Geschrieben von Sonntag, 09 März 2014 13:00

Florian Hofer - Interview zum Album "Reaching"

Florian Hofer Florian Hofer Foto © David Lemanski
FLORIAN HOFER ist ein junger, deutscher Musiker, der sich an sehr traditioneller Rockmusik orientiert. Auf seinem aktuellen Album "Reaching" sind viele Anleihen an die 60er und 70er Jahre zu finden, was man ungewöhnlich finden kann – Florian findet das absolut normal. Auch zu anderen Fragen rund um "Reaching" sind seine Antworten nicht unbedingt vorherzusehen. 

Hi Florian. Wie geht's dir so, kurz vor der Veröffentlichung deines aktuellen Albums „Reaching"?

Hi Dirk, danke für dein Interesse an meiner Musik und der Veröffentlichung von „Reaching". Mein Workflow ist immer der gleiche. Ich arbeite ununterbrochen an neuen Songs bzw. spiele Konzerte, wenn es sich ergibt.

Hast du die Songs auf „Reaching" alle selber geschrieben, oder waren dein Drummer Atma Anur und Bassist Pawel Maciwoda ebenfalls am Songwriting beteiligt?

Alle Songs auf „Reaching" wurden von mir geschrieben. Auf zwei Songs hat mein guter Freund und Audio-Engineer-Legende Henry Hirsch den Bass eingespielt. Atma und Pawel haben mit „Reaching" nichts zu tun. Die Songs, die ich mit dem damaligen Bandprojekt „Stirwater" geschrieben hatte, gingen in eine etwas andere Richtung und wurden außerdem nie veröffentlicht. Meine Band besteht außer mir aus zwei Musikern aus Hannover. Till Schomburg am Bass und Albrecht Bibas am Schlagzeug. Wir sind alle im gleichen Alter und ziehen am selben Strang. Ein großer Vorteil und Unterschied zu meiner letzten Band mit Atma und Pawel.

Ich hatte das in deiner Bio irgendwie anders verstanden. Wie kam es denn damals zur Zusammenarbeit mit Atma und Pawel?

Das damalige Projekt mit Atma Anur und Pawel Maciwoda kam mehr aus Zufall zustande. Ich hatte Atma kennengelernt und der hat Pawel von mir erzählt. Pawel hat mich dann angerufen und mich eingeladen, nach Krakau zu kommen. Es war für mich eine wertvolle Erfahrung auf musikalischer und persönlicher Ebene. Ich möchte es nicht missen.

Wann hast du angefangen, die Songs für „Reaching" zu schreiben?

„Reaching" besteht aus zwei Teilen. Der "West Coast Tales" Teil wurde 2010 geschrieben und aufgenommen, als ich gerade anfing, zu singen. "East Coast Tales" spiegelt ein aktuelleres Bild von dem wider, was ich mir vorstelle.

Wie kommt es überhaupt, dass du dich musikalisch sehr am Stil der 60er und 70er orientierst? Für einen Musiker in deinem Alter ist das ja eher ungewöhnlich.

Das finde ich nicht so ungewöhnlich. Viele Musiker bzw. Musikhörer finden wieder den Zugang zur Musik der 60er und 70er. Es war die Hochzeit der Musik. Zu keiner anderen Zeit wurde so viel künstlerisch wertvolle Rock und Soul Musik geschaffen, wie damals.

Nachdem ich mein Review geschrieben hatte, habe ich mir einige andere Reviews im Netz durchgelesen. Du scheinst mit „Reaching" die Geister zu scheiden, denn gute wie kritische Reviews halten sich ziemlich die Waage. Wie gehst du mit Kritiken beider Ausrichtungen im Allgemeinen um?

Um ehrlich zu sein, bin ich nicht sehr interessiert an der Meinung der Kritiker, wenn es um meine Musik geht. Ich freue mich sehr, wenn sich jemand an meinen Songs erfreut und positive Energie aus ihnen schöpfen kann. Kritiken sind Meinungen und jeder hat eine andere. Ich denke jeder, der wissen möchte, wie sich meine Musik anfühlt, sollte sie sich einfach anhören und sich ein eigenes Bild machen.



Der Sound des Albums ist sehr warm und organisch. War das bewusst dein Ziel oder passierte das zwangsläufig, weil du dich entschieden hast, mit Bandaufnahmegeräten anstatt mit den eigentlich mittlerweile gängigen Speichermedien zu arbeiten?

Der Sound des Albums ist sehr durchwachsen, da viele der Aufnahmen 2010 bzw. 2013 gemixt wurden. Lediglich Henrys Bassspur wurde auf Tape aufgenommen. Ich wollte ursprünglich alles live auf Tape aufnehmen, aber wir hatten leider kein Budget dafür. Ich werde in der Zukunft keine Kompromisse mehr eingehen, wie ich es teilweise bei „Reaching" gemacht habe. Live auf Tape ist der einzige Weg, Musik organisch und lebendig aufzunehmen. Alles andere macht die Musik steif und langweilig. Was ich sagen kann, ist, dass keine meiner Vocals oder Tracks mit dem Computer „verbessert" wurden. Deswegen klingt „Reaching" auch nicht perfekt. Soll es ja auch nicht.

