Maroon - Interview mit Basser Tom

MAROON muss man einem BurnYourEars-Publikum wohl kaum großartig vorstellen - außerdem überlasse ich das eh meinem Interviewpartner. Die fünf MetalCorler legten dieser Tage mit „Order" ein neues Werk vor, mit welchem sie klar machen, dass man sowohl bei seinen Stärken bleiben, als auch eine Weiterentwicklung vorantreiben kann. Mit alter Brachialität und neuen Einflüssen zementieren sie ihre Stellung im deutschen Metal- und Hardcoresektor. Wir baten Basser Tom, uns einige Fragen zu beantworten.

Stell bitte doch mal dich und deine Band unseren Lesern vor.

Hallo, ich bin Tom von der Band MAROON und ich spiele Bass in dieser Gruppe. Uns gibt es seit 1998 und wir haben gerade unser fünftes Album herausgebracht.

Was ist für dich selber das Herausstechenste an eurem neuen Album?

Es ist halt einfach das beste Album, das wir bis jetzt gemacht haben. Es ist wieder mehr von Allem. Mehr Härte, mehr Melodie, mehr Experiment usw. Wenn wir anfangen, neue Songs zu schreiben, ist unser einziges Ziel alles noch besser und abwechslungsreicher als auf dem Vorgänger zu machen. Wir wollen uns einfach nicht wiederholen, und ich glaube, das ist uns diesmal perfekt gelungen.

Habt ihr bewusst nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht?

Nein, eigentlich nicht. Wie gesagt, das einzige, was wir uns als Ziel setzen, ist, dass wir alles wieder 150% machen wollen. Was am Ende dabei raus kommt, weiß am Anfang noch niemand. Natürlich gab es Dinge, die wir auf der neuen Platte das erste Mal probiert haben. Sowas wie „Schatten" zum Beispiel. Aber wir haben nicht extra nach neuen Möglichkeiten gesucht. Das hat sich alles so ergeben.

Was hat das Cover zu bedeuten?

Das Cover ist wie immer Ausdruck des Inhalts der Platte. Titel, Texte und Cover sollten meiner Meinung nach immer eine gewisse Einheit bilden. Das finde ich gut!

Wie kam es zu dem deutschsprachigen Song, und könnte so etwas demnächst öfter kommen?

Ich hoffe nicht (lacht)! Nein, „Schatten" ist wirklich großartig geworden, auch wenn ich da anfangs große Zweifel hatte. Es war ziemlich harter Stoff, der da umgesetzt werden musste. Der Text ist ja ein Gedicht von Friedrich Rückert aus seinem Zyklus „Kindertodtenlieder", den er schrieb, um den Tod zweier seiner Kinder zu verarbeiten. Also alles ziemlich hart! Ich dachte deshalb wirklich, man kann dem nicht gerecht werden. Aber als ich den Song im Studio dann mit Gesang gehört habe, hat er mich umgehauen! Dennoch bin ich kein Freund von deutschen Texten in unserer Musikrichtung! Das können nur ganz wenige, wie beispielsweise RAMMSTEIN. Bei harter Musik ist man textlich sowieso schon etwas eingeengt, und dann auch noch die Sprache der Dichter verwenden zu wollen, halte ich für eine sehr große Aufgabe. Natürlich finde ich es gut, wenn man in seiner Sprache singt, und es gibt Musikstile, wo das wunderbar funktioniert, aber ich denke nicht, dass wir jetzt Texte auf Deutsch schreiben werden.

Der große MetalCore-Hype ist mittlerweile um einiges abgekühlt. In wie weit verändert das etwas für euch?

Ach, Hype klingt mir viel zu künstlich! Bands, die gerne als Metalcore bezeichnet werden, wie HSB, CALIBAN oder wir machen das, was wir vor 10 Jahren auch schon gemacht haben. Und wir sind alle heute erfolgreicher denn je! Also denke ich schon, dass diese Art von Musik, man kann sie nennen wie man will, schon soviel Substanz und vor allem Stärke hat, dass sie weit mehr als ein Hype ist. Und überhaupt finde ich, dass die Presse, die vor Jahren diese Aufmerksamkeit auf Metalcore gelenkt hat, jetzt alles dafür tut, um den Leuten einzureden, Metalcore liege im Sterben. Dabei tun die Journalisten nichts anderes, als neue Namen für alte Scheiße auszukramen. Jetzt gibt es Deathcore, Neo-Grind und was weiß ich! Aber das gab es doch alles schon mal unter anderem Namen. Auch Metalcore! Bloß damals nannte die Presse es Nu Metal, Crossover oder auch schon mal Metalcore. Und auch diese ganzen Untergenres wurden schnell von der Presse wieder klein geredet! Mich interessieren diese Kategorien nicht! Wenn mir was gefällt, ist mir egal, wie manche Leute es nennen!

