Willkommen in Hamburg, Shane! Ihr seid nun schon ein paar Tage in Deutschland - wie waren die Gigs bisher und vor allem wie waren die Reaktionen der Fans auf die neuen Songs?
Amazing! Hamburg ist die 5. Show der Tour und die 4 bisherigen waren großartig. Das erste Konzert hat in Bochum stattgefunden, und obwohl wir dort vorher noch nie gespielt haben, war es ausverkauft. Und die Fans nehmen die neuen Songs genauso gut an wie die älteren. Besser kann es einfach nicht laufen.
Welche Songs Eures neuen Albums „A Shipwreck In The Sand" habt Ihr mit ins Set aufgenommen?
Die ersten 4 ("A Great Fire", "Vices", "Broken Stars" & "American Dream"), dann „Born Dead" und „I Am The Arsonist". Bisher sind das die einzigen Songs, die wir mit in unser Liveprogramm aufgenommen haben.
Ich liebe den Titeltrack - könntest Du Dir vorstellen, den auch irgendwann einmal live zu spielen?
Oh, wirklich? Cool! Aber wir müssten uns erstmal überlegen, wie wir den Song in unsere Liveshow integrieren können. Allein wegen des gesprochenen Intros ist das nicht so einfach, aber wir hoffen, dass wir das bald hinbekommen!
Ist die Europatour eigentlich Eure erste Tour nach der Veröffentlichung von „A Shipwreck In The Sand"?
Nein. Als erstes waren wir 6 Wochen in Amerika unterwegs.
Euer neues Album ist hierzulande im April erschienen und dieses Mal habt Ihr Euch dazu entschieden, ein Konzeptalbum zu machen. Was waren die Gründe hierfür und was ist die Geschichte hinter dem ganzen?
Wir haben uns hauptsächlich aufgrund des aktuellen Zustands, in dem sich die Welt derzeit befindet, und der schlimmen wirtschaftlichen Lage für ein Konzeptalbum entschieden. Die Krise ist einfach überall zu spüren, ob in Kanada, in der USA oder hier in Europa, und wir wollten das in unsere Lyrics aufnehmen. Ich dachte, die beste Art und Weise ist es, über eine typische amerikanische Familie und ihre persönlichen durch die Krise hervorgerufenen Probleme zu berichten. Und auch darüber, dass etliche Konflikte nur durch die Art und Weise entstehen, wie die Regierung bestimmte Angelegenheiten handelt - sowohl politisch, als auch wirtschaftlich und sozial. Das ist das Hauptthema des Albums. Dann geht es auch um Liebe. Was den Titel „A Shipwreck In The Sand" angeht, so gibt es in der Geschichte einen Part, wo der Ehemann seiner Tochter eine Geschichte vorliest, die „A Shipwreck In The Sand" heißt, und diese ist im Prinzip eine Analogie ihres eigenen Lebens.
Stimmt es, dass der Ehemann am Ende so verzweifelt ist, dass er mit dem Gedanken spielt, seine Frau zu ermorden?
Nicht am Ende der Geschichte. Er denkt zwischenzeitlich darüber nach, aber es ist kompliziert und ich möchte nicht, dass alles zu offensichtlich ist. Die Fans sollen sich ihre eigenen Gedanken machen.
Textlich gesehen waren Eure Alben immer sehr persönlich. So war Euer letztes Album „Arrivals & Departures" beispielsweise sehr vom Ende Deiner langjährigen Beziehung beeinflusst. War es für Dich sehr schwierig, diesmal ein Konzeptalbum zu schreiben oder ist „A Shipwreck In The Sand" trotzdem von persönlichen Erfahrungen beeinflusst?
Nein - es ist ganz und gar nicht persönlich. Du hast Recht, die ersten 3 Album sind sehr persönlich und erzählen von Dingen, die ich erlebt oder gesehen habe. Doch auch das neue Album ist in gewisser Weise persönlich, da auch meine Familie durch die Wirtschaftskrise betroffen ist, aber ansonsten war es ganz anders, eine fiktive Geschichte zu schreiben als eine Sammlung von persönlichen Erlebnissen.
Ihr habt Euch beim aktuellen Album wieder für Cameron Webb als Produzenten entschieden, mit dem ihr bereits „Discovering The Waterfront" aufgenommen habt. Wieso habt Ihr Euch für ihn entschieden und nicht für Marc Trombino, der „Arrivals & Departures" produziert hat?
Wir arbeiten mit Cameron einfach besser. Uns gefällt sein Stil und sein Herangehensweise an die jeweilige Produktion, und wir hatten so eine tolle Zeit mit ihm, als wir „Discovering The Waterfront" aufgenommen haben. Es hat super geklappt und daher haben wir ihn gewählt.
Wo sind seine Vorzüge im Vergleich zu Marc Trombino?
