick auf die Realität bekommen kann, aus der wir stammen – eine Realität, die sich komplett von dieser Welt unterscheidet. Wir kommen von einem Ort, den die meisten Leute ignorieren seit sie Kinder waren, oder den sie vielleicht nie sehen oder erleben konnten. Wir wollen ein Loch in ihren Leben schaffen, durch das sie in diese Realität sehen können, weil ich denke, dass es sehr wichtig ist, den Leuten an einem bestimmten Punkt ihres Lebens auch die Kehrseite der Realität zu zeigen.

Was kannst du mir über den Albumtitel “The Wild Hunt” erzählen? Wen oder was jagt ihr?

“The Wild Hunt” ist die Jagd, auf der wir seit fünfzehn Jahren mit dieser Band sind. Es ist eine Jagd, die uns durch die Wildnis geführt hat. Es ist eine Jagd, die eigentlich ein sehr spezielles Ziel hat, auch wenn die Jagd an sich sehr wichtig ist. Dort zu sein, ein Monster, das durch die Wildnis reitet, vor dem Menschen fliehen, während du eine brennende Schneise hinterlässt – das ist auch ein sehr zentraler Aspekt der Realität WATAINS; aber das Ziel ist natürlich das, was schon immer in unseren Herzen war, was in unseren Gedanken ist. Es ist eine wilde Jagd nach der Freiheit, nach Befreiung von den Fesseln der Welt und den Fesseln des Lebens.

Du nutzt auf diesem Album zum ersten Mal klaren Gesang – was war die Inspiration dafür? Wolltet ihr von Anfang an euren Sound weiterentwickeln, oder hat sich das einfach so beim Schreiben entwickelt?

[lacht] Wir haben nicht wirklich Pläne oder so etwas. Wir schreiben, weil wir müssen. Weil unsere Herzen uns sagen, dass sie – dass wir – explodieren, wenn wir nicht schreiben. Deshalb schreiben wir: weil wir für das hier existieren, und für nichts anderes. Und was klaren Gesang, Klingglöckchen oder was auch immer angeht – wir benutzen, was wir brauchen, um auszudrücken, was wir ausdrücken müssen. Für mich ist es einfach ein weiteres Instrument, das wir beschlossen haben, zu benutzen.

“Black Flames March” ist einer meiner Lieblingssongs vom Album. Der Song kriecht nahezu auf den Hörer zu und hat eine bedrohliche Atmosphäre – aber wer marschiert da eigentlich?

Der Song “Black Flames March” war tatsächlich einer der ersten Songs, die wir fürs Album geschrieben haben und er hat einen sehr dramatischen und fast filmischen Sound. Er wurde muskalisch von Soundtracks inspiriert – speziell von den Filmen “The Ninth Gate” und “The Devil Rides Out”, welche zwei meiner liebsten Soundtracks aller Zeiten sind. Der Text wurde von unserem Live-Gitarristen Set Teitan geschrieben, der vorher bei DISSECTION gespielt hat. Der Text handelt vom Marsch des Satanisten, dem unbarmherzigen Marsch des Satanisten, der kein Opfer verschont und bereit ist, alles zu tun, was nötig ist, um an sein Ziel zu kommen.

Du hast in Interviews gesagt, dass es Kräfte gibt, die euch antreiben und dazu bringen, Musik zu machen. Aber gibt es auch Musiker, die dich beeinflussen und zu denen du aufschaust?

Absolut! Ich bin natürlich ein Hardrocker bis auf die Knochen, ich werde es immer sein, und nicht nur das – ich habe immer noch ein sehr, sehr großes Interesse an neuer Musik. Es gibt Bands aus den späten Achtzigern, die wir immer hören und über die wir reden; wie TORMENTOR und MORBID ANGEL in ihren frühen Tagen, BEHERIT, BLASPHEMY und so weiter – diese Bands bedeuten uns bis heute so unglaublich viel. Ich hab' sie gern so oft es geht bei mir, damit sie mich vergiften – denn das haben sie getan: sie vergifteten mich, als ich noch jung war. Ich wurde mit der Krankheit infiziert. Und ich habe sie immer noch. Und ich will sie, ich will, dass sie frei in meinem Körper fließt. Und das haben sie mir gegeben.

Und dann beziehen wir uns natürlich noch auf Bands wie METALLICA, JUDAS PRIEST, RAINBOW und MAIDEN, die wir genauso oft hören, wie das andere Zeug. Dazu gehören auch Bands wie FIELDS OF THE NEPHELIM, NICK CAVE und PINK FLOYD. Wir sind nur Filter. Die Mitglieder der Band sind nur Filter, aber natürlich bleibt das, was wir hören, an diesen Filtern hängen, was sich auch in der Musik bemerkbar macht.

Plant ihr, auf Tour zu gehen, nachdem ihr “The Wild Hunt” veröffentlicht habt?

Ja, das ist der Plan. Wir veranstalten dieses Jahr als erstes eine Eröffnungszeremonie in unserer Heimatstadt Uppsala am 24. August, die mit unserer Albumveröffentlichung einhergeht. Danach machen wir uns praktisch gleich wieder auf den Weg. Ich glaube nicht, dass wir vor Dezember in Europa sein werden, also geben wir euch noch ein paar zusätzliche Monate eures Lebens, bevor wir kommen und es euch nehmen.

Ein WATAIN-Konzert ist mehr als nur eine Ansammlung von Musikern auf der Bühne, ihr habt eine sehr eindrucksvolle Show – wie wichtig ist dieser Aspekt für euch?

Ich würde sagen, er ist sehr wichtig, die Liveshows sind ein sehr fundamentaler Teil von allem, was wir tun. Sie sind wie das Benzin zum Feuer – wir brauchen es, um die Energie zu wahren, die in WATAIN fließt, und es sind Momente, in denen wir einfach komplett losgelöst und eins mit dem sind, was wir tun, und das ist eine sehr, sehr wichtige Sache für uns. Das ist es, was uns in vielerlei Hinsicht antreibt.

Mal angenommen, es gäbe keinerlei Limits in der Hinsicht, wie ihr ein WATAIN-Konzert gestalten könntet – wie würde es aussehen?

Das wird man noch sehen, aber die Ideen, die wir für eine Bühnenshow haben, sind so ungeheuerlich und illegal, dass ich darüber hier gar nicht reden sollte – aber lass uns einfach sagen, dass wir planen, jedes Ziel zu erfüllen, welches wir hinsichtlich der Bühnenshow haben, und irgendwann werden wir das auch. Das braucht Zeit, aber wir sind nicht in Eile, wir werden da schon ankommen. [lacht] Es wird interessant ...