Amaranthe - Interview mit Elize und Olof zum Album "Massive Addictive"
Hallo, schön euch wieder zu sehen. Vor zwei Jahren habt Ihr versprochen als Headliner wiederzukommen und nun ist es soweit.
Elize: Wir haben unser Versprechen gehalten.
Olof: Ach, letztes Jahr waren wir ja gar nicht hier, ist das schon zwei Jahre her?
Dann lasst uns anfangen wie vor zwei Jahren. Wie geht’s euch und wie läuft die Tour?
Olof: Uns geht‘s gut, soweit ist alles super und angenehm entspannt. Die Tour macht uns viel Spaß und den Fans bisher auch.
Elize: Ludwigsburg vorgestern war klasse, das Publikum war hellwach.
Im Gepäck habt ihr zwei hervorragende Bands ausgesucht.
Olof: SANTA CRUZ und ENGEL schlagen sich sehr gut als Support. Sie kamen auf uns zu, aber wir haben sie weniger erwählt. Wir hatten eine Liste mit 30 Bands, die wir gerne dabei hätten.
Elize: Außerdem sind wir alle beim selben Label, da macht das natürlich nochmal mehr Sinn, auch gemeinsam auf Tour zu gehen.
Die Tour wird von eurem neuen Album „Massive Addictive“ geprägt und der Titel „Digital World“ befasst sich mit einer sehr interessanten Situation. Wo seht ihr die Probleme, dass sich unser Leben immer mehr digital abspielt?
Elize: Der digitale Umschwung führt vielerorts zu starken Veränderungen. Positiv, aber auch negativ. Für viele ändern sich Arbeitssituationen, auch in Schweden. Viele große Unternehmen sind mit dem Technologiesprung nicht mitgekommen und verschwanden oder wurden durch Technologien ersetzt.
Außerdem zerstört die Industrie und der anfallende Müll die Umwelt. Fokushima wird wohl für immer ein toter Fleck bleiben, wir spielten dort kurz nachdem die Katastrophe passierte. Einerseits trifft es jeden, aber dann wiederum auch nicht. Wir wollen darüber sprechen und der beste Weg für uns ist, einen Song darüber zu schreiben. Daraus habe ich die Inspiration für „Digital World“ gezogen.
Olof: Zudem ist es mittlerweile normal, dass man mit Leuten zusammen sitzt und jeder mit seinem Smartphone beschäftigt ist. Das sieht man gut im Tourbus, natürlich müssen wir nicht die ganze Zeit miteinander sprechen. Wir sind acht Leute und jeder sitzt still herum und tippt auf seinem Smartphone herum, das wirkt etwas befremdlich.
Natürlich will man auch mit der Familie und Freunden in Kontakt bleiben, aber selbst ein Anruf ist schon veraltet, da schreibt man lieber umständlich. Alles passiert auf dem Bildschirm und man sollte eine „Revolution“ dagegen starten, man sollte wieder persönlicher miteinander leben.
Wann habt ihr denn das letzte Mal eine Postkarte oder einen Brief geschrieben? Ihr kommt ja viel rum, da freut man sich zu Hause doch über eine Postkarte aus der Welt.
Olof (lacht): Da hast du mich erwischt.
Elize: Ich schreibe zumindest jedes Jahr zu Weihnachten Karten.
Während ihr auf Tour seid, verschickt ihr keine Postkarte nach Hause?
Olof: Ich nehme mir dies immer vor, eine Karte mit dem Eiffelturm aus Paris zum Beispiel. Mal sehen, vielleicht klappt es ja dieses Mal.
Nachdem euch Henrik bereits live gesanglich unterstützt hat, ist er nun auch Teil von AMARANTHE. Hat dies euer Songwriting oder den Albumprozess beeinflusst?
Elize: Ich würde sagen, ja.
Olof: Ja definitiv. Er hat seinen eigenen Stil, sehr groovig und bringt so weitere Inspiration und frischen Wind in unsere Musik. Elize und Jake haben für ihn die Growl-Parts geschrieben. Zum Beispiel im Song „Danger Zone“ sind sehr viele Growl-Parts und Heavy Riffs, das hätte mit Andy so nicht gepasst.
Elize: Ich sehe ihn gar nicht als einen fiesen düsteren Metaller, der growlt, sondern mehr wie einen Hip-Hop Artist und das möchten wir natürlich fürs Songwriting nutzen.
Olof: Er bringt ein wenig Oldschool-Metal-Einflüsse ins Songwriting, Henrik ist der Michael Jakson der Growls. (beide lachen)
Mit der Ankündigung zu “Massive Addicitve” sagtest du, das Album soll frisch und neu klingen ... also zwar für hochgezogene Augenbrauen sorgen, aber trotzdem nach AMARANTHE klingen. Wie seid ihr das angegangen, am Ende steht ja trotzdem AMARANTHE auf dem Album?
Olof: Das ist die schwierigste, aber auch schönste Herausforderung dabei, ein neues Album zu schreiben. Man muss die richtige Balance finden. Du kannst etwas völlig Neues machen, aber jeder sagt dann, das ist nicht AMARANTHE. Und anders herum sagen alle, das ist exakt das selbe und in beiden Fällen hören unsere Fans auf, unsere Musik zu hören.
