Geschrieben von Donnerstag, 01 Mai 2014 14:50

Shakra - Interview mit Gitarrist Thom Blunier zum Best-Of Album und zum Ausstieg von Sänger John Prakesh

Der Anlass für dieses Interview war eigentlich die anstehende Veröffentlichung des Albums "33 - Best Of" von SHAKRA. Doch dann haben sich die Ereignisse im SHAKRA Lager überschlagen, als Sänger John Prakesh völlig unerwartet seinen Ausstieg bekannt gab. Thom Blunier (Foto ganz rechts), Gitarrist und Gründungsmitglied der Band, gab sich daher auch eher enttäuscht, gleichzeitig jedoch kämpferisch.

Hi Thom. Wie geht es dir?

Hallo Dirk. Danke der Nachfrage, es ging mir schon besser ...

Shakra BandfotoKann ich mir denken. Eigentlich hatte ich geplant, dich um ein Interview zur anstehenden Veröffentlichung eures „33 - Best Of Shakra" Albums (V.Ö. 09.05.2014 / AFM Records) zu bitten. Doch dann haben sich die Ereignisse überschlagen. Kurz vor dem Release hat euer Sänger John Prakesh bekannt gegeben, die Band zu verlassen. Hat sich das irgendwie abgezeichnet oder kam es für dich bzw. euch überraschend?

Es kam überraschend. Wir hatten nie auch nur den geringsten Streit. Wir verstanden uns auch neben der Musik sehr gut! Trotzdem hatte ich in den letzten Monaten im Bauch so ein komisches Gefühl. John war minimal anders, als gewohnt. Vermutlich habe ich gespürt, dass er sich überlegt, aufzuhören.

Wie haben denn die anderen Jungens aus der Band reagiert? Ich könnte mir vorstellen, dass sich schon eine gewisse Resignation breit gemacht hat. Schließlich ist ein Sänger am schwersten zu ersetzen, besonders dann, wenn er so eine markante Stimme hat wie John.

Ja, bei Thomas Muster geht es in diese Richtung. Ist auch verständlich. Er fragt sich schon, ob für ihn das ganze noch Sinn macht. Den dritten Sänger zu suchen, in so kurzer Zeit, macht alles andere als Freude. Und wir suchen immer nach markanten Stimmen, was es eben nicht einfacher macht.

Ihr steht ja nicht zum ersten Mal sängerlos da. Ich hatte mit Mark Fox (dem Sänger vor John) 2009 auch ein Interview, in dem er mir sagte, wie toll alles bei SHAKRA ist. Und zwei Wochen später wurde sein Ausstieg bekannt gegeben. Da ihr ja ansonsten ein sehr stabiles Line Up habt, könnte man fast denken, dass es nicht einfach ist, Sänger bei SHAKRA zu sein?

Ich denke, es ist grundsätzlich nicht einfach, Sänger zu sein. Ob das bei Shakra schwieriger ist, als bei einer anderen Band, weiß ich nicht. Klar haben wir gewisse Anforderungen. Der Gesang bzw. Frontmann ist einfach das Wichtigste bei einer Band wie Shakra.
Bei Mark waren es ja eher andere Gründe, warum er uns verlassen hat. Die hatten ja nicht unbedingt mit Musik zu tun. Pete musste leider aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Ich denke sogar, dass es ein talentierter Sänger echt easy hat bei uns.

Denkst du, dass es schwerer wird, John zu ersetzen und einen neuen Sänger zu finden, als es 2009 der Fall war? Immerhin habt ihr mit John und eurem letzten Studioalbum „Powerplay" den größten kommerziellen Erfolg eingefahren und seid auf Platz #1 der Schweizer Charts eingestiegen?

Ja, es wird verdammt schwer! Die Messlatte hat er ja ziemlich hoch angesetzt. Trotzdem hoffen wir alle, dass wir einen würdigen Nachfolger finden. Es ist ja nicht nur das Musikalische. Es kommen noch einige andere Dinge dazu, wie das Menschliche, das Logistische... usw.

Ich habe auf eurer Homepage gesehen, dass ihr im Mai noch zwei Konzerttermine in der Schweiz vor euch habt (09.05. Belp und 21.06. Luzern). Wird John diese Termine noch wahrnehmen oder springt ein anderer Sänger für ihn ein?

Nein. John kommt all seinen Verpflichtungen nach, die er eingegangen ist. Hätte ich auch nicht anders erwartet von ihm.

Weißt du schon, was John als nächstes geplant hat? Oder hängt er das Singen komplett an den Nagel? In meinen Augen wäre es eine Schande, weil der Mann eine Wahnsinns-Stimme hat und für mich auf die Bühne gehört.

John weiß es selber nicht. Er ist nicht sicher, ob er noch singen will. Er sagt, dass er nicht mehr derselbe Mensch sei wie vor vier Jahren. Ich habe mehrmals versucht, ihn umzustimmen, aber ich hatte leider keine Chance. Er hat einfach keine Lust mehr. Er hat nun ein abgelegenes Haus gemietet mit seiner Freundin und genießt dort die Abgeschiedenheit.

