Geschrieben von Montag, 06 April 2009 21:14

Biffy Clyro - Interview mit der Band

Biffy Clyro geben Autogramme Biffy Clyro geben Autogramme Foto: Ilmari Karonen

Ilmari Karonen, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Bereits zum 3. Mal bat Coca-Cola zur jährlichen „Soundwave Discovery Tour", auf der Newcomer Bands die Möglichkeit haben, ihre Musik auch mal vor größerem Publikum als Support von bekannten internationalen Headlinern und auf Festivals zu präsentieren. Aus knapp 2000 Bewerber-Bands wählte eine Expertenjury im Februar die Top 50 aus, und danach hatten Musikfans selber die Gelegenheit, auf MySpace für ihre Lieblings Newcomer zu voten. Diese 24 wurden dann auf vier Städte aufgeteilt und treten den April über in vier verschiedenen Städten mit vier unterschiedlichen, bekannten "Paten"-Bands auf.

In Hamburg war diese Patenband BIFFY CLYRO, und wir nutzten die Gelegenheit, um die sympathischen Schotten nach ihren Anfängen, dem neuen Album und anderen kleinen Geheimnissen zu befragen. Ein Videozusammenschnitt der Discovery Tour in Hamburg folgt demnächst auf unserer Seite - dann wird auch das Geheimnis der drei Siegerbands des Abends gelüftet, die sich im Juni bei Rock am Ring einer weiteren Experten Jury stellen müssen - ganz nach dem Motto „Wer rockt, tourt weiter"!

Erstmal herzlich willkommen in Hamburg, Jungs! Es ist super, dass Ihr in Deutschland endlich mal wieder als Headliner unterwegs seid! 2009 hat für Biffy Clyro mit einer kleinen Tour durch Australien im März begonnen und laut dem Blog Eures Tourmanagers Neil gab es einige kleine Zwischenfälle - er erwähnte einige Sonnenbrände und eine Kopfverletzung bei Dir, Simon (Sänger) - was ist genau passiert, und gibt es andere interessante Tourgeschichten zu erzählen?

James: Simon hat sich mal wieder das Mikro gegen den Kopf geschmettert während einer Show - das passiert häufiger. Es ist einfach die Leidenschaft, die ihn da überwältigt.

Simon:
Eigentlich bin ich echt ein Idiot...

James:
Ja - aber mit einer super Stimme. (alle lachen)

Simon: Jedenfalls haben wir ein paar tolle Konzerte in Australien gespielt, und wir hatten glücklicherweise zwischendurch einige Tage frei und konnten zum Strand gehen.

James:
Und wir waren bei den australischen MTV Video Music Awards - das war super, denn die australischen B-Promis dort haben uns nicht erkannt und wir sie auch nicht. Wir hatten richtig Spaß!

Welche Bands habt Ihr bei den Music Awards gesehen, die Euch gefallen haben?

Simon: Wir haben uns die KILLERS angesehen - die waren super. Dann noch die KAISERCHIEFS und ...

James:
SEAL - es waren wirklich viele. Pete Wentz von FALL OUT BOY hat die Awards moderiert.

Simon:
Der ist total klein und überhaupt nicht lustig. Als Host für die Show war er wirklich nicht zu gebrauchen - aber alles andere war super!

James:
Ach ja - es gab viel zu viel Champagner. (alle lachen)

Eure heutige Show gehört nicht zur Eurer eigentlichen Tour, denn sie wird von Coca-Cola gesponsort und findet im Rahmen der „Soundwave Discovery Tour" statt. Wie ist es für Euch, als einer der vier Paten für dieses Event ausgewählt worden zu sein?

Simon: Wir finden das super und es ist eine Ehre für uns, dass wir gefragt wurden. Als wir angefangen haben, haben wir auch häufiger an solchen Wettbewerben teilgenommen, um auf irgendwelchen Festivals spielen zu können. Gigs sind für unbekannte, junge Bands sehr wichtig. Wir sind total glücklich, junge Bands und Events wie diese damit unterstützen zu können, aber wir hoffen natürlich, dass keine der heutigen Bands besser ist, als wir. (lautes Gelächter)

Schaut Ihr Euch die anderen Bands später live an?

James: Absolut - ja auf jeden Fall!