Die ersten beiden Alben waren sich sehr ähnlich und wir mögen den Sound der Alben. Für dieses Album wollten wir den Sound zwar beibehalten, aber dennoch Dinge ändern. Zum einen kam Henrik hinzu, aber auch so sind wir einige Dinge neu angegangen. So sind alle Musikschlüssel komplett anders und auch die elektronischen Elemente, welche wir für die ersten beiden Alben verwendet haben, sind komplett neu. Auch Elize hat sich und ihre Stimme weiterentwickelt und nutzt dies auch.
Elize: Ich war von den alten Songs gelangweilt, weil sie keine große Herausforderung mehr für mich darstellen. Trotzdem möchte ich immer weiter meine Grenzen erreichen und überschreiten, um auch weiterzukommen. Noch weitere zwei bis drei Jahre die selben Songs zu singen, hätte ich nicht gewollt und durchgehalten. Auf dem selben Level zu stagnieren bis zum Hirntot wollte ich nicht, weshalb es auch Zeit für ein neues Album wurde. Die Songs bereiten mir deutlich mehr Spaß und auf dem nächsten Album hört man mich dann nur noch in den höchsten Tonlagen singen.
Wollt ihr das Tempo so halten? „Massive Addictive“ wurde ja relativ schnell nach „The Nexus“ veröffentlicht.
Olof: Als wir im Mai 2014 "Massive Addicitve" fertiggeschrieben hatten, haben wir aufgehört, Songs zu schreiben. Natürlich könnten wir ein Album in sechs Monaten schreiben. Inspirationen kommen immer wieder und auch Dinge, die man dann gleich festhalten möchte.
Elize: Es wäre dann bloß nicht so gut.
Olof: Wir haben keinen genauen Zeitplan, wann was passieren soll, aber im Moment denke ich, werden wir uns etwas mehr Zeit lassen.
Ihr habt aber auch schon während der „The Nexus“ Tour angefangen, an Material für „Massive Addictive“ zu schreiben, oder?
Olof: Nicht ganz ...
Elize: Ja, zum Teil. Olof spielte erste Gitarrensoli in manchen Gaderoben und viele Ideen und Kleinigkeiten haben wir natürlich festgehalten.
Olof: Ein Teil entstand während der Tour, aber ebenso im Studio, wie z.B. „Digital World“. Der Titel existierte vorher gar nicht für uns. Einige gute Songs schrieben wir teilweise an den letzten Tagen der Aufnahmen.
Wie schlug “Massive Addicitve” denn ein?
Olof: Fantastisch! Wie immer mag man uns oder hasst man uns, aber unsere Fans geben fantastisches Feedback. Manche hassen die Pop-Elemente, aber so ist das nun mal.
Elize: Ein Freund von mir hasst die Growls, das gibt es also auch.
Olof: „Digital World“ ist der bisher beste Opener auf unseren Shows.
Elize: Zu „Digital World“ wird es auch bald ein Video geben.
Kommen wir zu einen weiteren interessanten Song. „Drop Dead Cynical“ fällt ein wenig aus der Reihe und klingt anders als der Rest vom Album: Ein Spagat aus hüpfendem Dancepop und Metal. Was hat es mit dem Song auf sich?
Olof: Der Song schrieb sich praktisch von allein, wir fanden auf dem Keyboard ein Soundbeispiel "Massive". Das war ein Beispiel vom Song „The Dark Side“ von HYPERTRAXX. Dieses „Badum-Badum“. Der Beat ist die Basis von „Drop Dead Cynical“ und das ist auch der Grund, dass sich der Song vom Rest des Albums so unterscheidet. Er stammt aus einer völlig anderen Inspiration oder Quelle. Aber es ist auch einer meiner Lieblingssongs.
Okay, was darf in eurem Gepäck auf keinen Fall fehlen?
Elize: Meine Zahnbürste.
Olof: Bluetooth Lautsprecher, so können wir überall Musik hören.
Elize: Ja genau, so können wir überall Michael Jackson und The Dark Side hören. (lacht)
Was steht auf AMARANTHEs To-Do-Liste?
Olof: Soweit ich mich erinnere, eine Show in Hamburg. Wir haben eine Europa Tour vor uns, anschließend geht es nach Amerika und im Sommer stehen die Festivals an. Ansonsten haben wir keine Roadmap oder sowas.
Neben AMARANTHE seid ihr in anderen Projekten involviert, gibt‘s hier irgendwas Neues?
Elize: Ich weiß gar nicht, ob ich das sagen darf, aber voraussichtlich werde ich mit GUS G. an seinem nächsten Album arbeiten. Denn er ist ein sehr netter Kerl und ich habe ein paar tolle Ideen, die ich einbringen möchte. Die Aufnahmen zu DOCKERS GUILD waren zwar schon vor einem Jahr, aber bald soll das Album dazu rauskommen.
Alles klar, kann ich sonst noch etwas für euch tun?
Elize: Man kann es nicht oft genug sagen: Vielen Dank an unsere Fans für die großartige Unterstützung!
Dann bis zum nächsten Mal.
Olof: Machen wir da eine Tradition draus.
Cengiz
Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.
Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.
Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.
Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.
Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.