Eure „Vorbilder" von EARTH CRISIS sind wieder da. Werdet ihr Shows zusammen spielen? An welchen Parts auf eurem Album würdest du sagen, kann man noch Einflüsse à la EARTH CRISIS raushören?

EARTH CRISIS waren am Anfang sehr wichtig für uns. Mittlerweile sind noch viele andere Einflüsse dazugekommen, und mir waren schon immer einige Ansichten von Karl suspekt. Dennoch sind sie mittlerweile sehr gute Freunde, und es macht Spaß, Zeit zusammen zu verbringen. Ich weiß nicht so recht, was ich von ihrer Reunion halten soll. Ich mag solche Reunions allgemein nicht sehr, aber wenn sie wieder Bock haben, zusammen Songs zu schreiben, ist das doch schön! Natürlich hört man auch auf „Order" wieder ihren Einfluss. Für mich zum Beispiel bei „A New Order" oder auch „Bombs Over Ignorance".

Wie ist es, wenn eine Band wie ihr, die durchaus kontrovers diskutiert wird,in Russland spielt, was ja nicht unbedingt für seine öffentlichen Diskussionen bekannt ist?

Russland ist ein tolles Land! Es ist so schön dort, und die Leute sind sehr höflich und freundlich! Und ja, ALLE trinken Wodka ha ha! Aber es sind sehr, sehr herzliche Menschen dort, und wir hatten eine schöne Zeit und freuen uns schon darauf, im Juni wieder dort sein zu können. Es gibt auch in Russland einige Veganer, aber warum sollte jemand in Russland außer unserer Fans von uns Notiz nehmen? Wir sind schließlich nicht TOKIO HOTEL! Also, da gab es nie Probleme.

Wenn ihr als sehr engagierte Band mit Kollegen auf Tour seid, trefft ihr mit Sicherheit auch oft auf Bands, die neben „Buh, meine Freundin ist weggelaufen" und „Let´s fucking party!" keine weiteren Inhalte transportieren. Wie ist das für euch? Gibt es Backstage-Diskussionen oder lässt man so was lieber bleiben?

Fast alle Bands, mit denen wir bis jetzt unterwegs waren, waren super nett. Da muss man nicht diskutieren. Würde ich auch nicht tun. Wer bin ich denn? Das wäre reine Zeitverschwendung, zumal wir ja nicht den ganzen Tag rumrennen und irgendwas predigen! Natürlich haben wir auf Tour auch Spaß, und ich habe keine Lust, backstage toternste Gespräche über Politik zu führen! Wie gesagt, die meisten Bands, mit denen wir unterwegs waren, bestehen aus intelligenten Leuten, mit denen man über alles reden kann. Da kann auch schon mal ein tiefgründiges Gespräch dabei rauskommen, aber im Allgemeinen besteht das Leben auf Tour aus Fahren, Schlafen und Spielen! Soviel passiert da zwischendurch nicht. Und natürlich trifft man auch auf Leute, die einem komplett unsympathisch sind, und denen ich auch jegliche Form von Intelligenz absprechen würde. Und natürlich besteht für viele Bands das Touren aus Partymachen, aber das ist doch auch völlig in Ordnung!

Ihr habt eine südamerikanische Fan-Site unter euren Top-Freunden auf MySpace. Wie sieht euer Verhältnis zu Südamerika aus?

Das ist sehr besonders, weil die Leute dort sehr loyal und enthusiastisch sind. Wir waren sehr früh dort auf Tour, bereits 2003, und es war fantastisch. Seitdem haben wir dort eine sehr loyale Gefolgschaft. Auch da ist alles ganz anders als bei uns. Die Leute sind sehr impulsiv und ein klein wenig verrückt, aber dennoch super nett! Deswegen ist es dort immer sehr besonders!

Was für Platten laufen bei euch im Tourbus?

Gar keine! (lacht)! Es ist einfach viel zu schwierig, unsere Geschmäcker auf einen Nenner zu bringen. Wenn wir mit dem Nightliner unterwegs sind, macht eh jeder sein Ding, oder wir gucken mal eine DVD zusammen. Im Van darf unser Fahrer aussuchen, was gehört wird. Dem ist es aber immer egal, also bestimmt der Beifahrer, welcher oft einer von der Band ist, und dann kann es schon mal passieren, dass der Rest im Bus seine Kopfhörer rausholt (lacht). Worauf wir uns immer einigen können, also alle in der Band und auch die Crew, ist RAMMSTEIN und METALLICA. Aber dann hört es auch schon auf.

Wie beurteilt ein Veganer eigentlich einen Vegetarier?

Gar nicht! Mir liegt es fern, einen anderen Menschen irgendwie zu beurteilen. Warum sollte ich das auch tun. Das ist mir völlig egal.

Was wird 2009 noch alles für MAROON passieren?

Wir werden viel spielen, und dann ist das Jahr auch schnell wieder um!

Famous last Words?

Danke für das Interview. VIVA HATE!

http://www.maroonhate.com