Geschrieben von Mittwoch, 27 Mai 2009 20:31

Wallachia – Interview mit Mastermind Lars Stavdal




Schon die Ankündigung des Albums „Ceremony Of Ascension" - sinngemäß "nach langer Zeit sehnsüchtig erwartet" - machte neugierig. In einem ansprechenden Cover verpackt lässt sich der melodische Black Metal gut hören, so dass wir die Geschichte hinter dieser Band und dieser Scheibe näher beleuchten wollten. Sänger, Gitarrist und Bassist Lars Stavdal gab gerne Auskunft über persönliche Entwicklungen, Rumänien und Bäume. Zudem kamen auch chinesisches Essen und Waldhütten zur Sprache, aber nun lest am besten selbst, was Flötenunterricht anrichten kann.

Guten Tag! Wie geht's dir und wie ist die Stimmung?

Guten Tag! Mir geht es gut und die Stimmung ist mit einem leichten Touch von Melancholie so, wie sie eben an einem kühlen, grauen Frühlingstag ist.

Als erstes möchte ich die Hauptgründe dafür wissen - wahrscheinlich wie alle anderen auch - warum du zehn Jahre gebraucht hast, um dieses neue Album zu präsentieren?

WALLACHIA war schon immer ein Projekt und in keinster Weise eine richtige Band, weshalb nach dem ersten Album quasi von Null angefangen werden musste, was dann soviel Zeit brauchte, wie es eben brauchte. Für mich persönlich war das Warten besser, in dieser Zeit war ich kompromisslos mir selbst, der Musik oder anderen involvierten Personen gegenüber.
Die wirkliche Arbeit am zweiten Album begann 2005, und dann dauerte es plötzlich mehr Jahre als geplant. In diesen zwei Jahren fand Stefan (Traunmüller, der Mann im Studio und Sänger bei GOLDEN DAWN) einen Drummer für mich, und ich stolperte über Laura, die das Artwork und das Design meiner CD übernahm. Es war ein langer Prozess, bis ich mit WALLACHIA zurückkommen konnte, aber dieses Mal fühlt sich alles gut an, und ich bin wirklich glücklich über das Release und die Beiträge der anderen, die mir geholfen haben, das Album zu verwirklichen.

WALLACHIA ist eine Region in Süd-Rumänien. Hat das etwas mit dem Namen der Band zu tun?

Wallachia ist eine Region, die zusammen mit Transsylvanien und Moldawien das ist, was wir heute als die Nation „Rumänien" kennen. Der Name hängt zusammen mit den Geschichten über Vlad Tepes, der als Prinz im 15. Jahrhundert bekannt war als „Der Pfähler von Wallachia". Er ist die Quelle für den Mythos des Dracula und die Entstehung von Vampirmythen, obwohl ich die wirkliche Geschichte eines angstlosen Kriegers interessanter finde. Es war ein perfekter Name, um epische, wilde Black Metal Musik darzustellen.

Anhand des Booklets habe ich festgestellt, dass die einzelnen Songs zu ganz verschiedenen Zeiten entstanden sind. Hast du da persönliche Themen in den Lyrics verarbeitet oder wurden die Mythen von Dracula verwendet, wie es beim letzten Album der Fall war?

Die meisten Songs des neuen Albums sind zwischen 1998 und 2001 entstanden, wobei in den letzten Jahren noch ein paar Anpassungen in den Texten passiert sind. Die ganze Scheibe ist mehr eine persönliche Reise und voller Reflexionen über Dinge, die in meinem eigenen Leben und der Wirklichkeit vorkommen. Das erste Album konzentrierte sich eher auf Mythen, Ängste und Aberglauben, die in Zusammenhang stehen mit transsilvanischer Folklore und älterer rumänischer Geschichte. Ich habe danach aber viel mehr Inspiration in mir selbst gefunden, meinen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Reflexionen über Sachen, die mich auf gute und schlechte Art und Weise beeinflussen. Es war vielmehr ein Reinigungsprozess, der sich in den Texten manifestiert hat und die Songs geformt hat, und ich spüre, dass ich eine Menge eingesperrte Energie nun in diesem Album herausgelassen habe.

Auf der Vorderseite des Album-Covers kann man Bäume sehen, die von unten nach oben wachsen, aber der größere Teil wächst in die andere Richtung, nach unten. Kannst du mir dieses schöne und mystische Bild erläutern?

