Geschrieben von Freitag, 31 Januar 2014 13:34

5Ft High & Rising - Interview zum Album "Follower"

5FT HIGH & RISING bestehen bereits seit 2009, dürften aber dennoch relativ unbekannt sein. Vor einigen Monaten haben die Metalcoreler ihren ersten Longplayer „Follower“ abgeliefert und gerade ihre Release-Tour beendet. Da wird es Zeit, den Herren einmal auf den Zahn zu fühlen.


Ihr habt soeben eure Release-Tour beendet. Wie ist es gelaufen?

Die Release Tour war ein Erfolg! Die Shows waren zum größten Teil sehr gut besucht und die neuen Songs haben das erste mal live unheimlich viel Spaß gemacht!

Ich denke, ihr seid einigen Lesern noch nicht so bekannt. Stellt doch einmal die komplette Bandbesetzung vor, wer was spielt und was ihr „nebenher“ oder hauptberuflich noch macht.

Wir sind fünf Jungs im Alter von 21 bis 22 Jahren. Tim und Thomas spielen Gitarre und machen nebenbei eine Ausbildung, und Lennart (Bass), Felix (Drums) und Nils (Vocals) studieren. Das Interessante ist vielleicht, dass wir nicht in einer Stadt, sondern in vier wohnen: Braunschweig, Hannover, Göttingen und Alfeld. Das macht das ganze zeitweise etwas komplizierter, hilft uns aber allen auch dabei, mal aus unseren Löchern rauszukommen!

Ist irgendetwas Aufregendes auf der aktuellen Tour geschehen, was man erzählen darf? 

Generell sind wir ein ziemlich trostloser und spießiger Haufen, der selten dazu neigt, die Beherrschung zu verlieren. Es ist leider trotzdem schon vorgekommen. Wir geloben Besserung!

Habt ihr auf Tour schon Reaktionen auf euer aktuelles Werk bekommen?

Ja, haben wir! Und die waren wirklich durch und durch positiv. Viele kennen unsere alte EP mit altem Sänger und mit etwas anderem Musikstil, und wir hatten echt ein wenig Angst, gerade bei den Fans der „ersten Stunde“, auf mehr negative Kritik zu stoßen. Zum Glück ist das aber nicht passiert. Jedes Lob hören wir gerne, immerhin steckt da so viel Arbeit hinter.

Aber da gab es auch zwei, drei Pressemenschen, die uns mal wieder gar nicht mochten. Das ist ok, ärgert uns aber, wenn schon im Review gesagt wird, dass der Redakteur die Platte nicht einmal bis zum vierten Song  gehört hat. Andere meinen, wir sind zu sehr auf dem Metalcore Standard hängen geblieben oder dass jeder Song gleich klingt. Wir finden das schade, aber hey, so ist es halt, jeder denkt anders.

Wie geht ihr, als noch eher junge Band, mit den Kritiken um? Sowohl den positiven, als auch den negativen?

Wir nehmen es uns zu Herzen und arbeiten an uns. Gerade die Kritiken zu unserer letzten Platte haben uns mehr geholfen, als uns zu verunsichern. Wenn jemand uns also scheiße findet, dann doch bitte gleich eine Begründung dazu und wir versuchen, daran zu arbeiten!

Wie zufrieden seid ihr denn mit eurem Werk?

Natürlich ist man im Endeffekt nicht immer zu 100 Prozent mit allem zufrieden, aber da handelt es sich dann um Kleinigkeiten, Passagen und Melodien, die wir einfach schon zu oft gehört haben, um uns noch eine objektive Meinung bilden zu können. Wir sind letztendlich sehr zufrieden mit der Platte und der Umsetzung unserer Ideen.

Beim ersten Durchhören fällt sofort die fette Produktion auf. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr für euer Debüt Produzent Florian Nowak ins Boot holen konntet, der unter anderem mit WAR FROM A HARLOTS MOUTH zusammen gearbeitet hat? Und wie war die Zusammenarbeit?

Wir haben schon unsere EP „The Alpha & Omega“ mit Flo aufgenommen und hatten eine super Zusammenarbeit. Da war eigentlich klar, dass wir auch unser Debut Album mit ihm aufnehmen.
Die Zusammenarbeit war spannend und anstrengend zugleich. Da hat auf einmal jeder andere Vorstellungen von der perfekten Gesangsmelodie oder dem richtigen Gitarrenamp. Trotzdem haben wir immer einen gemeinsamen Nenner gefunden und am Ende das Bestmögliche rausgeholt.

