Geschrieben von Samstag, 28 Dezember 2013 14:37

The Detonators - Interview zu "My World" und zur Musikszene in Serbien

The Detonators - Interview zu "My World" und zur Musikszene in Serbien Destiny Records
THE DETONATORS sind aktuell mit Ihrem Album "My World" auf Tour durch Europa. Vor dem Konzert in Hamburg sprachen wir mit Frontmann Aleks über die Band, die Musik und ihre Heimat Serbien.

Zuerst einmal vielen Dank, dass Du Dir ein wenig Zeit genommen hast, um über Eure Band und Eure Musik zu sprechen.

Das mache ich gerne – da Musik unser Lebensinhalt ist, spreche ich auch gern darüber. Wir sind viel auch mit anderen Bands unterwegs und tauschen uns mit denen aus, von daher ist das nichts Ungewöhnliches.

Ich war überrascht, als ich festgestellt habe, dass Ihr aus der serbischen Stadt Novi Sad kommt. Ich habe vorher noch nie bewusst serbische Punkrock Bands wahrgenommen.

Ein bis zwei bekannte Bands gibt es da aus dem Bereich schon noch, kennst Du RED UNION oder THE BAYONETS?

Die Namen sind mir zwar geläufig und es ist gut möglich, dass ich die schon mal gehört habe, aber bewusst noch nicht. Werde ich aber mal nachholen, danke für den Tipp.

Das sind wahrscheinlich die Bands, die aus Serbien in der Szene noch am bekanntesten sind. Die sind schon viel in Deutschland auf Tour gewesen und auch jetzt ab und zu mal auf Festivals hier. Es ist für serbische Punkrock Bands nicht so einfach, bekannter zu werden, weil es schwierig ist, mit seiner Musik über die Grenzen hinaus zu kommen. Im Grunde hat man das Gefühl, dass Punkrock fast nur in Novi Sad beheimatet ist, in anderen größeren Städten ist es meistens den Aufwand nicht wert, dort Shows zu organisieren. Die Locations, wo man dann landet, sind meistens in unangenehmer Umgebung mit noch unangenehmeren Menschen.

Was meinst Du damit?

Da hast Du leider sehr viel rechtes Pack um Dich herum und mit denen wollen wir natürlich nichts zu tun haben ... und schon gar nicht für die spielen. Serbien befindet sich ja mehr oder weniger noch im Aufbau.

Kannst Du insgesamt sagen, dass es bestimmte Regionen in Serbien gibt, die man bestimmten Musikstilen zuordnen kann?

Novi Sad hat definitv die größte Szene für Punkrock, Streetpunk und Rock'n'Roll. Belgrad zum Beispiel ist sehr gemischt, da hört man sehr viel moderne, populäre Musik, aber zum Teil auch Rockabilly und Psychobilly. Schade ist in Serbien, dass Du auch als wirklich gute Band kaum von deiner Musik leben kannst. Und in normalen Jobs musst Du meistens sehr viel arbeiten, so dass wenig Zeit bleibt, Musik zu machen. Mehrere Bands hätten es definitv verdient, von ihrer Musik leben zu können, aber neben Arbeit und vielleicht noch Familie haben die dann nur die Gelegenheit, vier bis fünfmal im Jahr aufzutreten.

Als ich mir Eure Musik angehört habe, stellte ich fest, dass sie einerseits schon recht vertraut klingt, obwohl ich Euch vorher noch nie gehört hatte, andererseits klingt es zum Glück nicht so, dass man denkt "das habe ich doch von anderen schon zigtausend Mal gehabt." Wie man das als Außenstehender wahrnimmt, ist ja die eine Sache – aber kannst Du beschreiben, welche Einflüsse Du selbst in der Musik siehst?

Ja klar, das kann man ungefähr daran festmachen, wer in der Band Musik gern hört. Wir haben Irish Folk dabei, ich selber steuere Punkrock und Rock'n'Roll bei, ab und zu gefällt mir auch Jazz, unser Bassist kommt auch aus der Richtung Punkrock und unser Drummer ist mehr der Mann für Rockabilly und so etwas.

