Hallo Tuomas, danke für deine Zeit! Wie geht’s dir so?
Kein Problem! Mir geht’s gut, ich wache langsam auf. Ich schlafe ziemlich schlecht in den Tourbussen, daher bin ich die meiste Zeit ziemlich müde.
Ihr spielt heute die vorletzte Show in Deutschland mit INSOMNIUM und BARREN EARTH. Wie lief die Tour? Werdet ihr etwas vermissen?
Die Tour war ziemlich gut, sogar ausnahmslos gut. Ich verfolge INSOMNIUMs Karriere seit ihren ersten Demos. Vor 12 Jahren haben wir zusammen unsere ersten eigenen kleinen Shows in Finnland gebucht und es ist unglaublich, wie schnell sie so groß geworden sind. Und dass wir unsere Shows mit ihnen spielen können, ist auch sehr gut für uns – mit diesem tollen Publikum. Es ist irgendwie traurig, dass wir wieder gehen müssen.
INSOMNIUM hat ja ein Konzeptalbum herausgebracht. Haben sie euch inspiriert, auch etwas in die Richtung zu machen oder bleibt ihr lieber beim klassischen Mehrtrack-Album?
Ich habe schon mal darüber nachgedacht, aber jetzt kann ich es leider nicht mehr machen, weil INSOMNIUM es eben jetzt schon getan haben. So etwas ist mir schon einmal passiert. Ich wollte mal ein Triple-Album machen, aber dann hat das leider schon SWALLOW THE SUN gemacht. Es hat nicht wirklich etwas mit Inspiration zu tun ... es macht es für uns eher unmöglich, weil es für uns jetzt keinen Grund mehr gibt, so ein Album zu produzieren.
Ich finde es aber trotzdem ziemlich toll, dass Bands immer noch „andere“ Alben produzieren – okay, in INSOMNIUMs Fall macht es mehr Sinn, als mit SWALLOW THE SUNs Triple-Album, weil solche Alben sich schlechter verkaufen. Das ist finanzieller Selbstmord, aber sie haben es gemacht, weil sie es machen wollten. Man braucht einen gewissen Mut heutzutage. SWALLOW THE SUN haben das Triple-Album produziert, INSOMNIUM haben den Full-Song produziert, daher weiß ich nicht, was ich jetzt noch machen kann. Ich habe ja mal ein Doppelalbum gemacht, aber das zählt für mich nicht, weil SWALLOW THE SUN das Triple-Album gemacht haben.
Apropos Alben: Ihr bringt im März euer drittes Album „Tyhjyys“ heraus. Was könnt ihr schon darüber verraten?
Also darüber könnte ich eine ganze Stunde reden, ich werde euch einfach mal ein Bild von dem neuen Album machen: Es wird das abwechslungsreichste Album sein, hauptsächlich dank unseres Schlagzeugers Joonas. Er ist doppelt so schnell, als ich es jemals sein könnte. Er gibt mir dadurch die Möglichkeit, schnellere Lieder zu schreiben, im Kontrast zu den eher langsameren Liedern, was man auf der nächsten Single hören kann. Das Lied wird eines der langsamsten Stücke des Albums sein. Das macht den Leuten ein besseres Bild von „Tyhjyys“ – wenn sie „Boneyard“ und „The Flood“ miteinander vergleichen, dann lernt man beide Seiten der musikalischen Reichweite kennen.
Der Titel bedeutet übersetzt „Leere“ ...
Es gibt viele finnische Wörter, die man nicht eins zu eins übersetzen kann. Es gibt zwar eine Übersetzung, die so etwas wie „Leere“ bedeutet, aber das trägt nicht dieselben Emotionen, wie das finnische Wort. Das finnische Wort ist mehr als nur das Wort an sich. Ich hatte die Idee, das Album nach genau dem Wort zu benennen und habe im Wörterbuch nach einer Übersetzung gesucht und dachte mir: „Verdammt, all die Wörter meinen genau das, aber irgendwie auch überhaupt nicht“. Die Übersetzungen konnte ich nicht verwenden, deshalb benutzte ich das finnische Wort. Es gibt ein paar finnische Black-Metal-Bands, die denselben Titel benutzt haben, aber das hält mich nicht davon ab, das Album auch so zu nennen. Es musste für mich aber auf jeden Fall das finnische Wort sein, sonst hätte es nicht dasselbe bedeutet.
Werdet ihr nach dem Release wieder auf Tour gehen?
Ja, wir planen eine zweite Tour in Europa für den Sommer zwischen September und Oktober. Und davor werden wir nach Schweden und Norwegen gehen.
Wird das eine eigene Tour sein?
Das weiß ich leider noch nicht, wir sind noch am Planen. Ich denke, es ist besser für uns, wenn wir eine Supportband für eine größere Band sind, da wir eine noch sehr junge Band sind. Uns gibt es ja erst seit knapp vier Jahren. Es ist unser drittes Album, aber eigentlich unser zweites Album bei einem richtigen Label. Das erste Album habe ich ja komplett alleine gemacht, es ist in Europa nicht wirklich angekommen, da es keine Verteilungen vom Label und keine Werbung gab. Eigentlich ist unser drittes Album das zweite Album. Deshalb glaube ich, dass es besser ist, mit einer größeren Band zu touren, mit größerem Publikum.
Was plant ihr sonst noch für 2017? Wird man euch auf Festivals sehen?
Ja. Die deutschen Festivals kann ich euch leider nicht verraten, weil es noch nicht veröffentlicht worden ist, aber wir werden definitiv auf deutschen Festivals zu sehen sein.
WOLFHEART gibt’s schon seit 2013, du bist schon länger im Musikbusiness unterwegs: Wie hat sich das Musikbusiness deiner Meinung nach im Laufe der Zeit verändert?
