Geschrieben von Vero Mittwoch, 07 Oktober 2015 13:09
Endseeker - Interview zum Mini-Album "Corrosive Revelation“ mit Jury und Kummer
Dass Hamburg eine der deutschen Hochburgen im Metal ist, steht außer Frage. Immer wieder starten Newcomer hier ihren Karriereweg zu den großen Bühnen dieser Welt.
So wundert es auch nicht, dass sich hier 2014 mit ENDSEEKER eine Band gründete, die gerade für einigen Wirbel sorgt und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Old-School Death Metal der schwedischen Schule in die Hansestadt zu bringen.
So wundert es auch nicht, dass sich hier 2014 mit ENDSEEKER eine Band gründete, die gerade für einigen Wirbel sorgt und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Old-School Death Metal der schwedischen Schule in die Hansestadt zu bringen.
Es ist Samstag der 19.09.2015, kurz vor Mitternacht. Vor mir sitzen – verschwitzt aber glücklich – Jury (Gitarrist) und Kummer (Drummer), die soeben ihren Gig in der Astra Stube beendet haben. Dadurch, dass IN SIGNUM als eigentlich zweite Band des Abends krankheitsbedingt absagen mussten, waren ENDSEEKER heute ihre eigene Vorband und standen zur Freude des Publikums gleich zwei Mal auf der Bühne.
Schön, dass ihr euch zu so später Stunde noch die Zeit für ein Interview nehmt. Fangen wir an den Wurzeln an. Wer hatte überhaupt die Idee zu ENDSEEKER?
Jury: Das darf ich wohl mir auf die Fahne schreiben. Ich hatte seit Jahren den Wunsch, der Musik meiner Jugend zu huldigen und bin mit dem schwedischen Death Metal der 90er aufgewachsen. Das Genre hat mich als Musiker wahrscheinlich am stärksten geprägt und war immer eine riesige Leidenschaft von mir. Und obwohl ich seit über 20 Jahren Musik mache und verschiedenste Bands hatte, hat es sich bisher nicht ergeben. Nun war es irgendwie an der Zeit, den Traum endlich in die Tat umzusetzen. Also habe ich angefangen, Songs zu schreiben. Irgendwann habe ich die ersten Demos dann Kummer gezeigt und der war anfangs gar nicht so begeistert.
Kummer: Stimmt. Obwohl das nicht an den Songs lag. Ich war damals in einer Phase, in der ich mir nicht sicher war, ob ich noch aktiv Musik machen möchte. Jury und ich haben schon in einigen Bands gespielt, häufig auch zusammen. Wir sind jetzt aber alle keine 20 mehr und da stellte sich halt auch irgendwann mal die Frage, ob man nicht einen anderen Weg gehen sollte. Dazu kam, dass ich am Schlagzeug ziemlich eingerostet war. Trotzdem haben mich die Songs überzeugt, sodass ich mich wieder in den Proberaum begeben habe.
Jury: Kummer und ich spielten vor ENDSEEKER zuletzt in einer eher rockigeren Band. Das war sicher etwas relaxter zu trommeln. Ich denke, er musste sich deshalb erst mal darüber klar werden, ob er überhaupt noch Bock auf so eine Sportmucke hat. Er hat sich dann schönerweise dafür entschieden und richtiggehend rangeklotzt, um wieder auf die nötige Geschwindigkeit zu kommen. Und nach ein paar Wochen war klar, dass er genau der Richtige für den Job ist. Grooven konnte er eh schon immer.
Also war ENDSEEKER am Anfang eine Zweimannshow. Wie kam es dann zu der Zusammenarbeit mit den anderen Jungs?
