Geschrieben von Montag, 19 August 2013 18:38

Lamb Of God - Interview mit Bassist John zur Band und "American Metal"

Lamb Of God - Interview mit Bassist John zur Band und "American Metal" Cengiz Aglamaz

Wir haben LAMB OF GOD Bassist John in Hamburg getroffen und uns über die Band, "American Metal" und Festivals unterhalten.


Hi John, wie geht es dir?

Mir geht's sehr gut, wir spielen heute Abend in Hamburg. Das dürfte die vierte Show auf der Tour sein. Wir kommen gerade aus Wacken und haben schon einige Clubshows hinter uns, also das Beste von beidem.

Wie war Wacken, habt ihr das Festival genossen?

Es war großartig, wir waren das erste Mal dort. Es ist das am besten organisierte Festival, zumindest von unserer Seite als Band aus. Ich weiß nicht, wie das auf der Fanseite aussieht, aber die Show war Wahnsinn. Wir spielten im Regen und die Leute waren durchweg mit uns am feiern.

Und wie war die Show in Köln gestern? Ist ja doch ein Unterschied, in Wacken oder in Köln auf der Bühne zu stehen....

Ich glaube, die Show in Köln war besser. Vor der Show in Wacken haben wir nicht wirklich viel geschlafen und gegessen, das passte gestern besser.

Was bevorzugst du, Festivals oder Club Shows?

Ich mag beides, aus verschiedenen Gründen. Clubshows sind sehr intensiv: Wenn du auf die Bühne gehst, kann das Publikum die Show für dich machen, mit seiner Präsenz und Energie. Auf einem Festival kann das schwieriger sein.

Auf eurer letzten DVD sagte einer von euch, dass die Europäer auf Festivals tagelang in ihrer eigenen Scheiße und ihrem eigenen Müll leben. Denkt ihr immer noch so?

Haha... das kommt von diversen Erfahrungen mit schlechter organisierten Festivals. Wir haben nur den demolierten Zeltplatz vom Bus aus gesehen. Alles stand unter Wasser und war voller Müll... aber vielleicht lag's auch immer am Wetter.

Würdest du in Wacken ein paar Tage campen?

Ich bin nicht der größte Freund des Zeltens. Aber vielleicht die Familie und die Kinder mit zum Musikfestival nehmen, warum nicht? Wenn man Essen und Getränke kalt halten kann, ist so was doch sehr angenehm.

Wie sieht so was denn auf US Festivals aus?

Dort gibt es kaum Festivals, die über mehrere Tage gehen, noch weniger für harte Musik. Ich glaube, Amerika ist noch nicht erfahren genug, um solche Festivals zu organisieren. Geben wir Amerika Zeit zum groß werden...

Was charakterisiert eure Musik – und was ist "American"-Element in eurem "Pure American Metal"?

Wir sind Amerikaner, wir sind ein Teil von Amerika und ich denke, das bringen wir in die Welt, ohne den ganzen negativen Scheiß, der von unserem Land so ausgeht. Das war als Witz gemeint, dass Amerika erst groß werden muss... Ich bin sehr stolz darauf, Amerikaner zu sein – vor allem auf die Leute, die mein Land zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Was denkst du, sind die Unterschiede zwischen amerikanischem und europäischem Metal und deren Fans?

Bei den Fans gibt es nur kleine Unterschiede, alle sind wegen der Musik Fan und leben für die gleiche Passion. Aber wenn du eine Band aus Amerika und eine aus Europa hörst, kann man genau sagen, welche woher kommt. Ich weiß nicht, warum das so ist, es liegt wahrscheinlich an den unterschiedlichen Einflüssen – wir Amerikaner sind sehr vom Blues geprägt, den hat Europa nicht, sondern eher andere Einflüsse.

Auch wenn schon etwas älter, euer Album "Resolution" ist weiterhin aktuell und es klingt großartig. Habt ihr etwas anders gemacht als vorher?

Eigentlich nicht, es wurde ebenfalls von Josh Wilbur aufgenommen. Wir wollen einfach wie eine Band klingen und machen mit unserem Ding einfach weiter. Ich denke, wir werden von Album zu Album besser und entwickeln uns stetig.

Wie geht ihr ein neues Album an, woran orientiert ihr euch und wie merkt ihr bei den Arbeiten letztlich: "Das ist es"?

Wir unterhalten uns über ganz allgemeine Dinge, die so um uns herum passieren und diskutieren. Wir reden darüber, was wir erwarten und greifen auf Erfahrungen zurück und machen natürlich neue. Normalerweise steht erst die Musik und anschließend bügeln wir die Lyrics darüber und im letzten Moment entscheiden wir, was auf das Album kommt. Wir haben einen Plan, aber das Ziel ist nicht klar definiert, sondern eher nur der Weg.

Eure Musik zeichnet ein ziemlich düsteres Szenario und man hört, dass es an jeder Ecke nur noch bergab geht. Ist es wirklich so schlimm, wie ihr es beschreibt?

Ich denke, Heavy Metal handelt nicht von Kätzchen und Hündchen. Wir beschäftigen uns mit Themen, die nicht so schön sind. Aber wir wollen bloß Musik machen, die uns gefällt und bei der wir mit dem Herzen bei der Sache sind. Wenn du das, was du machst, nicht liebst, dann wird es scheiße. Das merken andere, auf dem Album und auf der Bühne. Wir wollen keine Moralapostel sein und auch keine Message verbreiten oder so. Wir wollen bloß Musik machen und eine verdammte Show spielen, nicht dass du das falsch verstehst.

Ich sah kürzlich euren neuen Filmtrailer zu "As The Palaces Burn". Möchtest du dazu noch ein paar Worte verlieren? Was können wir erwarten?

Der Film wird wie andere größere Produktionen im Kino veröffentlicht. Es wird eine tourbegleitende Dokumentation, ich möchte aber gar nicht zu viel dazu sagen.

Was ist für dich typisch deutsch?

Haha... Ich erzähl' dir da eine Geschichte von der Holy Alliance Tour mit SLAYER. Wir hatten gespielt, ich nahm mir mein Bier und ging zu den Leuten vor der Bühne, da kam jemand zu mir und fragte mich: "Hey du spielst doch in dieser Band, LAMB OF GOD. Ich weiß nicht, was alle so geil an euch finden, ich kapier' es einfach nicht". Die Deutschen sind alle sehr direkt und ehrlich. Ich will nicht die Stereotype beschreiben, dafür gibt es zu viele unterschiedliche Leute.

Und was ist für dich typisch amerikanisch?

Es ist vielleicht klischeemäßig, aber die meisten Leute um mich herum sind einfach übergewichtig. Wir sind Konsumenten und das sieht und merkt man. Ansonsten gibt es vieles, was man auch in den Nachrichten immer mal wieder sieht – die Gewalt und einige Dinge, die nicht so gut sind. Ich kann nur das nennen, was ich von vielen Leuten so höre, aber das muss auch nicht immer stimmen. Ich bin schließlich auch nur ein Bassist in einer Metal Band.

Was habt ihr neben dem anstehenden Film noch so geplant?

Wir werden noch viel auf Tour sein in Europa, Asien und in Amerika mit TESTAMENT und KILLSWITCH ENGAGE. Ich denke, Anfang 2014 werden wir damit soweit durch sein, ein wenig Urlaub machen und uns um das neue Album kümmern, welches dann hoffentlich Ende 2014 fertig ist.

Famous last words?

Some shit load of dumbs.

Cengiz

Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.

Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.

Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.

Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.

Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.