Ich weiß nicht genau. Was den Sound angeht ist sicher Marc sogar der bessere Produzent, aber zu unserem Stil passt Cameron besser.
In einigen Interviews wirkte es so, als wärd Ihr mit „Arrivals & Departures" nicht so zufrieden gewesen?
Das stimmt, persönlich mag ich „A Shipwreck In The Sand" und „Discovering The Waterfront" lieber, aber die Kritiker und Fans mochten auch „Arrivals & Departures", daher bin ich auch mit dem Album zufrieden.
Um das neue Album zu promoten habt Ihr einige virale Marketingmethoden genutzt und beispielsweise vorab „Broken Stars" auf Eure Myspace Seite gestellt oder die komplette Tracklist auf der Albumwebseite veröffentlicht, was heutzutage schon fast essentiell ist, um überhaupt im Musikbusiness bestehen zu können. Was denkst Du generell über die Entwicklung der Musikindustrie heutzutage?
Ich finde die Entwicklung gut. Man hat dadurch so viele Möglichkeiten heutzutage, die Leute zu erreichen. So etwas gab es früher nicht. Als wir angefangen haben, hatten wir noch nicht einmal eine eigene Webseite. Jetzt durch Myspace und Twitter und diese ganzen Outlets kann man selbst viel mehr machen und kreativer sein.
Und wie stehst Du zu illegalen Downloads?
Illegale Downloads sind wirklich schlimm für Bands und wahrscheinlich noch schlimmer für die Plattenfirmen. Es ist ein großes Problem.
Durch die illegalen Geschichten wird immer mehr Wert aufs Touren gelegt, da damit noch Geld gemacht werden kann und Bands wie ihr sind ja wirklich non-stop unterwegs. Wie schwierig ist dieser Lifestyle für Euch und in wie weit beeinflusst er Euer Privatleben?
Nun, bei uns war es von Anfang an so. Wir haben schon immer versucht, so viel wie nur möglich zu touren, und das machen wir jetzt tatsächlich bereits konstant 6 Jahre. Es ist hart, permanent von seiner Familie und Freunden getrennt zu sein - das ist auch für mich das schlimmste an diesem Lebensstil.
Wenn Du es auf ein ganzes Jahre beziehst - wie viel Freizeit habt Ihr ca. in diesem Jahr?
Wir touren etwa 9 Monate und die restlichen 3 bleiben übrig für Videodrehs und neue Albumproduktionen. Da bleibt nicht wirklich viel Freizeit, glaub mir.
Heftig! Wo läuft es für SILVERSTEIN eigentlich besser - in Europa oder in Amerika?
Es läuft insgesamt in beiden Gegenden super. Ich denke, da wir selber aus Nordamerika sind, hat man uns dort etwas schneller angenommen, da wir da natürlich auch mehr getourt sind. In Europa ging die Entwicklung für uns etwas langsamer, aber stetig voran. Es läuft also recht gut für uns überall!
Würdest Du Dir persönlich eigentlich eher ein Album aus dem Internet kaufen und downloaden oder eine CD kaufen?
Eine CD kaufen!
Wieso sind bei der Version Eures neuen Albums auf Itunes mehr Bonustracks als auf der CD Version?
Ganz einfach: unsere Plattenfirma wollte, dass es ein „Itunes Exclusive" gibt, um mehr Downloads zu verkaufen. Das war nicht unsere Idee.
Diese Bonustracks sind allesamt Coverversionen von Bands wie den BEATLES, FLEETWOOD MAC, SAVES THE DAY und NOFX. Wieso habt Ihr Euch für Coverversionen und keine B-Sides entschieden?
Wir hatten einfach keine B-Sides, da wir dieses Album als komplettes Ganzes geschrieben haben. B-Sides hätten einfach nicht zum Konzept gepasst. 14 Tracks - Boom - das sollte es sein, und so wollten wir es auch haben. Gäbe es noch andere Songs, hätten wir nicht diesen gewissen Fokus gehabt. Wir haben uns wirklich nur darauf konzentriert, das Album als ein fertiges Ganzes zu schreiben. Wir wussten genau, welcher Song an welche Stelle passt und daher gibt es keine B-Sides. Die Coverversionen sind wirklich nur aus Spaß und für Itunes entstanden - sie mussten nirgendwo reinpassen.
Welcher dieser Coverversionen gefällt Dir am besten?
Die Version von NOFX („Total Bummer")!
Spielt Ihr auch einige der Coverversionen live?
Ja, „3 Miles Down" von SAVES THE DAY und dann spielen wir noch ein Cover des ONE REPUBLIC Songs „Apologize", den wir für die „Pop Goes Punk 2" Compilation aufgenommen haben.