Jury: Nun ja, Hamburg ist ein Mikrokosmus, was Metal angeht. Daher kannten wir Ben, Lenny und Eggert. So kam dann einer nach dem anderen dazu, nachdem sie die Demos hörten und ihr Interesse bekundeten. Das verlief schönerweise alles recht unkompliziert. Ganz zu Anfang hatten wir zwar noch einen anderen Bandnamen und auch einen anderen Sänger, aber das hat irgendwie nicht richtig funktioniert, wohl hauptsächlich, da der Sänger nicht aus Hamburg kam. Ihm wünschen wir aber alles Gute.
Die jetzige Konstellation ist nun absolut großartig. Die Jungs haben alle Bühnenerfahrung, sind megamotiviert und erstklassige Musiker. Ich bin sehr froh, dass sie die Vision von ENDSEEKER mittragen.
(Hintergrundinfo: Sänger Lenny spielt noch bei DEVASTATOR, Bassist Eggert kennt man von BURIED IN BLACK und DARK AGE, Gitarrist Ben von BURIED IN BLACK und MAD DOGGIN. Jury und Kummer waren zusammen bei IN DIVISION, THE RETALIATION PROCESS, NAYLED und AGARES. Jury spielt früher zudem auch noch bei MEPHISTOPHELES.)
Obwohl es euch erst seit Kurzem gibt, habt ihr bereits einen Plattenvertrag mit FDA Rekotz abschließen können. Was habt ihr anders oder besser gemacht als andere hoffnungsvolle Bands, die noch darauf warten, gesignt zu werden?
Kummer: Ein befreundeter Musikjournalist hat unser Demo weitergeleitet und so den ersten Kontakt zu FDA hergestellt.
Jury: Genau. Rico von FDA hat uns dann umgehend mitgeteilt, dass uns bei ihm eine offene Tür gegenüberstehen würde. Das ging alles sehr schnell, wir haben nach seinem Angebot dann auch nicht mehr groß weitergesucht und auch ein paar andere Angebote verworfen.
FDA war von Anfang an eines unserer Wunschlabels. FDA hat ein gutes Standing in der Szene und klasse Bands unter Vertrag. Die bisherige Zusammenarbeit verläuft wirklich sehr gut und wir sind sehr glücklich.
Du sagst gerade selbst, dass bei euch alles sehr schnell geht. Und das Gefühl habe ich auch. Ihr habt ordentlich Staub aufgewühlt in den letzten Wochen und Monaten und eure Videos und Shows stoßen auf sehr viel Zuspruch. Überrascht euch das oder habt ihr damit gerechnet?
Jury: „Überraschen“ ist vielleicht das falsche Wort. Ich habe persönlich schon recht früh das Gefühl gehabt, dass wir starkes Material haben, welches seine Fans finden wird. Es ist ja durchaus eine gewisse Nischenmucke. Wir machen nun mal keine Kompromisse und sind ja auch klar verwurzelt. Dass das nun sogar noch vor einem Deal sofort so viele Leute geil gefunden haben, kommt schon etwas unerwartet. Das freut uns natürlich sehr.
Kummer: Ich hatte schon ein bisschen Sorge, zu spät dran zu sein. Die große Schwedenwelle schwappte ja vor ca. zwei Jahren noch mal zu uns rüber. Diverse Bands von früher brachten neue Alben raus und feierten damit große Erfolge. Aber es scheint so, als hätten wir diesen Zug noch nicht verpasst.
Jury: Ich glaube, man kann in dem Genre aber eigentlich kaum mehr einen Zug verpassen. Old-School Death Metal ist meiner Meinung nach unkaputtbar. Das ist das Schöne daran. Klar will man möglichst viele Fans des Genres erreichen und in dem Sinne auch Erfolg haben. Aber das bewegt sich doch in relativ eng abgesteckten Grenzen. Die Grenzen haben wir uns mit großer Freude und Leidenschaft selber gesetzt. Es ist auch für Metal-Verhältnisse relativ raues und asoziales Zeug ohne hübsche Momente.