Dieses Kunstwerk steht symbolisch für den Titel des Albums („Ceremony Of Ascension") und für die Emotionen, die es hervorruft. Die ganze Idee des Artworks kommt von Laura. Sie kann fantastisch gut mit subtilem Symbolismus umgehen und einen Schleier von Mystik in ihre Zeichnungen hinzufügen.Es geht immer um das Emporsteigen von Dingen, die dich fesseln und in deiner Seinsweise einschränken, seien es Menschen um dich herum, in deinem Leben oder eine Art höherer Macht, die missbraucht wird und gewaltsam gegen dich verwendet wird.
Für mich repräsentiert das Kunstwerk auf dem Cover mit seinem kälteren, unteren Teil die Vergangenheit mit negativen Energien, schlechten Erinnerungen und etwas, das mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin und was mir mehr Bewusstsein meiner selbst verliehen hat. Die Melancholie und Nachdenklichkeit war schon immer da, und dieses Gefühl ist für mich auf dem Cover festgehalten. Das Ende einer Ära. Denn es gibt neue Hoffnung in einer wärmeren Welt darüber, die für mich die Wiedergeburt des Projektes WALLACHIA mit einem stärkeren Geist darstellt.

Du arbeitest mit einigen Sounds von Synthesizern und Programmierungen für einen orchestralen Klang. Hast du einen musikalischen Background in der Klassik, oder liegen deine Wurzeln allein im Metal-Genre?

Ich bin musikalisch komplett Autodidakt, und ich habe nach dem schrecklichen Flötenunterricht in der Grundschule vergessen, wie man Noten liest. Mein Stil zu spielen und zu komponieren ist sehr eklektisch, und ich arrangiere alles mehr oder weniger mit meiner Gitarre. Auch die Basslinien und orchestralen Parts habe ich mir mit Hilfe der Gitarre ausgedacht und arrangiert.
Stefan hat dann die Orchestrierung auf dem Album übernommen und ein paar eigene Ideen mit eingebracht. Ich habe schon immer klassische und orchestrale Musik geschätzt, vor allem die traurigen Klaviersonaten von Beethoven. Bei WALLACHIA sind die symphonischen Parts zur Bereicherung der Gitarren in die Musik mit eingebunden, und es ist nicht nur etwas, was auf dem Klangbild obenauf liegt.

In deiner Musik ist sehr raues Material kombiniert mit künstlich erzeugten Harmonien. Wir haben es als „Symphonic Black Metal" bezeichnet. Was verstehst du unter Black Metal?

Black Metal ist durchaus in einem orthodoxen Musikstil begründet, dessen Konzept und Ideologie dahinter die Musik mehr definieren, als die Musik selbst.
WALLACHIA ist auf rein musikalischem Level irgendwo zwischen Black und Death Metal angesiedelt, was mit Melancholie und symphonischem Touch angereichert ist. Es ist mehr ein emotionaler Ausdruck, eine persönliche Philosophie, als eine Art Ideologie oder eine konforme Denkweise. Für mich ist das die Essenz, was Black Metal sein sollte, der individualistische Anstrich, die Freiheit des Ichs.

Würdest du lieber in einer größeren Stadt leben als in einer kleinen Hütte im Wald?

Ich würde die kleine Waldhütte bevorzugen. Da wird man in Frieden gelassen und kann dennoch nahe genug an notwendigen städtischen Elementen teilhaben, um dann wieder zur Entspannung in sein eigenes Zuhause zu flüchten. Ich lebe in einer kleinen Stadt mitten in Norwegen, brauche zehn Minuten zu Fuß in die Innenstadt und genauso lange, um in den Wäldern zu sein. So mag ich es.

Was ist denn dein Lieblingsessen?

Ich würde sagen, es ist von chinesischem Sichuan inspiriert. Ich mochte schon immer diese Weise der Essenszubereitung, so natürlich, herzhaft und scharf genug. Ich mag diese Soja/Ingwer-Soßen, frisches Gemüse und dazu guten Jasminreis. Verdammt, jetzt hab ich Hunger!

Ist WALLACHIA im Moment mehr ein Solo-Projekt oder eine Band?

WALLACHIA ist zur Zeit nur ein Solo-Projekt, obwohl Stefan (Traunmüller, Keys) und Thomas (Kocher, Drums) einsteigen werden und mir auch dabei helfen, das nächste Album aufzunehmen.

Hast du Pläne für Live-Shows in diesem Jahr, oder ist schon wieder ein neues Album in Planung?

Ich bin mir nicht sicher mit den Live-Plänen, aber es hängt auch von den Angeboten ab, die wir bekommen. Wir hatten die Idee, eine Norwegen/Österreich-Kooperation zu machen mit WALLACHIA und GOLDEN DAWN. Wir werden sehen. Der einzige konkrete Plan ist der des dritten Albums, welches 2011 veröffentlicht werden soll.

Herzlichen Dank für das Interview! Die letzten Worte sind deine.

Vielen Dank dir auch! Dank den Lesern und denjenigen, die „Ceremony Of Ascension" bis jetzt mögen!

http://www.myspace.com/wallachiaband
Manuel

"Größtenteils harmlos."