Simon:
Es ist so wichtig, dass Bands heutzutage die Möglichkeit haben, an solchen Wettbewerben teilzunehmen. Nicht, um festzustellen, wer die bessere Musik macht - das ist immer eine subjektive Sache, da es so viele unterschiedliche Geschmäcker gibt - sondern einfach, weil junge Bands so die Möglichkeit bekommen, ihre Songs auch mal vor größerem Publikum präsentieren zu können.

Was denkt Ihr, braucht eine Band, um heutzutage erfolgreich zu sein?

Simon: Eigentlich muss die Musik einfach gut sein. Aber heutzutage musst Du leider auch häufig die richtige Frisur oder das richtige Aussehen haben. Es ist zur Zeit wirklich hart für junge Bands, sich durchzusetzen. Deine MySpace-Seite und Deine Homepage müssen beispielsweise einwandfrei funktionieren. Aber am Ende ist es doch einfach nur die Musik, die zählt. Du musst gute Songs schreiben, die die Leute mögen, und dann schaffst Du es auch. Das ist bei uns leider nicht der Fall - und wir sind immer noch da. (alle lachen)

Aber man muss sich heutzutage schon von der Masse abheben, durch eine tolle Liveshow zum Beispiel - oder seid Ihr da anderer Meinung?

Simon: Nicht nur - nehmen wir mal Lux Interior von THE CRAMPS, der ja vor einem Monat gestorben ist. THE CRAMPS waren sicher eine der wildesten Rock'n Roll Bands, die es je gegeben hat, und wenn Du THE CRAMPS einmal live gesehen hast, müsstest Du eigentlich denken, alle anderen Bands sind grottenschlecht. Aber es kommt einfach nicht nur auf eine krasse Liveshow an. Wenn zum Beispiel ein Typ während einer Show das Bühnengerüst hochklettert, ist das etwas, woran Du Dich erinnerst. Aber das macht natürlich keine gute Band aus. Ich denke, am meisten kommt es auf die Musik und die Verbindung zum Publikum an.

Ihr kommt aus kleineren Städten in Schottland und seid später nach Glasgow gezogen. Wie wichtig ist die Stadt, aus der man kommt, für die Karriere einer Band?

Simon: Wir hatten am Anfang keine Freunde in anderen schon bekannteren Bands, die uns geholfen haben, und mussten uns alles selbst erarbeiten. Das war einerseits ein Segen, da wir dadurch härter arbeiten mussten. Als wir zu Beginn Konzerte in unserer Heimatstadt gegeben haben, sind da vielleicht fünf Leute gewesen, die Eintritt bezahlt haben und uns live sehen wollten - alle anderen nicht. Aber einem selber wird so klar, ob man sich mit dem, was man tut, wohlfühlt. Es macht auf jeden Fall einen Unterschied, aus welcher Stadt Du kommst, die jeweilige Umgebung formt Dich. Bist Du beispielsweise aus London, sind da jeden Abend Konzerte und Du hast - übertrieben dargestellt - im Alter von zehn Jahren schon in vier verschiedenen Bands gespielt. Bist Du aus einer kleineren Stadt, hast Du solche Möglichkeiten nicht. Du lernst Leute kennen, die einen ähnlichen Musikgeschmack haben und gründest eine Band - so ist es auch bei uns gewesen.

Lebt Ihr denn überhaupt noch in Schottland oder seid Ihr nur noch auf Tour?

Simon: (lacht) Ja, wir sind zwar permanent auf Tour - leben aber eigentlich immer noch in denselben Städten, in denen wir aufgewachsen sind. Es ist schön, wenn man nach einer langen Tour nach Hause kommt und Zeit hat, zu entspannen und sich richtig zu Hause zu fühlen. Unser neuer Proberaum ist nur eine Meile entfernt von dem Ort, an dem wir bereits mit fünfzehn geprobt haben. So mögen wir das einfach.

Für die sechs Bands, die heute an dem Contest teilnehmen, ist es sicher eine große Ehre, Euch heute zu supporten. Gibt es aus Euren Anfangstagen ähnliche Erinnerungen, als es für Euch dann auf einmal möglich war, als Vorgruppe für eine Eurer Lieblingsbands aufzutreten?