Als ich Euren Song "Hang on" hörte, war der erste Gedanke: "Klingt ein wenig wie SOCIAL DISTORTION mit Akkordeon."

Ja, das ist ganz lustig, das hab ich schon häufiger gehört, auch dass den Leuten der Song vom aktuellen Album am besten gefällt.

Ja, das ist bei mir auch so.

Auch wenn das ein bisschen abgedroschen klingt: Es ist wichtig, seine Ziele zu verfolgen und das zu tun, woran man glaubt und was man möchte. Wenn man sich daran hält, bin ich fest davon überzeugt, dass man seine Ziele auch erreicht. Vielleicht nicht in einer Woche oder einem Monat, aber in ein paar Jahren kann das dann schon passieren. Das ist auch deshalb so wichtig, da man nie weiß, was morgen ist und wie lange man seine Ziele überhaupt noch so verfolgen kann. Daher denke ich auch, dass "Hang on" der emotionalste Song auf "My World" ist.

Der Song, der mir am zweitbesten gefällt, ist "Highway".

Das habe ich jetzt noch nicht so häufig gehört, da wird häufig auch "My World" genannt. Aber damit bringst Du mich sogar auf eine Idee. Wir haben von der bisherigen Tour schon eine ganze Menge verrücktes Videomaterial zusammen gesammelt und wollen zum Schluss ein Tourvideo daraus machen. Da passt "Highway" eigentlich ganz gut zu. Danke für den Tipp!

Keine Ursache. Erzähl doch mal ein bisschen Eure Geschichte, von dem Zeitpunkt Eurer Gründung bis zu dem Vertrag bei Destiny Records und der aktuellen Tour.

Klar, wir haben die Band vor drei Jahren gegründet, haben aber noch ein wenig gebraucht, bis wir zum aktuellen Sound gefunden haben. Vor einem Jahr ungefähr hatten wir dann ein bisschen Hilfe von ein paar Leuten aus dem Esperanza in Schwäbisch Gmünd, was die Tourorganisation angeht. Dadurch hatten wir schon mal Kontakte nach Deutschland. Wir wollten schon länger in Deutschland spielen, weil wir hier die besten Aussichten hatten, möglichst viele Shows spielen zu können.

Wir haben dann schließlich ein paar Tapes zu verschiedene Labels in Deutschland geschickt, auch zu Destiny Records. Die haben uns zunächst nur gesagt, das klingt gut, aber sie wollten uns live sehen – sie wollten sehen, was wir letztendlich damit auf der Bühne veranstalten. Später stand dann eine Show in Berlin an und wir haben Jacho von Destiny Records geschrieben, dass er jetzt die Gelegenheit hätte, uns auf der Bühne zu sehen. Kurz darauf haben wir dann "My World" aufgenommen und seitdem geht es aufwärts für uns, speziell in Deutschland. Hauptsächlich durch Leute wie Euch, durch verschiedene Online Fanzines und Ähnliches.

Es ist jetzt zwar nicht unbedingt so, dass die Zahlen für den CD-Verkauf durch die Decke gegangen wären, aber wir haben eine Menge an Freunden und sehr hilfreiche Kontakte gewonnen, zum Beispiel auch in der Schweiz. Im März werden wir in Spanien sein. Es ist einfach ein sehr angenehmes Gefühl für uns, dass wir da jetzt schon den Rückhalt durch eine ganze Menge an Leuten haben und viele von denen sind inzwischen auch unsere Freunde geworden, auch wenn wir zum Teil mit ihnen zusammen arbeiten.

... schenkt sich noch einen Whisky ein ...

Ich mag das Zeug. Vor ein paar Tagen waren wir zusammen mit FEINE SAHNE FISCHFILET und haben auch etwas mit denen getrunken. Allerdings haben die mich mit Pfeffi abgefüllt, da stand immer wieder ein Glas vor mir. Zuerst war davon auch nicht viel zu merken, aber später auf der Bühne dafür umso mehr. Ich will nie wieder auf der Bühne stehen, wenn ich das Zeug getrunken habe!