Euer Mini-Album „Corrosive Revelation“ kommt bereits am 13.11.2015 als Vinyl, CD und Download auf den Markt und kann schon jetzt über die Internetseite des Labels vorbestellt werden. Ihr habt die Scheibe in den „Chemical Burn Studios“ aufgenommen und mit Alex Dietz (HEAVEN SHALL BURN) und Eike O. Freese zusammengearbeitet. Große Namen für ein Erstlingswerk. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und wie habt ihr den Prozess empfunden?
Jury: Das hat sich Schritt für Schritt spontan ergeben. Wir kennen die beiden. Eike ist zum Beispiel ein enger Freund. Eines Abends haben wir bei ihm gefeiert und Alex war ebenfalls dabei. Die beiden arbeiten als Produzententeam „Project Mayhem“ oft zusammen. Alex ist deshalb mittlerweile fast ein halber Hamburger. Irgendwann, nach genug Bieren, hab ich Eike einen ersten Demotrack gezeigt und er hat laut losgelacht und den Kopfhörer an Alex weitergereicht. Die fanden es beide ziemlich cool, halt weil es so rotzig klang.
Alex hat an dem Abend dann netterweise angeboten, bei ihm im „Chemical Burn Studio“ in Bad Kösen die Drums aufzunehmen. Anfangs war lediglich lose geplant, dort professionell die Drums aufzunehmen und den Rest dann selbst zu machen. Alex hat dann aber immer mehr seine Unterstützung angeboten, sodass bei ihm auch die Vocal-Aufnahmen stattfanden. Die Klampfen und den Bass haben wir vorher mit meinem Homerecording-Zeug aufgenommen. Alex und Eike haben zum Schluss gemeinsam den Mix und das Mastering bei Eike in den Chameleon Recording Studios in Hamburg gemacht. Was sie geleistet haben, ist fantastisch. Beide haben uns total selbstlos unterstützt, wofür wir mega dankbar sind.
Kummer: Mit Alex und Eike haben wir definitiv die idealen Produzenten für uns gefunden. Darüber hinaus verliefen die Aufnahmen bei Alex unglaublich tiefenentspannt, sodass es sich vor Ort eher wie eine Klassenfahrt angefühlt hat. Dennoch herrschte bei aller Ausgelassenheit stets absolute Professionalität. Ich habe auf jeden Fall selten so entspannt und gleichzeitig effektiv meine Drum-Tracks aufnehmen können. Mit dem Endresultat könnten wir insgesamt kaum zufriedener sein. Alex und Eike haben dem ENSEEKER-Sound in ein ebenso fettes wie authentisches akustisches Gewand gekleidet.
Eine letzte Frage, dann könnt ihr euch wieder den Kaltgetränken widmen: Wie geht es weiter, wenn euer Mini-Album auf dem Markt ist? Was sind die nächsten Projekte?
Jury: Danach gehen die Arbeiten an unserem ersten Full-Length-Album weiter. Bis das erscheint, wird es aber noch dauern. Bisher haben wir zwei neue Songs und ein paar Ideen, aber wir sind natürlich verstärkt dran. Außerdem sind wir dabei, unsere Merchandise-Palette ein bisschen zu erweitern.
Kummer: Wir werden außerdem erst mal einige Konzerte spielen und uns einen Namen machen. In 2016 stehen schon einige Termine an. Eventuell ist dann auch noch das ein oder andere Festival dabei. Vielleicht können wir auch mal eine der großen Old-School Death Metal Bands aus Stockholm supporten.
Jury: Jau, das wäre fein.
ENDSEEKER nach ihrem Auftritt am 19.09.2015 in der Astra Stube, Hamburg
"Corrosive Revelation“ Track Listing:
01. Corrosive Revelation
02. Attention War
03. Consumed By Desire
04. Deployment Of The Aroused
05. Supposed To Rot (Entombed Cover)
booking@endseeker.de
www.endseeker.de
Line-up:
Lenny (vox)
Jury (guitar)
Ben (guitar)
Eggert (bass)
Kummer (drums)
Vero
Gastautorin mit Wacken-Expertise