James: Ja - über die Jahre hinweg hatten wir die Ehre, bereits einige unserer Lieblingsbands supporten zu dürfen. Die
erste war WEEZER. Eines Morgens bekamen wir einen Anruf und wurden gefragt, ob wir als Vorband für WEEZER spielen würden, und wir meinten nur: „Of course, of course!" Es war aber auch eine sehr nervenaufreibende Angelegenheit. Man muss versuchen, cool zu bleiben und sich auf die eigene Show zu konzentrieren - auch wenn man sehr aufgeregt ist.

Ihr kennt Euch ja bereits aus der Schule und macht seit 1995 zusammen Musik, aber es hat auch bei Euch fünf Jahre gedauert, bis Ihr dann tatsächlich einen Plattenvertrag bekommen habt. Und zwar als jemand von Eurer alten Plattenfirma Beggars Banquet Euch auf der Newcomer-Stage beim „T In The Park" Festival entdeckt hat. Wie waren diese ersten Jahre für Euch?

Simon: Es war echt komisch - wie gesagt, kannten wir niemanden aus anderen Bands und wussten nicht wirklich, ob wir uns sofort darum kümmern sollten, einen Plattenvertrag zu bekommen. Wir haben am Anfang auch nicht gleich daran gedacht, ein Album aufzunehmen, da wir noch so jung waren. Das haben wir erst nach ein paar Jahren, als dann auch mehr Leute zu unseren Shows kamen, in Angriff genommen. Ja - nach dem „T In The Park Festival" haben wir dann unseren ersten Plattenvertrag unterschrieben. Vorher mussten wir, wie schon erwähnt, an einem ähnlichen Wettbewerb wie heute teilnehmen, um dort spielen zu können. Beggars Banquet ist eigentlich nur ein kleines Indie Label - aber als sie uns anriefen, sind wir total ausgerastet und haben sofort zugesagt. Wir dachten, das ist es jetzt, und unser komplettes Leben ändert sich, aber wir mussten wirklich richtig hart arbeiten. 80 Prozent unseres Jobs besteht aus Spaß - die anderen 20 Prozent sind dagegen aber wirklich heftig. Aber so läuft es nun mal: Wenn man tolle Shows spielen möchte, muss man dazu bereit sein, viel zu arbeiten. Letztendlich lohnt es sich wirklich, und wir sind dankbar, dass wir die Möglichkeit dazu haben.

Seit dem Release Eures letzten Albums „Puzzle" seid Ihr jetzt bei 14th Floor Records, die zum Major Label Warner gehören. Was hat sich dadurch für Euch geändert?

Simon: Das Wesentliche, was sich geändert hat, ist, dass wir bei den ersten drei Alben nur ein oder zwei Mal die Möglichkeit hatten, eine Tour in Deutschland zu spielen. Und seit wir bei 14th Floor sind, konnten wir bereits drei oder vier Mal hier eine Tour machen oder auf Festivals spielen. Das war wirklich der Hauptgrund für uns, zu wechseln. Wenn man nicht die Möglichkeit hat, in möglichst vielen verschiedenen Städten zu spielen, kann man die Leute einfach nicht erreichen.

Aber auch die Produktion betreffend hat sich Einiges geändert. Ihr hattet die Möglichkeit, „Puzzle" mit dem bekannten Produzenten Garth Richardson aufzunehmen und habt Orchester- und Chorelemente benutzt. Wäre das bei Beggars Banquet auch möglich gewesen?

Simon: Auf eine gewisse Low Budget Art wohl schon. Wir hätten dann aber selbst Geige spielen müssen... (alle lachen) Bevor wir ein Album produzieren, haben wir selber bereits eine gewisse Vorstellung davon, welche Elemente wir gerne noch auf dem Album hätten. Und sicherlich hilft es, dass wir jetzt zu Warner gehören, denn sie haben die richtigen Verbindungen zu Leuten, die uns helfen unsere Vorstellungen zu verwirklichen, und natürlich auch die notwendigen finanziellen Mittel. „You got to know which tits to milk, you know..." (lacht) „... and we`ve been milking all the right tits."