Erzählt bitte etwas über den Entstehungsprozess der Songs.

Die Songs entstehen unterschiedlich. Meistens aber kommen einem Ideen in den Kopf, die man dann auf der Gitarre einspielt und später ein Computer-Schlagzeug dazu bastelt, dann setzen wir das ganze Stein für Stein zusammen und gucken, ob wir damit etwas anfangen können. Meistens entsteht aus einer Idee dann ein Song. 80 Prozent dieser Ideen werden am Ende aber leider weggeworfen.

Mitte 2012 drehte sich bei euch ordentlich das Bandkarussell. Ein neuer Sänger und ein neuer Gitarrist stießen dazu. Und kaum ein halbes Jahr später ging es schon ins Studio. Führte das irgendwie zu Druck?

Das ist nicht ganz richtig – Nils war schon Bandmitglied und wechselte nur von der Gitarre zum Mikrofon. Tim war dann der erste, den wir gefragt haben, da es in seiner eigenen Band nicht mehr so gut lief. Nachdem klar war, dass Nils unser neuer Sänger wird, waren es noch gut zwei Wochen bis zum Studio. Das war hart! In Berlin brauchten wir am längsten für das Aufnehmen der Vocals und haben sogar einen Off Day mit viel Tee und wenig Reden dabei gehabt. Am Ende lief alles gut und wir sind sehr zufrieden!

Wie sehr konnten sich die neuen Mitglieder noch in den Songwritingprozess mit einbringen?

Tim hatte nicht mehr viel Zeit, noch viel an den Songs mitzuschreiben, hat aber noch einen großen Teil zum Album beitragen können. Er hat auf jeden Fall die meiste Schuld an unseren Clean Parts und das ist auch gut so! 

Was wollt ihr mit dem Titel des Albums ausdrücken – Follower?

Der Name kam erst, nachdem schon alle Songs geschrieben waren und hat einfach zum Gesamtkonzept gepasst. Ein „Follower“ kann zum Beispiel die Vergangenheit sein, die man nicht wirklich loslassen kann. Auf der ganz anderen Seite sind „Follower“ Menschen, die blind dem breiten Strom folgen – zwei Themen, um die sich die meisten Songs drehen.

Ein merklicher Unterschied zwischen euren beiden Scheiben ist euer neues musikalisches Konzept. Wie ist es dazu gekommen?

Man darf nicht vergessen, dass wir vor unseren beiden großen Releases bereits als Band einige Zeit zusammen Songs geschrieben haben (und auch bereits zahlreich in kleineren Studios aufgenommen). Vergleicht man unserer Musik mit unseren Anfängen, merkt man doch deutlich, dass wir uns über die Jahre verändert und gerade in der Anfangszeit vieles ausprobiert haben. Natürlich sind wir auch ein Stück weit besser und professioneller geworden. Aber vielleicht hat es auch die Zeit gebraucht, um unseren Stil zu finden.
Mittlerweile herrscht bei uns Einigkeit darüber, wo die Reise hingehen und wie ein Song von uns klingen soll. Aber das war nicht immer so. Wir kommen auch alle aus etwas anderen Richtungen und Einflüssen.

Ihr befindet euch mittlerweile in einer, ich nenne es mal, häufiger anzutreffenden Musiksparte. Habt ihr da nicht Angst, im Einheitsbrei unterzugehen?

Sicherlich haben wir es uns nicht leicht gemacht, indem wir versuchen, in gerade diesem Genre Fuß zu fassen. Aber unter'm Strich ist es uns deutlich wichtiger, dass wir unsere Musik geil finden und uns voll mit der Sache identifizieren können, als das zu machen, was uns möglicherweise mehr Aufmerksamkeit verschaffen könnte. Was leider auch gelegentlich vorkommt, sind Rezensenten, die mit dieser „schon wieder die nächste Platte aus der Sparte, das kann nur Mist sein“ an deine Musik (in die du so viel investierst) rangehen. Man sollte nicht unaufgeschlossen und voreingenommen sein. Findet jemand die Musik aus nachvollziehbaren Gründen schlecht, dann ist das natürlich ok. 

Was macht euch, eurer Meinung nach, besonders oder anders und hebt euch dadurch von anderen Bands ab?