Du hast zweimal einen Song mit dem Titel „Reaching" aufgenommen, einmal mit dem Zusatz „West Coast" und einmal mit dem Zusatz „East Coast". Was hat es damit auf sich?

„West Coast" ist die Aufnahme von 2010 und „East Coast" ist eine erneuerte Version, die ich 2013 aufgenommen habe.

Du spielst auf dem Album alle Gitarrenparts und singst die Leadvocals. Was magst du lieber? Wenn ich ehrlich bin, finde ich dein Gitarrenspiel megastark, dein Gesang überzeugt mich dagegen mehr, wenn du nicht so hoch singst.

Beides macht Spaß und fühlt sich komplett verschieden an. Die Stimme kommt aus meinem Körper und verlangt vollen Einsatz. Die Gitarre ist mein Instrument, das ich bearbeite, um Töne herauszubekommen. Es sind einfach zwei verschiedene Dinge, zu denen ich dieselbe Hingabe empfinde.

Wann hast du dich entschieden, dass du Musik machen möchtest – und weißt du noch, welches Ereignis der Grund dafür war?

Ich habe mit 14 angefangen, Gitarre zu spielen und gemerkt, dass es mir viel Spaß macht. Es gab eigentlich keinen richtigen Entscheidungspunkt, es hat sich einfach so ergeben.

Deine ersten musikalischen Gehversuche hast du ja in Coverbands absolviert. Was habt ihr denn damals so alles gecovert?

MR. BIG, DEEP PURPLE, JIMI HENDRIX ...

Stand für dich von vorne herein fest, dass du deiner Band deinen Namen gibst, oder standen auch andere Bandnamen zur Debatte?

Das hatte sich auch einfach so ergeben. Ich liebe Bandnamen und kann mir sehr gut vorstellen, aus meinem Soloprojekt eine Band mit eigenem Bandnamen zu gründen. Eine Band ist in meinen Augen mehr als nur die Musik. Eine Gruppe aus Freunden, die dieselbe Leidenschaft teilen und zusammenhalten. Das findet man nicht alle Tage. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Till und Albrecht durch meinen Umzug nach Hannover vor einem halben Jahr kennengelernt habe. Es gibt kein besseres Gefühl, als mit ihnen im Studio zu sein und Ideen auszujammen. Ich hoffe sehr, dass wir eines Tages die Gelegenheit haben, unsere neuen Ideen zusammen auf Tape aufzunehmen.

Ein Highlight für euch war doch bestimmt die Tour im Vorprogramm von KIP WINGER. Wie wichtig war das für dich und welche Eindrücke hast du von dieser Tour mitgenommen?

Ich war damals als Solo-Akustik-Act im Vorprogramm. Die Tour ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Ich war noch niemals vorher so erkrankt auf Tour und musste sie nach drei Konzerten abbrechen. Die Konzerte in Deutschland waren dennoch interessant, da ich das erste Mal als Akustik-Act tourte. Kip ist ein cooler Typ, er hat mir auch ein paar Gesangstipps gegeben, als er sah, wie ich mich mit Fieber auf die Bühne schleppte.

Wenn du es dir aussuchen könntest, würdest du lieber eine eigene Headlinertour durch kleinere Clubs machen, oder als Support für einen namhaften Act auf Tour gehen? Und wenn du dich für den Support entscheidest, hättest du da Wunschbands, mit denen du gerne auf Tour wärst?

Eine Tour als Support-Act für eine größere Band! Vielleicht die BLACK KEYS?!

In dem Zusammenhang: Gibt es schon konkrete Tourpläne? Du brennst doch sicher darauf, „Reaching" auch live zu promoten.

Wir kommen gerade vor einer kleinen Headline Clubtour aus Polen zurück. Zurzeit arbeiten wir an neuen Songs und versuchen, einen Platz als Supportband in einer größeren Tour zu finden. Meine Website ist immer aktuell und alle Tourdaten können dort eingesehen werden, sobald sie offiziell sind.

Welches waren die letzten Alben, die du dir zugelegt hast?

GARY CLARK JR. – Black and Blu, BEATLES – Abbey Road (Special Vinyl Edition) , JIMI HENDRIX – Live at the Isle of Wight Festival (Vinyl)

Was macht Florian Hofer neben der Musik? Welchen Hobbies gehst du nach, wenn du nicht Musik machst?

Schlafen.

Hast du ein paar abschließende Worte für unsere Leser?

Danke für euer Interesse und ich hoffe, ihr habt die Chance, „Reaching" auszuchecken. Ich hoffe auch sehr, dass wir bald auf Tour gehen, um die Songs für euch live zu spielen. Bis dahin, alles Beste!

Dirk

Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues

Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.

Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out