Coca-Cola zum Beispiel ...
(erneutes Lachen)

James: Das Ding ist, Geld macht noch kein gutes Album. Wir haben ja auch vorher drei tolle Alben aufgenommen, aber es ist super, die Möglichkeit zu haben, mit Garth Richardson und Andy Wallace zusammen zu arbeiten. Aber wie Simon schon sagte, die Vision des Albums kommt sowieso von uns - es ist einfach toll, diese dann auch umsetzen zu können.

In der Vergangenheit habt Ihr es eher vermieden, Singles zu veröffentlichen. Von „Puzzle" wurden dann aber gleich sechs Singles ausgekoppelt. Was stört Euch generell an Single-Veröffentlichungen?

Simon: Man braucht Singles leider, um ein Album zu promoten, aber wir packen auf die Singles immer ein paar B-Sides mit drauf. Wir versuchen, den Fans einen Grund zu geben, die Singles zu kaufen. Wieso sollte man einen Song kaufen, der bereits auf dem dazugehörigen Album ist? Unsere Singles sind also sozusagen Mini-EPs. Das ist das notwendige Übel der heutigen Plattenindustrie - wenn Du möchtest, dass Dein Song im Radio gespielt wird, musst Du eine Single veröffentlichen. Aber wir selbst glauben einfach an das Album als zusammengehöriges Ganzes.

Eure Singles enthalten teilweise bis zu sechs Songs - das ist ja auch fast schon ein ganzes Album...

Simon: Daher hoffen wir, dass die Leute, die die Singles kaufen, die B-Sides zu schätzen wissen. Wir wollen unsere Fans damit definitiv nicht abzocken.

Ihr habt ein Album veröffentlicht, auf dem lediglich Singles zu finden sind, und es heißt auch „Singles 2001-2005". Hat das Eure erste Plattenfirma Beggars Banquet von Euch verlangt, als Ihr sie verlassen habt?

Simon: Ja - das war Ihre Idee - wir hätten viel lieber eine B-Sides Collection veröffentlicht. Wir stehen da nicht wirklich hinter.

Ihr wart ja bereits häufiger in Hamburg - gefällt Euch die Stadt?

Simon: Wir lieben Hamburg - wir haben hier schon viel Zeit verbracht. Normalerweise sind wir immer, wenn wir hier sind, in der Nähe der Reeperbahn, die ja ziemlich dreckig ist - aber gestern waren wir in der Innenstadt an der Alster, und das Wetter war total schön - die Sonne schien und die Leute saßen an der Alster. Hamburg ist eine wunderschöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, und die Leute hier sind total nett.

Wann können wir mit Eurem neuen Album rechnen?

Simon: Wir hoffen, dass es im August oder September rauskommt. Wir werden es etwa eine Woche nach der Deutschlandtour aufnehmen.

Die Single „Mountains" ist aber bereits letztes Jahr erschienen und seit März auch in Deutschland erhältlich.

Simon: Ja - seit Ende letzten Jahres standen noch einige Konzerte an, und wir wollten nicht nur alte Songs bieten - daher haben wir „Monutains" schon mit ins Set aufgenommen und werden jetzt schnellstmöglich ins Studio gehen, um das neue Album ganz bald für Euch fertigzustellen.

Wie viele Songs werden auf dem neuen Album sein?

Simon: Entweder elf oder dreizehn Songs - genau wissen wir das noch nicht. Wir haben bereits 20 Songs geschrieben, aber welche davon aufs Album kommen, ist noch nicht entschieden.

Arbeitet Ihr wieder mit Garth Richardson als Produzent?

Simon: Ja - wir arbeiten wieder mit ihm. Das Schöne ist, dass wir ihn so gut kennen. Somit können wir relaxter an die Produktionsphase rangehen, als wenn wir uns noch auf einen neuen Produzenten einstellen müssten und er sich auf uns. Allein schon, was die Arbeitszeiten angeht - einige arbeiten lieber ganz früh morgens und andere dagegen eher die Nächte durch. Garth und wir sind uns da einig - wir arbeiten lieber nachts.

Euer Cover-Artwork zu „Mountains" ist sehr schön, wer hat das Cover entworfen?

Simon: Freunde von uns, Shawn Harris und Emilee Seymour - Shawn spielt bei der Band THE MATCHES, mit der wir vor zwei Jahren auf Tour waren. Er ist ein unglaublich begabter Künstler, und Emilee auch. Sie arbeiten sehr gut zusammen und kreieren wunderschöne Kunst, und durch Shawn sehen sie das Ganze auch mehr aus der Perspektive einer Band, da er ja selbst in einer spielt.

