Geschrieben von Montag, 25 Juli 2005 21:10

Endstille - Interview mit Mayhemic Destructor





















Kriegsdienst verweigern ist out! Die Panzergrenadiere von Endstille erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und lösen einen wahren Hype im Untergrund aus. Nach erfolgreichen Auftritten im vergangenen Jahr u.a. auf dem Party San dürfen die vier Norddeutschen dieses Jahr sogar in Wacken die Bühne zerlegen. Und das mit dem neuen Album „Navigator" im Feldgepäck.

Endstille sind eine der meistgeyhpten Black Metal Bands dieser Tage. Wie erklärt ihr euch eure Beliebtheit?Wo werden wir gehypt??? Habe davon noch nichts mitbekommen. Wir haben soviel Unterstützung wie jede andere Band auch. Ich glaube eher, dass unser Ruf durch die kontinuierlich gute Musik zustande gekommen ist.

Ihr wehrt euch immer wieder gegen Vergleiche mit Marduk. Musikalisch völlig zurecht. Nun haben Marduk mit der „Panzer Division"-Platte aber nunmal einen wichtigen Grundstein für Black Metal mit Weltkriegs-Thematik gelegt. Was unterscheidet euch rein inhaltlich von Marduk?Ich weiß nicht was in den Marduk Texten steht. Bei uns geht es anti-religiös und beschreibend kriegerisch zu Werke in den Texten.

Zum neuen Album: Navigator besticht mit teilweise extrem lang gezogenen Riffs und monotonen Liedern, bei "Monotonus II" etwa ist der Name Programm. Eine Hommage an die Wurzeln des Black Metals - man denke nur an Burzums "Jesus Tod" oder Darkthrones "Quintessence"?Bei "Monotonus II" muss ich eher an "Monotonus" denken. Nur das hier noch weniger Spielereien vom Drumming her sind. Es besteht aus quasi nur einem Blastbeat. Ohne Wirbel oder sonst was... Durch die Monotonie entsteht aber gerade eine gewisse Atmosphäre. "Jesu død" ist natürlich in Sachen Atmosphäre fast unschlagbar...

Navigator ist der gut nachvollziehbare nächste Schritt, den die Band nach „Dominanz" gehen mußte. Die Lieder sind noch straighter arrangiert, die Produktion noch runder. Wie wichtig ist euch Stiltreue?Bei uns wird ja nix geplant. Ich finde übrigens nicht, dass die Songs noch straighter sind. Sie sind eingängiger, aber nicht straighter. Aber so was passiert einfach. Zur Stiltreue: Wir sind immer noch die gleichen Musiker also können wir auch nur diese Musik so machen. Alles andere wäre ja gekünstelt und würde sich wie gewollt anhören.

Ihr habt mächtig was gegen den Einsatz von Triggern bei der Schlagzeugabnahme. Ehrlich gesagt hört man das der Snare auf dem neuen Album auch im negativen Sinne an. Die hätte um einiges krachender ausfallen können. Warum haltet ihr so verbissen an der Ablehnung von Triggern fest?Es ist ehrlich. Wir wollen das so. Was andere machen ist mir egal. Aber da kann man mal sehen wie eingefahren die Metalszene ist. Alles muss schön glatt poliert sein, alles muss sauber rauszuhören sein. Darauf habe ich keinen Bock. Wenn ich die Snare spiele ist da nun mal ein ziemlich weites Lautstärkenspektrum. Wenn ich einen 220bpm Blastbeat durchziehe, können die Schläge nicht so laut sein, wie wenn ich sie langsam mit ordentlich Punch spiele. Dass da dann unser Mischer gefragt ist und mit Gates und Kompressoren in die Extrembereiche gehen muss ist klar und sein Job.

Ihr spielt auf dem diesjährigen Wacken Open Air? Was erwartet ihr von dem Auftritt?Nichts Besonderes. Wir spielen unser Set und werden gutsein. Wir haben ja auch relativ starke Konkurrenz die zur gleichen Zeit spielen. Ich hoffe, dass unsere Band zumindest noch einigermaßen nüchtern auf die Bühne kommt, beziehungsweise den weg dahin findet. Wir werden dann natürlich auch alles geben. Klar.

Natürlich gibt es im Vorwege des Festivals wieder Stimmen, die gegen die „rechten" Endstille mobil machen. Die Frage nach der Gesinnung der Bandmember spare ich mir, jeder halbwegs aufmerksame Mensch sollte inzwischen mitbekommen haben, daß ihr nichts mit NSBM am Hut habt. Dennoch: Habt ihr diesbezüglich mitunter Probleme auf euren Konzerten?Wir haben keine Probleme damit auf unseren Konzerten. Die Leute die zu unseren Konzerten kommen wollen Musik hören, sehen und fühlen. Wir mussten uns mal vor einem Auftritt einer lächerlichen Diskussionsrunde stellen, da die linken Angst hatten. Eine Woche später dann auf einem anderen Konzert gab es Drohungen gegen uns von der rechten Szene. Also, kann man mal sehen, dass einige immer noch rein gar nichts kapiert haben.