Eigentlich hat es sich nicht so stark verändert. Die Alben lassen sich schlechter verkaufen, das Prinzip ist immer noch dasselbe. Mit Spotify und iTunes ändern sich auch die physischen Verkaufszahlen, aber in der Band zu sein, Songs zu schreiben und zu touren – das ist immer noch gleich. Wir haben auch mal so eine Tour mit KATATONIA gemacht vor zehn Jahren oder so, und das war genau gleich. Du spielst die Show, du verkaufst deine Shirts. Das Prinzip bleibt gleich.
Das Business ändert sich ein wenig, aber die Welt ändert sich auch die ganze Zeit. Es wäre kindisch zu denken, dass das Musikbusiness sich überhaupt nicht verändern würde. In fünf Jahren wird es anders sein, in zehn Jahren wird es sich wieder verändert haben, aber in Bezug zu den Bands wird es vermutlich immer gleich bleiben. Vielleicht wird man etwas weniger Geld bekommen, aber nur für die wenigsten Bands ist Geld der Hauptfaktor. Musikbusiness hat mit den Bands an sich sowieso nicht viel zu tun.
Nun zu eurem Equipment: Ist deine Wahl für Gitarren immer noch im Custom-Bereich?
Ich benutze nur Custom-Gitarren.
Und was hältst du von den neuen Entwicklungen der Amp-Simulation wie dem AXE-FX oder den Kemper-Amps?
Es ist in vielerlei Hinsicht hilfreich. Ich verstehe die Funktionen, aber ich bin einfach zu oldschool dafür. Ich möchte lieber einen richtigen Amp haben. Er ist schwerer und es ist komplizierter, besonders, wenn wir auf Festivals spielen. Wir sagen dem Techniker jedes Mal, dass wir einen speziellen Amp haben, den ich gerne benutzen würde, aber der ist nicht immer erhältlich. Ich habe meinen eigenen Custom-Amp, der ist groß, schwer und laut. Das heißt, ich kann ihn leider nicht immer mitbringen.
Auf dieser Tour hier benutzen alle Kemper, aber ich will meinen Amp haben. Aktuell benutze ich Blackstar, ich bin nicht der größte Freund davon, aber ich kann immer noch am Equalizer ein bisschen rumschrauben, sodass er klingt, wie ich mir das vorstelle, und das bringt uns wieder zurück zu meiner Custom-Gitarre: Meine Gitarre ist so gebaut, dass sie einen charakteristischen Sound hat und sie ist für meine Spielweise gebaut. Auch das Mikrofon ist an mich angepasst. Auch die Basstöne und alles klingt so, wie ich es haben will. Deshalb will ich glauben, dass es egal ist, welchen Amp ich nehme, solange es ein professioneller High-Gain-Amp ist und dass ich meinen Sound durch meine Gitarre herstellen kann. Ich investiere lieber in die Gitarre als Hauptinstrument, der Verstärker ist bloß zur Wiedergabe des Sounds.
Benutzt du nur eine Gitarre auf dieser Tour oder hast du mehrere?
Ich habe immer eine Ersatzgitarre dabei, aber ich hoffe immer, dass ich sie nicht benutzen muss. (lacht) Das ist wirklich so, wenn du die perfekte Gitarre für dich gefunden hast. Sie haben ein paar Prototypen gemacht, bevor ich die finale bekommen habe. Ich habe schon viele sehr teure Gitarren ausprobiert, ESP, Gibson, aber die sind kein Vergleich zu meiner. Ich benutze nur die eine Gitarre und nur, wenn ich muss nehme ich die andere – aber auch nur für so lange wie nötig.
Hast du schon mal Sachen wie 8-Strings oder andere spezielle Gitarren gespielt?
Ich habe 8-String-Gitarren ausprobiert vom selben Unternehmen, von dem ich meine jetzige Gitarre habe. Sie haben mir angeboten, mir eine 8-String zu bauen mit einer super langen Bariton-Skala. Also es beginnt mit oktaviertem tiefem E. Ich habe keinen Bass, der das unterstützen könnte. Es wäre cool, aber es macht keinen Sinn, weil der Bass für mich eine große Rolle spielt. Gitarre und Bass bedingen sich gegenseitig. Wenn die Gitarre zu tief spielt, kann der Bass nicht mehr folgen. Tiefe Frequenzen gehen verloren, anstatt dass neue hinzugefügt werden. Es geht nicht nur um die Gitarre, sondern auch um den Bass. Ich hätte keine Verwendung für eine 8-String. Meine Gitarre hat sieben Saiten und ich würde nicht tiefer gehen. Und ich brauche auch nicht viel mehr höhere Saiten.
Zum Abschluss: Was war das Beste an dieser Tour?
Es war die gesamte Tour. Das Gesamte an sich. Ich war schon auf vielen Touren, aber sie funktionieren nicht alle so super, wie die hier. Es ist auch ein Vorteil, dass das alles nur finnische Bands sind. Die meisten von uns haben schon einmal zusammen gespielt und kennen sich daher, was die ganze Sache viel einfacher macht. Es gibt keine Spannung zwischen den Leuten. Die Shows waren super für INSOMNIUM und für die Supportbands. Es ist einfach die ganze Tour an sich. Ich trinke überhaupt keinen Alkohol seit den 80ern. Ich war noch nie in meinem Leben betrunken, daher habe ich keine solchen Highlights erlebt. Normalerweise, wenn die Leute feiern ... es gab schon viele nackte Männer in diesem Bus (lacht), aber da habe ich meistens schon geschlafen. Meine Highlights gehen da eher in andere Richtungen.