Textlich gesehen ist „Puzzle" ein sehr persönliches Album geworden. Ihr habt aber oft in Interviews gesagt, dass Ihr versucht, Euch eine gewisse geheimnisvolle Aura zu bewahren. Wird das nicht immer schwieriger, je bekannter Ihr werdet?

Simon: Ja - es wird tatsächlich immer schwieriger, und eventuell werden wir auf kommenden Alben versuchen, weniger spezifisch zu sein, was persönliche Dinge betrifft. Aber ein Album sollte genauso den Leuten, die es hören, als auch den Musikern, die es aufgenommen haben, gehören. Musik kann Dir so viele verschiedene Dinge geben, und für jeden bedeutet sie etwas anderes. Manchmal rufen sogar die rein instrumentellen Parts ohne Gesang viel mehr Emotionen hervor, als die gesungenen Passagen. Ich denke, es ist wichtig, dass der Hörer sich seine eigene Bedeutung aus den Songs zieht und nicht zu viel durch den Künstler vorgegeben wird. Wenn man selbst zu viel zur persönlichen Bedeutung eines Songs preisgibt, kann das für manche Leute enttäuschend sein, da sie es für sich selbst komplett anders interpretiert haben.

Einer dieser Songs ist auf jeden Fall „Folding Stars"
(er ist Simons verstorbener Mutter gewidmet). Habt Ihr diesen Song überhaupt schon mal live gespielt, oder geht Dir das zu nah, Simon?

Simon: Ja - haben wir, vier oder fünf Mal. Aber das ist definitiv einer der Songs, die wir nicht jeden Abend spielen könnten, da es für mich schwierig ist und sich komisch anfühlt. Es gibt Abende, an denen es ok ist, aber sonst vermeiden wir es eher, „Folding Stars" zu spielen.

Da Ihr schon einige Songs fertig habt - sind sie textlich gesehen wieder sehr persönlich?

Simon: Ja, sind sie. Aber sie sind natürlich von anderen persönlichen Dingen beeinflusst als „Puzzle". Das Leben geht weiter, und jeder hat neue Probleme zu bewältigen und erlebt neue Dinge. Aber es ist definitiv wieder sehr persönlich und handelt von Beziehungen, vom Heiraten (Simon hat Anfang 2008 geheiratet) und solchen Dingen. Es ist nicht ganz so traurig wie das letzte Album.

Ich habe das Video zu „Mountains" angeguckt und gelesen, dass einer der neuen Songs „God And Satan" heißen wird. Also handelt das neue Album auch von religiösen Dingen und Gegensätzen?

Simon: Ich bin nicht extrem religiös, aber ich finde das Thema extrem interessant. Diese Gegensätze stehen eher für innere Kämpfe, die man mit sich selbst auszumachen hat. Das neue Album ist keinesfalls ein christliches Album.

Wie ist es denn, mit seinem Bruder in einer Band zu sein? Geht Ihr Euch manchmal auf die Nerven?

Ben & James abwechselnd: Es klappt super - natürlich gibt es hier oder da mal Streit, aber wir schätzen uns gegenseitig immer noch sehr. Und die Tatsache, dass es schon zehn Jahre gut geht, sagt ja auch schon Einiges.

Wie lange spielt Ihr heute Abend - was können wir erwarten?

James: Fireworks, of course. (alle lachen)

Ben: Leider nur eine Stunde - wir müssen das Set ein wenig kürzen, welches wir auf unserer momentanen Tour sonst spielen. Daher wird es schwierig sein, es allen recht zu machen und die jeweiligen Lieblingssongs zu berücksichtigen. Wir werden einfach nicht mit dem Publikum sprechen und einen Song nach dem anderen spielen. (alle lachen)

Es gibt da ein Nebenprojekt mit dem Namen MARMADUKE DUKE - arbeitet Ihr alle drei an diesem Projekt?

James: Bei den Konzerten sind Ben und ich immer dabei, aber im Studio sind es nur Simon und JP Reid von SUCIOPERRO.

Ist es schwierig, MARMADUKE DUKE - mit denen Ihr dieses Jahr auch ein Album veröffentlicht - mit Biffys permanenten Touraktivitäten zu vereinbaren?