Kann ich gut nachvollziehen, ich kann Pfeffi nicht ausstehen.

Am nächsten Tag hatte ich den Kater meines Lebens. (sehr gequälter Gesichtsausdruck)

Das kann ich mir denken. Habt Ihr irgendwelche verrückten Tour-Anekdoten, von denen Du erzählen willst?

Sicher gab es ein paar merkwürdige oder lustige Sachen, aber meistens Situationskomik, also nichts, was jetzt so gut zu erzählen ist. Extrem waren allerdings die Shows, die wir in der Slowakei gespielt haben, die Leute da scheinen nicht so oft Bands live zu erleben und die haben bei unserer Show so viel getrunken, dass es da nachher nicht mehr viele gab, die noch laufen konnten. Wir mussten echt schon aufpassen, dass wir nicht zu viel mit trinken, das hat aber auch nicht so gut geklappt.

Eine Geschichte ist auch, dass wir mal auf einem Festival gespielt haben und durch ein Problem mit der Stromversorgung ist uns da mit viel Rauch ein Verstärker durchgebrannt. Hinterher haben ein paar Leute unsere "Special Effects" gelobt.

Klingt auch nicht ganz ungefährlich.

Ist ja zum Glück weiter nichts passiert.

Wenn Du Dir mal einen Song überlegen solltest, zu dem Du dann ein Cover schreibst, fällt Dir spontan einer ein?

Live spielen wir einen Coversong, das ist "Radio" von RANCID. Das ist einfach ein Song, mit dem ich mich wunderbar identifizieren kann und daher spiele ich ihn auch sehr gerne.

RANCID ist mir natürlich ein Begriff, aber ich muss zugeben, so richtig warm geworden bin ich mit denen nie. Da bin ich wohl eher in der Richtung LAGWAGON, NO USE FOR A NAME oder auch MAD CADDIES unterwegs.

NO USE FOR A NAME ... traurige Geschichte.

Ja, sehr schade um ihn und die Band. Aber die Musik haben wir ja wenigstens noch.

Das ist richtig. Andere Bands, die ich auch sehr mag, bei denen ich aber nicht weiß, ob wir die covern wollten oder könnten, sind zum Beispiel die KINGS OF NUTHIN, THE LIVING END oder auch skandinavische Bands wie THE HELLACOPTERS. THE LIVING END haben mich auch sehr in meinem Songwriting beeinflusst. In der Hinsicht mag ich sie sehr, weil sie sehr vielseitig sind. Die haben jetzt nicht nur Schnulzen oder Trinksongs, zwar auch, aber auch politische Songs, Texte zum Nachdenken und einfach einen sehr guten Mix.

Da sind ja ein paar ordentliche Namen dabei. Wenn Du jetzt einen Song covern wolltest, würdest Du Dich da mehr eng am Original halten wollen oder würdest Du da lieber eine eigene Interpretation schreiben?

Ich würde da immer lieber etwas Eigenes draus machen. Die Punktlandung ist eigentlich, wenn man zwar etwas Eigenes zustande gebracht hat, das eine eigene Handschrift trägt, man aber trotzdem so viel vom Original übernommen hat, dass man noch erkennt, woher das ursprünglich kam.

Klingt gut – dann bin ich mal gespannt, was da noch kommt. Das war dann auch schon die letzte Frage, aber die letzten Worte gehören natürlich Dir.

Vielen Dank für Deinen Einsatz und dass Du heute hier bist. Sowas tut uns echt gut und wir wissen das wirklich zu schätzen. Wir hoffen, dass Eure Leser auch mal den Weg zu einer unserer Shows finden, uns live erleben und hinterher noch ein Bier mit uns trinken. Wir wollen kein immer gleiches Programm abspulen und uns im Backstage verkriechen, wir wollen neue Leute kennenlernen und mit denen feiern. Denn diese Leute bringen uns weiter und motivieren uns zusätzlich.

Es hat mir viel Spaß gemacht, Dir auch vielen Dank und lass uns hoffen, dass Du bei dieser Einstellung bleibst.

Das hoffe ich auch.

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