Offen gestanden – wir erfinden das Rad nicht neu. Aber wir haben unglaublich viel Spaß an der Sache und gehen alles mit sehr viel Herzblut an. Wir möchten mit dem Publikum einen grandiosen Abend feiern und hoffen, mit unserer Art von Musik zu begeistern. Unsere Songs sind keine Hardcore-Standard-Abziehbilder, sondern liegen uns auch inhaltlich sehr am Herzen. Klar ist das in einer Liveshow schwer zu transportieren. Aber für uns ist es genauso wichtig, authentisch und glaubwürdig zu sein. Und das zieht sich durch den gesamten Song.

Vermutlich wird niemand von uns die Welt verändern. Und niemand von uns ist so weise, dass er alles verstanden hätte. Durch die Musik haben wir die Chance, uns mitzuteilen und unseren Fußabdruck zu hinterlassen: das, was uns wichtig ist und was uns beschäftigt. Ich würde behaupten, uns zeichnet aus, dass die Musik glaubhaft, greifbar und authentisch ist.

Ihr seid ja mittlerweile bei dem Bielefelder Label Noizgate Records. Wie geht es euch dort?

Da es ja unsere erste Zusammenarbeit mit einem Label ist, haben wir es natürlich schwer, da jetzt konkrete Vergleiche zu ziehen. Unterm Strich können wir aber behaupten, dass die Zusammenarbeit wunderbar funktioniert und uns inspiriert, unseren Weg weiterzugehen. Man fühlt sich ernst genommen und die Kommunikation klappt super. Und es ist toll, dass Menschen sich um Dinge kümmern, von denen wir keine Ahnung haben. Das Label ist sicherlich maßgeblich für den Erfolg von "Follower" mitverantwortlich.

Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Nun, wir haben unsere LP im Studio aufgenommen und sind dann einfach auf die Labels zugegangen. Wir hatten schon länger Kontakt zu Noizgate, kannten Bands, die dort auch unter Vertrag stehen und natürlich waren auch unsere ausgehandelten Konditionen mehr als fair. Nach ein, zwei persönlichen Treffen ist uns die Wahl nicht sonderlich schwer gefallen.

Generell steht damit ja auch die Frage im Raum, was eure Zukunft angeht. Schon irgendwelche Vorstellungen, wie die aussehen soll oder sollte?

Wir werden weiter durch Europa fahren und versuchen, die Menschen mit unserer Vorstellung von Musik zu begeistern und mitzureißen. Sollte irgendwann uns niemand mehr hören wollen oder haben wir irgendwann alle spießige und zeitfressende Bürojobs, so blicken wir dann auf eine tolle Zeit zurück. Für den Moment sind diese Anzeichen zum Glück noch Lichtjahre entfernt und wir werden sicher nicht aufhören, Musik zu machen. Der nächste Studioaufenthalt ist geplant, die Songs nehmen langsam Kontur an. Wie sagt man so schön: stay tuned!

Zum Schluss noch eine Frage, die ihr bestimmt schon öfter beantworten musstet: Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen? Und was soll dieser bedeuten?

Die Frage kam wirklich schon öfter und jeder, der das fragt, hat sicherlich auch schon mal von dem gleichnamigen Johnny Cash Song gehört. Im Grunde hat das aber wenig damit zu tun. Bei Johnny Cash geht es um Hochwasser, bei uns ums Erwachsenwerden.

Was rotiert bei euch momentan in den Playern?

Wir hören so unterschiedliche Musik, dass die folgende Auflistung wahrscheinlich jeden irritieren wird: Architects, Marathonmann, Periphery, Muse, The Devil Wears Prada, Falco, Air, Tool, Avenged Sevenfold, Yelawolf, The Dillinger Escape Plan ...

Habt ihr irgendwelche musikalischen Tipps an die Leser?

Till We Drop, Watch Out Stampede und Placenta! Drei absolute Kracher!

Vielen Dank für die Antworten. Die berühmten letzten Worte gehören euch:

Wir haben zu danken! Und zwar all den tollen Menschen da draußen, die sich den Arsch aufreißen, damit Typen wie wir überhaupt existieren können. Danke an die Menschen, die Shows organisieren, Bands bei sich aufnehmen und verpflegen. Danke allen, die noch auf Konzerte gehen und sich angucken, was der Underground so ausspuckt. Danke allen, die eine CD oder ein T-Shirt kaufen! Das bedeutet uns sehr viel und ohne diese Unterstützung hätten wir es vermutlich schwer.
Und natürlich Danke an Menschen, die sich in ihrer Freizeit mit Bands wie uns beschäftigen, Reviews schreiben, Interviews führen oder Live-Fotos machen. Und natürlich Danke an jeden, der sich diesen Kram dann aus freien Stücken anguckt und durchliest. Genau, wir meinen dich!

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