In diversen Foren wurde bereits spekuliert, ob ihr wieder Kontakt zu Mark Fox aufgenommen habt. FOX – die Band, die er nach dem Ausstieg bei euch gegründet hat  ist ja auch nicht so richtig durchgestartet. Ist die Rückkehr von Mark eine Option für dich?

Nein, wir haben keinen Kontakt aufgenommen. Ich denke, er ist glücklich mit seiner Solokarriere. Ich kann mir Fox, so wie ich ihn kannte und erlebt habe, bei Shakra nicht mehr vorstellen.

Welche Voraussetzung muss der kommende SHAKRA Sänger mitbringen, um in die engere Wahl zu kommen und wo sollte er sich melden?

Er muss in erster Linie mit seiner Stimme und seinem Gefühl zum Singen überzeugen. Eine Mail an shakra@gmx.ch mit einem kleinen Ausschnitt seiner Gesangskünste und ein Foto reichen als erstes.

Kommen wir zum ursprünglichen Grund für dieses Interview, nämlich zu eurem anstehenden Best-Of Album „33 - The Best Of": Warum seid ihr der Meinung, dass jetzt nach neun Studioalben die Zeit reif für eine solche Compilation ist?

Shakra - 33 Best ofDas war in erster Linie die Idee unseres Umfelds, Plattenfirmen und Management. Und wir fanden die Idee auch o.k. Mit drei neuen Songs, den letzten von John und drei verschiedenen Sängern, macht die Best Of ja auch durchaus Sinn für den Fan.

Best-Of Alben werden ja meistens veröffentlicht, wenn sich eine Veränderung abzeichnet  zum Beispiel, wenn die Band das Label wechselt und vertraglich noch ein Album abliefern muss. Das ist bei euch ja nicht der Fall. Ist es nicht fast schon tragisch, dass dieses Album jetzt mit dem Ausstieg von John doch einen Wendepunkt in eurer Bandhistorie darstellt?

Von daher passt es ja super. Es wird eine Veränderung geben. Im besten Fall wird es weiter gehen mit einem neuen Mann am Mikro. Tragisch für uns wäre, wenn wir niemanden finden würden.

Kann man aus der Tatsache, dass es eine Doppel-CD geworden ist, schließen, dass ihr es euch bei der Songauswahl nicht leicht gemacht habt?

Es war eigentlich für uns klar, welche Songs draufgepackt werden. Es hat sich ja abgezeichnet in den letzten Jahren, welch Songs die Fans mögen. Wenn wir noch mehr Platz zur Verfügung gehabt hätten, wären noch einige mehr drauf, hehe ...

Neben 30 Songs von den Alben aus eurem Backkatalog habt ihr auch drei neue Tracks am Start. Hast du die Songs extra für das Album geschrieben, oder sind das Überbleibsel der „Powerplay" Session?

Es sind drei Überbleibsel-Songs von Thomas Muster von „Powerplay", die aber noch nicht aufgenommen waren. Die Songs waren nur in Demo-Form vorhanden. Wir haben sie noch fertig gemacht und ich hab' sie noch aufgenommen.

Wie kam es letztendlich zur Auswahl der Songs für das Album? Habt ihr das demokratisch ausgesucht oder hattest du die letzte Entscheidung? Fakt ist, dass ihr Songs von allen neun Studioalben ausgesucht habt und zwei von der schon lange vergriffenen „The Live Side", was die Scheibe neben den drei neuen Songs auch für eure Die Hard Fans zu einem lohnenden Kaufobjekt werden lässt.

Thomas Muster und ich haben das gemeinsam entschieden. Wir haben schon versucht, einen vernünftigen Querschnitt unserer musikalischen Ergüsse zu kreieren. Da gehört eben auch diese frühe Live-Side dazu.

Es wird natürlich immer Fans geben, die den einen oder anderen Song auf dem Album vermissen. Bei mir sind es zum Beispiel „Higher Love" von „Infected" und „All OrNothing" von „Fall", die ich mir gewünscht hätte. Würdest du jetzt im Nachhinein, nachdem die ersten Reaktionen der Fans angekommen sind, die Tracklist gerne noch einmal verändern?

Es werden immer Songs fehlen! Jeder hat andere Wünsche im Detail. Aber ich bin überzeugt, dass wir im Großen und Ganzen richtig entschieden haben.

Bisher habt ihr immer schön regelmäßig neue Alben veröffentlicht, daher vermute ich, dass du auch permanent an neuen Songs arbeitest. Stellst du das Songwriting jetzt erstmal ein, bis ihr einen neuen Sänger habt, oder schreibst du weiter und passt die Songs dann gegeben falls nur an die neue Stimme an?

Nein, ich stelle das Songwriting nicht ein. Im Gegenteil. Bei ausweglosen Situationen kann ich eher besser komponieren als sonst. Ich hoffe, dass mir ein paar coole Ideen in den Sinn kommen und ich die auch irgendwann verwenden kann! Natürlich müssen die auch zum Sänger passen! Wenn sie nicht passen, werden sie passend gemacht ...

Thom, vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Suche nach einem neuen Sänger und hoffe, ihr meldet euch schnell wieder zurück, um auch live wieder ordentlich Gas zu geben. Hast du noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser?

Ich hoffe, wir sind bald zurück mit neuem Sänger. Und bitte wartet auf uns!

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