Ihr habt ein Video zu Eurer neuen Single „Vices" gedreht und ich habe mir das Making Of des Videos angeschaut - das ganze sah ja etwas gefährlich aus!?
Das stimmt. Wir haben das Video im Norden Kanadas aufgenommen , ein paar Autostunden von unserem Heimatort entfernt, und sind soweit gefahren, bis wir noch ein wenig Schnee gefunden haben. Der Videoshoot fand dann auf einem zugefrorenen See statt und mit dem Feuerring um uns herum, hatten wir wirklich Angst, einzubrechen.
Ihr hattet einige Gastsänger auf dem Album wie Liam Cormier von den CANCER BATS oder Scott Wade und die kanadische Sängerin LIGHTS. Außerdem habt Ihr auch einige Streicher integriert - waren das alles Eure Ideen oder Wünsche?
Ja, wir haben uns diese Sänger ausgesucht und sie glücklicherweise auch bekommen und auch die Streicher waren unsere Idee. Wir haben vorher schon Geigen integriert aber noch nie ein Cello ausprobiert und mir hat das sogar noch besser gefallen.
Ich liebe jedes Mal Euer Album Artwork, die fast allesamt Martin Wittfoot entworfen hat. Kommen die Ideen für das Artwork eigentlich von Euch?
Ja - alle Ideen sind von uns. Wie sagen ihm immer, was er zeichnen soll und er legt dann los. Wie beispielsweise das brennende Haus auf dem Cover.
Dann ist er also ein richtiger Maler und nicht nur ein Webdesigner?
Ja, genau. Die Originalzeichnungen existieren alle noch irgendwo.
Ihr seid ja immer noch bei Victory Records...
Nein!
Oh - nicht? Aber „A Shipwreck In The Sand" läuft doch noch über Victory?!
Ja - das ist unser 4. und letztes Album über Victory. Damit haben wir unseren Vertrag bei Ihnen erfüllt.
Würdet Ihr in Zukunft lieber wieder zu einem Indie Label oder eher zu einem Major Label?
Es kommt auf die Art des Labels an...
Ja - das schon, aber denkst Du nicht, dass Major Label viel zu sehr die Kontrolle über die Bands übernehmen und sie mit eigenen Management-, Konzert- und auch Merchandise-Agenturen zu sehr an sich binden?
Das, wovon Du sprichst, ist ein sogenannter 360 Deal und glaub mir, diese Deals gibt es nicht nur bei Majorfirmen heutzutage. Daher denke ich nicht, dass Indie Label unbedingt die bessere Wahl sind für Bands und anders herum genauso. Es kommt einfach auf die Art des Labels, die zuständigen Leute beim Label, mit denen Du zusammenarbeitest und auf einige andere Dinge an
Ok - Du musst die Frage nicht beantworten - aber, falls Victory Euch die Möglichkeit gibt, ein weiteres Album über sie zu veröffentlichen, würdet Ihr das tun?
Vielleicht...
SILVERSTEIN gibt es seit fast 10 Jahren - Hand aufs Herz, gab es je einen Zeitpunkt, an dem Ihr darüber nachgedacht habt, die Band aufzulösen?
Nein - wir verstehen und super und sind alle zufrieden, wie es mit SILVERSTEIN läuft. Wir haben die gleiche Einstellung was die Ziele angeht, die wir erreichen wollen und sehen alles eher gelassen. Das hat uns schon oft geholfen.
Du hast mit „Verona Records" ein eigenes Plattenlabel gegründet. Was hat Dich dazu inspiriert?
Ich wollte einfach nur einigen lokalen Bands aus meiner Umgebung, die mir musikalisch ans Herz gewachsen sind, helfen.
Das ist super - kannst Du einige der Bands unseren Lesern empfehlen?
Ja, da sind zum Beispiel „I AM COMMITTING A SIN", die ich gerade unter Vertrag genommen habe - die sind super talentiert.
Welche Musikrichtung spielen sie?
Oh, das ist schwer zu sagen. Sie sind einfach anders. Man kann nicht sagen, sie sind Punk oder Metal, hört sie Euch einfach mal an!
Ist Verona Records so was wie ein zweites Standbein für Dich?
Ähm, nein nicht wirklich. Ich möchte damit keine zweite Karriere starten oder so. Es ist wirklich nur, um junge Bands zu unterstützen.
Was sind Eure nächsten Pläne mit SILVERSTEIN?
Erstmal touren wir ordentlich mit „A Shipwreck In The Sand" und das ist es eigentlich auch vorerst. Wir nehmen uns eine kleine Kreativpause und freuen uns auf die anstehenden Liveshows! Ob es eine weitere Single gibt, hängt auch von Victory ab...
Vielen Dank für Deine Zeit, Shane und viel Glück mit dem neuen Album. Es ist wirklich toll geworden!