Auch redet man in der Szene von Zwistigkeiten und Antipathien, die Endstille mit, bzw. gegenüber anderen Bands hegt. Da wären zum Beispiel die Hamburger Negator, eine seit ihrem Debut „Old Black" ähnlich gepushte Band wie ihr. Kommentare?Das hatten wir auch mal gehört. Negator haben uns mal daraufhin angesprochen. Diese Diskussion kam nur dadurch zustande, weil irgendwelche Anonymusse in unserem Gästebuch was von „Negator sind scheiße" geschrieben hatten. Wir konnten das mit Negator klarstellen und sie haben uns dann auch mal die CD von denen gegeben, damit wir mal hören können was die für Musik machen. Ich finde es absolut amtlich. Da gibt es keinen Zwist.... Ich wüsste aber auch sonst nicht gegen welche wir Antipathien hegen... 

Welche Bands der lokalen oder nationalen Szene hört ihr überhaupt. Sind Bands wie Drautran, Lunar Aurora, Hagal, Menhir oder Nargaroth ein Thema für euch? Inwieweit fühlt ihr euch durch die deutsche Szene befruchtet oder in ihr aufgenommen?Erstmal finde ich, haben wir mit der „Szene" nicht viel zu tun. Von den aufgezählten Bands kenne ich musikalisch nur Drautran. Menhir machen, glaube ich, Pagan-Metal und damit kann ich meistens nicht viel anfangen. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Wenn Du mit „befruchtest" „inspiriert" meinst, dann kann ich Dir sagen dass wir von der deutschen Szene von niemandem aus dem Black-Metal Bereich inspiriert worden sind. Von wem auch? Da sind es dann doch eher die guten alten 80er Jahre Thrash Sachen von Kreator, Destruction und Sodom. Ich selbst höre von den nationalen oder lokalen Bands nicht wirklich viele. Aber zu nennen wären: Graupel, Cities of Sleep (R.I.P.), Ruins of Beverast, The Awakening...

Endstille wird zweifelsohne aufgrund des Bandkonzepts von Angehörigen der rechten Szene gehört. Ein Problem von vielen unpolitischen, deutschen Black Metal Bands (u.a. aufgrund der Verwendung von Runen) Wie geht ihr damit um? Ist es euch schlichtweg egal oder kommt euch schon das kalte Kotzen beim Gedanken daran?Ich kann niemanden verbieten unsere Musik zu hören. Es kann auch jeder zu unseren Konzerten kommen, ansonsten würde ich mich ja auf die gleiche Stufe stellen. Plakative Symbolik und Parolen werden nicht geduldet. Ganz klar. Wir machen die Musik ja hauptsächlich für uns, wir sollen die Musik gut finden. Das politisches Publikum anstrengend sein kann, kann ich mir vorstellen, aber das Problem hatten wir noch nie und werden wir auch wohl nie haben. Natürlich nervt es mich wenn sich irgendwelche Leute von unserer Musik falsch inspiriert fühlen. Aber was soll man tun...

Wieder steht kein Label hinter eurer Neuveröffentlichung. Freie Entscheidung oder Mangel an seriösen Plattendeal-Angeboten?Interesse von Labels gibt es genügend, aber bisher konnte keiner das Angebot von Twilight überbieten. Weiterer Grund für unsere Entscheidung bei Twilight zu bleiben ist der, dass wir total frei sind. Wir können machen was wir wollen. Twilight hat die Sachen so anzunehmen wie wir es denen vorlegen. Bisher gab es da auch keine Probleme. Das Verhältnis zwischen uns und Twilight ist auch eher freundschaftlich als geschäftlich. Und sie sind bei uns in der Nähe. Falls die mal Scheiße bauen sollten sind wir innerhalb einer halben Stunde da. Aber das wird wohl nicht vorkommen.

Last but not least: Seid ihr bereits am Erarbeiten neuen Materials? Werdet ihr das „Ein Album pro Jahr"-Tempo durchalten können? Wie siehts mit einer Tour zu Navigator aus?An dem ersten Song wird bereits wieder gearbeitet. Die Songs von der Navigator Scheibe sind für uns ja schon teilweise 1 Jahr alt. Wann das nächste Album rauskommt, weiß keiner. Aber erstmal ist auch eine Split mit Graupel angesagt. Im Januar soll es dann auf Europatour gehen. Mal schauen ob es klappt und vor allen Dingen mit wem...
Ole