Simon: Biffy steht immer an erster Stelle. Wenn wir mal ein paar Wochen pausieren, beschäftigen wir uns mit MARMADUKE DUKE. Mein Leben wird von BIFFY CLYRO diktiert. (lacht)

Ich habe gelesen, dass Du auch ein paar Guest Vocals zum neuen GALLOWS Album beigesteuert hast. Gibt es vielleicht einige andere neue Bands, die Ihr unseren Lesern empfehlen möchtet?

Simon: Ja - da gibt es eine Band mit dem Namen PEOPLE IN PLANES aus Wales - sie sind einfach unglaublich. Ihr zweites Album ist gerade rausgekommen. Große Melodien, eine tolle Stimme - einfach herrliche Musik. TWIN ATLANTIC sind eine sehr junge Band aus Glasgow - sie nehmen gerade Ihr erstes Album auf. Sie sehen aus wie eine junge Version von uns. Wir fühlen uns wie ihre ältern Brüder - sie sind großartig.

James:
Das neue Album von MANCHESTER ORCHESTRA kommt diesen Monat raus. Ich weiß nicht, wie bekannt sie hier in Deutschland sind, aber die Platte ist super, und Ihr solltet sie Euch auf jeden Fall anhören.

Simon:
Dann auf jeden Fall noch IN CASE OF FIRE. Sie sind eine irische Band und hören sich ein wenig wie THE MARS VOLTA an. Sie sind eine tolle Rockband.

Nach dem ganzen Erfolg der letzten Jahre, gibt es noch etwas, was Ihr musikalisch erreichen möchtet - zum Beispiel mit anderen Künstlern zusammenzuarbeiten oder sogar ein Soloprojekt starten?

Simon:

(guckt die anderen zwei an) Ich weiß ja nicht, was mit Euch ist (beide schütteln den Kopf) - aber ein Soloprojekt kommt für mich nicht in Frage.

Ben:
Warte mal bis fünf Minuten vor Schluss und frag dann noch mal. (alle lachen)

Simon: Wir haben als eine schottische Band angefangen und bisher mit jedem Album mehr Möglichkeiten erhalten, uns zu verwirklichen. Und auch mehr Gelegenheiten, mit Bands zusammenzuspielen, die wir lieben. Es gab noch keine Gelegenheit, sich zu langweilen. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung, und wir sind immer noch hoch motiviert und ehrgeizig und haben noch lange nicht alles erreicht, was wir erreichen möchten. Das spornt uns an, und außerdem verstehen wir drei uns super und sind gerne gemeinsam unterwegs und machen gemeinsam Musik. Wenn wir uns irgendwann miteinander langweilen, wird uns wohl auch die Musik langweilen. Aber das ist noch nicht mal ansatzweise der Fall.

Ben:
Hmm - das klingt ja etwas verdächtig. Möchtest Du uns etwas sagen, Simon? (alle lachen los)

Was steht da als Tattoo auf Deiner Brust, Simon? „God only knows...

Simon: „what I'd be without you" (das Tattoo ist Simons Frau gewidmet, da „God Only Knows" von den BEACH BOYS der erste Song war, bei dem die beiden zusammen auf Ihrer Hochzeit getanzt haben)

Ok - letzte Frage - welche drei Dinge sind für Euch die schönsten beim Musikmachen?

Simon: Einer der schönsten Momente ist der, bei dem man sich anschaut, wenn man zum allerersten Mal einen neuen Song zusammen live spielt. Dann gehören die Momente dazu, bei denen man in einem fremden Land ein Konzert gibt, in dem die Leute auch noch eine andere Sprache sprechen und trotzdem unsere Songs mitsingen können. Das ist ein unglaubliches Gefühl.

James
: Für mich gehört auch der Moment dazu, wenn man gemeinsam im Studio ist und sich den finalen Mix eines neuen Songs anhört. Das ist ein großartiger Augenblick, da Du dann die ganzen Ideen, die Du hattest, präsentiert bekommst, und oft klingt das ganze noch besser, als Du es Dir vorgestellt hast.

Simon
: Wir haben einfach riesigen Spaß daran, Musik zu machen!

Vielen Dank für das Interview!